Beratung: Steelstring für Spieler mit Handgelenkproblemen

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Zupfel
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Beratung: Steelstring für Spieler mit Handgelenkproblemen

Beitrag von Zupfel »

Hallo zusammen,

ich bin bisher eher ein stiller Leser gewesen, vor allem, weil mir an vielen Stellen die Kompetenz für gute Antworten fehlt ;)

Da ich mir quasi als Belohnung demnächst eine neue Akustik gönnen möchte, brauche ich etwas Beratung... Vor allem in Hinsicht auf mein Grundproblem: In meinem linken Handgelenk entwickeln sich leider immer wieder Ganglione (ugs. Überbeine), die meistens auch wieder verschwinden, aber das aktuelle habe ich jetzt schon seit einem halben Jahr. Das hat relativ wenig mit meiner Spieltechnik zu tun, sondern kommt eher durch die Kombination von viel Computerarbeit (Programmierer), Sport und eben dem Gitarrespielen. Bei den ersten beiden Punkten habe ich schon viel in Sachen Ergonomie unternommen, beim Gitarrespielen verwende ich mittlerweile Flat Tops von D'Addario als 10er Satz, Stimmung auf Eb, Capo im 1. Bund, gerne auch mal höher. Damit komme ich meistens gut zurecht und auch Barree-Griffe gehen auf diese Weise ganz gut. Ich überlege daher, ob die neue nicht besser gleich eine shortscale werden sollte... Was meint ihr?

Meine Zukünftige sollte auf jeden Fall wie meine Aktuelle einen sehr warmen, satten Klang mit "singenden" Mitten haben, eher in Richtung Gibson Hummingbird (die im Moment mein Favorit ist) und Songwriter als Martin & Co und in jedem Fall gute Strumming-Qualitäten besitzen, aber Fingerpicking sollte auch möglich sein. Eine Alleskönnerin sozusagen :)

Könnt Ihr mir ein paar Tipps geben, welche Gitarren ich auf jeden Fall mal anspielen sollte und wo ich das in der Gegend um Marburg/Gießen/Kassel machen könnte? Die mir bekannten Musikhäuser um Marburg/Gießen haben meistens höchstens mal eine Martin auf Lager.

Danke und viele Grüße

Zupfel
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RB
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Beitrag von RB »

Wie ist denn das mit den Saiten zu verstehen ? Sind das SDätze in 0.010er Stärke, die Du dann noch auf Eb stimmst ?

Die Frage wäre außerdem, ob die Ursache des Überbeins überhaupt in einer Überlastung der betreffenden Strukturen im Handgelenk ist. Ich bin kein Arzt, habe mir aber sagen lassen, daß die Ursache von Gangliomen im Grunde unbekannt ist und sogenannte Spontanbildungen vorkommen. Ist die Ursache ärztlicherseits festgestellt ?
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clone
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Beitrag von clone »

RB hat geschrieben:Wie ist denn das mit den Saiten zu verstehen ? Sind das SDätze in 0.010er Stärke, die Du dann noch auf Eb stimmst ?

Die Frage wäre außerdem, ob die Ursache des Überbeins überhaupt in einer Überlastung der betreffenden Strukturen im Handgelenk ist. Ich bin kein Arzt, habe mir aber sagen lassen, daß die Ursache von Gangliomen im Grunde unbekannt ist und sogenannte Spontanbildungen vorkommen. Ist die Ursache ärztlicherseits festgestellt ?
Muss sich auch sagen. Etwas zu deinem Handgelenk aus der Ferne (oder bei mir auch aus der Nähe, bin ja kein Mediziner) zu sagen, ist praktisch nicht möglich.

Wenn dir allerdings der Gibsonsound sehr zusagt, halte ich das für relativ alternativlos. Da fallen mir höchstens noch die Edelnachbauten von Santa Cruz, Bourgeois etc. ein. Die sind dann aber noch etwas teurer. Konkret von der Hummingbird gibt es ja bei Gibson aktuell etliche Versionen, wobei ich persönlich und rein optisch besonders die Artist wegen ihrer relativen Schlichtheit mag. Anspielen? Musik Schmidt in Frankfurt vielleicht?
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus Zupfel ( :lol: hihi, was für ein Name .... :P )

Wenn Du eine Gitarre willst die sich leicht bespielen lässt, so würde ich Dir von einer Gibson Hummingbird eher abraten. So geil diese Gibsons auch allesamt sind, und so sehr ich ein Fan von ihnen bin, aber superleicht bespielen lassen sie sich nicht. Eher normal bis schwer.

Da rate ich Dir eher zu einer, die ich selber habe, die spielt sich fast wie von selbst. Jeder Steelstringer, der sie einmal in der Hand gehabt hat, war das erste Kommentar: "Wau, die geht aber leicht". Es liegt wohl am schmalen Halsprofil, aber nicht nur.

Ach ja, es handelt sich dabei um die Martin DC Aura. Nicht grade billig, aber den Kauf habe ich noch keine Millisekunde bereut.

