Lagerfeuerdiplom

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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mjchael
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Beitrag von mjchael »

Warum G-Dur im Lagerfeuerdiplom mit der RMK-Variante gegriffen werden soll, hat gleich mehrere Gründe.

Zum einen ist der Wechsel zu anderen Griffen mit der RMK-Variante in der Mehrzahl der Fälle ergonomischer.

Es gibt eine Fingerstellung von Mittelfinger und Ringfinger, die man gleich bei 4 Akkorden (und einigen Varianten) antreffen kann:

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Diese passen für:

BildBildBildBildBild
Nebst Gsus4 C7 Cadd9 G6 etc.
z.B.
BildBild

Dem gegenüber steht eine zweit typische Stellung von Mittel- und Ringfinger:
Bild
für die Akkorde
BildBildBildBildBild

Beim Wechseln der Akkorde kommt eine typische Bewegung zustande:
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Diese Gemeinsamkeiten machen das Lernen der Grundakkorde einfacher.
Hinterher fällt es auch viel leichter Begriffe wie "Dur-Terz" und "Quarte" zu lernen, da man diese ja schon irgendwie in den Fingern hat.

Ohne nennenswerte Mühe lernt man mit wenigen Kniffen alle Töne der C-Dur Tonleiter. Wenn man die 6 leeren Saiten kann, dann muss man nur wissen, wo bei einem der oben genannten Akkorde der Grundton ist, um weitere 6 Töne zu haben. Denn der Grundton liegt ist fast immer unter dem Ringfinger des gleichnamigen Akkord. (Ausnahme A-Dur, aber dafür gibt es ja auch die alternative Griffweise, die beim Wechsel zwischen E A und H7 im nachfolgenden Folkdiplom vorgestellt wird.

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Wie ihr seht, habe ich generell nichts gegen Varianten. Ist nur die Frage welche man wann vermittelt.)


Bild


Bei einfachen Bassläufen in C-Dur reicht es einen Basslauf zu lernen, um diesen dann einfach auf die anderen Akkorde zu übertragen.
Bild
Der Ringfinger bleibt immer im 3. Bund, und der Mittelfinger bleibt im 2. Bund.

Und so hat man ganz schnell einen Teil der C-Dur-Tonleiter gelernt.
Bild

Das zurufen einzelner Basstöne geht meiner Erfahrung nach einfacher, wenn man diese sich mit durch die "Leere Saite-Regel" und "Ringfingerregel" schnell vom Akkord ableiten kann.

Es ist beim ersten Lernen vom Hammering viel einfacher, wenn man sich vorerst nur auf den Mittelfinger konzentrieren muss.

Bild

Erste Western-Begleitungen lernen sich so viel leichter
Bild

Auf all die Lernvorteile müsste ich verzichten, wenn ich ein G folgendermaßen greife:

Code: Alles auswählen

E ||---|---|-R-|-
H ||---|---|---|-
G ||---|---|---|-
D ||---|---|---|-
A ||---|-Z-|---|-
E ||---|---|-M-|- 
Viele Stücke aus dem Melodiepicking und aus der einfachen Klassik lassen sich mit der ZMR-Variante vom G erst gar nicht spielen.

Beispiel:
Fright-Train

Was die folgende Variante angeht:

Code: Alles auswählen

E ||---|---|-K-|-
H ||---|---|-R-|-
G ||---|---|---|-
D ||---|---|---|-
A ||---|-Z-|---|-
E ||---|---|-M-|- 
Diese wird als eine Alternative für später aufgehoben, um diese mit Akkorden wie Cadd9, Dsus4, Em7 und/oder A7us4 zu kombinieren. Doch die erweiterten Akkorde sind erst Stoff für später.

Aber auch bei Akkordkombinationen mit erweiterten Akkorden hat sich die RMK-Variante oftmals als Vorteilhafter herausgestellt.

Beispiel: Wechsel G - C/G

Ich weiß, dass man den G mit der ZMR-Variante in ein bis zwei Tagen drauf hat, und dass man für die RMK-Variante ein bis zwei Wochen braucht, bis der richtig sitzt. Aber der Mehraufwand an Arbeit holt man hinterher durch die vielen Lernvorteile sehr schnell wieder rein.

Die RMK-Variante ist meines Erachtens die weitaus bessere Vorbereitung auf das Gitarrespielen als die ZMR-Variante.

Die Begründung findet man auch in den Wikibooks:
http://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_G ... nen_Finger

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Was den langatmigen Text angeht, bin ich mir dessen auch bewusst, und habe sogar selbst darauf hingewiesen:
Siehe Fußnote auf der Inhaltsseite

Der Online-Kurs ist für Selbstlerner konzipiert, und daher um einiges Ausführlicher, als bei einem Lehrbuch, zu dem man noch einen Lehrer braucht. Der Text ist mit den Kommentaren und Anmerkungen der Leser entsprechend gewachsen.

