Zero Glide - Nullbund zum Nachrüsten

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

tonidastier hat geschrieben:Hallo Rainer,
ist bei dir alles aus Messing? Sattel, Stegeinlage und Pins?
Klingt das nicht allzu metallisch?
Gruß,
Andi
Die klingt richtig gut, sehr guter Bass, nicht so mittenlastig und ein Irre Sustin, einmal angeschlagen summt Sie sehr lange.

mit Knochen und Ebenholz Pins, ist Sie schneller in der Ansprache, und hat etwas weniger Bass, etwas mehr Mitte und etwas Trockener im Ton .

alle Gitarren mit Stahlsaiten, klingen nach Metall , Klassik Gitarren nach Nylon :lol:

Gruß Rainer
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Mokkafreund
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Beitrag von Mokkafreund »

Das klingt alles sehr spannend. Ich frage mich aber, weshalb so wenige Gitarren vom Werk aus mit Nullbund angeboten werden. Bei all den Vorteilen kann es wohl kaum an den zusätzlichen Kosten liegen, einen Nachteil scheint es doch nicht zu geben, oder habe ich da was übersehen?
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Ist halt wohl 'ne "deutsche" Erfindung (German fret/nut) und hat sich bei den Amis nicht durchgesetzt. Und da die das Maß der Dinge zu sein scheinen... sicher auch ne Philosophie- und Traditionsdiskussion....
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Mokkafreund
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Beitrag von Mokkafreund »

So hab ich das noch gar nicht gesehen. Die Erklärung macht aber schon Sinn.
Danke!
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

ganz sticht das auch nicht, schließlich ist eine "martin" genaugenommen auch eine "deutsche" erfindung.

außerdem kann man mit einem nullbund keine individuellen einstellungen mehr vornehmen. eine sehr stark angeschlagene leersaite scheppert schneller als bei "nur" sattelführung. gegriffen kann man die saite eher im zaum halten.
Salud a Familia
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Herr Ottering
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Beitrag von Herr Ottering »

Moin,
die Frage warum nicht alle Gitarren einen Nullbund haben wurde mir auch
damit beantwortet, dass "früher" (wann auch immer das war) vorwiegend "billigere" Gitarren einen Nullbund hatten, und dies bei Gitarrenbauern hernach verpönt gewesen sei.:o

Wenn ich mir den schiefen Sattel meiner Cimar ansehe, dann sorgt wohl nur der Nullbund, der in deutlichlichem Abstand zum Sattel eingebaut ist, für einigermaßen "gerade" Töne.:shock:
Daher erscheint mir die Genauigkeit bei der Sattelfertigung mit nicht so wichtig zu sein wie ohne Nullbund.
Und, welcher Handwerker lässt sich schon gern nachsagen, er baue nur einen Nullbund ein weil er keinen gescheiten Sattel hinbekommt :wink:
Gruß Gerald
"Es gibt Tage da bin ich ein Montag"
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RB
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Beitrag von RB »

Wenn man sich Gitarren, Vihuelas und Lauten aus allen möglichen Zeitaltern anschaut, kann man feststellen, daß der 0-Bund dort kaum vorzufinden ist. Ich kann auch den Sinn nicht recht erkennen. Ein gut eingestellter Sattel hat mir bisher immer gereicht.
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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

egal ob Nullbund oder Knochensattel, je genauer man Arbeitet, desto besser das Klangerlebnis, und die Bespielbarkeit.
Mehr Einfluss auf den Klang haben aber Steg und Pin Material .
Gruß Rainer
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Im Prinzip seh ich's wie RB. Ein optimal eingestellter Sattel macht einen Nullbund obsolet.
Das "Problem" ist nur eben die optimale Satteleinstellung/Kerbung. Da lässt sich das Optimum mit einem Nullbund problemloser erreichen; ein optimaler Sattel erfordert einen versierten Gitarrenbauer und/oder viel Erfahrung; leicht sind die Kerben zu tief oder nicht tief genug. Bei meiner J-45 aus Serienfertigung hab ich da schon einen Unterschied gesehen, d.h. der werksseitige Sattel war eben nicht optimal. Ich denke, bei Serienfertigung lassen die Hersteller den Sattel gerne zu hoch, um die Gefahr zu umgehen, das Kerben zu übertreiben und den Sattel komplett unbrauchbar zu machen (don't overdo, wie die Amis wohl sagen würden). Bei Niedrig- und Mittelpreisgitarren hab ich schon oft zu hohe Sättel gesehen, bei den höherpreisigen aus Einzelanfertigung kaum. Meine Santa Cruz bekommt sicher keinen Nullbund spendiert, die passt.
Wie ich oben schon schrieb, für jemanden, dessen Sattel nicht passt (Kerbentiefe und/oder Radius) und der handwerklich einigermaßen begabt ist, ist der Einbau eines ZeroGlide sicher günstiger als der Gang zum Gitarrenbauer oder das Anschaffen eines Sattelfeilensatzes.
Und sonst (s.o.): sicher auch eine Frage der Philosophie...
jazzloft

