Framus spielbar machen ....

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
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fingerstricker
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Framus spielbar machen ....

Beitrag von fingerstricker »

Hallo beisammen,
mein Arbeitskollege drückte mir heute seine Gitarre in die Hand, die ihm seine Mutter vor ca. 40 Jahren in einem kleinen Musikgeschäft gekauft hat.
Das Instrument lag lieblos die letzten 25 Jahre auf dem Dachboden und ich soll "mal kucken" und "fehlende Saite draufmachen"...

Hm, nun hab ich gekuckt :mrgreen:
Der Hals ist einigermaßen gerade, die Saitenlage aber trotzdem gruselig (obwohl da bereits jemand versucht hat den Saiten etwas tiefer zu legen :whistler: ). Nun stellt sich mir die Frage, was der Fachmann hier, abgesehen von der Empfehlung das Ding als Deko-Objekt an die Wand zu hängen, tun würde.
Ich denke ich werde:
- Den Hals abschrauben und mal kucken ob ich den irgendwie "unterlegt" bekomme auch wenn der Hals dann über der Decke schweben wird
- sollte das einigermaßen von Erfolg gekrönt sein, würde ich versuchen eine neue Stegeinlage zu schnitzen
- und zuletzt noch ein bisschen Griffbrett pflege betrieben und einen Satz 11er Elixir drauf schnallen .. die halten dann die nächsten 25 Jahre :mrgreen:
Was meint ihr ?

Wer mal kucken möchte, hier ein paar Bildchen.
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Gruß
fingerstricker
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L1
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von L1 »

So wie du das vorhast habe ich das schon mal bei einer alten Hopf für einen Freund praktiziert.
Hat funktioniert, war dann gut spielbar und wird immer noch gern gespielt.
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fingerstricker
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von fingerstricker »

Hallo L1,
dank dir für die aufmunternden Worte ... gesagt getan ... hier ein paar Impressionen ...

Aktuelles Niveau "Lineal auf dem Hals" ..
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Hals ausgerichtet auf "Oberkante gedachter neuer Steg" ..
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Hi hi ... da war wohl schon immer ein Shim drunter...
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Tja, und den Bünden nach hat mein Kollege wohl eine Zeit lang wirklich geübt ... :r:
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Frage an die Gitarrenbauer .. hat zufällig jemand zwei "Hülsen" in der "Kruschtelschublade" ...
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Gitarrenmacher
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von Gitarrenmacher »

Solche Framüsse oder Hopf, Höfner, EKO mit derart angeschraubtem Hals lassen sich leicht in der Saitenhöhe justieren.Ich schleife dazu aus nicht zu hartem Holz, wie feine Fichte, Cedro, Mahagoni, einen entsprechenden Unterlegekeil.Ein Holzplättchen an geeigneter Stelle tuts aber in Anbetracht der Klangfülle des Instumentes sicherlich auch. :D
fingerstricker hat geschrieben:
Frage an die Gitarrenbauer .. hat zufällig jemand zwei "Hülsen" in der "Kruschtelschublade" ...
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Die Dinger sind rar, Vintage um so mehr. Gibt´s aber bei Andreas Rall.
https://shop.rall-online.net/epages/615 ... 100/64/280" onclick="window.open(this.href);return false;

Viel Erfolg beim Projekt.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
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Droped-D
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von Droped-D »

Sieht ja aus wie bei meiner Framus... die hatte auch so eine Saitenlage, bevor ein Achimer Gitarrenbauer sie in die Finger bekam und ihr den Hals abgeschraubt und mit Furnier unterfüttert hat. Jetzt spiel ich sie mit einem 12er-Satz und sie ist seeehr laut! Aber bei deiner Gitarre sieht der Niederhalter auf der Kopfplatte echt winzig aus. Bei meiner geht er fast über die gesamte Kopfplattenbreite und hat drei Schrauben. Die Hülse von der D-Saitenmechanik fehlt hier auch, wo bleiben die Dinger bloß immer?
Droped-D
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Niels Cremer
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von Niels Cremer »

fingerstricker hat geschrieben:Frage an die Gitarrenbauer .. hat zufällig jemand zwei "Hülsen" in der "Kruschtelschublade" ...
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Ich verkaufe gerade welche auf Ebay-Kleinanzeigen, allerdings nur zusammen mit einem Satz originaler Framus Mechaniken einer 5/51 - und auch da fehlt eine im Satz, iwie scheinen die sich oft beim Saitenwechsel zu verabschieden ...

