Hallo allerseits,
meine Lieblingsgitarrengeschichte hat mit einem Gitarrenlehrer und einem Kotzeimer zu tun.
Vor Jahren hatte ich eine ganz schwierige dritte Klasse übernommen - viele Kinder aus üblen Verhältnissen und mit vielfältigen Verhaltens- und Lernstörungen und viele Migrantenkinder mit riesigen Sprachdefiziten. Jeder Tag war ein Kampf.
Aber sie haben es geliebt, zur Gitarre zu singen. Da konnte man die immer packen.
Die Kinder haben mein stümperhaftes Gitarrenspiel sehr bewundert und drei Mädchen haben tatsächlich gleich begonnen, Gitarrenunterricht zu nehmen – wahrscheinlich weil ich immer gesagt habe, es gibt fast nichts Schöneres, als Gitarre zu spielen.
Weihnachten nahte und am letzten Schultag vor den Ferien war eine Klassenweihnachtsfeier geplant.
Die drei Mädchen, die mit dem Gitarrenunterricht begonnen hatten, baten mich, ihnen beim Programm der Weihnachtsfeier 20 Minuten Zeit einzuräumen, weil sie eine ganz besondere Überraschung für mich geplant hätten.
Da war ich natürlich sehr gespannt.
Als der große Tag gekommen war, brachte eine Mutter eins der Mädchen in die Schule und sagte, eigentlich gehöre die Tochter ins Bett, weil sie sich heute Nacht übergeben habe. Aber das Mädchen habe sich standhaft geweigert, zu Hause zu bleiben, weil heute ja die große Überraschung für die Lehrerin sei.
Nun gut – wir begannen mit unserer Weihnachtsfeier mit Geschichten und Liedern und einem Kotzeimer im Zimmer, weil das kranke Kind sich natürlich gleich nochmal übergeben musste.
Um zehn Uhr klopfte es dann an der Tür und ein Mann mit einem Gitarrenkoffer trat ein.
Hier sei eine Lehrerin, die das Gitarrenspiel so lieben würde, erklärte er, und seine drei Gitarrenschülerinnen hätten ihn seit Herbst bearbeitet, dass er doch dieser Lehrerin zu Weihnachten eine Freude machen solle und er wolle mir nun deshalb heute hier etwas vorspielen.
Er packte also seine Gitarre aus dem Koffer (eine Takamine) und spielte drei wunderschöne Stücke, eins davon hieß „Mediterranean Sundance“, die anderen weiß ich leider nicht mehr.
Eine sehr gerührte Lehrerin lauschte andächtig – und alle Schüler natürlich auch.
(Na ja, bis auf eine – die beugte sich dezent über ihren Kotzimer…)...
Da hatte sich dieser vielbeschäftigte Mann, Gitarrenlehrer und sehr guter Gitarrist, der hier in unserer Gegend Konzerte spielt, die Zeit genommen, seinen Schülerinnen (und mir!) eine Freude zu machen, indem er ein kleines Privatkonzert spielte.
Ps:
Das isser! - besonders schön bei 1.22 das "Badner Lied"...
Gruß Iris