Rozawood OM

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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JazzDude
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Rozawood OM

Beitrag von JazzDude »

Ich habe ja neulich diese Rozawood „Bohemian“ OM übernommen, der erste Käufer kam aus Südkorea, dann war sie bei Rudi, dann bei Rolli, dann bei dongrosh hier aus dem Forum. Die Gitarre passt wie die Faust aufs Auge in meine kleine Sammlung. Palisanderkorpus, lange Mensur, etwas dickerer Body. Jetzt weiß ich auch wieder, was an langmensurigen Palisander-Gitarren so geil ist. Die Autoritiät, die Kraft, Dynamik, Lautstärke. Bei der Gitarre fällt weiter auf, dass die Diskantsaiten vom Volumen her nicht abfallen und die Gitarre sehr viel Luft nach oben hat. Weiters ist ein ziemlich hochwertiges 2-Wege Tonabnehmersystem eingebaut, mit getrennten Ausgängen (und beiliegendem Y-Kabel!) für Steg-PU (Highlander irgendwas) und internem Kondensatormikrofon (am Schwanenhals). Klingt abartig natürlich, wirklich toll.

Deswegen ist es umso mehr schade, dass die Stegeinlage so niedrig ist. Die hohe E- und die H-Saite laufen in einem relativ flachen Winkel über den Knochen, haben dadurch nicht genug Druck, und so neigen insbesondere die Töne auf den Leersaiten und den ersten vier Bünden bei festerem Anschlag zum leichten Scheppern. Nach oben hin wird's besser. (Die Saite wird ja nach oben hin zunehmend nach unten gdrückt, daher der dann spitzere Winkel und der entsprechend definiertere Ton.)

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Die Steglöcher scheinen schon maximal "gerampt". Die einzige Maßnahme, die hier m. E. Sinn ergibt (abgesehen vom berüchtigten neck reset), ist die Erhöhung der Stegeinlage, entweder durch untergelegte Furnierstreifen o.ä. oder Einbau eines neuen, höheren Stegs. Und da liegt der Hase im Pfeffer: die Saitenlage ist jetzt super (für mich), flach, aber dennoch schnarrt nix, auch nicht bei fff. Viel höher sollte sie eigentlich nicht werden. Der Hals ist schon ziemlich gerade, hat minmal relief, noch eine Achteldrehung am Stab und der Hals wäre ganz gerade. Gut, dass die Erhöhung der Saitenlage am 12. Bund bei einer Erhöhung der Stegeinlage von 1 mm nur 0,5 mm beträgt. Ich denke, 0,3 oder 0,4 könnte sie noch vertragen, das bedeutet, hinten 0,6 bis 0,8 höher, das könnte doch schon reichen, um den Winkel spitzer zu machen.

Was meinen die Gitarrenbauer hier?



P.S. Ich konnte nicht an mich halten und musste diese in meinen Augen unästhetischen und auch etwas grob arbeitenden Tuner (sehen aus wie Schaller M6) austauschen:
vorher
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nachher
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Sind m. M. n. die besten Tuner außerhalb des Luxus-Segmentes. 1:21! Sind bei T. gerade extrem günstig. Optisch aber natürlich auch nicht jedermanns Sache. In diesem Fall direkter drop-in ohne neue Löcher, passen perfekt.
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Niels Cremer
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Re: Rozawood OM

Beitrag von Niels Cremer »

Ich verstehe nicht ganz warum du schreibst dass eine Maßnahme ein neck-reset sein könnte, der kommt doch allenfalls in Frage wenn man den Steg nach unten hin schon ausgereizt hat (also so flach wie möglich eingestellt), die Saitenlage aber dennoch zu hoch ist? Dir geht es ja gerade darum, den Steg etwas zu erhöhen um den Saitenverlauf über den Steg in steilerem Winkel verlaufen zu lassen, oder? Klingt für mich als könnte eine Kombination aus minimaler Erhöhung des Stegs und minimalem lockern des truss-rod um den relief etwas zu erhöhen Abhilfe schaffen ohne dass die action/Saitenlage allzusehr leidet, sprich zu hoch wird ... ?