Hier haste noch ein Bild:

Bild
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clone
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Beitrag von clone »

Pappenheim hat geschrieben:
Wenn Du eine Gitarre willst die sich leicht bespielen lässt, so würde ich Dir von einer Gibson Hummingbird eher abraten. So geil diese Gibsons auch allesamt sind, und so sehr ich ein Fan von ihnen bin, aber superleicht bespielen lassen sie sich nicht. Eher normal bis schwer.
Mhh, also meine Gibson J-30 ist immer noch die Gitarre, die ich bisher am leichtesten zu spielen fand. Ich finde es sehr schwer da generelle Aussagen zu treffen. Eigentlich sollte sich auf jeder vernünftig gebauten Gitarre mit optimierter Seitenlage gut spielen lassen... .
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Ja schon, aber er will ja eine, die besonders und auffällig leicht zu bespielen ist. Und deswegen habe ich ihm die Martin empfohlen, weil eben die im Gegensatz zu meiner Gibson und allen anderen Gibsons die ich getestet habe (darunter auch zwei oder drei Hummingbirds) sehr viel leichter zu bespielen ist. Das war also eine differenzierte, keine generelle Aussage.
Thirty Strings

Beitrag von Thirty Strings »

Eine kürzere Mensur reduziert sicherlich die Anstrengungen. Ich spiele u.a. eine Martin 00-28VS und deren Bespielbarkeit ist aufgrund der kurzen Mensur eindeutig leichter als jene von Gitarren mit 65er Mensur oder darüber. Was den Klang und die Lautstärke des genannten Instrumentes betrifft bin ich ebenfalls recht zufrieden, v.a. auch im Vergleich zu anderen handgebauten Edelgitaren, die ich mein eigen nennen darf.
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Orange
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Beitrag von Orange »

Da ich zu deinen Handgelenksproblemen keine Diagnose stellen kann weil ich gelernter Spediteur und nicht Arzt bin heiße ich dich mal "einfach so" hier recht herzlich Willkommen in unserer Runde !

Welcome to the Jungle !

Und als leicht bespielbar finde ich die Breedlove Gitarren (wenn du dich in der Hummingbird-Preisklasse bewegst). Aber irgendwie finden vermutlich die meisten "ihre" Gitarre die sie lange behalten und spielen eben aus diesen Gründen (leichte Bespielbarkeit, Seitenlage, ...) immer am besten.

Also, ausgiebig testen würde ich sagen ! :)
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Das wird ohne Probespielen nichts werden. Wenn es ein Gibsonton sein soll, sollte man auch nur eine Gibson kaufen. Es ist ja nicht das aussehen einer Gitarre sondern die Bauart und die Hölzer die den Ton erzeugen, nachbauten klingen eben doch anders. Du solltest es mit dünnen Saiten (10er oder 11er Sätze) und runtergestimmter Gitarre versuchen. Dünne Saiten gehen (so höre ich das jedenfalls) immer mit Verlust an Tonmasse einher. Und der Onkel Dr. soll mal das Handgelenk ansehen…, nicht das es am Ende heißt: Ja wenn sie eher gekommen wären hätten wir den Arm noch retten können… :roll:
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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Zupfel
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Beitrag von Zupfel »

Hui, vielen Dank für die vielen guten Antworten :)

@ RB/clone: Genau, ich spiele 0.010er Stärke auf Eb.

Leider ist die Ursache für die Ganglione bisher nicht feststellbar, es wird von mehreren Ärzten auf Überlastung geschoben. Das ist ja auch leider recht wahrscheinlich, allein die ständige Tipperei geht ja stark auf die Handgelenke.


Der Gibson-Sound hat es mir schon ziemlich angetan und mit den dicken Hälsen komme ich recht gut klar. Meine Dorado ist hat ebenfalls einen ziemlich dicken Hals... Hummingbird HCS und Songwriter Deluxe habe ich schon mal antesten können und war von beiden sehr angetan. Die Hummingbird HCS ist mit 2400,-€ auch die absolute preisliche Obergrenze, die Martin DC-Aura fällt für mich erst mal raus. Leider ;)
Günstigere Alternativen wären natürlich auch super, ich bin da sehr offen. Hauptsache der Klang und die Haptik passt, deswegen spiele ich auch immer noch gerne auf meiner alten Billig-Gretsch :)

Die Martins, die ich bisher angespielt habe (D-16GT, D-28, D-15M), waren mir vom Klang her einfach einen Ticken zu brilliant oder hatten zuviel Durchsetzungsvermögen... Sie klingen zwar toll, aber auf Dauer würde mich das eher nerven, da ich gerne auch mit Sängern komplett unverstärkt spiele oder selbst mal zum spielen singe. Anders formuliert: Der Gibson-Sound bringt für mich einen schönen Klangteppich, auf dem dann Gesang und Solo-Spiel Platz hat. Die Martins waren meinem Eindruck nach schon selbst so präsent, dass sie mir zu sehr hervorstechen. Sowas wäre dann etwas für den nächsten GAS-Anfall ;)

