Hallo Frank,
ich klink mich auch mal ein. Zunächst möchte ich dir sagen, dass ich deinen Starbeitrag sehr gerne gelesen habe. Es freut mich, dass du wieder zum Instrument gefunden hast und du strahlst einen enormen Enthusiasmus dabei aus.
Viel Erfolg auf deiner weiteren musikalischen Reise
Ich möchte hier niemandem auf den Schlips treten, finde aber, dass auch hier im Forum die landläufige Meinung zu Instrumenten-Mikrofonen im Live-Betrieb sehr einseitig ist und teilweise auch auf sehr antiquierten Erfahrungsschätzen beruht.
Ich habe den Eindruck - und bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege - dass du in erster Linie gerne einen Sound hättest, der sich möglichst nah an deiner Furch im unverstärkten Zustand orientiert. ...
Ich machs kurz: Das kriegst du Stand 2025 mit keinem Akustikgitarren Tonabnehmer hin und man kann jetzt spekulieren, wie das in Zukunft sein wird, allerdings gehts hier um Physik und ich behaupte das wird nie der Fall sein. Ich habe sie aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit und auch aus persönlichem Interesse so gut wie alle probiert (natürlich nicht seit Menschengedenken, sondern die aktuell gängigsten Modelle unserer Neuzeit seit vielleicht 15 Jahren

) und es ist einfach eine völlig unterschiedliche Philosophie - das eine ist eine tatsächliche Verstärkung im Sinne einer Volume-Steigerung der Gitarre, das andere ist eine alternative Art zu versuchen, ein möglichst breites und echtes Klangspektrum des Instruments in laut abzubilden, ohne dabei zu unnatürlich zu klingen.
Ich weiß nicht wie es die Gitarrenindustrie / Gitarren-Elektronik-Industrie in all den Jahrzehnten geschafft hat, den Musikern und Musikerinnen weltweit so viel Angst vor der Mikrofonierung von Gitarren im Live-Einsatz zu machen, aber sie haben da teilweise echt heftigsten Aberglauben gestreut. Ich spiele seit Jahren einen Großteil meiner Live-Gigs nicht mehr mit Tonabnehmer, sondern rein mikrofoniert. Ich werde dir hier nicht die Illusion geben, dass jeder Raum, jede Bühne oder jeder Veranstaltungsort dafür wie gemacht ist, aber es passiert inzwischen so selten, dass ich den Notnagel (einen LR Baggs M1 Active) nur noch als absolutes Backup besitze und den deswegen auch bei einigen Gigs schon daheim vergessen hatte, sozusagen ohne Netz und doppelten Boden
Du kannst mit dem richtigen Besteck eigentlich so gut wie jede Bühne so herrichten, dass der Abend feedbacklos und mit einem phänomenal-guten Akustikgitarrenklang über die Bühne geht (

)
Natürlich macht es da aus bewegungstechnischer Sicht keinen Sinn, ein Mikrofon zu wählen, das ultra gerichtet ist und bei dem man jede Bewegung des Spielers in einem veränderten Ton wahrnimmt.
Du benötigst eine gutes und extra für den Live-Einsatz abgeschirmtes Großmembran Kondensator Mic. Ich persönlich schwöre auf sämtliche Mikrofone der Firma Ear Trumpet Labs (ja genau diese Poser Dinger im 20s, 30s, 40s Stil) - du kannst aber auch auf Alternativen gehen, die nicht so "flashy" aussehen, z.B. soll das AT4040 auch einen super Job machen, habe ich aber noch nicht getestet. Es gibt auch eine Reihe anderer Alternativen, es lohnt sich also für so eine Art der Verstärkung einen Blick zu den Bluegrassern schweifen zu lassen, die das seit Jahren so handhaben.
Was die ETL Mikros angeht, kann ich dir bestimmt ein paar Fragen beantworten, noch eine Anmerkung: Anschaffungspreise im mittleren dreistelligen Bereich mögen abschreckend aussehen, allerdings ist ein Piezo Rubber Band Sound auf einer Bühne für mich deutlich abschreckender und ich genieße die Vielseitigkeit und Robustheit dieser tollen Mikrofone, nutze z.B. auch ein ETL Modell Edwina für Studioaufnahmen, auch für Sprache, auch für Gesang, ... und eben LIVE.
Ich will dich hier nicht beeinflussen, möchte nur mal einen Gegenpol zu den Tonabnehmer-Hardlinern abbilden.
Was du z.B. auch machen könntest, wäre, einen einigermaßen niedrigen Pegel mit dem Mikro fahren und dann fürs Fundament noch einen guten Tonabnehmer mit ins Signal hängen. Das ist wieder so ne Philosophie-Frage. Brauch ich den "künstlichen Druck" für meine Musik oder ist das was ich musikalisch so darstelle eher sehr "organisch" und ungeschönt.Es gibt endlose Möglichkeiten hinsichtlich was, wie, wo, warum und man kann an einem Konzertabend viele Erkenntnisse und Erfahrungen sammeln, was sehr viel Spaß machen kann.