Tiefe E-Saite mit Daumen greifen

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

Fosto
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Tiefe E-Saite mit Daumen greifen

Beitrag von Fosto »

Hallo Experten!

Nachdem ich F-Dur im ersten Bund bisher immer als großen Barre gegriffen habe, merke ich inzwischen, dass die Akkordwechsel schneller sind und man flexibler ist, wenn man stattdessen die tiefe E-Saite mit dem Daumen runterdrückt.

Das Greifen dieses Griffes macht mir Probleme. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich das Daumenendgelenk nicht weit genug biegen kann. Ich drücke die Saite auf das erste Bundstäbchen, weil dann das letzte Daumenglied nicht ganz so weit gebeugt werden muss, als wenn ich vor dem Bundstäbchen die Saite runterdrücken würde. Dafür klingt es dann etwas gedämpft, was bei der tiefen E-Saite meistens nicht unerwünscht ist.

Macht ihr das auch so?

Alternativ habe ich auch probiert, die Saite nicht mit dem Endglied, sondern stattdessen mit dem Mittelglied des Daumens runterzudrücken. Das hat den Nachteil, dass die Bewegung im Handgelenk größer ist, was wiederum die Griffwechel verlangsamt.

Vielleicht liegt es auch daran, dass der Abstand zwischen Halsoberkante (Höhe erstes Bundstäbchen) und tiefer E-Saite (Saitenoberkante) mit ca. 4 mm auf meiner Gitarre zu groß ist?

Gruß, Fosto
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hallo Fosto, und willkommen bei den Saiten-Folterern :wink:

4 mm Abstand von der Griffbrettkante zur tiefen E-Saite sind schon echt mehr als reichlich... was für eine Gitarre ist das denn ? Mit dem Abstand käme ich gaube ich auch nicht so recht klar...

Wenn du die Möglichkeit hast zeige die Gitarre doch einmal einem Gitarrenbauer (sofern vorhanden wo du wohnst). Es ist keine grosse Sache einen neuen Sattel aus Knochen zu fertigen der etwas mehr Saitenabstand und weniger Abstand zur Griffbrettkante herstellt.

Gruss, H-bone
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RB
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Beitrag von RB »

Es ist außerdem wohl so, daß es eine gewisse Gewöhnung erfordert, den Daumen überhaupt zum Greifen heranzuziehen. Ich spiele ein Stück, bei dem ein bekannter Gitarrist (U Bögershausen) mal irgendwo geschrieben oder gesagt hat, es sei das einzige Stück, bei dem er das F mit dem Daumen greife. Ich habe damals immer mit dem Zeigefinger "draufgetitscht" und war dann ganz stolz, daß ich es ohne Daumen hinbrachte. Inzwischen greife ich das D/F# und solche Dinger recht häufig mit dem Daumen, habe aber eine ganze Weile gebraucht, bis ich es überhaupt halbwegs hinbekam.

Aber H-Bone hat recht, 4 mm ist beachtlich. 2 mm fände ich eher normal.

PS: Und klar, ein Willkommen in der Gemeinde der alten und jungen Kinder und Enthusiasten!
Fosto
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Beitrag von Fosto »

Danke schon mal für die Info. Meine Gitarre ist eine alte Ibanez Artwood, die ich demnächst sowieso ersetzen wollte. Da würde sich das mit dem neuen Sattel nicht lohnen.

Aber nochmal zurück zur Grifftechnik. Wie genau greift ihr mit dem Daumen die tiefe E-Saite (Endglied, Mittelglied, Bundstäbchen oder davor, eher seitliche Fingerkuppe oder mittig)?

Grüße, Fosto
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Also ich brauche den Daumen nur bei einer einzigen Gelegenheit:

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e||-----|-(1)-|-----|-----|-----|-----|
h||-----|-----|-(2)-|-----|-----|-----|
g||-----|-----|-----|-(3)-|-----|-----|
D||-----|-----|-----|-----|-----|-----|
A||-----|-----|-----|-----|-----|-----|
E||-----|-----|-(D)-|-----|-----|-----|

Ich habe in all den Jahren noch keine sinnvolle Figur gesehen, in der das Greifen der E-Saite mit dem Daumen von Vorteil ist... Ich sage einfach einmal, dass es nur reine Geschmackssache und individuelles Handling des Einzelnen ist.
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
_______________________________________________
Eddie
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Beitrag von Eddie »

Hi,

für bestimmte Blue-Grass/Blues-Spielweisen ist es sinnvoll, daß der
Daumen bei F-Dur die E-Saite greift. Mit den Fingern greift man dazu
das "kleine F", so hat man die A-Saite wahlweise abgedämpft oder
als Leersaite ( Terz ) zur Verfügung. Dazu kann man im Wechselschlag
F ( Daumen ) und G-Saite ( z.B. erst leer, dann Hammering 2.Bund )
bedienen.


