Martin Okenica

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

Moderator: RB

fretworker
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Re: Martin Okenica

Beitrag von fretworker »

Jetzt muss ich mich aus aktuellem Anlass nochmal melden. Ich hatte heute das Vergnügen, eine Kopie einer alten (nicht-Staufer-aber-ähnlichen) Gitarre spielen zu dürfen. Das war aus klanglicher Hinsicht hoch interessant, die Okenica ist da vom Charakter durchaus ähnlich. Das bestärkt mich in der Annahme, dass viele der alten Instrumente einfach fertig sind, die Decken haben die Spannung verloren und klingen entsprechend. Jetzt möchte ich erst recht mal ins Saarland. :wink:
Gruß, fretworker
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tele
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Re: Martin Okenica

Beitrag von tele »

Hallo fretworker, vielen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit dem Klang meiner Lacote Gitarre.
Den Klang eines Instruments mit Adjektiven wie "modern" zu beschreiben erscheint mir immer ein etwas gewagtes Unterfangen.
Jeder assoziiert da etwas anderes mit. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht gerade der Fachmann für verschiedene
Gitarren und ihren Klang bin. Außerdem wird der Klang eines Instruments zu einem großen Teil von dem geprägt, der es spielt.
Wenn Manitoba Hal auf einer Sopran-Ukulele von Rob Collins einen Blues spielt, klingt die ziemlich schrottreif: https://www.youtube.com/watch?v=0Ds_QZSrPFM" onclick="window.open(this.href);return false;
Spielt Samantha Muir auf dem gleichen Modell Carulli, dann klingt es voll und rund: https://www.youtube.com/watch?v=13K4WwSJRZI" onclick="window.open(this.href);return false;

In wie weit meine Okenica Lacote jetzt den Klang von Original-Lacoten reproduziert, kann ich jetzt wirklich nicht beurteilen.
Aber für Sor oder Carulli ziehe ich den Klang dem meiner Hanika vor. Ich mag auch die kurze Mensur, die geringere Saitenspannung und den kleineren Korpus.
Wenn es dich mal in die saarländische Provinz verschlägt, kannst du die Okenica gerne probespielen.
Vielleicht vorher eine PN...

Mir ist gerade eingefallen: Valery Sauvage spielt eine originale restaurierte Gitarre von 1800.
Mir persönlich klingt die aber zu dumpf. Kann aber auch daran liegen, dass er ohne Nägel spielt:
https://www.youtube.com/watch?v=WhGsNe70KZg" onclick="window.open(this.href);return false;
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Bernd C. Hoffmann
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Re: Martin Okenica

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

tele hat geschrieben:Mir ist gerade eingefallen: Valery Sauvage spielt eine originale restaurierte Gitarre von 1800.
Mir persönlich klingt die aber zu dumpf. Kann aber auch daran liegen, dass er ohne Nägel spielt:
https://www.youtube.com/watch?v=WhGsNe70KZg" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Ich finde nicht, dass sie dumpf klingt. Sie wummert lediglich, weil das Mikro offenbar ungünstig platziert ist. Es ist ein typischer Kuppenanschlag, den ich nicht als dumpf sondern warm beschreibe. Insbesondere denke ich, dass meine Wahrnehmung weniger eine Sache der Hörgewohnheit ist als viel mehr eine der Lautsprecher. Meine sind wirklich alles andere als eine Nobelpackung, aber das Timbre und die Grundsubstanz geben sie gut wieder (ansonsten sind sie der letzte Mist).
Liebe Grüße
Bernd
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leo
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Re: Martin Okenica

Beitrag von leo »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Ich finde nicht, dass sie dumpf klingt. Sie wummert lediglich, weil das Mikro offenbar ungünstig platziert ist.
Da stimme ich dir voll und ganz zu, Bernd. Ich habe mir das jetzt mal über Kopfhörer angehört weil meine Boxen sind ebenfalls
ziemlicher Mist. Und da klingt das ganz wunderbar was der gute Valery Sauvage da zum besten gibt. Ich höre mir das morgen bei
Tag nochmal über meine Stereoanlage an. Weil wenn ich das jetzt mache ist Ärger im Haus wegen Lärmbelästigung!

Anbei: interessanter fred das hier!

Grüsse vom Leo
dominik
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Re: Martin Okenica

Beitrag von dominik »

V. Sauvage spielt zu dem auf Darmsaiten. Also für mich hat der Kuppenanschlag auch etwas sehr charmantes. Der Nagelanschlag verleitet doch hin und wieder zum "Holzhacken", während das Spiel mit der Kuppe der Musik mMn eine besondere Intimität verleiht.

