Kneipen-Gig und Frustration

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Jo, Dieter. So ist es, ein wunderbares Beispiel für die Unvereinbarkeit von kommerziellen Musikveranstaltungen (nichts anderes sind offene Bühnen für mich, auch wenn Veranstalter das oft anders rechnen als ich es tue, wenn ich etwas ähnliches projektiere - irgendwie kommen da viele immer bei "...+/- 0 raus..." ;) ) und einer musikalischen "Graswurzelbewegung", wie es sie einmal gegeben zu haben scheint, vor meiner Zeit. Deshalb führt mich mein Weg nicht mehr zu sowas hin, da gehe ich lieber gleich auf ein Konzert oder halt zur ungestörten privaten Session.
was soll der kleine Balladenzupfer da noch?
Das ist der Punkt - selbst was hochziehen! Nur so geht es, so hab´ich das anfangs mit dem "Picker´s Corner"-Duo gemacht und es ging einige Zeit lang ganz prima. Ab einem gewissen, nicht klar definierbaren Punkt ist eine "offene Bühne" halt keine offene Bühne mehr - bei mir ist dieser Punkt recht schnell erreicht, z.B. dann, wenn ich (als Zuhörer) im Vorfeld weiß, wer wann spielt (und am besten auch noch was :) ). Doch meine Schmerzgrenze ist da wohl ähnlich sensibel wie für Radiomusik. ;)
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Gibt es auch bei der Jam ... da sitzen einige den ganzen langen Abend und es geht nur Was (und Wer) die kennen/können ...
Westerly Rhode Island
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Beitrag von Westerly Rhode Island »

Die Leute gehen abends raus, um unterhalten zu werden. Wenn einem das nicht gelingt, unterhalten sie sich eben selbst. Wenn die Musik dann im Hintergrund zur guten Unterhaltung des Abends beiträgt, auch ok.
Man kann Musik als Konsument auch als angenehm empfinden, ohne sich ihr ganz zu widmen, wenn´s dafür halt nicht reicht. Gerade in Kneipen ohne eigenen Konzertsaal kann man es einfach nicht voraussetzen, dass alle Leute in erster Linie wegen der Musik oder wegen dem Künstler da sind.
Nicht zu vergessen: je besser man ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die Aufmerksamkeit dann doch auf die Musik zu lenken.

Mit eigenen Sachen muss man sowieso erst sein Publikum finden. Darum werde ich die Cover Leute immer beneiden.
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doc
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Beitrag von doc »

Beispiel aus dem Alltag: "Blues stay away from me":
https://soundcloud.com/bwana-doc/blues- ... ay-from-me
Bis auf den Bass alles (Musik & Publikum) über Großmembran (Rode Nta2, Niere Richtung Bühne), aufgezeichnet Ausgang Mischpult :wink:
doc
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OldBlues
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Beitrag von OldBlues »

doc hat geschrieben:Beispiel aus dem Alltag...
naja, das Gebrabbel im Hintergrund könnt ich ja noch hinnehmen, aber bei unserem Gig war's so laut, dass wir uns fast anschreien mussten um uns zu verständigen.
Das war uns dann doch ein wenig zu heftig, brauchen wir nicht nochmal, zumal wir (aus Erfahrung) wissen, dass es auch anders geht!

Übrigens... schön gespielt/gesungen! :)
„simple music is the hardest music to play, and blues is simple music“ ... Albert Collins
Blues, Folk, Country & Bluegrass
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Wolf
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Beitrag von Wolf »

Moin,

hol´mal den alten Faden wieder vor - denn das wollte ich Euch nicht ersparen :wink:
Heute aus einem Bericht in der Stuttgarter Zeitung zum Thema "Konzertkneipen":
Reich wird bei Kneipenkonzerten eh niemand. Die Besucher sollen in der Regel spenden, und ja: wir sind in Schwaben. Für die Musiker lohnt sich so ein Abend aber fast immer, denn Freibier ist für sie bei jedem Kneipengig selbstverständlich.
Ob der Redakteur sein Gehalt wohl auch in Freibier bekommt?
--- ab hier beginnt die Signatur ---

Grüße vom Wolf


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wuchris
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Beitrag von wuchris »

Wenn einer eh jeden Abend seine 50-100 Bier säuft, kann sich das durchaus rechnen!
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Selbst Freibier ist nicht mehr selbstverständlich ... paar Bier kriegt man, mehre nicht.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Mein Favorit: 120 Minuten reine Musik vor etwa 60 Gästen, Anlage mitgebracht, Anfahrt 50 Kilometer, Hut geht rum mit 42 Euro drin, ein Bier frei - aber Familie dabei. Zeche um 25 Euro und 30 Euro an die GEMA (Überraschung des Veranstalters: Füll mal eben den Zettel für die GEMA aus, dann rechnen wir eben ab. Du warst echt gut. Kannst gerne mal wiederkommen).

