Bau Mandoline/Mandola
Bau Mandoline/Mandola
Liebe Leute,
ich bin gerade dabei, mir erstmals im Leben ein kleines Saiteninstrument zu bauen. Sieht bisher ner Mandoline/Mandola ähnlich (siehe Foto). Den Korpus habe ich aus einem Stück Ahorn gedrechselt. Er ist recht massiv. „Zargen“ und Boden sind mit denen einer normalen Gitarre nicht zu vergleichen, sondern etwa einen Zentimeter stark. Mal sehen, ob das nachher genügend Klang gibt. Die Decke habe ich aus einem Fichtenbrett gemacht, das ich auf knapp 3 mm runterhobelt habe. Der Hals ist aus Ahorn. Die (angeleimte und etwas zu kurz geratene) Kopfplatte auch. Das Griffbrett ist aus Wenge. Alles erstmal nur ein Versuch. Steckengeblieben bin ich bei der Bundierung. Die Mensur wird um die 48 cm sein. Im Fret position calculator von stewmac sind als Abstände bei einer Mandoline mit Mensur 48 cm angegeben: Fret 1, from nut 2.694 mm, fret to fret (nut-1) 2,694 mm. Fret 2, from nut 5,237 mm, fret to fret 2.543 mm (1-2). Fret 3 usw.
Meine Probleme/Fragen nun:
1. Auf was mögen sich Angaben im Fret position calculator beziehen, d. h. welche Punkte sind für die Abstandsmessung bzw. Positionierung der Bundstäbchen maßgebend? Von der Seite aus gesehen sind die Bundstäbchen unten, wo sie dann ins Griffbrett eingebracht werden, ja ganz schmal und oben, wo sie nachher beim Greifen vom Finger berührt werden, breiter. Ist es ok, wenn man versucht, das Griffbrett sozusagen zentral an der angegebenen Millimetermarke einzusägen?
2. Ich habe (noch) kein Spezialwerkzeug für den Gitarrenbau. Mit was für einer Säge säge ich die Schlitze für die Bundstäbchen in das Griffbrett? Die von mir testweise verwendete Bügelsäge (siehe Foto) scheint einen zu breiten Schnitt zu machen. Das reingedrückte Bundstäbchen lässt sich ohne Probleme wieder rauspulen. Drückt man die Bundstäbchen eigentlich nur rein, oder klebt man sie auch fest? Mit der kleinen Japansäge (Foto) scheint es besser zu gehen. Da ist das Sägeblatt allerdings etwas wabbelig und ich befürchte, nie einen wirklich geraden Schnitt hinzubekommen, mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie ich den Schnitt mit den mir aktuell zur Verfügung stehenden Mittel auf einen Zehntel-Millimeter genau hinbekommen könnte.
Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps für mich. Vermutlich wird es so sein, dass ohne spezielles Präzisionswerkzeug keine wirklich guten Ergebnisse zu erzielen sein werden. Lasst gerne mal eure Meinung hören.
Viele Grüße
Jens
ich bin gerade dabei, mir erstmals im Leben ein kleines Saiteninstrument zu bauen. Sieht bisher ner Mandoline/Mandola ähnlich (siehe Foto). Den Korpus habe ich aus einem Stück Ahorn gedrechselt. Er ist recht massiv. „Zargen“ und Boden sind mit denen einer normalen Gitarre nicht zu vergleichen, sondern etwa einen Zentimeter stark. Mal sehen, ob das nachher genügend Klang gibt. Die Decke habe ich aus einem Fichtenbrett gemacht, das ich auf knapp 3 mm runterhobelt habe. Der Hals ist aus Ahorn. Die (angeleimte und etwas zu kurz geratene) Kopfplatte auch. Das Griffbrett ist aus Wenge. Alles erstmal nur ein Versuch. Steckengeblieben bin ich bei der Bundierung. Die Mensur wird um die 48 cm sein. Im Fret position calculator von stewmac sind als Abstände bei einer Mandoline mit Mensur 48 cm angegeben: Fret 1, from nut 2.694 mm, fret to fret (nut-1) 2,694 mm. Fret 2, from nut 5,237 mm, fret to fret 2.543 mm (1-2). Fret 3 usw.