LG Dominik
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tele
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Re: Martin Okenica

Beitrag von tele »

Ich will den guten Valery jetzt auch gar nicht schlecht reden, er ist ein super Lauten-, Gitarren-, und Ukulelenspieler.
Wie er zum Beispiel Sor op.60 no.5 spielt, das sucht seinesgleichen: https://www.youtube.com/watch?v=yLOlPoOKxTk" onclick="window.open(this.href);return false;
Sein Klang gefällt mir auch besser als der vieler moderner Nagelspieler. Aber so ein winziges Bisschen mehr an Höhen würde nichts schaden.
Wie zum Beispiel sein Kuppenkollege Rob MacKillop: https://www.youtube.com/watch?v=w0J51QGAkGE" onclick="window.open(this.href);return false; (gleiches Stück bei 3:35)
Der spielt eine moderne Kopie einer Lacote-Gitarre. Vielleicht hat fretworker recht und die älteren Gitarren verlieren mit der Zeit an Brillanz...
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bookwood
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Re: Martin Okenica

Beitrag von bookwood »

Ich habe beide Beispiele gerade über meine für den preisgünstigen Bereich ganz ordentlichen Monitore (Adam Audio F5) gehört und sehe/höre es wie Bernd. Beide Gitarren haben trotz nicht ganz identischer Spielweise grundsätzlich erkennbar das gleiche Höhenpotential. Aber die Mikropositionen sind eindeutig unterschiedlich, nämlich bei V. Sauvage weiter weg, mit mehr Raumanteil, was einen anderen Klangeindruck vermittelt.
Gruß
von
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fretworker
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Re: Martin Okenica

Beitrag von fretworker »

Mikrofone und Mikropositionen spielen eine große Rolle, auch die Besaitung wirkt sich maßgeblich auf den Klang aus. Darm klingt völlig anders als Nylon, Nylgut oder gar Carbon. Auch verlangen die alten Instrumente mMn eine etwas andere Spieltechnik. Und Aufnahmen sind fast immer stark manuipuliert, bei youtube zusätzlich komprimiert und egalisiert. Von daher darf man das alles nicht so eng sehen. :wink:
Gruß, fretworker
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Re: Martin Okenica

Beitrag von tele »

Keine Frage, die Art und Positionierung des Mikrofons hat einen entscheidenden Einfluss auf den Klang.
Ich benutze seit etwa 10 Jhren ein AKG CS 1000 Mikrofon, das mir mal bei Sixandfour empfohlen wurde.
Ich habe das, wie schon erwähnt, immer recht nahe am abzunehmenden Instrument, und bin bisher eigemtlich ganz zufrieden mit dem Ergebnis.
Aber vielleicht könnte ich auch noch versuchen, etwas Raumklang einzubringen und damit die Aufnahme ein wenig vielschichtiger zu gestalten.
Die nahe Aufnahmeposition hat zur Folge, dass die Extremfrequenzen verstärkt werden, als Ergebnis hört man dann viele Höhen und Bässe.
Deshalb meine Frage an die Recording-Experten, was ist denn ein erschwingliches Raummikrofon?
Der Klang von Norbert Neunzling gefällt mir ganz gut, da hört man auch ein bisschen Raum: https://www.youtube.com/watch?v=MIEFbtc9sjs" onclick="window.open(this.href);return false;
Bei mir hört man nur die direkt aufgenommene Gitarre, was vielleicht ein bisschen steril kommt: https://www.youtube.com/watch?v=gg6kRdL ... e=youtu.be" onclick="window.open(this.href);return false;
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fretworker
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Re: Martin Okenica

Beitrag von fretworker »

Ich würde zuerst mit der Position des Mikros experimentieren, wobei ein zweites gleiches Mikro für eine Stereoaufnahme schon sehr sinnvoll wäre. Mehr Abstand des Mikros gibt dem Instrument die Möglichkeit sich zu entfalten. Du willst ja eine AUFnahme und keine ABnahme (Bühne etc.).

Bei zwei Mikros erst einmal mit den üblichen Stereomikrofon-Anordnungen experimentieren (ORTF, XY, AB), danach mal variable Aufstellungen wie ein Mikro Richtung Hals, eines Richtung Schallloch. Da muss man ausprobieren was einem gefällt.
Gruß, fretworker
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tele
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Re: Martin Okenica

Beitrag von tele »

Ich habe meine Lacôte Gitarre jetzt schon länger als ein Vierteljahr und irgendwelche Dings oder Dongs sucht man weiterhin vergeblich. War also wohl eine kluge Entscheidung, statt einer Schelllack- eine matte Öllackierung anbringen zu lassen.
Ich experimentiere ein bisschen mit der Haltung, selbst wenn ich das Fußbänkchen auf die höchste Stufe einstelle, habe ich das Gefühl, dass der rechte Arm zu tief liegt. Wahrscheinlich wegen des kleineren Korpus. Deshalb stelle ich das Fußbänkchen eher niedrig ein und benutze zusätlich ein Dynarette Kisssen. So ist die Spielhöhe recht angenehm.
Zur Zeit habe ich Aquila Perla Saiten aufgezogen, die ich mir bei meiner Großbestellung bei Heiko Holzknecht mitbestellt habe. Aber für meinen Geschmack geht die Lacôte Kopie damit klanglich etwas in Richtung Normaloklampfe. Deshalb kommen demnächst wieder Nylguts drauf. Frage an die Saiten-Spezialisten: gibt es Nylgut-Saiten für Gitarre eigentlich auch von anderen Marken als Aquila? Für Ukulele gibt es zum Beispiel von D'Addario ein ähnliches Material, das Nyltech heisst. Aber für Gitarre konnte ich da bisher nichts finden. Wäre aber auch nicht tragisch, dann bestelle ich mir einen kleinen Vorrat an Ambra Saiten, die haben mich bisher am meisten überzeugt.
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Re: Martin Okenica

