Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Das sagt mir, dass Du von Konzertgitarren sicher nicht meiste Ahnung hast. Dein Argument Deiner Klangpräferenz kannst Du theoretisch nur dadurch anbringen, als dass Du oben von mir über das eingeschränkte Spektrum gelesen hast. Praktisch würdest Du es gar nicht bemerken, weil Du nicht weißt, wie eine Konzertgitarre mit Palisanderkorpus im Allgemeinen und im Besonderen klingt. Das betrifft konkret das individuelle Klangverhalten, das sowohl solistisch als auch im Zusammenspiel ganz unterschiedlich zur Geltung kommt. Das weiß eigentlich jeder Klassiker. Deswegen ist Dein Argument als Praxisanspruch überhaupt nicht Ernst zu nehmen.
Schon prima, dass man, wenn man eine andere Meinung als du hat, direkt mal mit dem Karteikärtchen "hat keine Ahnung" abgestempelt wird

Ich hab ein abgeschlossenes Musikstudium mit klassischer Gitarre als Hauptfach, ich unterrichte als Gitarrenlehrer in einer der größeren Musikschulen Deutschlands und ich hab sicher mehrere tausend Gitarren in der Hand gehabt. Wenn diese ganzen Erfahrungen die sich da ansammeln immer noch "keine Ahnung" darstellen.. Huiii, da musst du wohl der einzige Mensch mit Ahnung auf diesem Planeten sein.
Dein Beispiel oben hab ich übrigens einfach nur aufgegriffen um daran ein so basales Beispiel für einen Anwendungsfall auszuführen in dem ein von dir als "schlecht" bezeichneter Klang eben besonders "gut" sein kann, um klarzumachen, dass eine Einteilung in "gut" und "schlecht" einfach keinerlei Sinn macht, solange es nicht Anwendungs- und auf den subjektiven Spieler bezogen ist.
Niemand spricht dir ab zu sagen "ich finde diesen Klang schlecht und eingeschränkt". Die Verallgemeinerung in "man weiß, dass das schlecht ist", ist aber einfach nicht wahr und zeugt nur von einem eindimensionalen Standpunkt, der andere (vllt exotischere) Anwendungsfälle außer Acht lässt.
Meinen eigenen Ansatz zu Mahagoni oder Palisander hab ich ja noch nichtmal eingebracht. Der ist nämlich genauso simpel wie überraschend:
Mir ist es absolut vollkommen wurscht, was die Specs einer Gitarre sagen, weil die im Allerallerbesten Fall eine gaaaanz grobe Richtung vorgeben in die der Klang gehen könnte. Wenn du zwanzig Gitarren mit Fichte/Palisander nimmst, können (und werden) die trotzdem allesamt sehr unterschiedlich klingen. Weil jedes Stück Holz anders ist, weil jeder Gitarrenbauer ein bisschen anders baut, weil die Beleistungen vllt unterschiedlich sind, die Dicke der Hölzer etc pp.
Ich hatte mal das Vergnügen in einem Laden grob ein Dutzend Höfner Gitarren desselben Modells anzuspielen. Klangen alle unterschiedlich. Und zwar nicht nur Nuancen.
Mir persönlich sind Specs sowas von egal. ich nehm ne Gitarre in die Hand und dann merke ich, wie ich damit klinge. Der Rest ist vollkommen irrelevant. In den Händen des nächsten Gitarristen, der die Gitarre spielt, kann sie vollkommen anders klingen. Fingernägel, Anschlagtechnik etc.
jeder Gitarrist ist unterschiedlich und hat andere Ansprüche.
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Auc das ist weitgehend falsch. Selbstverständlich ist Palisander seit 30 Jahren auch im Einsteigersegment sehr weit verbreitet, aber erst ab ca. 330 €. Walnussgitarren hatte ich meinen Schülern schon in den 1990er Jahren besorgt.
Machen wir das mal spaßeshalber an ein paar Zahlen fest:
Bei Thomann, Gitarren mit (lam.) Mahagoni, bzw Palisanderkorpus:
Mahagoni: 91
Palisander: 87
von den Mahahoni-Gitarren unter 300€: 52
von den Palisander-Gitarren unter 300€: 2
von den Mahagoni-Gitarren über 500€: 13
von den Palisander-Gitarren über 500€: 67
Willst du jetzt ernsthaft sagen, dass es an klanglichen Aspekten liegt, dass Mahagoni eher im preiswerteren Segment zu finden ist und nicht daran, dass Mahagoni einfach deutlich günstiger in der Beschaffung ist?
