Ich würde nie eine Produktlinie, egal ob Standard, Golden Era, Authentic oder was auch immer pauschal abwerten. Da gibt es immer wieder jeweils sehr gute und weniger gute Exemplare. Man muss halt ggf. etwas suchen oder ein bißchen Glück haben . Wer auf Dreadnoughts steht und eine gute D-18 oder HD-28 gefunden hat, muss eigentlich nicht weiter suchen. Eine Authentic klingt anders , muss einem aber nicht zwangsläufig besser gefallen oder den deutlich höheren Preis wert sein. Was ich mit meinen obigen Ausführungen meinte, darf ich mit folgendem Beispiel ( nein, nicht schon wieder die D-45 Stephen Stills , obwohl es damit am nachvollziehbarsten wäre ) versuchen deutlich zu machen :
Stefan Grossman hat eine Abneigung gegen Dreadnoughts, weil er sie als für seinen Spielstil zu basslastig empfindet. Obwohl jahrelang mit einer alten om-45 unterwegs vermisste er bei dieser Bauform immer etwas Druck und Power. Als der Gedanke an ein Martin signature Modell aufkam, spielte er sich bei Martin durch zig Modelle und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass eine Jumbo die richtige Bauform für ihn sei. Von Martin gab und gibt es davon nur ein einziges Standard Modell, die J-40. Ein im Martin Portfolio eher unpopuläres Modell, obwohl es fast den Druck und die Power einer Dreadnought aufweist und andererseits fast die Ausgewogenheit einer OM. Grossman vermisste bei diesem Modell lediglich ein etwas besseres Resonanzverhalten und eine etwas schnellere Ansprache. Also kam man überein die künftige signature etwas filigraner zu verbalken, konkret mit 1/4 statt der bei großvolumigen Gitarren wie der J-40 sowie den Dreadnoughts üblichen 5/16 inch. Das Ergebnis ist unüberhörbar. Die HJ- 38 Stefan Grossman ist resonanter und spricht deutlich schneller an als eine J-40. Für einen Strummer mag das keine große Rolle spielen, für einen Fingerpicker aber durchaus. Es kann sich also durchaus nachhaltig auswirken, wenn ein versierter Gitarrist seine Erfahrungen und Vorstellungen bei der Konzeption einer limitierten Sonderedition einbringt. Leider haben bei weitem nicht alle Künstler von dieser Möglichkeit gebraucht gemacht , aber es gibt eine Reihe von Ausnahmen und das sind wirklich besonders gute Martins geworden.
Die Idee mit der etwas filigraneren 1/4 Inch Verbalkung war übrigens nicht neu, Stan Jay (Mandolin Bros.) hatte bereits in den 80er Jahren im Custom Shop mehrere D-41 mit 1/4 Inch bracing geordert und die mit der für ihn üblichen Begeisterung als " D-41 turbo" beworben. Bei Martin ist man da etwas zurückhaltend, weil man Zweifel hat , ob eine derart leicht verbalkte Decke den Zug der bei Dreadnoughts üblichen 13er Saiten auf Dauer aushält.
Michael