da war ja noch was

Für alle, die Hemmungen haben "Anfängerfragen" woanders zu stellen. Traut Euch! Vielleicht kann jemand helfen.

Moderator: RB

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Palü
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da war ja noch was

Beitrag von Palü »

Hallo allerseits !

Nachdem ich den Neulingbereich entdeckt habe, möcht ich noch einmal offiziell Hallo sagen.
Ich bin der Palü aus Thüringen. Nach diversen Punkausflügen und einer daraus resultierenden Pause hat es mich zur Liedermacherei gespült.

Ich hätte auch gleich eine typische Anfängerfrage:

Wie testet man ne Klampfe im Laden richtig?
(Problemstellen,Knackpunkte, Fehlerteufel)
Wo schnarren Saiten zuerst auf dem Griffbrett?
Welche Lieder /Riffs spielt man im Gitarrenladen?
Wieviel Instrument darf man für max 700 Euronen erwarten?
So viele Fragen auf einmal - ich bin gaspannt!

Seid herzlich eingeladen auf: www.palue-liedermacherei.de

Grüße: Palü :guitar1:
Mario
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Beitrag von Mario »

Hallo Palü,

wenn du im Forum mal rumsuchst, findest du auf alle deine Fragen tausend Antworten - nicht immer identische und sehr meinungsabhängig. Deshalb versuche ich mal ein paar "allgemeingültige" Antworten zu geben.

1. Geh nicht hungrig in den Laden, will heißen, hör dir vorher deine Lieblingsmusik an und spiele sie im Laden auf unterschiedlichen Klampfen nach (was auch gleich eine Antwort auf "welche Riffs" ist). Spiele das was du gut kannst und wo du auch Nuancen im Klang raushören kannst. Wenn du nur Sachen spielst, auf deren Spiel du dich irrsinnig konzentrieren musst, hörst du die Gitarre nicht mehr. Wenn du eine engere Auswahl getroffen hast, dann spiel auch sehr schwierige Sachen, so merkst du, welche Gitarre leicht und welche schwer zu bespielen ist (ist aber immer nur auf dich bezogen). ssol allgemein Problemstellungen etc. sollten weniger an der Gitarre als am Laden liegen. Eine Gitarre z.B. für deine angesprochenen 700 Euro, die schlecht eingestellt ist, ist eher ein Negativpunkt für den Laden als für die Gitarre, aber du kannst halt schon mal schauen, ob die Saiten runtergespielt sind, ob die Halskrümmung richtig eingestellt ist und ob Saitenlage eingentlich gut ist. Wenn du weitergehen willst, nimm ein Lineal mit und schau dir den Halswinkel an (Abschluss der Halsverlängerung zur Bridge), ob überhaupt eine gute Saitenlage einstellbar ist?

(Klugscheißerrede an) Auf dem Griffbrett schnarren die Saiten eigentlich nie (Klugscheißerrede aus), sondern auf den Bünden und wenn die richtig abgeschliffen sind, der Halswinkel, die Saitenlage und die Halskrümmung stimmen, auch da nicht. Gehe die Saiten Bund für Bund durch, greif unterschiedlich hart und zupf auch unterschiedlich hart an. Wenn irgendwo ein schnarren kommt, denk zuerst an deine spielweise und versuche es nochmal, wenn das schnarre bleibt, dann überprüfe halswinkel......, oder werde, wie ich im Moment, verrückt, weil eine Saite irgendwo im Bereich der Bridge schnarrt, jeder es hört, aber niemand die Ursache bisher lokalisieren könnte.


Erwarten darfst du für 700 €us soviel Instrument wie du möchtest, manchmal kriegst auch sehr viel dafür, aber manchmal ist weniger auch mehr. Wenn viel Material verbaut ist, kann das Instrument auch tot sein, frag da mal den Martin Wieland, was ein angeschärfter Löffel alles bringen kann (Stichwort skaloppieren). Es gibt auch sehr teure Instrumente die du vielleicht absolut sch.... findest und sehr billige, die du richtig gut findest. Einige Mindesanforderungen kannst du aber sehen bzw. überprüfen. Massivholzdecke (im Schalloch schauen), enge Jahresringe (Maserung der Decke) usw. usw.

Genereller Tipp:
Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren und das nicht nur im Laden. Schau mal in deiner Geldbörse nach, ob es noch reicht mit Frau zum openstring nach Osnabrück zu fahren. Da kannst du sehr viel ausprobieren. Ich glaub in Chemnitz gibt es auch einen sehr gut sortierten Laden. Oder geh im januar zum Liedermacherfestival nach Erfurt. Auch dort werdden einige Gitarren der Künstler nach liebem Fragen zum antesten bereit sein.

