Unverhoffte Archtop

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

frederik
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Unverhoffte Archtop

Beitrag von frederik »

Hallo allesamt,
da mache ich mich die letzten Wochen verrückt, ob es nicht einen Weg gibt eine alte Archtop mit verzogenem Hals ansatzweise bezahlbar zu restaurieren und was passiert mir heute: ich kriege vollkommen unerwartet eine alte Hoyer Archtop geschenkt.

Der Zustand - vor allem der Hals - scheint mit gut und der Klang sagt mir auf jeden Fall zu. Ihr könnt euch bestimmt alle vorstellen, dass das ... den Tag entscheidend aufgewertet hat ... ;-)

Bild

Nun wüsste ich ganz gerne, ob jemand das Modell kennt und mir ein bisschen was dazu erzählen könnte (Baujahr etc.). Vor allem Frage ich mich, wie stark ich die Saiten höchstens wählen sollte. Was derzeit drauf ist, sieht mir nach 11er Phosphor Bronze oder so aus.
Das Instrument scheint mir recht alt zu sein, ich meinte ja oben, der Zustand sei gut, d.h. ich konnte keine Risse entdecken oder ähnliches. Aber der Lack ist schon ein wenig mitgenommen und das Binding am Hals ist - wo scheinbar mal ein Tonabnehmer dran war - etwas beschädigt.
Sollte man dagegen was tun, um das Instrument zu erhalten?
Den Steg habe ich gegen einen anderen ersetzt, da eines der "Rädchen" fehlte und dafür ein eher sehr provisorischer Ersatz eingefügt wurde. Das original ist dieser Steg hier:
Bild
Weiß jemand, wo ich solche "Rädchen" herbekomme, ohne sie selbst machen zu müssen?
So, ich gehe erstmal spielen :-)

Grüße,
Frederik




[/img]
Mario
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Beitrag von Mario »

Lieber Frederik,

herzlichen Glückwunsch.
Nein wirklich helfen kann ich dir nicht, ich denke aber dass das Binding am Hals absolut kein Problem darstellt. Ich würde da nichts dran machen, es sei denn, du gehst sowieso mal zu einem Gitarrenbauer, der kann vielleicht ein Stück Bindung anflicken.

Bzgl. des Lacks würde ich mal versuchen mit einer Autopolitur für verwitterte Lacke eine Stelle zu bearbeiten. Diese Polituren lösen die Oberfläche leicht an, so dass Kratzer und leichte Riefen wieder gefüllt werden.

Ich ärgere mich heute noch, dass ich eine für 10 Euro gekaufte Archtop von Framus angefangen habe aufzuarbeiten (total unfachmännisch - ich habe den Lack mit einer Heißluftpistole abgebeizt :oops: ). Weil ich nicht wirklich weitergekommen bin, habe ich sie verschenkt. Würde mir heute nicht mehr passieren, höchstens in Hände, wo sie wirklich geliebt aufgearbeitet wird und ein neues glanzvolles Leben leben dürfte.

Also halt die kleine in Ehren und den Steg würde ich nicht erneuern, sondern irgend eine bessere Lösung als den Feuerzeuganzünder suchen. Manchmal findet man auf Flohmärkten in den Grabelkisten schon erstaunliche Sachen (wie wäre es mit einer Gardinenrolle?)

Ich mache mir zur Zeit Gedanken, wie man für eine Gitarre einen Intonationsflexiblen Steg und Brücke konstruierne könnte. Ich habe mit Schwalbenschwanzverbindungen geliebäugelt, aber dieses Rollensystem ist doch viel besser. Ich weiß nich, ob du das heute noch zu kaufen kriegst.

Mario
12 Töne, 24 Buchstaben, viel Gefühl im Bauch - ein neues Lied ist entstanden
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Mario hat geschrieben:Bzgl. des Lacks würde ich mal versuchen mit einer Autopolitur für verwitterte Lacke eine Stelle zu bearbeiten.
Mario, bei aller Freundschaft... NEIN ! NEIN ! NEIN !

Das ist kein Auto und auch kein Autolack...

Da sind Silikone drin, die richten nicht mehr reparable Schäden an, vor allem bei alten Nitrolacken...

Bitte, bitte, nimmer so was raten ...

Bis morgen... :D
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, diese Rollen macht dir jeder (alte) Uhrmacher, der eine Feinmechanikerdrehbank besitzt und die bedienen kann.
Als Material könnte ein Messing- oder Neusilberteil herhalten,
zur Not aus dem Baumarkt - Sanitärbereich. Alles durchsuchen...
V.H.
Zuletzt geändert von V.H. am Mi Apr 09, 2008 8:13 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Moin frederik,

als Freund und Besitzer solcher Vintage-Schätzchen sage ich mal:

- Die Oktavreinheit lässt sich bei diesen Ketarren doch halbwegs problemlos einstellen, auch wenn man nicht mehr über den Originalsteg verfügt. (Alternativen findet man in der eBucht genug)

- Natürlich kann manN auch mit Autopolitur drüberwixen, (sorry H-bone ;-) ), aber bei dem gezeigten Zustand würde ich darauf verzichten.

jm2c.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Der Alte Niederrheiner hat geschrieben:- Natürlich kann manN auch mit Autopolitur drüberwixen, (sorry H-bone ;-) )
Ja, dann tut das mal ruhig...
Gast

Beitrag von Gast »

H-bone hat geschrieben:
Der Alte Niederrheiner hat geschrieben:- Natürlich kann manN auch mit Autopolitur drüberwixen, (sorry H-bone ;-) )
Ja, dann tut das mal ruhig...
:bide:

:wink:
Gast

Beitrag von Gast »

@Martin

Wie würde der Fachmann so eine Gitarre polieren?
Mit was für einer Politur?
Mit welchen Hilfsmitteln?