Natürlich können wir nun tagelang drüber diskutieren, was genau nun das Einsteigersegment ist, aber da kommen wir eh auf keinen grünen Zweig, siehe nächsten Punkt.
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Im 200 € Bereich haben die Schüler schon Einsteigergitarren, die völlig in Ordnung sind. Auf das, was die Schüler sich oder die Eltern ihnen kaufen, hängt im Wesentlichen davon ab, welchen Einfluss die Lehrer darauf nehmen. 500 - 600 € war unter meinen Schülern ein gängiger Preis. Es waren auch mehrere dabei, die weit über 1.000 € investiert hatten. In einem Fall waren es 4.500; DAS war eine Ausnahme. In der Musikschule Fulda war in den 90er Jahren ein Lehrer, dessen Schüler fast alle eine Hopf zwischen ca. 1.800 und 2.500 gespielt hatten.
Ja, als Lehrer kann man Einfluss nehmen, aber das kommt sicher auch auf das Einzugsgebiet an, in dem man sich rumtreibt.
Da kenn ich mich sicher nicht deutschlandweit aus und kann wieder nur aus meiner Erfahrung sprechen: Für die meisten Eltern bei uns sind auch 200€ für ne Einsteigergitarre für ihr 6-8jähriges Kind durchaus ein nennenswerter Betrag. Gerade, wenn es sowieso erstmal um eine 3/4-Gitarre geht, die man sowieso in ein paar Jahren aufgrund von Wachstum ersetzen muss/kann/sollte.
Ich seh auch als Lehrer hier keinen Grund Eltern dazu zu drängen möglichst viel Geld auszugeben, wenn eh nicht immer klar ist, wie lange die Kids überhaupt dabeibleiben.
Gut, der Ansatz ist sicherlich hier auch ein wenig anders, in einer Musikschule, wo eine gewisse Fluktuation einkalkuliert ist, im Gegensatz zu einem Lehrer, der allein unterrichtet und seine Schüler möglichst binden möchte.
Aber was ich so aus Kollegengesprächen mitbekommen, geht die Tendenz deutlich dazu erstmal günstig einzusteigen und dann eher später ein gutes zweites Instrument zu kaufen, wenn absehbar ist, dass das was Längerfristiges bleibt.
Und über Ausnahmen rede ich bei einer Frage wie "was glaubst du, was Einsteiger für eine Gitarre ausgeben" eben nicht, sondern über den Durchschnitt.
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Ich weiß nicht, was ein "analytischer Klang" sein soll. Aus diversen Messegesprächen der letzten 4 Jahre weiß, dass die allerwenigsten Klassiker eine Khaya spielen wollen, weil sie sie klnglich auf den Versuch abstellen, Stahlsaitenklangteile auf die Konzertgitarre zu übertragen. Ich teile dieses Bild völlig. In meiner Community
ist jemand, der eine etwas teurere Khaya hat und sein Instrument genau so nicht bewertet. Aber er kennt sich aus und hat selbst auch Konzertgitarren gebaut. Diese Gitarre lenkt aber nicht vom allgemeinen Bild ab.
Inwiefern ist es ein Problem, wenn die allerwenigsten Klassiker eine Khaya spielen wollen?
Ich schrieb ja schon, dass Khaya eine Lücke besetzt, die vorher leer war. Du nennst es "Stahlsaitenklangteile auf die Konzertgitarre übertragen", was auch immer das bedeuten soll.. ich nannte es "kühl und analytisch". Aber egal wie man es nennt:
Wieso soll es nicht andere Leute geben, die das anspricht? Gibt ja auch genug nicht-Klassiker, die auf ner klassischen Gitarre spielen.
E-Gitarristen, die für's Lagerfeuer ne Akustische suchen, oder für nen akustischen Part auf der Bühne.
Leute die Zeug mit Plektren auf ner klassischen Gitarren spielen wollen, Leute, die das "spanische" Klangspektrum nicht so mögen, Crossover-Spieler etc etc.
Ich find's gut, dass Khaya nicht die 100ste Kopie baut, sondern was Eigenständiges macht. Da sie nun schon ein paar Jahre am Markt sind und die Gitarren immer noch produziert werden, kann es nicht allzu schlecht laufen.
Meins ist es auch nicht, aber ich bin so openminded, dass ich mir durchaus diverse Szenarios vorstellen kann, wo man die Gitarren gut einsetzen kann.