Probespielen möchte ich auf jeden Fall vorher. Das Problem ist, dass in meiner direkten Umgebung meistens nur die Preisklasse unter 1000,- zum Probespielen verfügbar ist, das "Massengeschäft" eben. Wo kann man denn z.B. im Frankfurter Raum Breedlove, Martin oder insgesamt edlere Gitarren anspielen? Das wäre mir die Reise absolut wert :)
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OldBlues
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Re: Beratung: Steelstring für Spieler mit Handgelenkprobleme

Beitrag von OldBlues »

Zupfel hat geschrieben: Meine Zukünftige sollte auf jeden Fall wie meine Aktuelle einen sehr warmen, satten Klang mit "singenden" Mitten haben, eher in Richtung Gibson Hummingbird (die im Moment mein Favorit ist) und Songwriter als Martin & Co und in jedem Fall gute Strumming-Qualitäten besitzen, aber Fingerpicking sollte auch möglich sein. Eine Alleskönnerin sozusagen :)
Moin auch,

nach langer Suche bin ich bei Lakewood gelandet u. damit DEN lieblichen, warmen u. doch aussagefähigen Klang, gepaart mit optimaler, sprich entspannter Bespielbarkeit gefunden.
Dies 6 wie 12-saitig mit 11. Elixir PB

Bei Deinem Prob ist's von Nöten viel zu testen, so eben mal'n gültigen Tipp geben ist da nicht...
„simple music is the hardest music to play, and blues is simple music“ ... Albert Collins
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hbslowhand
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Beitrag von hbslowhand »

Wo kann man denn z.B. im Frankfurter Raum Breedlove, Martin oder insgesamt edlere Gitarren anspielen? Das wäre mir die Reise absolut wert :)
Da würde ich dir mal das "Session" (ehemals Schmitt) empfehlen: http://www.musik-schmidt.de/
Ziemlich große Auswahl und man kann in aller Ruhe testen, testen. testen....bis der Arzt kommt.
Viel Erfolg.
Fingerpickers have more fun!
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Zupfel hat geschrieben:Leider ist die Ursache für die Ganglione bisher nicht feststellbar, es wird von mehreren Ärzten auf Überlastung geschoben.
"Durchs Telefon und durch die Hose
stellt man keine Diagnose."

Ein Spruch den sich meine Frau bei Ihre Physiotherapie-Abschlussprüfung von einem Prüfer anhören musste, nachdem er sie mit einem Fallbeispiel "in die Falle" gelockt hat. (Nur so zur Erheiterung)

Aus der mehr als 30jährigen Berufspraxis meiner Frau kann ich Dir (zumindest aus zweiter Hand) berichten, dass Ärzte so was schnell sagen, sich aber meistens nicht mit den eigentlichen Ursachen auseinandersetzen. (Sie haben nicht die Zeit, ansonsten wollen sie lieber schnippeln (operieren))

Mein Vorschlag lass Dir von Deinem Arzt ein Rezept für Physiotherapie ausstellen und besprich Deine Arbeits- und sonstige Situation mit der Therapeutin. Die kann Dir mit Sicherheit sagen, wie Du anders sitzen, arbeiten, tippen sollst, um die ständige Belastung zu minimieren, bzw. einer erneuten Bildung vorzubeugen. Ansonsten gibts vielleicht noch Tipps für Übungen, die Entlastungen schaffen. Das ist gut investiertes Geld bzw. Zeit.

Tipps zur Therapeutensuche: Frage in einer auf Handchirurgie spezialisierten Praxis wo die Ihre Patienten zur Physiotherapie hin empfehlen.
Viele Grüße

ralphus
waterwide
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Beitrag von waterwide »

Hi Zupfel,
auch von mir ein herzliches Glück auf hier im Forum.

Ich werf hier mal eine weitere Marke in die Runde: Larrivee
Seit einem Monat spiele ich eine D10E und bin begeistert von Sound und Bespielbarkeit. Ich hatte auch einige Gibsons (J-45, Hummingbird) und Martins (u.a. HD-28) angespielt, aber die Larrivee hat mir persönlich am besten gefallen.

Gruß, J
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind....K.Valentin
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Harald H. Morton
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Beitrag von Harald H. Morton »

Hallo Zupfel,

wie Du schreibst, kommst Du aus der Gegend um Giessen. Da bietet sich es doch an, dass Du mal zu Lakewood in Giessen-Rötgen gehst. Die machen zwar als Hersteller kein Direktverkauf, aber dort sind in einem Ausstellungsraum fast alle Gitarrentypen (bei Deinem Handicap sicher das A-Modell) anspielbar.

Ich selber komme auch aus dieser Gegend und habe mir schon drei Gitarren von Lakewood bauen lassen. Bin von den Gitarren und dem Service sehr angetan. Info hier: http://www.lakewood.de/

Beste Grüße

Harald H. Morton
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