Kopfkino und Frust

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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wolfwal
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von wolfwal »

Sperris hat geschrieben:...... den besseren Liebhabern (wobei.... da wird die Luft dünne!!!), ....
.............. für ALLE anderen, nehme ich mal an, nicht wahr???? :gute:
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
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Rumble
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Rumble »

Einen gelegentlichen "Frust" kann ich schon nachvollziehen. Allerdings habe ich persönlich diesen "Frust" wenn/dann doch eher weil ich genau weiß, dass mangelnder Fortschritt ausschließlich mit mangelnder Selbstdisziplin und regelmäßigem Üben zu begründen ist. Das was ich gerne neu lernen oder verbessern möchte ist für mich auch grundsätzlich machbar. Da greifen ich nicht nach den Sternen oder messe mich mit anderen. Wenn ich das trotzdem nicht realisieren kann, dann liegt es in erster Linie an mir. Immer wieder eine ärgerliche Erkenntnis, aber so ist es halt. ;-)
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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Manati
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Manati »

Musizieren ist doch kein Wettbewerb. Ich stelle doch keine Vergleiche mit anderen an, wenn die mich bloß frustrieren und mir den Spaß verderben.

Entweder machst du Musik, weil du einfach Spaß daran hast und dich über deine eigenen Fortschritte freuen kannst, oder du lässt es halt lieber bleiben.
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tbrenner
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von tbrenner »

Musik ist für mich - v.a. angesichts meines nun auch nicht mehr so jugendlichen Alters - einfach kein Leistungssport, sondern rangiert im Bereich der Muße, der Kreativität und (meistens...) Lebensfreude und wohl auch etwas der Seelenhygiene.
Und da kann ich mich an anderen viel tolleren und superbegabten Musikern/Spielern doch neidfrei erfreuen, versuchen das eine oder andere abzukupfern (..daher meine Langzeitpassion mit den Git.-Workshops.... :whistler: ) und ansonsten nach dem Motto "Lebenslanges Lernen" (passt für kaum einen Bereich so gut wie zum Spielen/Üben eines Instruments) mich an den Fortschritten in dem meiner Person möglichen Tempo freuen. Ich gebe zu - das ist wohl der typische Ansatz eines Amateurmusikers. Finde ich für mich persönlich aber auch gut + passend.

Nicht so toll finde ich, wenn ich auf Musikerkollegen treffe, die den Aspekt des Dazulernen-Wollens aufgegeben haben, immer dieselben Dinge, die sie schon seit Jahrzehnten machen, repetieren und sich selber + andere damit langweilen. Und dann womöglich noch Frust über die angeblich unverdient ausbleibende Anerkennung verbreiten.

Genug dazugesenft...

Guten Start in die Woche allerseits,

tbrenner :wink:
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Manati
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Manati »

Bluesopa hat geschrieben:
Manati hat geschrieben:Ich stelle doch keine Vergleiche mit anderen an, wenn die mich bloß frustrieren und mir den Spaß verderben.
Wobei sie einen aber durchaus auch motivieren können, neue Anregungen geben ... das ist aber eine Frage der eigenen inneren Einstellung zu solchen Dingen, DIE sollte man da ggf. mal hinterfragen.
Klar, deswegen schrieb ich ja: ... wenn die mich bloß frustrieren (etc.).
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stringbound
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von stringbound »

bob's art hat geschrieben:
stringbound hat geschrieben:Viel Üben, mit Metronom und Geduld. Nicht frustrierend lassen und mich über jeden Fortschritt freuen.
Mit Metronom? Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack

Aber das bringt doch erst einmal noch mehr Frust! Oder? ... :wink:
Nicht wenn man das Ziel im Auge behält: Berkeley Springs. 8)
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Captain Harry
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Captain Harry »

Alos ich hatte diesen Moment, als ich Tommy Emmanuel zum ersten Mal live gesehen habe. So eine Mischung aus Faszination und Frust. Faszination ob seines genialen Spiels und Frust ob der Erkenntnis, dies nie so zu können.
Aber ich habe mir dann gesagt, ich muss nicht meine Geld mit der Musik verdienen, es ist nur ein Hobby. Und ehe ich versuche, frustriert einem T.E. nach zu eifern, habe ich lieber weiter meinen Spass mit meinen begrenzten Fähigkeiten. Ich denke auch, Disziplin und Beharrlichkeit sind ein wichtiger Faktor des Erfolgs, andererseits gibt es halt "Naturtalente", die einfach Ausnahmekünstler sind. Das sollte man auch einfach so akzeptieren. Ist bei Sport oder auch Wissenschaft ja nicht anders.
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Sperris
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Sperris »

für ALLE anderen, nehme ich mal an, nicht wahr?