LG,
Niels
schinkenkarl
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Re: Rozawood OM

Beitrag von schinkenkarl »

Die niedrige Stegeinlage ist mir schon auf dem Angebotsbild aufgefallen.
Du kannst den Steg im Ganzen runterfeilen (lassen) und die Nut für die Einlage vertiefen (lassen), wenn genug Material vorhanden ist.
Kostet nicht die Welt und kann/wird wieder Lautstärke und Dynamik bringen.
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H-bone
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Re: Rozawood OM

Beitrag von H-bone »

Servus,

m.E. ist die Ramp/Stegeinlagenhöhe noch absolut im grünen Bereich, das "Scheppern" in den niedrigen Lagen kommt mit Sicherheit nicht davon. Das liegt wahrscheinlicher an ein wenig zu wenig "Relief" des Halses (partieller Backbow im oberen Bereich).

Einfach mal testen ob 1/8 Drehung am Halsstab (CCW) das Problem löst.

Gruss, Martin
notenwart
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Re: Rozawood OM

Beitrag von notenwart »

schinkenkarl hat geschrieben:
Mi Sep 16, 2020 10:03 am
....und die Nut für die Einlage vertiefen (lassen),...
Dann wird doch der Winkel der Saitenführung noch stumpfer. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es JazzDude doch darum, den Winkel kleiner /steiler zu machen, um mehr Druck durch die Saiten zum Steg hin zu erreichen. Habe ich das falsch verstanden?
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Re: Rozawood OM

Beitrag von schinkenkarl »

Ja.
Die Führung/Löcher für die Pins müssen natürlich auch entsprechend vertieft werden.
Der Steg komplett muss reduziert werden.
Ziel ist ja eine höhere Stegeinlage, bei gleichzeitiger Beibehaltung der Saitenlage.
notenwart
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Re: Rozawood OM

Beitrag von notenwart »

schinkenkarl hat geschrieben:
Mi Sep 16, 2020 11:13 am
...Die Führung/Löcher für die Pins müssen natürlich auch entsprechend vertieft werden....
Aussage JazzDude: "Die Steglöcher scheinen schon maximal "gerampt"."

Ich lass mich überraschen, durch welchen baulichen Kniff das von jazzDude gewünschte Ziel erreicht wird - und dann habe ich hoffentlich wieder etwas dazu gelernt.
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JazzDude
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Re: Rozawood OM

Beitrag von JazzDude »

Niels Cremer hat geschrieben:
Mi Sep 16, 2020 9:06 am
Ich verstehe nicht ganz warum du schreibst dass eine Maßnahme ein neck-reset sein könnte, der kommt doch allenfalls in Frage wenn man den Steg nach unten hin schon ausgereizt hat (also so flach wie möglich eingestellt), die Saitenlage aber dennoch zu hoch ist?
Ich meine, die Steghöhe ist nach unten hin mehr als ausgereizt, eben, weil der Winkel schon so flach ist. Das Scheppern kommt ziemlich sicher nicht vom Kontakt der Saite mit den unteren Bünden, sondern man merkt beim Zupfen (upstroke), wie die Saite fast den Kontakt zur Stegeinlage verliert. Wenn ich den Steg jetzt erhöhe, wird die Saitenlage auch höher, was ich aber nicht will. Ein Lösen des trussrod erhöht ebenfalls die Saitenlage, jedenfalls im mittleren Bereich des Griffbrettes. Außerdem wird dadurch, dass beim Lösen (ccw) der Sattel ja minimal nach vorne kommt, der Winkel der Saite an der Stegeinlage nochmals flacher. Wie gesagt, die Krümmung des Halses ist mE jetzt optimal und sollte so bleiben.
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JazzDude
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Re: Rozawood OM

Beitrag von JazzDude »

Ich habe mich gerade an Clive Carrolls alte Bown OM erinnert, bei der er über Jahre ein winziges Stück mehrfach gefaltetes Papier unter der hohen E-Saite eingeklemmt hatte. Wenn es gut genug für Clive ist…
Allerdings habe ich kein Papier genommen, sondern ein kurzes Stück .016er Saite. Das entspricht etwa 0,41 mm am Steg, macht etwa 0,2 mm am 12. Bund, merkt man kaum. Und das reichte schon! Wenn ich es schön haben will, mache ich mal eine neue Stegeinlage, Rohlinge hätt ich noch da.