Oder geh auch in das Gitarrenmuseum nach Markneukirchen (dort stehen noch C.F. martin rum, die noch in Deutschland/ Thüringen gebaut wurden) Dort gibt es ja auch eine Zupfinstrumentenbau Universität. Da müsste es auch die Möglichkeit gebe zu fachsimpeln, unterschiedliche Schwachstellen am Beispiel zu sehen (und zu hören) und dann mit einem enormen Wissen wieder nach hause zu kommen, weitere 700 €us zu sparen und dir eine Gitarre in die Hand bauen zu lassen.

Viel Spaß

Mario
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jafko
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Beitrag von jafko »

Hallo auch,

Deine Fragen sind ferntechnisch nicht so leicht zu beantworten, aber ich versuchs mal...

Wie testet man ne Klampfe im Laden richtig?
(Problemstellen,Knackpunkte, Fehlerteufel)

a. Sie muß dir gefallen. (Der beste Klang bringt nix, wenn sie dir nicht gefällt.)
b. Wenn sie gefällt - hör ob sie klingt. Alle Bünde auf allen Saiten mit einem möglichst gleichbleibenden Anschlag. Höre, ob sie an einer bestimmten Stelle
deutlich leiser oder irgendwie "mulmig" klingt. Solche "Dead Spots"habe ich sogar schon mal auf ner 2000 Euro Gibson erlebt.
c. Sind die Mechaniken in Ordnung?
d. Fahre vorsichtig mit den Fingern die Griffbrettkannten entlang. Stehen die Bundstäbchen über, deutet das auf ein Trockenheitsproblem. Das kann durch zu frisches Material aber auch durch einen Sommer im Schaufenster entstehen.
e. Passt sie dir? Teste ein einfaches A-Dur im 2.Bund Bekommst du die Finger unter? Mir sind z.B. die Standart 43 mm Hälse zu schmal.

c. Wenn das alles stimmt, höre ihr zu! Spricht sie zu dir? Singt sie vielleicht sogar mit? Dann gehört ihr zusammen.

Wo schnarren Saiten zuerst auf dem Griffbrett?

Die Fingerkuppe immer möglichst nah am Bundstäbchen aufsetzten. Dann sollte eigentlich überhaupt nichts schnarren...

Welche Lieder /Riffs spielt man im Gitarrenladen?

Gar keine! ...und wenn dann nur etwas langsames, was du schon 1000 mal gespielt hast, damit du der Gitarre zuhören und sie fühlen kannst.

(No Stairway to Heaven! :wink: )

Wieviel Instrument darf man für max 700 Euronen erwarten?

Dafür bekommst du schon was. Aber in dem Preisbereich würde ich mich entscheiden entweder noch etwas zu sparen und auf eine Vollmassive zu gehen,
oder sehen ob ich vielleicht eine gute gebrauchte Vollmassive bekommen kann.
Aber das ist ein anderer Thread.

Gruß

Wolfgang
Palü
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da war ja noch was

Beitrag von Palü »

Hallo Mario, Hallo Wolfgang !

Vielen Dank für die vielen Tipps. Hat mir gut weitergeholfen. Vor allem der Tipp mit Markkirchen. (Schöner Tagesausflug)

Einige Fragen hätte ich dann trotzdem noch:

@Mario: Was erblicke ich eigentlich wenn ich durchs Schallloch blicke?
Sind enge Jahresringe gut oder schlecht? (ich denk mal gut)
Stimmt es daß Martin in Thüringen angefangen hat? ( Da würde
sich für mich als Thüringer beim Kauf ja ein Kreis schließen )

@ Wolfgang: Ich habe bei Thomann schon Klampfen mit (angeblich) massiver Fichtendecke für etwas über 500 Euro entdeckt - Nepp?


Grüße und danke: Palü
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jafko
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Beitrag von jafko »

Hallo,


>Ich habe bei Thomann schon Klampfen mit (angeblich) massiver Fichtendecke für etwas über 500 Euro entdeckt - Nepp? <

Nöö, das nicht. Aber Boden und Zargen sind dann eben doch Sperrholz.
Eine massive Decke ist sowieso ein "Muß".

