Eine schwedische Schönheit...

Hier zeigen die Laien, was sie trotz linker Hände drauf haben!
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jab
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Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von jab »

..., die in Belgien wohnt und die über einen paduanischen Kontakt in meine Werkstatt geflattert kam.

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Die Gute hatte Hals, dergestalt, dass der Bespielende eine Breitenkorrektur haben wollte.

Bei näherer Betrachtung fielen einige weitere Probleme auf:

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- Der Hals hing trotz angezogenem Stahlstab ordentlich durch

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- Die Bridge ist zu hoch (und zu weit von, aber das wird später behandelt..)

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- Die Decke dreht ziemlich unter Saitenzug

Also: Stahlstab tauschen.
Dazu: Bünde raus.
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Und der Hals ist auch ohne Saitenzug hohl.
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Stahlstab suchen.. (Ja, wo isser denn...?)
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Vorsichtig hinfräsen und ausbauen.
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Der Anker muss ausgestemmt werden. Dabei wird klar, dass der Anker so tief drin liegt, dass von der Halsdicke nicht viel weggenommen werden kann.
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Da isser.
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Die Nut sauberfräsen und mit Ahorn füllen.
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Dann noch zwei Cedroblöcke zwischen den Oberklotz und die Balken einleimen, damit der neue Stahlstab a) eine Führung hat und b) vom Schalloch aus bequem eingestellt werden kann.
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Füllstreifen beigearbeitet...
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..und neu gefräst, Stahlstab liegt schon drin.
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Der Stab ist mit Furnier abgedeckt, überlappende Nut gefräst.
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Ein Stück Palisander angepasst...
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..und eingeleimt!
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Beigearbeitet:
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Stegpinlöcher auf ein gleiches Maß aufbohren...
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...und ausdübeln. Stegeinlagennut füllen.
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Die Stegeinlage muss so weit zurück, dass die Nut an die Bohrlöcher gestoßen wäre.
Der gesamte Bereich wird abgehobelt und mit einem Stück Pali überdeckt. Das Loch im hinteren Teil ist der Punkt, wo die Schraube für den Bridge-Doctor durchgehen wird.
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More to come, stay tuned!

Jab
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RolfD
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von RolfD »

.... auf jeden Fall mal wieder sehr interessant, grosses Kino.....
Danke
Rolf
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Niels Cremer
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von Niels Cremer »

Wow, was ein Eingriff! :bide: Warum habt ihr euch für diese Vorgehensweise entschieden vs. dem Ansatz das Griffbrett zu lösen/ersetzen? Ich denke wenn die Bünde drauf sind wird man den Einsatz kaum noch sehen, aber Ersatz wäre uU einfacher gewesen? Klasse Dokumentation! Mir würde der Mut fehlen sowas an der Gitarre eines Kunden anzugehen!! :shock:

LG,
Niels
Frithjof
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von Frithjof »

...eine W12-36 aus nach 1979?
Wenn ja, kann ich verstehen, dass der am Sattel 52mm breite Hals als zu breit empfunden wird.
Auf jeden Fall ein schönes, weil schlichtes aber hochwertig verarbeitetes Instrument, das sich zu erhalten lohnt. Auch wenn der aktuelle Eingriff vermutlich den "Marktwert" übersteigen wird.
Ich bin sehr gespannt auf weitere Bilder.
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jab
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von jab »

Niels Cremer hat geschrieben:
Di Aug 13, 2024 7:05 am
Wow, was ein Eingriff! :bide: Warum habt ihr euch für diese Vorgehensweise entschieden vs. dem Ansatz das Griffbrett zu lösen/ersetzen? Ich denke wenn die Bünde drauf sind wird man den Einsatz kaum noch sehen, aber Ersatz wäre uU einfacher gewesen? Klasse Dokumentation! Mir würde der Mut fehlen sowas an der Gitarre eines Kunden anzugehen!! :shock:

LG,
Niels
Aye!
Ich bevorzuge diesen Weg, weil der Lack nicht beschädigt wird und die Reparatur nach Neubundierung und Ölen des Griffbrettes fast nicht mehr zu sehen ist. In diesem Fall, nachdem der Hals eh bearbeitet wird, wäre es eventuell eine Option gewesen, das Griffbrett zu tauschen, aber ich glaube, dass ich trotzdem so schneller bin.

