Sommergrippe. Stimme weg, jetzt etwas Temperatur.
Die Lieferung war gekommen und ich habe noch schnell das System auf die Larrivée L 03 R gebaut, denn anschließend mußte ich sogleich zu einem Auftritt eilen. Ich habe die Gitarre mitgenommen, nachdem ich festgestellt hatte, daß man durch Drücken auf einen Knopf und leichtes Durchstreichen der Leersaiten stimmen kann. Zum Lesen der Bedienungsanleitung blieb keine Zeit, ebensowenig die Ablichtung des Einbauvorgangs. Aber sie kam zum Einsatz, mit dem System:
Rechts, zärtlich gehalten von Forum Member Resophonic_Picker. Sie lief aber aufgrund geballter allseitiger Bedienungs-Inkompetenz nur in Standardstimmung, demzufolge hatten wir den üblichen Instrumentenpark mit.
So aber sieht das ganze von Nahem aus:

Ansicht von vorne, kaum etwas zu merken

Kopfplatte von vorne, ebenfalls eher unauffällig

Kopfplatte aus der Nähe: Die Wellen sehen etwas anders aus

Perspektive des Spielers. Die Kapseln der Stellmechaniken sind tiefer, als die einer herkömmlichen Mechanik

Die Bedieneinheit in Draufsicht, zur szenischen Dramatisierung mit ein wenig Licht an, man sieht
unbenutze Schaublöcher und Teile von Ping-Tuner-Footprints im Lack.
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Und hier ein Beispielsvideo, heute von mir aufgenommen: In 3:30 durch vier Stimmungen nebst jeweiligem Anspielen
Der Einbau ging so: Saiten ab, Mechaniken ab, Grundplatte auflegen, eine Mechanik hineintun und von vorn festschrauben, noch eine, damit die Grundplatte sich nicht mehr wegdrehen kann. Die restlichen vier gingen dann wie das Brezelbacken, weil kein Festhalten der Grundplatte mehr erforderlich war. Die einzelnen Mechaniken verriegeln sich formschlüssig durch eine Nase, die in eine entsprechende Vertiefung der Grundplatte eingreift. Da muß man ein wenig acht geben, es ist aber keine rocket science. Gewicht: Nicht spürbar anders, als vorher.
Während des Einbaus lud der Akku. Akku einstecken, auf Akustik-Gitarre schalten, erstes Stimmen.
Ich hatte das System zunächst nicht kalibriert, es ging aber schon. Inzwischen habe ich eine Kalibrierung vorgenommen, bei der automatisch einige Parameter des Geräts sich auf die Gitarre anpassen. Interessant ist, daß man diverse Parameter frei verstellen kann, so man denn will. Also habe ich die Genauigkeit etwas heraufgesetzt, was auf Kosten der Geschwindigkeit geht. Man kann aber immer noch gut damit arbeiten.
Es gibt bekanntlich verschiedene Presets, die eigentlich alles abdecken, was wir in unserer Formation spielen, wie oben schon gesagt Standard, DADGAd, Drop-D und open-G. Hinzu wird aber auch die Stimmung einen Halbton unter Standard kommen, denn so geht im Original "The Boxer". Es ist eine Seuche und eine Pest, eine Gitarre einen halben Ton nach unten zu stimmen. Man muß unter den Zielton abtauchen und von unten anstimmen, wenn es halten soll. Und das dauert, weil die Klampfen sich bei dieser Umstimmung nach meiner Erfahrung besonders dumm anstellen. Mit dem Gerät hingegen ist es kein sonderliches Problem.
Dann gibt es Bänke, in die eigene Stimmungen eingegeben werden können. Mir schwebt EADead vor, sollte das nicht auch unter den Presets sein. Außerdem werde ich eine leere Bank so belegen, wie die Stimmungen bei uns benötigt werden, damit es übersichtlicher wird und die Anzahl der Menü-Knopfdrücke sich in Grenzen hält. Ein Vorschlag an den Hersteller: Macht es möglich, daß man Presets einfach hin und her kopieren kann. Das kommt sicher dem Bedarf vieler Spieler entgegen, jeder Vielstimmungss-Spieler hat ein eigenes Portfolio an Stimmungen und eigene Prioritäten, es wäre angenehm, wenn das System das aufgreifen würde.
Das Stimmen wird so in der Anleitung beschrieben: Leersaiten durchstreichen, stimmen lassen. Die Saiten, die am Ende noch nicht korrekt sind, bleiben im Display rot, die noch einmal anschlagen und das soll es gewesen sein. In der Praxis geht es, aller Skepsis zum Trotz, ebenso.
Das Aufziehen der E-Saite war anfangs etwas nervtötend, denn das geht anders, als gewohnt: Eine halbe Wicklung in gewohnter Richtung, dann einmal durch eine Kerbe eine Etage nach oben, eine Wicklung in die Gegenrichtung, Rändelmutter drauf, mit einem Cent-Stück festziehen, fertig. Diese störrische E-Saite wollte sich nicht so recht fügen und ich benötigte einige Anläufe, bis sie saß.
Fazit: Finktioniert. Der Lithium-Polymer-Akku ist nachgerade lächerlich klein und soll laut Ami-Foren recht viele Wochen halten. Will man sicher gehen, nimmt man einen zweiten mit oder lädt vorher auf. Stimmen geht im übrigen auch von Hand, das Gerät sollte dabei allerdings aus sein.