Be.Geis.Te.Rung. - auf Jahre. :roll:
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
_______________________________________________
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Unsere Antwort sinngemäß: "wir kommen gerne wenn das ambiente stimmt, respektvoller umgang, hilfe beim ein- und ausladen, essen und trinken bier, wasser , cola, kaffee frei, harte sachen brauchen wir nicht. gema übernimmt der veranstalter, bzw. wirt. auf geld sind wir nicht angewiesen, wir können uns das leisten und spielen gerne wenn wir spaß dabei haben." wir weisen aber auch darauf hin, dass dies nur für die bandmitglieder gilt. wir haben auch schon erlebt, dass sich welche anhängten und den abend für lau verbringen wollten, das finden wir auch nicht korrekt.

das eine oder andere mal gab der wirt am schluss freiwillig was.

das gilt natürlich nur für kleine kneipen gigs. gigs mit der thin lizzy tribute band sind was anderes, meist im größeren rahmen (geht eigentlich nicht anders) wo eh eine backline steht und das "cattering" geregelt ist. backstage-pass! komischerweise sind die "unkostenbeiträge" da auch so, dass es sich rentiert.

aber alles in allem passiert das so selten, dass es tatsächlich so oder so eine "liebhaberei" ist.

für mehr haben wir kaum noch lust und bleiben lieber zuhause wenn es nicht stimmt. von diesem theater haben wir den rand voll.
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Kwalke
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Beitrag von Kwalke »

Ich wundere mich immer wieder, wieviele Musiker regelmässig für "-" (Hut und Freibier) in Kneipen spielen. :roll:
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Gitarren: Martin D-28, Martin OOO-16GT, Gibson J-45
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tbrenner
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@kwalke...

Beitrag von tbrenner »

Regional sind da die Sitten + Gebräuche + wohl auch der "Markt" etwas unterschiedlich.
Hier im Großraum Stuttgart nimmt das mit der "Auf-Hut-spielerei" auch immer größere Ausmaße an. Das ist evtl. die Diskrepanz zwischen eigentlich mindestens statistisch vorhandener Top-Kaufkraft und der tatsächlich vorhandenen Zahlbereitschaft für die Dienstleistung Musik oder gar Kunst.
Andererseits auch ein zumindest gefühlt wachsendes Angebot von spielwilligen/-fähigen Musikern, die Betätigungsplattformen suchen und einer Gastronomenszene, die die Marktgesetze beherzt zu ihren Gunsten interpretiert.... :roll:

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Kwalke hat geschrieben:Ich wundere mich immer wieder, wieviele Musiker regelmässig für "-" (Hut und Freibier) in Kneipen spielen. :roll:
in der tat muss das ein profi anders sehen
und ebenso ist unser weg sicher ein luxus den wir uns leisten können. ganz für umme spielen wir allerdings selten und bezahlen um zu spielen kommt nicht in frage, nicht einen euro.

draufzahlen kann man allerdings auch durch immaterielle dinge, dazu gehört devotes verhalten gegenüber einem veranstalter nur um den gig zu bekommen, erschöpft schon vom aufbau 3 stunden konzert durchziehen, schlechtgelaunte wirtsleut ertragen weil der profit nicht stimmt, unzumutbare rahmenbedingungen akzeptieren, keine parkmöglichkeit in unmittelbarer nähe, keine garderobe, bzw. backstageraum, keine sichere stromversorgung, unzumutbare auftrittsfläche (durchgang zwischen küche und toilette, ständig den gitarrenhals heben, wenn der kellner mit seinem tablett zu den tischen muss oder die herrschaften die getränke entsorgen müssen,...), publikum das mit falschen erwartungen geködert wurde ... usw., usw....
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Niels Cremer
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Beitrag von Niels Cremer »

Herigo hat geschrieben:...draufzahlen kann man allerdings auch durch immaterielle dinge, dazu gehört devotes verhalten gegenüber einem veranstalter nur um den gig zu bekommen, erschöpft schon vom aufbau 3 stunden konzert durchziehen, schlechtgelaunte wirtsleut ertragen weil der profit nicht stimmt, unzumutbare rahmenbedingungen akzeptieren, keine parkmöglichkeit in unmittelbarer nähe, keine garderobe, bzw. backstageraum, keine sichere stromversorgung, unzumutbare auftrittsfläche (durchgang zwischen küche und toilette, ständig den gitarrenhals heben, wenn der kellner mit seinem tablett zu den tischen muss oder die herrschaften die getränke entsorgen müssen,...), publikum das mit falschen erwartungen geködert wurde ... usw., usw....
Ich hab schon gigs gecancelt bzw. hab vor Beginn mein Zeug wieder eingepackt und bin gegangen wenn die Bedingungen grob nicht stimmten, man muss allerdings realisieren dass man mit so einer Entscheidung Brücken verbrennt, was mir aber bei den betreffenden Veranstaltern furzegal war, um es mal so zu sagen ... :wink:
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

Moin Kwalke,

da gehöre ich auch zu. Es gibt nette Kneipen, da komme ich Jahr für Jahr mit einem fünfer pro Zuschauer wieder raus und es gibt solche, da spiele ich nur einmal.

Erstaunlicherweise stimmt auch in den Kneipen, wo ich öfter spiele, das Catering - Getränke sind keine Frage, Essen auch nicht (wenn sie Essen haben). Gema ist dort auch kein Problem.

Was gar nicht geht:
- GEMA selbst zahlen
- pay for play no, no, never
- Namentliche Ankündigungen auf Session/Open Stages in der Zeitung

Manchmal gehe ich abends in eine Kneipe und spiele spontan für Freibier und Hut, das ist besser als sich alleine ins Hotelzimmer zu verkriechen. Das geht meistens ohne Vorankündigung ... why not?

Viele Grüße
landmesser

Kwalke hat geschrieben:Ich wundere mich immer wieder, wieviele Musiker regelmässig für "-" (Hut und Freibier) in Kneipen spielen. :roll:
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