Für andere Zupfinstrumente in anderen Stimmungen widerspreche ich allerdings. Wenn man Noten lesen kann und weiß, wie das betreffende Instrument gestimmt ist, dann braucht man keine Tabulatur.
Natürlich sollte der professionelle Konzertmandolinist sein Instrument nach Noten beherrschen, ebenso wie der professionelle Übersetzer die Strukturen der Sprache, aus der er übersetzt verstehen sollte.Das erinnert dann doch sehr an einen defizitären Fremdsprachenerwerb ohne wirkliches Verständnis der sprachlichen Strukturen und ihrer orthographischen Realisation.
Aber was spricht dagegen, dass ein Gitarrist in einer Irish-Folk-Band, der ein paar Jigs und Reels auf der in Quinten gestimmten irischen Bouzouki zum Besten geben möchte, ohne tief in diese Stimmung einzusteigen, die Jigs und Reels nach Tabs lernt?
Genau wie ein Urlauber einen praktischen Sprachkurs bei der VHS belegen wird, wo es mehr um praktische Konversation, als um sprachliche Strukturen geht.
Oder der Bursch-geschulte Steelstring-Fingerpicker, der eines schönen Sonntagmorgens im Wunschkonzert Pachelbels Kanon hört und denkt "würd ich auch mal gerne spielen", was spricht dagegen den Kanon nach Tabs zu lernen?
Letztlich ist das alles eine Frage der Zeit, die man dafür investieren kann.