Beitrag von jazzloft »

Peter Finger zum Thema Nullbund (ab ca. 2:30):
http://www.akustik-gitarre.com/6-11_Tan ... 879.0.html
kelly

Nullfret vs. Tradition

Beitrag von kelly »

jazzloft hat geschrieben:Peter Finger zum Thema Nullbund (ab ca. 2:30):
http://www.akustik-gitarre.com/6-11_Tan ... 879.0.html
Für mich klingt diese Erklärung plausibel. Leere Saiten befestigt im Knochen- oder Plastiksattel müssen physikalisch anders klingeln, als auf einem metallenen Nullbund.

Warum wird es nicht überall gemacht? Obwohl es eine relativ einfache Sache ist (v.a. in der routinierten Serienanfertigung) bleibt sie eine Quelle der möglichen Fehler, für Maschbauer und co. also unnötig. Soweit die Sache funktioniert, wird sie gar nicht oder nur äußerst ungern, mit jahrelanger Verspätung und nicht in der von Kunden gewollten Form modifiziert. Versuch mal Technikern einer beliebigen Firma zu erklären, wie eine logische und benutzerfreundliche Anordnung der Knöpfe etwa auf einem USG Gerät aussehen sollte. Es wäre wohl einfacher eine Pyramide nach Plänen der alten Ägypter und das ganz allein zu bauen.

Bei Null Fret müsste der Hals um einige mm verlängert oder die Sattelkonstruktion verändert werden. Wozu die Mühe? Die Kunden kaufen sowieso alles. Wer kann schon die Verbesserung des Klanges bei Nullfret definieren?
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RB
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Beitrag von RB »

Niemand. Deswegen setzt es sich nicht durch. Warum sollte die Saite auch anders klingen, als eine von einem Finger niedergedrückte Saite ? Das nämlich ist der Vergleich, auf den es ankommt.
jazzloft

Beitrag von jazzloft »

RB hat geschrieben:Warum sollte die Saite auch anders klingen, als eine von einem Finger niedergedrückte Saite ? .
Ich stelle durchaus einen Unterschied im Klang der Leersaiten fest, wenn ich einen Kapo (beim Fingerstyle) benutze und würde einen Nullbund gerne mal ausprobieren. Das hängt aber wahrscheinlich auch vom Stil und Instrument ab...
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

RB hat geschrieben:Niemand. Deswegen setzt es sich nicht durch. Warum sollte die Saite auch anders klingen, als eine von einem Finger niedergedrückte Saite ? Das nämlich ist der Vergleich, auf den es ankommt.
??? Spielst Du eine fretless-Gitarre??? :)
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hallo,

interessante Diskussion ! :D

Ich hab' mich ziemlich intensiv mit dem Thema Sattel beschäftigt, auch kurz mit dem Thema Nullbund.

Vorneweg: Ein Nullbund ist fertigungstechnisch bedeutend einfacher herzustellen als ein üblicher Sattel. Bundschlitz, Bund rein, Bünde abrichten, Abstandhalter davor und fertig.

Aber: Leider greift der schlichte Gedankengang, dass eine Leersaite, die über den Nullbund läuft genauso klingt wie eine gegriffene Saite, in der Praxis gar nicht. Um's mit der Maus zu sagen: "Klingt komisch, ist aber so..." :wink: Der alte Christian Friedrich muss es wohl gemerkt haben.

Vergessen wird nämlich der tonale Einfluss des Greiffingers und die Tatsache, dass die gegriffene Saite auf dem Griffbrettholz "geparkt" wird, vor dem Nullbund endet sie an der metallenen Mechanikachse.
Wenn man überlegt wie stark man mit der Greifhand den Ton modulieren kann wird das klar.

Selbst Knochen ist für manche Gitarren zu hart um ein ausgewogenes Klangbild zu erzeugen, die besten Materialien sind das weichere Elfenbein oder sehr dichtes Ceylon-Ebenholz. So hat der alte C.F. das damals auch gemacht. Elfenbein ist nicht mehr verfügbar, Ceylon-Ebenholz nicht mehr in der industriell norwendigen Menge. Bleibt Knochen oder Kunststoff (Micarta, Tusq etc.)

Wer's beobachtet hat wird wissen, dass ich - vor allem bei kleineren Gitarren - gerne Ebenholzsättel einsetze.

Ich hatte einige Gitarren mit Nullbund in der Hand und alle erschienen mir extrem unausgewogen.

Soll aber kein Dogma sein, wenn jemand mit dem "Zero-Glide" glücklich ist, dann ist das wunderbar.

Grüsse,

Martin
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