Saitenlage Klassikgitarre

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mec
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Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von mec »

Hallo zusammen,
eigentlich spiele ich nur Stahlsaitengitarre, am liebsten mit 45 mm am Sattel und relativ niedriger Saitenlage. Ich habe aber auch eine sehr schöne Konzertgitarre, deren Ton mir sehr gut gefällt. Aber ich verzweifle stets an der Saitenlage, die finde ich unerträglich hoch. Wenn echte Klassik-Gitarristen oder Gitarrenbauer diese Gitarre in die Hand nehmen, beurteilen sie allesamt die Saitenlage als absolut normal und anscheinend muss sie so sein. Was meint ihr zu dem Thema?
Grüße aus Metzingen
Martin
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Viele Grüße
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Gitarrenmacher
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von Gitarrenmacher »

Abstand Oberkante Bund tiefe E
1.Bund 0,7mm / 12. Bund 3,5-4,5mm
Abstand Oberkante Bund hohe E
1.Bund 0,5mm / 12. Bund 3-4mm

Damit sollt jeder klarkommen
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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Es335
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von Es335 »

+1

In Kurzform ca. 3/4 mm e/E im 12. Bund! Der Grund dafür ist das weitere Ausschwingen der deutlich dickeren Nylon-Saiten aufgrund der geringeren Saitenspannung.

Sofern das Setup der Gitarre das grundsätzlich zuläßt, ließe sich das durch härtere Nylonsaiten oder noch besser mit Carbonsaiten wie den Savarez Alliance ARJ mit strammen Bässen z.B. noch etwas weiter reduzieren. Deren Diskant ist deutlich dünner, härter und heller im Klang, als die klassischen Nylonsaiten, also für jemanden, dessen Hauptinstrument die Stahlsaitengitarre ist, eigentlich die ideale Bespannung. :wink:
fretworker
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von fretworker »

Es335 hat geschrieben:Sofern das Setup der Gitarre das grundsätzlich zuläßt, ließe sich das durch härtere Nylonsaiten oder noch besser mit Carbonsaiten wie den Savarez Alliance ARJ mit strammen Bässen z.B. noch etwas weiter reduzieren.
Man soll aber nicht glauben dass das soooo viel bringt. Selbst wenn du dadurch die Stegeinlage einen Millimeter flacher machen könntest, ergibt das am 12. Bund nur einen halben Millimeter. Da die Saitenlage offenbar gut ist, würde ich sie lassen wie sie ist und weichere Saiten aufziehen.
Gruß, fretworker
Es335
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von Es335 »

fretworker hat geschrieben:... Da die Saitenlage offenbar gut ist, würde ich sie lassen wie sie ist und weichere Saiten aufziehen.
Dem muss ich leider widersprechen. Die Saitenlage ist nicht gut, sondern liegt nur im typischen Bereich und weicheren Saiten sind u.U. auch nicht ganz optimal. Weiche Saiten schwingen noch weiter aus und können im Extremfall sogar eine Erhöhung der Saitenlage erforderlich machen. :wink:

Ansonsten, hast du natürlich recht! Dramatische Verbesserungen sind bei der Ausgangslage kaum noch zu erwarten! :wink: :D
fretworker
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von fretworker »

Es335 hat geschrieben:
fretworker hat geschrieben:... Da die Saitenlage offenbar gut ist, würde ich sie lassen wie sie ist und weichere Saiten aufziehen.
Dem muss ich leider widersprechen. Die Saitenlage ist nicht gut, sondern liegt nur im typischen Bereich und weicheren Saiten sind u.U. auch nicht ganz optimal. Weiche Saiten schwingen noch weiter aus und können im Extremfall sogar eine Erhöhung der Saitenlage erforderlich machen.
Das ist korrekt, aber wenn sie nicht rappeln spielt sich die Gitarre wenigstens leichter. Darum scheint es wohl zu gehen.
Gruß, fretworker
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bookwood
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von bookwood »