Beitrag von Es335 »

tele hat geschrieben:... Frage an die Saiten-Spezialisten: gibt es Nylgut-Saiten für Gitarre eigentlich auch von anderen Marken als Aquila? Für Ukulele gibt es zum Beispiel von D'Addario ein ähnliches Material, das Nyltech heisst. Aber für Gitarre konnte ich da bisher nichts finden. Wäre aber auch nicht tragisch, dann bestelle ich mir einen kleinen Vorrat an Ambra Saiten, die haben mich bisher am meisten überzeugt.
Nein! Nylgut ist ein eingetragenes Warenzeichen von Aquila Corde und die gibt's von keinem anderen Hersteller. Nyltech war für mich bisher neu, aber ich spiele aber auch keine Ukulele. Weiß nur nicht, ob die Länge für deine Lacote reichen wird? Ansonsten heißt es bei D'Addario "Developed in cooperation with Aquila" und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bei Aquila hergestellt! Mimmo Peruffo hat im Decamp Forum mal angedeutet, dass er u.a. auch für D'Addario Saiten produziert. Daher würde ich etwas ähnliches wie Nylgut erwarten, die D'Addario aber eben nur für Ukulele anbietet! Ich glaube, dass du mit den Ambras gut bedient sein dürftest. Zumal bei dem Preis! :wink: :D
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tele
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Re: Martin Okenica

Beitrag von tele »

Danke für die Antwort! Ich habe gerade auf der Website von Heiko Holzknecht Martin Magnifico Saiten entdeckt. Strings by Mail schreiben dazu:

Martin’s premium classical strings are tonally superior to nylon and the proprietary synthetic material emulates gut strings that have been around for centuries. Magnifico™ strings, developed exclusively with Aquila, offer precise intonation and exceptional tuning stability. All Nazareth-made nylon guitars and custom produced nylon guitars will be strung with Martin’s Magnifico™ premium classical strings.

Scheint also doch etwas Nylgut-ähnliches von anderen Herstellern zu geben, werde ich mal sehen ob es die auch in low-tension gibt...

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Ambra 2000, die es in 2 verschiedenen Stärken gibt und Ambra 800/900.
Die 2000er werden auf der Aquila Website für moderne Gitarre angeboten und 800/900 für historische Gitarren.
Nur ein Marketing-Trick oder gibt es da substantielle Unterschiede? (Bei den 800/900 ist leider keine Spannung angegeben.)
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Re: Martin Okenica

Beitrag von fretworker »

tele hat geschrieben:Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Ambra 2000, die es in 2 verschiedenen Stärken gibt und Ambra 800/900.
Die 2000er werden auf der Aquila Website für moderne Gitarre angeboten und 800/900 für historische Gitarren.
Nur ein Marketing-Trick oder gibt es da substantielle Unterschiede? (Bei den 800/900 ist leider keine Spannung angegeben.)
Historische Gitarren haben meist eine kürzere Mensur und benötigen weniger Spannung. Ich habe die 800 auf der Biedermeier, das klingt gut. Die 800 sind dünner als die 900, wie hier nachzulesen ist, ansonsten gleich:
https://aquilacorde.com/en/shop/modern- ... ambra-800/" onclick="window.open(this.href);return false;
https://aquilacorde.com/en/shop/modern- ... ambra-900/" onclick="window.open(this.href);return false;
Gruß, fretworker
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tele
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Re: Martin Okenica

Beitrag von tele »

Kleiner Tipp für alle Sparfüchse: im Kreativ Music Store kosten die Aquila Ambra Saiten mittlerweile 9 Euro 90 Cent.
Im Soundhouse Dresden kann man sie für runde 9 Euro ergattern. Da habe ich mir einen Satz Ambra 800 bestellt.
Auf einer 62er Mensur fehlt da für mein Empfinden aber etwas die Spannung, man muss wirklich achtsam sein,
dass man beim Spielen nicht zu heftig zulangt, was die Gitarre dann mit unangenehmen Geräuschen quittiert.
Die Ambra 900 und die Albastro, die ursprünglich aufgezogen waren, streiten sich wohl um den begehrten Saitenoscar.
Der Klang der Ambra 800 ist OK, mir sind sie aber einfach zu wabbelig.
Als kleines Demostück habe ich Sors Larghetto op.35 no.3 ausgewählt. Wenn man das bei Youtube aufruft, kann man
einige romantische Gitarren anschauen: Patrick Kleemola, MeesterDavidGitaar, Norbert Neunzling, Max Riccio, Marek Cupak,
Steve Battazzo, matofthenorth und Yours Truely spielen alle
historische Gitarren, die kleiner sind als moderne Konzertgitarren, aber nicht weniger klangvoll...
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