Meine Probleme/Fragen nun:
1. Auf was mögen sich Angaben im Fret position calculator beziehen, d. h. welche Punkte sind für die Abstandsmessung bzw. Positionierung der Bundstäbchen maßgebend? Von der Seite aus gesehen sind die Bundstäbchen unten, wo sie dann ins Griffbrett eingebracht werden, ja ganz schmal und oben, wo sie nachher beim Greifen vom Finger berührt werden, breiter. Ist es ok, wenn man versucht, das Griffbrett sozusagen zentral an der angegebenen Millimetermarke einzusägen?
2. Ich habe (noch) kein Spezialwerkzeug für den Gitarrenbau. Mit was für einer Säge säge ich die Schlitze für die Bundstäbchen in das Griffbrett? Die von mir testweise verwendete Bügelsäge (siehe Foto) scheint einen zu breiten Schnitt zu machen. Das reingedrückte Bundstäbchen lässt sich ohne Probleme wieder rauspulen. Drückt man die Bundstäbchen eigentlich nur rein, oder klebt man sie auch fest? Mit der kleinen Japansäge (Foto) scheint es besser zu gehen. Da ist das Sägeblatt allerdings etwas wabbelig und ich befürchte, nie einen wirklich geraden Schnitt hinzubekommen, mal ganz abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie ich den Schnitt mit den mir aktuell zur Verfügung stehenden Mittel auf einen Zehntel-Millimeter genau hinbekommen könnte.
Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps für mich. Vermutlich wird es so sein, dass ohne spezielles Präzisionswerkzeug keine wirklich guten Ergebnisse zu erzielen sein werden. Lasst gerne mal eure Meinung hören.
Viele Grüße
Jens
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Re: Bau Mandoline/Mandola
Moin, tolles Projekt.
1. Bundpositionen:
Der Fretcalculator gibt den Abstand von der Sattel Vorderkante bzw. Mitte Nullbund bis zur Mitte des Bundstäbchens an. Unbedingt für jeden Bund ab Sattelkante messen. NIE von Bund zu Bund, solche Kettenmessungen summieren mögliche Ungenauigkeiten.
2. Einsägen der Bundschlitze. Du musst mal die Dicke des dünnen Steges (engl. Tang) messen, und zwar OHNE die Zähnchen. Bei Gitarrenbünden ist das meist zwischen 0,5 und 0,6mm.
Du sägst den Bundschlitz also breit wie die den dünnen Steg. Meine Bundsäge für Gitarrenbünde schneidet einen 0,55mm breiten Schlitz. Der Schlitz sollte 1,5mal so tief sein, die der dünne Steg hoch.
Zum Bundieren gibst Du den Bünden eine ganz leichte Rundung, auch wenn dein Griffbrett flach ist.
Meine ersten Bundierungen habe ich mit einem handelsüblichen Kunststoffhammer gemacht. Besser ist ein kleiner, rückschlagfreier Kunststoffhammer. Kostet etwa 20,-, lohnt aber die Anschaffung.
1. Bundpositionen:
Der Fretcalculator gibt den Abstand von der Sattel Vorderkante bzw. Mitte Nullbund bis zur Mitte des Bundstäbchens an. Unbedingt für jeden Bund ab Sattelkante messen. NIE von Bund zu Bund, solche Kettenmessungen summieren mögliche Ungenauigkeiten.
2. Einsägen der Bundschlitze. Du musst mal die Dicke des dünnen Steges (engl. Tang) messen, und zwar OHNE die Zähnchen. Bei Gitarrenbünden ist das meist zwischen 0,5 und 0,6mm.
Du sägst den Bundschlitz also breit wie die den dünnen Steg. Meine Bundsäge für Gitarrenbünde schneidet einen 0,55mm breiten Schlitz. Der Schlitz sollte 1,5mal so tief sein, die der dünne Steg hoch.
Zum Bundieren gibst Du den Bünden eine ganz leichte Rundung, auch wenn dein Griffbrett flach ist.
Meine ersten Bundierungen habe ich mit einem handelsüblichen Kunststoffhammer gemacht. Besser ist ein kleiner, rückschlagfreier Kunststoffhammer. Kostet etwa 20,-, lohnt aber die Anschaffung.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
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- Niels Cremer
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Re: Bau Mandoline/Mandola
Sieht doch toll aus soweit! Ich habe eine japanische Feinsäge die entsprechend dünne Schnitte macht, kann mal gucken ob ich die Quelle noch finde.