Gruß, NIk
Jensy
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Beitrag von Jensy »

Hallo Frederik,

ich habe mich mal nach Deinem Steg erkundigt.
Leider gibt es dafür keine Teile mehr, höchstens aus einer alten
anderen Gitarre gleicher Bauart.

Jeder mit Leib und Sehle Metaller wird Dir sowas herstellen (drehen) können. Fragt sich nur wie hoch die Kosten sind.
Vielleicht hast Du ja eine Kumpel der sowas kann.

Ich würde den Steg aufjedenfall aufbewaren und um die Originalität zuerhalten. Vielleicht kann er als Vorlage zur reproduktion später dienen.
Ein neuerer Ersatzsteg könnte bis zur fertigstellung der Rolle helfen.

Gruss Jens
frederik
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Beitrag von frederik »

Hallo,
Erstmal vielen Dank für die Antworten :).
Ich denke ich mache erstmal nichts größer an dem Lack - die Kratzer stören mich eigentlich auch nicht wirklich.
Nur reinigen würde ich sie doch gerne mal gründlich. Habt ihr vielleicht noch eine Empfehlung für ein Reinungsmittel, dass dem Lack nicht schadet?

Frederik
stringbender
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Ersatz

Beitrag von stringbender »

Hi Frederik,

ich kann Dir folgendes Angebot machen. Du schick'st das Teil zu mir und ich mache Dir einen Kostenvoranschlag für das Ersatzteil. Dazu muss ich die Brücke aber bei mir haben. Ein Bild reicht nicht.

viele Grüße
Armin
Armin Dreier Gitarrenbau
Römerstr.9
73614 Schorndorf
07181/44486
www.dreier-gitarren.de
frederik
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Re: Ersatz

Beitrag von frederik »

stringbender hat geschrieben: ich kann Dir folgendes Angebot machen. Du schick'st das Teil zu mir und ich mache Dir einen Kostenvoranschlag für das Ersatzteil. Dazu muss ich die Brücke aber bei mir haben. Ein Bild reicht nicht.
Danke, ich wollte heute erstmal V.H.s Vorschlag mit dem Uhrenmacher nachgehen. Wenn ich da Erfolg haben sollte, wäre das der unaufwendigere Weg, ansonsten komme ich sehr gerne auf dein Angebot zurück.

Wobei sich bei der Uhrenmacher-Lösung noch die Frage stellen würde, was für einen Einfluss das auf den Klang hat, wenn ich statt Holz z.B. Messing nehme.
fretworker
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Beitrag von fretworker »

Hallo,

ich würde den Steg gegen einen aus Holz austauschen. Wobei: bei näherem Hinsehen ist das eine interessantet Lösung. Vielleicht doch reparieren...?

Saubermachen kannst Du die Gitarre mit einen feuchten (nicht nassen!) Lappen und ein bisschen Spüli-Wasser. Alles andere verschlimmbessert nur.

Saiten: hängt davon ab welchen Sound Du willst und ob die Gitarre einen, evtl. verstellbaren, Stahlstab im Hals hat. Grundsätzlich kannst Du Flatwounds oder Nickel-Roundwounds nehmen. Flatwounds klingen weicher, Roundwounds kerniger. Bronze klingt bei diesen Gitarren mMn nicht gut.
Hat die Gitarre keinen Halsstab: maximal 011er. Hat sie einen Stab: bis zu 012er problemlos möglich. Bei 013er-Saiten musst Du aufpassen, die alten Gitarren mögen das nicht unbedingt. Bei Flatwounds nehme ich Thomastik Jazz Swing, Roundwounds Optima 1947 Jazz Swing.

Vielleicht noch hilfreich:
http://jazzgitarren.k-server.org/
http://www.musikkeller.com/
http://archtop-germany.de/

Gruß, Oli
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

moin Frederik,

das nen ich doch mal nen guten tag -- einfach ne gitarre geschenkt bekommen. falls dir das nochmal passiert, kannst du sie gerne weitergeben an mich. auf so ne archtop hab ich auch schon seit längerem ein äuglein.

viel spaß damit!
chrisb
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jab
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Beitrag von jab »

Moin!

Ich möchte empfehlen, den Steg nicht zu verwenden. Dieses Ding klingt nicht gut und die Rädchen verstellen sich gern selbst. Eine Bridge mit möglichst viel Holzanteil ist sicher die klanglich bessere Lösung.
Von den Saiten her würde ich eher auf 12er gehen. Damals waren 13er und 14er Standard und die 12er eben light. Die Decken sind auf diese Belastung ausgelegt und bringen dann mehr Ton. Die meisten Hälse sind ebenfalls dafür konstruiert. Im Zweifel einfach ausprobieren und sehen, was der Hals macht. Entsprechend reagieren. Wenn der Hals bisher in Ordnung war, wird er sich jetzt nicht blitzschnell verziehen.
Die Hoyers mit massiver Decke waren zum Teil klasse Instrumente, da lohnt sich ein intensive Beschäftigung und etwas Geld für eine professionelle Lackreinigung...
...es gibt übrigens silikonfreie Autolackpolitur. Die kann man verwenden. Allerdings sind diese Mittel für Profis gedacht und können entsprechend aggressiv zu Werke gehen. Obacht!

Beste Grüße!

Jab
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