Aber ich gebe zu, dass ich noch einmal kräftig mit dem Rotstift herangehen muss, und auch noch einiges an stilistischen Sachen zu bearbeiten habe. Einige Passagen bei G-Dur habe ich im Laufe der Zeit mehrfach "entschärft" (obgleich ich an der MRK-Variante festhalte).

Aber wie Vauge es schon gesagt hat, obgleich ich es bestimmt nicht jedem recht machen kann, werde ich alle Kritikpunkte nach Möglichkeit berücksichtigen, und jeden konstruktiven Vorschlag mit ins Lagerfeuerdiplom einarbeiten.

(Daran kann übrigens auch jeder dran mit arbeiten, wenn er selbst was verbessern möchte. Die Wikibooks sind ja offen.)

Das Grundkonzept der "Diplome" ist schon mehrere Jahre online.

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Danke für eure Kommentare
:D
Gruß Mjchael
Zuletzt geändert von mjchael am So Feb 14, 2010 4:34 am, insgesamt 2-mal geändert.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Hallo Mjchael,

es ist fast zu schade, dass Dein Beitrag mit diesem Threat bald untergehen und vergessen wird.

Vielen Dank für Deine Mühe.

Viele Grüße aus Bremen,
Dieter
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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mjchael
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Beitrag von mjchael »

Hm, ich würde mal sagen: Das macht nichts.

Oder besser, ich glaube da nicht so dran. Durch solche konstruktiven Diskussionen habe ich schon viele Anregungen erhalten, die in die Wikibooks eingeflossen sind.

Ich habe beispielsweise auch gleich überprüft, ob das mit dem Fingerhakeln tatsächlich so missverständlich da gestanden hat...

Obwohl man den Text eigentlich nicht missverstehen konnte, habe ich den Text dennoch umgeändert und aus "Übung" eine "einmalige Demonstration" eines Sachverhaltes gemacht, und noch mal explizit in den Fußnoten darauf hingewiesen.

http://de.wikibooks.org/wiki/Gitarre:_G ... es_Daumens

Das Ziel der Übung war klar definiert.
Durch Fingerhakeln kann ein Schüler erkennen wie viel Kraft in seinen Fingern steckt, und sie eigentlich aus den Unterarmmuskeln kommen. Und dass er für die Entwicklung dieser Kraft keinen Daumen als Widerlager braucht. Für mehr war die Übung nicht gedacht.

Und so "diletantisch" einem die Übung vorkommen mag:
Die Schüler machen die Übung, die Schüler kapieren das Prinzip.
Dauer: 1 Minuten (höchstens)

Fingerhakeln macht den Schülern zudem mehr Spaß, als eine Lektion in die Anatomie der Hand.

Gruß Mjchael
Bart Simpson
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Beitrag von Bart Simpson »

Möchte mich auch bei Mjchael bedanken.

Habe immer Probleme bei schnellen wechseln G-C-G-C.
Jetzt weiss ich auch warum.

Die Erklärung leuchtet ein.

So werde ich auf meine alten Tage versuchen auf die MRK Variante
umzusteigen.

Gruß
Gunther
Hanjo

Beitrag von Hanjo »

Hallo,

von mir auch nur Lob. Wenn jemand Anfänger G-Dur mit einem anderen Griff beibringen will, soll er das tun. Ich habe auch unter großen Mühen umgelernt und hätte gewünscht ich hätte anders angefangen.

Daß man später je nach Situation noch unterschiedliche Griffe nutzt, hat mit der prinzipiellen Richtigkeit einer Lehrbasis wohl nichts zu tun.
Genauso finde ich die Idee aufzeigen, daß man den Daumen nicht braucht wichtig. Wer mal ein paar Wochen völlig ohne Daumen Barrés trainiert hat merkt, wie streßfrei und leicht das Leben sein kann, wenn man gewaltfrei Gitarre spielt.
:D

Beste und vielen Dank an Mjchael Grüße Hanjo
Magnus
Beiträge: 26
Registriert: Sa Jan 23, 2010 7:10 pm

Beitrag von Magnus »

Was ich als Anfänger zu dem Lagerfeuerdiplom sagen kann.ist das da sehr viel Mühe und Arbeit drin steckt!!
Dafür gebührt dem Autor auf jeden Fall riesengroßer Resekt!!
Tanglewood TW115 AS CE
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mjchael
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Beitrag von mjchael »

Kleiner Nachtrag zur Systematik beim Griffwechsel:

Ich habe euch eine etwas anspruchsvollere Animation fertiggestellt. (Gerade fertig geworden.) Die soll noch einmal die Gemeinsamkeiten bei den Griffwechseln der ersten Akkorde veranschaulichen.