Gruß

Wolfgang
Mario
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Beitrag von Mario »

Hallo Palü,

fangen wir mal bei Martin an. Ja, die Instrumentenbauerfamilie Martin war in Thüringen (Markneukirchen) beheimatet. C.F ist der Sohn von Johann Georg, der gleichzeitig Lehrmeister seines Sohnes war, allerdings hauptsächlich noch im Geigenbau tätig. C.F. wollte sich ganz auf "Ketarre" konzentrieren und ist damit bei der Innung negativ angestossen und wurde ausgestossen - schwimmflossen an und ab nach amerika, da wo die Gitarre keiner Geige weichen musste. Näheres auch hier

http://www.museum-markneukirchen.de/

Was du im Schalloch siehst, kommt darauf an, was du beim letzten Lagerfeuer in die Gitarre gestopft hast (alte Bierdosen?). Ich meinte, dass du am Holzaufbau sehen kannst, ob es laminiert, gesperrt oder Vollholz ist :-)

Nicht jede Decke aus Massivholz ist einer gesperrten überlegen, denn wenn du eine Rückwand aus Omas Kleiderschrank nimmst, ist das Holz sicher gut abgelagert, aber ob es Klangeigenschaften hat? Deshalb ist es wichtig (optisch zu beurteilen) ob die Decke enge Jahresringe und vor allem möglichst gleichmäßige hat (Schwingfähigkeit), ob sie auch im reinen Holz sustain aufweist (aural), oder ob du darauf klopfst und der Ton ist weg, bevor du ihn gehört hast, die Gitarre klingt also tot. Letzteres kann allerdings auch an einer massiven, überdimensionierten Verbalkung liegen - dann ist wieder der Löffel von Martin Wieland gefragt. Schau dir seine Seite (s.o. Deerbrige) an und lies die Aussagen über Klangoptimierung (und Thüringen - Herzbrec h (ähh, Hersbruck, die Herzen werden dort von den kleinen Juanitas gebrochen (insider)) ist auch ein schöner Ausflug:-)

Tja, und ansonsten ist meine Meinung, dass es heute schwieriger ist eine schlechte Gitarre zu finden , als annehmbare. Aber die richtig guten sind erstens viel vom eigenen Geschmack abhängig und meist noch nach dem eigentlichen Baukonzept durch viel Wissen und Gefühl vom Meister verfeinert.

Ach so, ich habe für eine Gitarrenschülerin mal eine Tanglewood mit massiver Decke als Messeausstellungsstück für 150,--- € gekauft. sehr gutes Material und klingt einwandfrei - nur die Möglichkeit eine gute Saitenlage hinzukriegen ist suboptimal, anscheinend hat der Halswinkel einen Fehler. ich habe schon die Bridge abgeschliffen, damit der Steg überhaupt niedrig genug geschliffen werden kann. Jetzt geht es, ich hätte das Instrument trotz des guten Klanges aber wahrscheinlich längst wieder abgestoßen.

Hier übrigens eine Gute von Tanglewood in deiner Preisklasse. Nach meinen Erfahrungen machst du mit Tanglewood keinen Fehler, es sei denn der Halswinkel stimmt nicht, aber die Gitarre kannst du ja auch zurückgeben:


http://cgi.ebay.de/TANGLEWOOD-TW-1000-C ... dZViewItem



Und nun, ab aufs Fahrrad und nach Markneukirchen.

Mario
12 Töne, 24 Buchstaben, viel Gefühl im Bauch - ein neues Lied ist entstanden
Gast

Beitrag von Gast »

Hi Palü,

ein verspätetes Hallo auch von mir und viel Spaß im
Forum.
Hab mir Deine Mukke schon angehört, bereits Dein
Gästebuch editiert und so bleibt mir nichts anderes,
wie nochmals "Tag" zu sagen

Tag...
und Grüße, Nik
Gerrit
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Registriert: So Jan 29, 2006 1:45 pm

Beitrag von Gerrit »

Hi Palü

Für 700,- Euro bekommst Du selbstverständlich auch schon die ein oder andere vollmassive. Ich habe selbst eine sehr gut klingende Dreadnought von Aria (AD80). Sie ist vollmassiv aus ind. Palisander mit Engelmannfichtendecke. Die Decke klingt auch sehr gut ist aber nicht besonders feinjährig...Zudem hat sie schon ganz schön Abalone. Sie ist ein lizensierter Martin-Nachbau!

Man kann sowas kaufen, vielleicht ja auch gebraucht und nach einiger Zeit kannst Du dann sehen was Du haben möchtest...oder Du gehst damit dann zum Martin und lässt sie optimieren, oder gar was schönes bauen, was je nach Holz- und Ausstattungswahl gar nicht sooo teuer sein muss...
Die Reise geht nähmlich immer weiter, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann...

Gruessli, Gerrit
Gruss, Gerrit

Dreier Concert Classic, Rio/Alpenfichte, Taylor GS Mini Mahogany
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marcus
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Beitrag von marcus »

hi palü,

zu deinen fragen ist ja schon vieles gesagt,
da bleibt mir nur ein »willkommen hier!«

wenn du wirklich mal nach markneukirchen kommen solltest,
bist du ab anfang august auf einen kaffee eingeladen!
und wenn du mir dem fahrrad kommst,
dann nimm eines mit mindesten 15 gängen.
die stadt ist nämlich _wirklich_ hügelig.

und, ähem, mario:
markneukirchen liegt in sachsen ... ;o)
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