Holger Danske hat geschrieben:...
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? ...
Hallo Holger,
viele der hier gebrachten Argumente sind ziemlich zutreffend. Ich weiss auch nicht genau, woran das liegt, habe aber auch mal eine ähnliche Erfahrung gemacht. Ich wurde vor Jahren mal für eine Veranstaltung gebucht, für die ich mir 2 Lieder aussuchen durfte. Ich habe mir zwei Antikriegslieder ausgesucht, 1. "Die Mine" von Hannes Wader und 2. "Es ist an der Zeit" Version von Hannes Wader, (Original Eric Bogle), welche beide ziemlich heftig und drastisch die Schrecken des Krieges beschreiben
(...
Oder hat ein Geschoß dir die Glieder zerfetzt,
Hast du nach deiner Mutter geschrien bis zuletzt,
Bist auf deinen Beinstümpfen weitergerannt,.... )
Habe die damals schon lange gekannt und einige Male gespielt, das wäre alles nicht so tragisch gewesen, wenn die Veranstaltung keine Bundeswehrveranstaltung in einer Kaserne mit ca. 200 geladenen, teils hochrangigen Soldaten, Offizieren, Generälen gewesen wäre... Damals habe ich mir gedacht, dass solche Lieder irgendwie genau da rein gehören und habe die entsprechend vorher geübt, konnte die im Schlaf (dachte ich).
Ich denke, der Unterschied zu "normalen" Auftritten auf Festivals, Kneipen, Veranstaltungen ist, dass es eben anders ist, ob dort hunderte Leute auf irgendwas warten, halb, oder ganz hinhören und an ihrem Bier nippen, oder ob sie still, leise und konzentriert auf Stühlen sitzen, und man selber ganz genau weiß, dass es nicht zwischen einem und denen existiert, dass sie jede Nuance, mitbekommen. Wobei ich noch denke, dass man selber einen Denkfehler begeht: Auf solchen Veranstaltungen kommt es, anders, als z.B. bei einem virtuosen Konzertauftritt, nicht auf die Technik an, die man, mehr oder weniger, beherrscht, sondern auf das
Gefühl, welches in solchen Situationen bei den Menschen ankommt. Und das Gefühl lässt sich eben auch mit 3 Akkorden rüberbringen, wenn die Stimme da nicht vollkommen aus dem Rahmen fällt.
Ich vermute, dieses Missverständnis, dass die Technik manchmal überbewertet wird, kommt daher, dass man vergisst, dass die Stimme das eigentliche Instrument ist, durch welches ein Großteil der Emotionen transportiert wird. Und da man das aber unterbewusst weiß, hilft es auch nicht, das Lied technisch zu beherrschen. Vielleicht entsteht die Unsicherheit dadurch, dass man so einen, eigentlichen emotionalen Vortrag, mit seiner Technik "abfertigen" will und weiß, dass das so nicht funktioniert?
Egal, Hauptsache, sie haben Dich nicht raus geschmissen.
mfg