Hast du unter der Decke irgendwelche Bebalkung oder vertraust du nur auf die Decke selbst?
LG & viel Vergnügen noch mit dem Bau!
Niels
Hast du unter der Decke irgendwelche Bebalkung oder vertraust du nur auf die Decke selbst?
LG & viel Vergnügen noch mit dem Bau!
Niels
- Doradndandler
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Re: Bau Mandoline/Mandola
Japanische Feinsägen finden sich hier:
https://www.feinewerkzeuge.de/japsaege. ... Ny4wLjAuMA..
Baue zwar keine Instrumente, aber kenne den Shop: sehr gute Ware, ich kaufe da sehr oft ein (und bin NICHT gesponsort...)
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Schlechtes Sehen trennt von den Dingen, schlechtes Hören trennt von den Menschen
(nach Immanuel Kant)
Gruss Andreas
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Re: Bau Mandoline/Mandola
Vielen Dank für eure wertvollen Ratschläge! Ich werde einfach mal einen Versuch unternehmen, so wie ja das ganze Instrument auch nur ein erster Versuch ist. Kunststoffhammer werde ich mir besorgen. Feinsäge auch (mit feinewerkzeuge.de habe ich auch gute Erfahrungen gemacht). Zu Deiner Frage, Niels: Ich habe ungefähr 2 cm unterhalb des Schalllochs fast über die gesamte Breite der Decke einen Balken gesetzt und darunter noch eine 3 mm starke Platte (aus Fichte), in etwa 6 x 4 cm groß. Hatte ich so irgendwo in einem Youtube-Video gesehen. Ich denke, dass das Teil im Laufe der nächsten Woche fertig werden wird und werde mich dann natürlich nochmal melden.
Re: Bau Mandoline/Mandola
Hallo Jens,
es geht auch ohne spezielles Präzisionswerkzeug: Mit Cuttermesser und Stahllineal vorkerben, dann mit einer PUK-Säge (die Sägeblätter sind ca. 0,3 mm stark) und ggf. Anschlag auf die richtige Tiefe bringen. Ist allerdings nicht so komfortabel wie mit dem richtigen Werkzeug, und das Ergebnis hängt entscheidend von Deinem Zeiteinsatz ab...
Re: Bau Mandoline/Mandola
hallo,
viel spaß und erfolg beim bau!!!
ich kenn mich mit mando´s zwar nicht aus, aber ist bei dem kleinen korpus und der kurzen mensur.
3 mm deckenstärk und der genannte unterbau nicht überdimensioniert?
da gibt´s doch im www bestimmt irgendwo pläne? oder ein mando-forum? oder ein mando-bauer?
um info´s darüber zu erhalten.
danke für den beitrag und berichte bitte weiter vom bau.
viel spaß und erfolg beim bau!!!
ich kenn mich mit mando´s zwar nicht aus, aber ist bei dem kleinen korpus und der kurzen mensur.
3 mm deckenstärk und der genannte unterbau nicht überdimensioniert?
da gibt´s doch im www bestimmt irgendwo pläne? oder ein mando-forum? oder ein mando-bauer?
um info´s darüber zu erhalten.
danke für den beitrag und berichte bitte weiter vom bau.
chrisb
Re: Bau Mandoline/Mandola
ok, ich nehme das vom vorherigen beitrag zurück.
sehe gerade die decke ist "speziell". normal verwendet man doch durchgehend stehende jahresringe auch bei so einem instrument, oder nicht?
sehe gerade die decke ist "speziell". normal verwendet man doch durchgehend stehende jahresringe auch bei so einem instrument, oder nicht?
chrisb
- Niels Cremer
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Re: Bau Mandoline/Mandola
Soweit ich weiß werden auch Mandos und Mandocellos etc. beleistet, hatte ich zumindest mal so gesehen? Gerade bei einem flat-top Instrument (ich hatte verstanden dass es sich bei Jens’ Bau nicht um ein arch-top Modell handelt?) ist das denke ich angeraten, da man die statische Kraft der gebogenen Decke nicht hat … ?
