Straßenmusik in München

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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pfunk
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Straßenmusik in München

Beitrag von pfunk »

Mal eine Frage an die Müncher (und um zu ...): Ich habe am ersten Novemberwochenende zwei Auftritte (1 x Ammersee, 1 x Glonn) im Süden und wollte den Samstagvormittag für Strassenmusik nutzen (ewig nicht gemacht :D ).
Lohnt sich der Aufwand? Man muss erstens eine Genehmigung einholen (10 Euro), wofür man zweitens live (!) morgens auf dem Amt vorspielen muss :lol: :guitar1:
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Niels Cremer
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Niels Cremer »

Denke schon dass sich das lohnt, die 10 Euro holst du schnell wieder raus, die "Audition" schaffst du eh locker und das Münchner Publikum ist spendierfreudig! Den Ansatz die Straßenmusiker vorspielen zu lassen finde ich übrigens nicht den schlechtesten, ab und an sieht/hört man ja doch grusliges in den Fussgängerzonen der Republik, da macht eine gewisse Qualitätskontrolle schon Sinn.

Kann allerdings schon ungemütlich kalt werden im November ...

Sag' Bescheid wenn's klappt, vielleicht schau ich mal vorbei! :-)

LG,
Niels
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Holger Hendel
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Holger Hendel »

Ohne die konkreten Gegebenheiten vor Ort genauer zu kennen - jemand mit Deinem Vortrag sollte ein Vielfaches der Kohle ganz locker und ganz schnell reingeholt haben.
[...] da macht eine gewisse Qualitätskontrolle schon Sinn.
Welche Riege aus hochdekorierten Musikwissenschaftlern sitzt denn da in der Jury (und zu welchem Stundenlohn arbeiten sie...), welche Maßstäbe werden angelegt? :roll: Finde das ein wenig daneben - Regelungen wie "pro Tag 1 x 30 Minuten pro Spielort (fixe Spielorte un der Fußgängerzone, die bekanntgegeben sind)" finde ich hingegen viel fairer, logistisch auch um einiges einfacher für die Musiker.
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Jorma55
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Jorma55 »

Es lohnt sich bestimmt, da bin ich als Münchner ganz bei Niels. Das mit dem vorherigen live vorspielen halte ich aber für fragwürdig, da würden mich die Gründe der Behörde interessieren. Eine fachkundige Qualitätskontrolle (nach welchen Kriterien bitte) halte ich da eher nicht für gewährleistet, möglicherweise gibt es aber andere Gründe.
Wenn es zeitlich passt, würde ich auch vorbei schauen.

Michael
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jpick
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von jpick »

Ich habe schon öfter Bettelnde in den Innenstädten gesehen, die zwar ein Instrument dabei hatten, aber darauf nur irgendwas beliebiges klimperten, was nicht unbedingt "Strassenmusik" genannt werden konnte. Offenbar hat das mehr Impact auf die Spendenbereitschaft als nur da sitzen.
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Gitarrenspieler
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Gitarrenspieler »

Jorma55 hat geschrieben:... Das mit dem vorherigen live vorspielen halte ich aber für fragwürdig, da würden mich die Gründe der Behörde interessieren. Eine fachkundige Qualitätskontrolle (nach welchen Kriterien bitte) halte ich da eher nicht für gewährleistet...Michael
Genau! Wer entscheidet das denn? Der Onkel/Tante von der Volkshochschule oder die Sekretärin vom OB? Und wonach? Künstlerisch, handwerklich oder Genre? Anzahl der St-Musiker pro Tag begrenzen finde ich o.k., anhören vorher (an Ende noch Mo. und Mi. von 13:00h bis 15:00h) aber nicht.
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Funplayer
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Funplayer »

Ich hab vor längerer Zeit einen TV Bericht über Straßenmusik in München gesehen.Dort haben sie gezeigt dass man beim Antrag für einen Spielschein vorspielen muss.Die Begründung lag darin dass sie sehen wollen ob jemand wirklich etwas kann, bzw sein Instrument beherrscht ohne dass die Musikrichtung ne Rolle spielt.Sie wollen keine nervigen Bettelleute die nur klimpern oder Mist vorführen bzw Unfug machen.
Bei Artisten geht es wohl darum dass sie weder sich noch Passanden leichtfertig in Gefahr bringen.
Der Spielschein wird wohl auch auf eine gewisse Zone oder Platz ausgestellt wo der Straßenmusiker/Artist eine gewisse Zeit spielen darf und Pausen einhält.Oft müssen sie sich den Platz auch teilen.

Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht trübt waren das die Punkte die für Straßenmusik von Amtswegen her wichtig sind.
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pfunk
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von pfunk »

... na, ich glaub', ich werd' das mal versuchen. Wie gesagt, meine Straßenmusikzeiten sind lange her.
Mir kommt's jetzt nicht auf die 10 Euro an, aber wie es hier auch schon mehrfach anklang: Wer entscheidet eigentlich, welcher Musikant denn nun spielen darf oder nicht? Ein "Verwaltungsinspektor Fachbereich Musik"? Der Bürgermeister? Seine Sekräterin? Ich find's einfach lustig ...
Und: Ich würde mich freuen, den Müncher "Forumskollegen" danach einen Kaffee (oder was anderes) auszugeben :D
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bob's art
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von bob's art »

Gitarrenspieler hat geschrieben:
Jorma55 hat geschrieben:... Das mit dem vorherigen live vorspielen halte ich aber für fragwürdig, da würden mich die Gründe der Behörde interessieren. Eine fachkundige Qualitätskontrolle (nach welchen Kriterien bitte) halte ich da eher nicht für gewährleistet...Michael
Genau! Wer entscheidet das denn? Der Onkel/Tante von der Volkshochschule oder die Sekretärin vom OB? Und wonach? Künstlerisch, handwerklich oder Genre? Anzahl der St-Musiker pro Tag begrenzen finde ich o.k., anhören vorher (an Ende noch Mo. und Mi. von 13:00h bis 15:00h) aber nicht.
Der Chef der Münchner Stadtinformation entscheidet das. Laut "Welt-Artikel" von 2013 mit dem Titel "Münchens Straßenmusiker müssen durchs Casting". :)

Gruß
Robert
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Niels Cremer
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Niels Cremer »

jpick hat geschrieben:Ich habe schon öfter Bettelnde in den Innenstädten gesehen, die zwar ein Instrument dabei hatten, aber darauf nur irgendwas beliebiges klimperten, was nicht unbedingt "Strassenmusik" genannt werden konnte. Offenbar hat das mehr Impact auf die Spendenbereitschaft als nur da sitzen.
So war und ist's denke ich gemeint, und ich find das voll in Ordnung, wer Strassenmusik machen möchte soll zumindest etwas spielen können, um das zu beurteilen muss man mMn kein studierter Musikwissenschaftler sein ...

Dann schau ich mal ob wir uns zu diesem Anlass mal kennenlernen, Peter! :) Du kannst ja dann auch mal über die Audition berichten und uns den inside-view geben!

Ach, und poste doch auch die Details der gigs in Glonn und am Ammersee (falls es keine geschlossenen Gesellschaften sind) - wer weiß... :wink:

LG,
Niels
Jorma55
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Jorma55 »

Gib Bescheid, wenn's klappt, ich würde mir die Zeit nehmen.

Michael
If my thought dreams could be seen,they'd probably put my head in a guillotine
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pfunk
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von pfunk »

Niels Cremer hat geschrieben: Ach, und poste doch auch die Details der gigs in Glonn und am Ammersee (falls es keine geschlossenen Gesellschaften sind) - wer weiß... :wink:
Bitteschön:
Fr., 03.11., 20:00 Uhr, Beim Wangerbaur, 86926 Greifenberg
Sa., 04.11., 20:00 Uhr, Schrottgalerie Friedel, 85625 Glonn

Die restlichen Termine für dieses Jahr findet ihr >HIER< (wen's interessiert ... :guitar1: )
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pfunk
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von pfunk »