Schön dass du dich der kleinen annimmst! Ich würde schon einen shim einarbeiten der den gesamten (eh schon kleinen) Block abdeckt, ich denke diese kleinen Framus GItarren sind eh schon keine Klangwunder, das muss man ja nicht noch "fördern" ... :wink:

LG,
Niels
tbrenner
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von tbrenner »

"Eh schon keine Klangwunder" ist ein ziemlicher Euphemismus... :?
Ich erinnere mich mit Schaudern an meine allererste Gitarre aus dem Hause Framus: die klang wie ein nasser, plattgeklopfter Wellpappekarton.
Aber gut, der Stoffel hat "healing hands", der wird dem Dinge aufhelfen... :wink:

Grüssle,
tbrenner :wink:
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Niels Cremer
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von Niels Cremer »

Man versucht halt die Dinge auf nette Art rüberzubringen ... :wink:

LG,
Niels
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Gitarrenmacher
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von Gitarrenmacher »

tbrenner hat geschrieben: Ich erinnere mich mit Schaudern an meine allererste Gitarre aus dem Hause Framus: die klang wie ein nasser, plattgeklopfter Wellpappekarton.
Grüssle,
tbrenner :wink:
Ich hatte auch so eine Framusähnliche mit Schraubhals, und zum Glück einen banjospielenden Gitarrenlehrer, der wußte wie man die Dinger spielbar macht. Ich erinnere mich in liebevoller Nostalgie an sie zurück. Hat sie doch meinen Lebensweg maßgeblich beeinflußt. Ich hätte sie gerne wieder,,,,,,
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fingerstricker
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Re: Framus spielbar machen ....

Beitrag von fingerstricker »

Hallo beisammen,
vielen Dank für Eure guten Tips, Ratschläge und Vorschusslorbeeren.
Bevor ich jetzt gleich ins Heiabettchen gehe, noch schnell ein kleines Update:

Ich war heute nach Feierabend kurz bei einem befreundeten Gitarrenfreak von dem ich weiß, dass er tolles Werkzeug und vor allem auch jede Menge Gitarren-Flohmarkt-Klimbim und Ersatzteile und diverse Knochen in Scheiben geschnitten in diversen Schubladen hat...
Und siehe da, nach der zweiten durchwühlten Krabbelkiste kamen auch prompt zwei passende Hülsen ans Tageslicht.

Meine erste Einschätzung den Hals betreffend war auch etwas vorschnell. Bei genauer Betrachtung stellte sich nämlich heraus, dass der Halsstab komplett locker war und da doch deutlich mehr "Potential" drin steckte als ursprünglich vermutet.
D.h. wir haben mit einem kleinen Hohlbeitel etwas Platz geschaffen und dann mit passendem Sechskantschlüssel den Hals begradigt.
Einen neuen Stegknochen brauchten wir auch nicht suchen, - wir haben einfach die versaubeutelte Stegeinlage um 180° gedreht und etwas in der Höhe reduziert. Ergebnis: Saitenlage passt

Abschließemd das Griffbrett gepflegt und geölt, die Bünde poliert, die Wirbel geschmiert und den Body etwas aufpoliert.
Auf der Gitarre sind nun 10er Elixirschnürchen drauf, denn die sind gut für die Saitenlage und sie tun den zarten Fingerchen des Besitzers gut.
Der wurde nämlich vor kurzem Opa und darf jetzt "Himpel und Pimpel" oder "Schlaf Kindlein schlaf" singen und zupfen, - Morgen darf die Gitarre wieder zurück - Mission erfüllt.

Viele Grüße
fingerstricker
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