Selbstredend!!

Gruß Ralf
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string
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von string »

Als ich anfing mich mit Fingerstyle zu beschäftigen, war ich auch noch nach zwei, drei
Jahren häufig frustriert, da ich in meiner anfänglichen Euphorie und auch
Naivität meinte, ich könnte durch extrem fleißiges Üben meine Lieblingssstücke von meinen
Vorbildern genauso gut nachspielen bzw. mit sehr guten Hobbymusikern gleichzuziehen.
Dabei wollte ich NICHT aus sportlichen Gründen gleichziehen, sondern weil mir die
Stücke, die sie spielten, einfach so gut gefielen.

Etliche Jahre später habe ich gelernt meine Grenzen zu akzeptieren und mit dem zufrieden zu sein,
was mir im Rahmen meiner Fähigkeiten möglich ist. Klar, trotzdem übe ich weiterhin aber
absolut nicht mehr mit dem Ehrgeiz mit meinen Vorbildern gleichzuziehen.
Dadurch ist der Frust (fast) verschwunden und die Spielfreude hat dafür ziemlich
zugenommen.
Auch bestimmte Ziele habe ich deswegen noch immer, allerdings mit einer realistischeren
Einschätzung, was ich eventuell noch erreichen könnte.
Also übe und über ich weiterhin – man kann sich grundsätzlich ein Stückchen
weiterentwickeln – aber ohne der Illusion mit den wenigen Hochtalentierten irgendwann
gleichzuziehen.

Zu musizieren soll FREUDE machen – und wenn das nicht geschieht – dann sollte man
vielleicht anfangen Briefmarken oder Bierdeckel zu sammeln. :wink:


Gruß
Klaus
________________________________
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
jpick
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von jpick »

Was Klaus so schön schreibt, deckt sich weitgehend mit meinen Erfahrungen. Am Anfang wurde ich von einer Fingerstyle-Euphorie getragen und wollte alles mögliche an schönen Stücken nachspielen, da haben mich die Könner einfach motiviert, allerdings nie gefrustet. Was mich gefrustet hat, war das Abhören von eigenen Aufnahmen und die Diskrepanz zwischen dem, was ich meinte zu können und dem, was leider zu hören war.
Trotz umfangreichen Übens fehl(t)en mir bestimmte Grundlagen, Unterricht half mir teilweise weiter. Bestimmte, früher intensiv verfolgte Sachen (das eine oder andere Bensusan-Stück) habe ich mir aber mittlerweile schlicht abgeschminkt, da für mich als nicht spielbar bzw. nicht bewältigbar befunden. Das Akzeptieren der eigenen Grenzen ist wichtig (maximal mögliche Übungszeit, Übungswille, Disziplin, Talent, Ziele). Was nicht heißt, das ich keine Ziele mehr habe, im Gegenteil stelle ich fest, dass ich heute Stücke spielen kann, die ich vor drei Jahren wiederum noch für unspielbar hielt. Was bedeutet, dass es schlicht auch Zeit braucht, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten zu entwickeln.
Und noch eines fällt mir dazu aus eigenen Fehlern ein: habe mich immer wieder von diversen Könnern auch zu verschiedenen Richtungen motivieren lassen. Man/Frau kann in der Regel aber nicht gleichzeitig alles, was einem so gefällt (Slide, Blues, Celtic, Bluegrass usw.) vertiefen, da kann man vielleicht von allem etwas, aber nichts richtig.

8) 8) 8)
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es hilft sowieso nur üben
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Angorapython
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Angorapython »

wolfwal hat geschrieben:
Sperris hat geschrieben:...... den besseren Liebhabern (wobei.... da wird die Luft dünne!!!), ....
.............. für ALLE anderen, nehme ich mal an, nicht wahr???? :gute:
Wie war das bei Woody Allen:"Ich übe auch oft, wenn ich allein bin."
FCK-NZS
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Paradise
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Paradise »

Manati hat geschrieben:Musizieren ist doch kein Wettbewerb.
Leider manchmal eben doch. Wie uns die Medien so vermitteln...