So, nun habe ich diese Erfahrung also auch mal gemacht :rotfl:
Das erste reguläre Konzert am Wochenende war am Freitagabend in Greifenberg am Ammersee angesetzt. Bin hier in Göttingen rechtzeitig losgefahren, um mich vorher noch in München bei der Stadtverwaltung vorzustellen. Bevor man sich nämlich eine Genehmigung für Straßenmusik abholen kann, muss man sich erstmal die Berechtigung dazu "erspielen", d.h. man muss zeigen, dass man sein Instrument auch beherrscht. Ich also gegen 18:00 Uhr (mit Resonatorgitarre "bewaffnet") in die trubelige Touristinformation im Rathaus und direkt auf einen freien Schalter zu, an dem ein freundlicher, bebrillter Beamter sitzt.
"Guten Abend. Ich möchte morgen vormittag hier Straßenmusik machen und hätte gerne eine Genehmigung dazu."
"Na, da müssen sie erstmal drei Stücke vorspielen."
"Okay, wo denn?"
"Hier."
"Ahh so ... Und wann?"
"Jetzt."
"Okay ...?"
"Packen sie einfach dahinten mal ihr Instrument aus und fangen sie an."
Habe dann zwischen den ganzen Besuchern die Tricone ausgepackt, umgeschnallt, gestimmt und "Kohala March", den "Boogie Woogie Dance" sowie den "3. Mann" zum Besten gegeben. Gab' jedesmal ordentlich Applaus :bide:
Nach dem letzten Titel kam ein älterer Herr auf mich zu: "Wissen sie, den Anton Karas habe ich als Student noch persönlich getroffen, damals im Wienerwald. Er hat mir erzählt, dass das Harry Lime Theme ursprünglich für Gitarre komponiert war (sic!)"
... die Info hätte ich sonst nie bekommen :wink:
Dann wieder zu dem freundlichen Beamten (der während der ganzen Zeit übrigens weiter seine Kunden bedient, gestempelt und Prospekte ausgegeben hat).
"Und?"
"Okay. Name?"
"Funk, Peter"
Er nimmt noch Personalausweisnummer und Geburtsdatum auf und fragt dann nach meinem Instrument: "Ist das ein Banjo?" Freudig über sein Interesse erkläre ich ihm, dass das eine Resonatorgitarre ist, im Volksmund oft auch als Dobro bezeichnet, erkläre das Prinzip der Resonatoren, die Idee der Dopyera Brothers usw. usw., nur um ihn dann etwas verwirrt fragen zu hören: "Ääh, was trage ich denn jetzt hier ein ....?"
"Gitarre", sage ich.
So, jetzt stehe ich also offiziell in der Münchener Straßenmusikkartei ...

Die Genehmigung holt man sich am jeweiligen Tag um acht Uhr morgens auf derselben Behörde: Frühmorgens steht ein kleines Grüppchen bestehend aus russischen Akordeonisten, rumänischen Geigenspielern, einem Marionettenspieler in Tracht, einem jungen Folksänger und mir vor der Touristinfo. Man kennt sich (außer mir) und tauscht einige Worte und Anekdoten in gebrochenem deutsch. Um punkt acht geht kurz die Tür auf, eine Verwaltungsangestellte guckt heraus und sagt: "Kann los gehen." In der Reihenfolge des jeweiligen Auftauchens vor dem Rathaus werden die Anwärter eingelassen (immer wieder schließt und öffnet sich die Tür. "Der Nächste, bitte") und ich ergattere eine Genehmigung für den Vormittag. Der Nachmittag ist beliebter, weil voller. Und war schon vergeben. Kostet übrigens 10 Euro.

Die eigentliche Aktion war dann übrigens nicht soooo prickelnd (zumindest finanziell): etwas über 35 Euro für zwei Stunden Fingerpicking, dreimal den Standort gewechselt ...
Aber alleine die Story hat die beiden regulären Konzertabende Freitag und Samstag unglaublich bereichert: Das Publikum hat sich köstlich amüsiert :D ...

Fazit: Spaß hat's gemacht, finanziell gelohnt hat sich's nicht, eine gute Geschichte mehr, die man bei den Gigs zum Besten geben kann.
Und die Gigs beim Wangerbaur und in der Schrottgalerie waren (wieder mal) eine echte Freude!
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wuwei
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von wuwei »

Schöne Geschichte, Peter. Hoffe, Du hattest wenigstens von einem Foristi Besuch (ich konnte leider nicht, weil ich Freitag- und Samstagnacht gearbeitet hab). "Ist das ein Banjo?" - Hehe! Dacht' ich mir doch gleich, daß das Vorspielen nur dazu dient, sicher zu stellen, daß keiner mit 'nem Banjo die Fußgängerzone leerfegt. :wink:

Herzlichen Gruß, Uwe
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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Niels Cremer
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Re: Straßenmusik in München

Beitrag von Niels Cremer »

Schöne story! Dann hattest du auch noch ganz gutes Wetter, oder? Ich hatte es ehrlich gesagt total vergessen, hätte auch nicht gekonnt da ich unserem Ältesten bei seiner Seminararbeit korrekturlesend, formatierend etc. zur Seite stehen musste, das hat uns das ganze Wochenende zerhagelt ..

LG,
Niels
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