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fingerstricker
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Re: Rozawood OM

Beitrag von fingerstricker »

Hi,
sag, hat sich den die Decke im Lauf der Zeit etwas nach oben gewölbt ?
Wenn ja, dann könnte da doch ein pfiffiger Gitarrenbauer die Decke wieder etwas nach unten "korrigieren", leider fällt mir im Moment nicht ein wie dieses Reparatur-Dingens heißt, - aber ich meine irgendwann irgendwo mal gesehen zu haben, wie man da so eine Art Winkelstrebe unter die Brücke bastelt. Anschließend kannst du dann die Stegeinlage etwas unterlegen oder eben eine neue schnitzen lassen.
Vielleicht ist das aber auch alles Käse was ich da schreibe...

Ach ja, und dann geht mir noch folgender Gedanke durch die Rübe:
Wenn alles passt (Spielbarkeit, Saitenlage, Halskrümmung) und das Problem nur bei starkem Anschlag und Leersaite auftritt, dann ignoriere es einfach - denn das machst du doch eh nicht - ich kenne dich als "gediegen ruhigen Fingerpicker" mit fui Gfui ...
Gruß
fingersticker
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Re: Rozawood OM

Beitrag von JazzDude »

H-bone hat geschrieben:
Mi Sep 16, 2020 10:45 am
Servus,

m.E. ist die Ramp/Stegeinlagenhöhe noch absolut im grünen Bereich, das "Scheppern" in den niedrigen Lagen kommt mit Sicherheit nicht davon. Das liegt wahrscheinlicher an ein wenig zu wenig "Relief" des Halses (partieller Backbow im oberen Bereich).

Einfach mal testen ob 1/8 Drehung am Halsstab (CCW) das Problem löst.

Gruss, Martin
Ich hätte es gerne versucht, aber die Rozawood hat eine Leiste direkt vor dem Halsblock (popsicle brace?), so dass man nur mit so einem gewundenen Um-die-Ecke-Werkzeug an die Schraube kommt. :banger: Und dann ist es auch noch ein Außensechskant, die Innensechskant-Version hätte ich… :banger: :banger:
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Re: Rozawood OM

Beitrag von JazzDude »

fingerstricker hat geschrieben:
Mi Sep 16, 2020 12:03 pm
Hi,
sag, hat sich den die Decke im Lauf der Zeit etwas nach oben gewölbt ?
Nein, das sieht überhaupt nicht danach aus. Keine Anzeichen von "belly".
Wenn ja, dann könnte da doch ein pfiffiger Gitarrenbauer die Decke wieder etwas nach unten "korrigieren", leider fällt mir im Moment nicht ein wie dieses Reparatur-Dingens heißt, - aber ich meine irgendwann irgendwo mal gesehen zu haben, wie man da so eine Art Winkelstrebe unter die Brücke bastelt. Anschließend kannst du dann die Stegeinlage etwas unterlegen oder eben eine neue schnitzen lassen.
Vielleicht ist das aber auch alles Käse was ich da schreibe…
Du meinst den Bridge Doctor. Das Ding wollte ich mal in eine alte Tama einbauen lassen, habe es mir dann aber anders überlegt. Würde ich bei der Rozawood auf keinen Fall machen lassen, weil keine Indikation (s.o.). Ich kenne das nur in der Theorie. Vielleicht kann einer der Luthiers dazu Erfahrungen beisteuern?
Ach ja, und dann geht mir noch folgender Gedanke durch die Rübe:
Wenn alles passt (Spielbarkeit, Saitenlage, Halskrümmung) und das Problem nur bei starkem Anschlag und Leersaite auftritt, dann ignoriere es einfach - denn das machst du doch eh nicht - ich kenne dich als "gediegen ruhigen Fingerpicker" mit fui Gfui ...
Haha, danke! Es stimmt schon, man könnte das auch einfach ignorieren. Aber es ist ein bisschen so: wenn man es einmal bemerkt hat, achtet man auch mehr drauf. Oder vielleicht mal eine 13er E-Saite aufziehen und schauen, ob es dann weg ist.
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Re: Rozawood OM

Beitrag von Gitarrenmacher »

Hast PN
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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JazzDude
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Re: Rozawood OM

Beitrag von JazzDude »

Gitarrenmacher hat geschrieben:
Mi Sep 16, 2020 12:33 pm
Hast PN
äh, wo?
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schinkenkarl
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Re: Rozawood OM

Beitrag von schinkenkarl »

Was ist denn das für eine Geheimniskrämerei?

Welche Mechaniken hast du verbaut?
Hausmarke T..?
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