Aber das prallt inzwischen an mir ab.
Eine Zeit lang habe ich mich auch frustrieren lassen von Leuten die besser sind als ich.
Bei mir gab es die Wende als ich Gitarristen (meistens Singer-Songwriter) gehört habe, die
sich ganz einfacher Picking-Muster bedient haben und es trotzdem super klang und ein
super Feeling vermittelt haben.
Nicht immer ist schwieriger auch schöner.

Gruß Simone
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Denken ist allen erlaubt, vielen bleibt es erspart.
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Weisstunoch
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Weisstunoch »

Tobias hat geschrieben:Ich halte es on- und offline einfach so: nicht mit anderen vergleichen. Das ist eindeutig am gesündestens und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen wirkt es sich negativ auf die eigene Psyche und die eigene Selbstwahrnehmung aus, da man stets jemanden findet, der irgend etwas besser kann oder es besser hat. Man selbst gewinnt dann schnell den Eindruck, dass alle anderen alles besser können und man selbst gar nichts gebacken bekommt, was schlicht Unsinn ist. Zum anderen verleitet es auch dazu, sich in den Vergleichskampf hineinziehen zu lassen. Das hat meist seine Ursache darin, dass man sein Selbstwertgefühl über andere definiert, man also erst gut ist, wenn man besser ist als andere. Auch das ist töricht. Aus manchem Zeitgenossen wird dann der unangenehme Typ, der alles andere schlecht machen muss, um sich selbst in ein gutes Licht zu stellen. Andere werden verbissen und können sich an den kleinen Dingen nicht mehr erfreuen. Wieder andere werden rastlos, getrieben vom eigenen Unmut.
Da ist es meiner Einsicht nach besser, man tut etwas entweder nur für sich aus reiner Freude an der Sache selbst, oder man lässt es bleiben. Das schützt auch in gewissem Maße davor, an der eigenen Leidenschaft zu verzweifeln, sobald der negative Teil einer Hassliebe die Oberhand gewinnt. Und das wussten ja bereits die alten Philosophen, dass die Passion Hand in Hand geht mit der Obsession und regelmäßig zum Verderben führt. Viel schöner ist es dann doch, wenn man sich an den Dingen, die andere gut machen, erfreuen kann.
Volle Zustimmung meinerseits!
jpick hat geschrieben:...Was mich gefrustet hat, war das Abhören von eigenen Aufnahmen und die Diskrepanz zwischen dem, was ich meinte zu können und dem, was leider zu hören war...
So ist das. Das werden wohl einige gut nachvollziehen können.
Zuletzt geändert von Weisstunoch am Mo Mär 06, 2017 3:03 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Loki
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Loki »

Wenn ich meine Aufnahmen höre suche ich auch immer das Alien, welches zeitgleich mit seinen 23 Finger mein Griffbrett befummelt hat. :aua:

Frust stellt sich bei mir ein, wenn ich trotz Üben über mehrere Wochen keine Fortschritte mache. Ich stelle dann fest, dass ich zwar die Technik (einigermaßen) beherrsche, aber die Emotion nicht rüberbringen kann.... und dann sehe ich mir ein paar schlechte Coverversionen auf YT an und denke "andere können es auch nicht"

Und zur Not spiele ich eben in ner Punkband :wink: (wobei Olga schon ziemlich geil spielt)
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scifi
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von scifi »

Paradise hat geschrieben:
Manati hat geschrieben:Musizieren ist doch kein Wettbewerb.
Leider manchmal eben doch. Wie uns die Medien so vermitteln...
Wenn du ernsthaft auftreten möchtest, kann Musik schnell ein harter Wettbewerb um Auftrittsmöglichkeiten, Publikum, Aufmerksamkeit, Anerkennung und Geld werden. Leider auch als Amateur. Und wer besser spielt und "performed" als die Konkurrenz, hat die besseren Karten. Kann man aber auch als Anreiz sehen sich zu steigern.
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