Grüße!
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Fuxli
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Beitrag von Fuxli »

Hi Oldpicker,
z.B. auch bei "Running Home" gibt es eine (äußerst verzwickte) Stelle, bei der man die tiefste Saite (D) mit dem Daumen greifen muss, weil die dann weiterklingen kann, während man auf den höheren Saiten noch hantieren muss. Fiel mir nur gerade so ein.
Grüße
Fuxli
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Bemalu
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Beitrag von Bemalu »

**************
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12bar
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Merle Travis

Beitrag von 12bar »

Morgen,

ich wollte mal hierzu noch was ganz schönes loswerden. Wie wäre es mit diesen "Merle Travis" Chords

D7
----x----------------------
----1----------------------
----2----------------------
----4----------------------
----3----------------------
----2(D)------------------

-----2----------------------
-----1----------------------
-----2---------------------
-----2----------------------
---------------------------
-----2(D)------------------

oder ein C-Dur von Dave van Ronk

-----3----------------------
-----5----------------------
---------------------------
---------------------------
-----3(D)------------------
-----3(D)------------------

Gruß
Bert
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, ich krame das nochmal vor, weil auf der ollen Woodstock-Aufnahme
gleich am Anfang ein Typ Richie Havens loslegt und einen Riesendaumen
wie einen Kapo benutzt. Sehenswert auf alle Fälle.
V.H.
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guitar-hero
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Beitrag von guitar-hero »

V.H. hat geschrieben:...
gleich am Anfang ein Typ Richie Havens loslegt und einen Riesendaumen
wie einen Kapo benutzt. Sehenswert auf alle Fälle.
V.H.
YEP.
Und ich hab bis heute noch nocht kapiert, wie die Klampfe eigentlich gestimmt ist, weil - der legt den Daumen ja wirklich fast (?) über alle Saiten. :oops:
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, welches Open der hatte ist eigentlich Geschichte (1969),
der Daumen dürfte auch heute noch einmalig sein.
Nur zur Unterhaltung, es geht auch.
V.H.
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, und abschließend :
Als ich Gitarre von einem "Alten" gelernt habe, hat der eine sog.
Schlaggitarre gespielt, also so eine mit F-Löchern aus den Fünfzigern.
Der kannte Barre nicht und spielte nur mit Daumeneinsatz.
V.H.
Taki
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Beitrag von Taki »

Hi Fosto,

ich hab gerade nochmal nachgesehehn wie ich mit dem Daumen die E-Saite "greife". Der Daumen hängt mit der Kante auf der Saite, Die Saite verläuft (vom Sattel aus gesehen) von der Knickstelle zwischen 1. und 2 Daumenglied schräg über die Daumenfläche. Normalerweise würde man damit die Saite nicht tief genug drücken können (keine 4mm aber auch keine 2mm) aber mit den "Speckfalten" die der Daumen beim einknicken wirft geht es ganz gut.

Ich glaub ich muss mir wirklich mal 'ne Kamera zulegen.

Es gibt eine Stelle in "Dream a Litte Dream" von The Mamas and the Papas, da ist es ganz praktisch den F-Dur in einzelne Finger aufzulösen anstatt Barre zu greifen, damit man das hammer-on auf der g-Saite passabel gespielt bekommt.

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e||---------------------------------
h||---1-------1-------1-------1---0-
g||-------2-------0h1-----1-----1---
D||-----3-------3-------3-----------
A||---------------------------------
E||-1-------1-------1-------1-------
P. Reinert
SloopM
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Beitrag von SloopM »

Zu Richie Havens und seinem gewöhnungsbedürftigen Daumenspiel:

der große Meister selbst erklärt uns auf seiner Webseite, wie er es so hinkriegt (Voraussetzung: Open Tuning):

http://www.richiehavens.com/HM3365.htm

Allerdings muss er seinen Daumen irgendwie "langgestreckt" haben...

Gruß

SloopM
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