Bild

Erklärender Artikel findet ihr auf den Wikibooks:
Griffwechsel im Überblick

Vielleicht leuchtet einem die Systematik und der didaktische Vorteil eher ein, wenn man die Griffwechsel mal so zusammengestellt sieht.

Das heißt natürlich nicht, dass man nicht auch anders Wechseln kann, aber wen man sich vorerst mal auf diese Griffwechsel beschränkt, (nur für diese ersten 7 Akkorde) dann wird man gerade als Anfänger viel schneller voran kommen.

Andere Griffwechsel bzw. andere Griff-Formen hebt man sich auf, bis die "Standard-Griffwechsel" sitzen. Durch die Beschränkung wird keinem Schüler etwas vorenthalten, sondern einige Lektionen werden nur etwas weiter nach hinten verschoben, um die Lernvorteile der "Standard-wechsel" auszunutzen.

Gruß Mjchael
Zuletzt geändert von mjchael am Do Jun 03, 2010 8:22 am, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

Nicht schlecht, für Anfänger mit eher graphischem Gedächtnis sicher eine gute Sache.
Ich merk mir Telefonnummern auch eher anhand der Position als die eigentliche Zahlenreihe.
Und Respekt für den Aufwand, den du betreibst :!: Weiter so :lol:
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mjchael
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Beitrag von mjchael »

:lol: Ich bin gerade dabei, das "Folkdiplom" (2. Band der Gitarrenschule) weiter zu bearbeiten, und hoffentlich bald fertig zu stellen.

Das Suchen von copyrihgtfreihen Übungsbeispielen macht mir noch die meiste Mühe. Aber Anregungen bekomme ich immer über das www.gitarre-spielen-lernen.de-Forum.

Die Member von dem www.fingerpicker.de/Forum dürften fast alle schon über die Anfangslektionen hinaus sein. Ich erwähne es hier nur, wenn andere Tipps und Tricks für ihren eigenen Unterricht gebrauchen können. Und natürlich um vielleicht konstruktive Kritik von den Profis zu bekommen. :D .

Gruß Mjchael
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

mjchael hat geschrieben::lol: Ich bin gerade dabei, das "Folkdiplom" (2. Band der Gitarrenschule) weiter zu bearbeiten, und hoffentlich bald fertig zu stellen.
Ist schon heftig, was Du Dir da antust, aber sehr schön. Na ja was soll ich sagen, bin ja selber so ein Narr, schreibe allerdings für die "normale" Wikipedia, siehe hier, besuch mich mal.
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Wurstfinger
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A-Dur

Beitrag von Wurstfinger »

Hallo,

ich habe mir vor langer Zeit irgendwo mal abgeschaut A-Dur nicht "wie üblich" zu greifen:

e - 0
h - R im 2.
g - M im 2.
D - Z im 2.
A - 0
E - x

sondern so:

e - 0
h - R im 2.
g - Z im 2.
D - M im 2.
A - 0
E - x

hat für mich 3 Vorteile:
1. irgendwie passen meine Finger so "verschachtelt" besser in den 2. Bund
2. zwei Finger ganz nahe am Bundstab
3. Zeigefinger braucht keinen Saitenwechsel bei E-Dur oder D-Dur Griff.

Ist vielleicht eine dritte Alternative für das Lagerfeuerdiplom, oder geht das aus irgendwelchen (didaktischen, fortgeschrittenen gitarrentechnischen) Gründen gar nicht?

Gruß Martin
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mjchael
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Beitrag von mjchael »

Im Lagerfeuerdiplom (erste Band) werde ich die Variante wohl nicht erwähnen, aber ich werde im Balladendiplom auf alternative Griffweisen eingehen (3 bzw. 4 Band).

Gruß mjchael
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Piuma Twin S
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Beitrag von Piuma Twin S »

Hallo Mjchael,

das ist ja der Wahnsinn, wie viel Mühe Du Dir da machst. Ich ziehe den Hut vor Dir - Du hast meine vollste Bewunderung!

Einigen Gitarrelehrern und kommerziellen Buchautoren wird das sicher nicht gefallen. Aber ich finds Klasse!

Gruß
Achim
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Manati
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Re: A-Dur

Beitrag von Manati »

h - R im 2.
g - Z im 2.
D - M im 2.
Ich greife A-Dur auch so. Schon immer. Es gibt hier auch irgendwo einen Thread dazu mit sehr unterschiedlichen Meinungen.

Ich fahre damit sehr gut und bleibe dabei.
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
Terry Pratchett, 1948 - 2015
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RB
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Beitrag von RB »

Das grenzt schon an Besessenheit. Ich kenne das aber, glaube ich.
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