:-)

Jab
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jab
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von jab »

Frithjof hat geschrieben:
Di Aug 13, 2024 8:38 am
...eine W12-36 aus nach 1979?
Wenn ja, kann ich verstehen, dass der am Sattel 52mm breite Hals als zu breit empfunden wird.
Auf jeden Fall ein schönes, weil schlichtes aber hochwertig verarbeitetes Instrument, das sich zu erhalten lohnt. Auch wenn der aktuelle Eingriff vermutlich den "Marktwert" übersteigen wird.
Ich bin sehr gespannt auf weitere Bilder.
Ja, das wird deutlich teurer, aber das ist ja eine persönliche Entscheidung, dieses Instrument spielbar haben zu wollen. Ich hab vollstes Verständnis dafür, ich lass auch dauernd Sachen reparieren, für die es sich objektiv nicht lohnt...

:-D

Jab
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von Frithjof »

Wäre es eine meiner Lieblingsgitarren wären mir die Kosten für eine lebenserhaltende Reparatur auch ziemlich egal sofern ich es mir irgendwie leisten kann!
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jab
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von jab »

Frithjof hat geschrieben:
Di Aug 13, 2024 8:38 am
...eine W12-36 aus nach 1979?
Nee, müsste Ende '79 sein, die Seriennummer passt und es ist kein Prefix dabei.

Jab
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Andreas Fischer
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von Andreas Fischer »

Sehr interessant zu lesen und schauen.
Was ist ein "Bridge-Doctor"?
Andreas Fischer
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L1
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von L1 »

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Andreas Fischer
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von Andreas Fischer »

Danke für den Link
Sowas hatte ich "ergoogelt" (was für ein Unwort ;-))
Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es drin bleibt. Hat das nicht eine extreme Auswirkung auf den Klang?
Andreas Fischer
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jab
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von jab »

Andreas Fischer hat geschrieben:
Mi Aug 14, 2024 7:17 pm

Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es drin bleibt. Hat das nicht eine extreme Auswirkung auf den Klang?
Das funktioniert tatsächlich ganz brauchbar, vor allem, wenn die Alternative ist, dass die Gitarre schlicht nicht mehr funktioniert.
Es ist natürlich eine Krücke...

Der Klang wird nicht so sehr beeinträchtigt, wie man erwarten würde.

Beste Grüße,
Jab
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RolfD
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von RolfD »

Ich hab ja meine Breedlove OOO einerzeit in Oregon bei einem Besuch bei der Firma "two old Hippies" erworben und habe bei einer Besichtigung eines Teils der Fertigung hochwertiger großvolumiger Bodies (Dreads hauptsächlich) eine ähnliche Konstruktion gesehen. Man sagte mir, mit dieser Art Stabilisierung könne man die Decken dünner ausarbeiten, was einen ordentlichen Einfluss auf den Klang hätte. In meiner OOO (American Series) ist sowas nicht drin. Alle Instrumente, die ich dort in den Händen hatte klangen außergewöhnlich gut für meine Ohren.
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jab
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von jab »

RolfD hat geschrieben:
Fr Aug 16, 2024 5:37 pm
Ich hab ja meine Breedlove OOO einerzeit in Oregon bei einem Besuch bei der Firma "two old Hippies" erworben und habe bei einer Besichtigung eines Teils der Fertigung hochwertiger großvolumiger Bodies (Dreads hauptsächlich) eine ähnliche Konstruktion gesehen. Man sagte mir, mit dieser Art Stabilisierung könne man die Decken dünner ausarbeiten, was einen ordentlichen Einfluss auf den Klang hätte. In meiner OOO (American Series) ist sowas nicht drin. Alle Instrumente, die ich dort in den Händen hatte klangen außergewöhnlich gut für meine Ohren.
...man kann auch dann die Decken dünner machen, wenn man eine Wölbung einbaut, so dass man diese Krücke nicht braucht. Als ich das das erste Mal sah, konnte ich das gar nicht glauben, so abstrus finde ich den Gedanken, sowas "ab Werk" einzubauen. Eine sehr amerikanische Lösung... :whistler:

Beste Grüße,
Jab
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RolfD
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Re: Eine schwedische Schönheit...

Beitrag von RolfD »

... ich fand das ebenfalls sehr ungewöhnlich. Dachte wirklich, das würde doch den Klang eher beeinträchtigen.
Aber ich hatte eher den Eindruck, man wollte sich irgendwie von den "Mitbewerbern" mit einem ungewöhnlichen Konstrunktionsmerkmal unterscheiden.... insofern..... sehr amerikanisch.....
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