Wenn (wie bei mir, arthrosebedingt) Spielkomfort im Vordergurnd steht und die Anforderungen an die Spieldynamik gering sind, geht hinsichtlich der Saitenlage oft viel weniger, als bei den Klassikern eigentlich üblich. Weil die Konzertgitarren meist keinen Trussrod haben, bleibt für die Optimierung nur die Stegeinlage. Wenn die aber keine ausreichende Abschleifreserve hat, die Stegnut dagegen noch tief genug ist, könnte man dann den ganzen Steg etwas niedriger hobeln. Sonst bleibt tatsächlich nur Experimentieren mit unterschiedlichen Saiten.
Gruß
von
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Es335
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von Es335 »

bookwood hat geschrieben:... Wenn die aber keine ausreichende Abschleifreserve hat, die Stegnut dagegen noch tief genug ist, könnte man dann den ganzen Steg etwas niedriger hobeln...
Ich nehme an, dass da ein Fragezeichen fehlt, oder? Falls ja, ist das im Prinzip zu bejahen unter gewissen Voraussetzungen. Das wird z.B. schon mal bei älteren Ramirez 1a Gitarren gemacht, wenn eine unkomfortable Saitenlage die Freude am schönen Klang zu sehr eintrübt. Das sollte aber auf jeden Fall ein professioneller Gitarrendoktor machen! :wink: :D
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von fretworker »

Es335 hat geschrieben:Das sollte aber auf jeden Fall ein professioneller Gitarrendoktor machen! :wink: :D
Unbedingt! Schon alleine um abzuschätzen, ob der Steg überhaupt Reserven dafür hat.

Von was für einer Gitarre reden wir eigentlich? "Konzertgitarre" ist ein bisschen wenig. :wink: Man muss ja wissen ob der Aufwand überhaupt lohnt.
Gruß, fretworker
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elmoresilk
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von elmoresilk »

Dynamische Spielweise ist genau das richtige Stichwort.
Der Heiner Viertmann aus Köln hat mir das mal erklärt: umso differenzierter und vorsichtiger bei der Tonbildung der rechten Hand vorgegangen wird, umso tiefer kann die Saitenlage eingestellt werden. Mit anderen Worten: ein guter Anschlag ist die Grundlage für eine tiefere Saitenlage, auch bei einer Konzertgitarre. Der Nachteil ist eine deutlich geringeren Lautstärke. Entscheidend dabei sei allerdings die Qualität der Gitarre.
Hat er mir dann auch demonstriert.
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mec
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von mec »

vielen Dank für das Interesse und die Tipps.
Von was für einer Gitarre reden wir eigentlich? "Konzertgitarre" ist ein bisschen wenig
es ist eine Konzertgitarre aus Mittenwald , wird im Handel um ca 1500 € angeboten, wirklich bezahlen tut man dann etwas weniger, glaube ich. Sie hat einen Kirschekorpus, eine Fichtendecke und klingt schön und kräftig. Mit dem Anschlag habe ich keine Probleme (ganz kurze Nägel), aber die Greifhand kämpft ab Bund 5 und höher. Am Steg ist reichlich Reserve, vielleicht mach ich da was. Wenn es ein wenig schnarrt und rasselt ist mir das egal. Im schlimmsten Fall muss halt wieder ein etwas höherer Steg rein.
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von Es335 »

elmoresilk hat geschrieben:Dynamische Spielweise ist genau das richtige Stichwort.
Der Heiner Viertmann aus Köln hat mir das mal erklärt: umso differenzierter und vorsichtiger bei der Tonbildung der rechten Hand vorgegangen wird, umso tiefer kann die Saitenlage eingestellt werden. Mit anderen Worten: ein guter Anschlag ist die Grundlage für eine tiefere Saitenlage, auch bei einer Konzertgitarre. Der Nachteil ist eine deutlich geringeren Lautstärke. Entscheidend dabei sei allerdings die Qualität der Gitarre.
Hat er mir dann auch demonstriert.
Heiner Viertmann habe ich persönlich noch kennen und schätzen gelernt, aber bei dem oben gesagten kräuseln sich mir doch etwas die Nackenhaare. Ein „guter“ Anschlag hat bei einer Konzertgitarre aufgrund der geringen Saitenspannung eine ausgeprägte vertikale Komponente, d.h. in Richtung der Decke und damit auch des Griffbretts natürlich. Das hat neben besserer Dynamik und Tonbildung auch eine größere Lautstärke zur Folge, etwas um das jeder Konzertgitarrist bemüht sein muss, der normalerweise unverstärkt vor Publikum spielt. :wink: :D