LG,
Niels
edited: typos korrigiert
LG,
Niels
edited: typos korrigiert
Zuletzt geändert von Niels Cremer am Mo Apr 15, 2024 8:54 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Bau Mandoline/Mandola
Hallo crisb,
was die Überdimensionierung angeht, hast Du wohl recht. Ehrlich gesagt ist für eine Definition der Art des Instruments, das ich da zu bauen im Begriff bin, sicher auch noch Spielraum gegeben. "Mandoline/Mandola" ist gewissermaßen nur ein Arbeitstitel für das Projekt, der schon insofern unzutreffend ist, weil das Zupfteil keine vier Doppelsaiten haben wird. Ich habe einfach geschaut, wie breit das bei mir vorhandene Ahornstück sein durfte, um noch durch den Dickenhobel zu passen und die Länge des Halses dann frei Schnauze gestaltet. Und stimmt, die Decke ist "speziell". Da habe ich nämlich ein Bonanza-Brett aus dem Reservoir für die Beplankung eines Schuppens zersägt und flachgehobelt. Das mit den stehenden Jahresringen hätte ich durch Zusammenleimen von 2 oder gar 3 Brett-Teilen hinbekommen, war dazu aber zu bequem. Ich will erstmal gucken oder besser gesagt horchen, ob das Instrument am Ende halbwegs nach was klingt, bevor ich mich an eine Überarbeitung des "Plans" mache. Freue mich auf jeden Fall über die vielen freundlichen Reaktionen auf meine Ursprungsfrage(n).
Grüße
Jens
was die Überdimensionierung angeht, hast Du wohl recht. Ehrlich gesagt ist für eine Definition der Art des Instruments, das ich da zu bauen im Begriff bin, sicher auch noch Spielraum gegeben. "Mandoline/Mandola" ist gewissermaßen nur ein Arbeitstitel für das Projekt, der schon insofern unzutreffend ist, weil das Zupfteil keine vier Doppelsaiten haben wird. Ich habe einfach geschaut, wie breit das bei mir vorhandene Ahornstück sein durfte, um noch durch den Dickenhobel zu passen und die Länge des Halses dann frei Schnauze gestaltet. Und stimmt, die Decke ist "speziell". Da habe ich nämlich ein Bonanza-Brett aus dem Reservoir für die Beplankung eines Schuppens zersägt und flachgehobelt. Das mit den stehenden Jahresringen hätte ich durch Zusammenleimen von 2 oder gar 3 Brett-Teilen hinbekommen, war dazu aber zu bequem. Ich will erstmal gucken oder besser gesagt horchen, ob das Instrument am Ende halbwegs nach was klingt, bevor ich mich an eine Überarbeitung des "Plans" mache. Freue mich auf jeden Fall über die vielen freundlichen Reaktionen auf meine Ursprungsfrage(n).
Grüße
Jens
Re: Bau Mandoline/Mandola
hallo jens,
meine erste gitarre war ziemlich überdimensioniert.
wurde dann ein bariton
finde auch wenn es "nur" das erste versuchsprojekt ist, man steckt doch viel zeit und energie rein und es sollte
halbwegs was klangliches und bespielbares rauskommen.
du machst das schon!
meine erste gitarre war ziemlich überdimensioniert.
wurde dann ein bariton
finde auch wenn es "nur" das erste versuchsprojekt ist, man steckt doch viel zeit und energie rein und es sollte
halbwegs was klangliches und bespielbares rauskommen.
du machst das schon!
chrisb
Re: Bau Mandoline/Mandola
Zwischenstand zu meinem Projekt: Es dauert doch alles ein bisschen länger als ich dachte. Und ich habe schon einiges gelernt, z. B. dass sich meine Bosch-Standbohrmaschine nicht dazu eignet, Löcher an Stellen zu platzieren, wo man sie exakt haben will (eigentlich wusste ich das bereits) - die Dots auf dem Griffbrett, für die ich extra mein geliebtes Buchsbaumholz verwendet habe, befinden sich nicht wirklich in einer geraden Linie. Und mit den Bundstäbchen war das ein ganz schönes Gefummel. Ich habe mittlerweile aber eine geeignete Säge gefunden und auch eine Methode, die Stäbchen zuverlässig im Holz zu versenken. Auf dem Hals verleimt habe ich das Griffbrett noch nicht. Spaßeshalber habe ich die Kopfplatte mit einem Stück Eibe furniert. Spannend wird´s, wenn ich das Instrument zum ersten Mal zum Klingen bringe. Vielleicht eignet es sich am Ende ja auch nur zum An-Die-Wand-Hängen, aber ich will mal nicht schwarzmalen.
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