Ansonsten hat er natürlich recht, dass man die Saitenlage umso niedriger einstellen kann, je „zarter“ der Anschlag ist! :D
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von Es335 »

mec hat geschrieben:... Mit dem Anschlag habe ich keine Probleme (ganz kurze Nägel), aber die Greifhand kämpft ab Bund 5 und höher. Am Steg ist reichlich Reserve, vielleicht mach ich da was. Wenn es ein wenig schnarrt und rasselt ist mir das egal. Im schlimmsten Fall muss halt wieder ein etwas höherer Steg rein.
Knochenrohlinge für Stegeinlagen kosten nur 3-4€. Da würde ich mir ein oder zwei zulegen um damit herumexperimentieren und den alten zur Sicherheit unverändert lassen. Vielleicht bekommt man aus dem Mittenwald sogar welche, die in der Dicke schon passen, so dass man sie nur in der Höhe anpassen muss. :wink:
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bookwood
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von bookwood »

Es335 hat geschrieben:
bookwood hat geschrieben:... Wenn die aber keine ausreichende Abschleifreserve hat, die Stegnut dagegen noch tief genug ist, könnte man dann den ganzen Steg etwas niedriger hobeln...
Ich nehme an, dass da ein Fragezeichen fehlt, oder? Falls ja, ist das im Prinzip zu bejahen unter gewissen Voraussetzungen. Das wird z.B. schon mal bei älteren Ramirez 1a Gitarren gemacht, wenn eine unkomfortable Saitenlage die Freude am schönen Klang zu sehr eintrübt. Das sollte aber auf jeden Fall ein professioneller Gitarrendoktor machen! :wink: :D
Nein, war keine Frage von mir. Hab ich selbst schon gemacht. Natürlich in sehr engen Grenzen und, wie ich schrub, bei ausreichend tiefer Stegnut. Wer unsicher ist, sollte das klarerweise nicht selbst machen. Wenn nämlich die Tiefe nicht ausreicht, und die Stegeinlage hernach keinen ordentlichen Halt mehr findet, wird wohl ein neuer Steg bzw. ein Holzaufbau fällig.
Gruß
von
Ralf
Bernd C. Hoffmann
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Re: Saitenlage Klassikgitarre

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Gitarrenmacher hat geschrieben:Abstand Oberkante Bund tiefe E
1.Bund 0,7mm / 12. Bund 3,5-4,5mm
Abstand Oberkante Bund hohe E
1.Bund 0,5mm / 12. Bund 3-4mm

Damit sollt jeder klarkommen
So sieht´s aus. Das sind gute Standardmaße. I. d. R. reicht es aus, wenn man das Augenmerk auf die E6 legt. Die übrigen Saiten sind dann entsprechend angepasst (in der Preisklasse kann man darauf vertrauen, dass es tatsächlich so ist). Ansonsten galt lange Zeit als Standard: 4 bis 6 mm bei E6 (12. Bund) ist ok. Das habe ich auch lange Zeit in vielen Diskussionen gesagt. Inzwischen akzeptiere nichts mehr über 4 mm (gemessen zwischen Oberkante Bundstäbchen/Unterkannte Saite).

Saitenlagen ab 5 mm findet man heute nur noch sehr selten, im Rahmen von Neuinstrumenten hauptsächlich bei schlechten Billig-Gitarren im unteren Preissegment.
Liebe Grüße
Bernd
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