Wie wird eigentlich "normalerweise" aufgenommen...

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Moderator: RB

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Gast

Wie wird eigentlich "normalerweise" aufgenommen...

Beitrag von Gast »

Hallo Leute!
Mal eben auf die schnelle:

Da ich mich jetzt mehr mit Aufnahmen von Gitarre / Gesang beschäftige ist mir eine Frage eingefallen.

Gehen wir jetzt mal von einem Musikstück aus, dass aus einer Akustikgitarre und einem Sänger besteht. Versetzen wir uns dazu noch in ein handelsübliches Tonstudio.
Wie werden diese Songs eigentlich aufgenommen ?
- Gitarre einzeln ?
- Gesang einzeln ?
- Beides gleichzeitig über zwei Micros ?
- oder gar Gitarre und gesang über 1 Micro ?

Letzteres ist wahrscheinlich nicht mehr so gängig, da man ja Stimme und Instrument nicht mehr einzeln bearbeiten kann, richtig ?!

Die Frage kam auf, als ich es vorgestern versuchte erst die Gitarrenspur aufzunehmen, um dann dannach dazu zu singen. Ich empfand es als schwierig ohne Gesang das Lied einzuspielen. Ich hab zwar leise vor mich hingesummt, aber das hat man dann später auf der Aufnahme ein bisschen durchschimmern gehört.

Versteht ihr was ich meine ?

Vom reinen Verständnis würde ich sagen, dass erst die Instrumente gespielt werden, und dann der Text eingesungen wird.

Nur wenn ich zwei unabhängig voneiander stehende Instrument / Gesangsspuren haben will gibt es doch schon bald keine andere Möglichkeit, oder ?

Bin mal gespannt was ihr da für Infos habt.

Danke euch

Gruß
Mattes :wink:
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vauge
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Beitrag von vauge »

Ich weiß nicht genau wie die das im Tonstudio machen, wahrscheinlich auch unterschiedlich.

Ich würde immer zuerst eine "Schmutzspur" aufnehmen. Also das Lied mit Gitarre begleiten und singen. Evtl. dabei einen Klick mitlaufen lassen. Metronom oder dergleichen.

Danach würde ich dazu das Instrument einspielen, oder eben mehrere Spuren/Instrumente und dann den Gesang.

Am Schluß die "Schmutzspur" rausschmeissen... voila
musikalische Grüsse

Vauge

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Gast

Beitrag von Gast »

Guten Morgen!
Wenn Du die Spuren einzeln bearbeiten willst, Gitarre und Gesang einzeln aufnehmen (Wenn Du den Gesang fürs Gitarrespielen brauchst, spiel' ihn Dir über Kopfhörer dazu.) Erfordert ein bisschen Übung und etliche Versuche. Gitarre exakt stimmen und am besten Metronom über Kopfhörer laufen lassen, wenn Du am nächsten oder übernächsten Tag weiter machen willst. Riesenvorteil: Wenn eine Spur stimmt, kannst Du Dich voll auf die andere konzentrieren.
Beides gleichzeitig über zwei Mics oder über ein Studiomic (Großmembran z.B.) hat mehr Live-Charakter, aber den Nachteil, dass Du Gesang + Gitarre nicht einzeln, sondern nur gemeinsam bearbeiten kannst. Wenn's nichts ist, muss beides noch mal versucht werden, bis es stimmt.
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Hi
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RB
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Beitrag von RB »

Ich glaube, daß das sehr vom Künstler abhängt. Manche Leute spielen ihre Lieder auch beim Aufnehmen gerne so, wie sie das auf der Bühne oder in der Fußgängerzone machen. Der nachträglichen Veränderung sind dann natürlich Grenzen gesetzt.
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Kwalke
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Beitrag von Kwalke »

RB hat geschrieben:Ich glaube, daß das sehr vom Künstler abhängt. Manche Leute spielen ihre Lieder auch beim Aufnehmen gerne so, wie sie das auf der Bühne oder in der Fußgängerzone machen. Der nachträglichen Veränderung sind dann natürlich Grenzen gesetzt.
Genauso mach ich das. Bei getrennten Aufnahmen fehlt mir immer das Feeling. Ich weiss, dass es viele so gemacht haben. Auf alten Bob Dylan Aufnahmen usw. sieht man das auch so.
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Gitarren: Martin D-28, Martin OOO-16GT, Gibson J-45
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waterwide
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Beitrag von waterwide »

Hi,
meine letzte Aufnahme (siehe "Mein MP3") hab ich genauso gemacht, wie es vauge beschrieben hat.

Gruß!
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind....K.Valentin
________________________________________
Gast

Beitrag von Gast »

Zusammengefasst: Ihr spielt das Stück mit Gesang und Gitarre über ein Micro, hört euch dieses dann nochmal über Kopfhörer an - spielt dann dazu nochmal die Gitarre ein, und zum Abschluss der Gesang - richtig verstanden ?

Wie ist es denn, wenn ich Instrument und Gesang gleichzeitig über zwei mics aufnehmen. Hat man dan nicht so ne Art Dopplung drin, da das Gesangsmicro ja auch die Gitarre mit aufnimmt - zwar nur im Hintergrund, aber sie wird trotzdem auf der Vocal-Aufnahme zu höhren sein ...
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wally
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Beitrag von wally »

Hi,
ja klar, das was Du da ansprichst nennt man "Übersprechung".
Wenn also der Gesang mit auf der Gitarrenspur ist.
Aus meiner Erfahrung empfehle ich, zuerst eine "Pilotspur" aufzunehmen.
Da singst und spielst Du die Aufnahme erst mal ein.
Spielfehler sind egal. Darf ruhig unsauber sein.
Was auf jeden Fall stimmen muss, sind Timing (Metronom verwenden)
und Stimmung der Gitarre (Stimmgerät).
Diese Pilotspur lässt Du laufen,
während Du die endgültigen Spuren aufnimmst.
Selbstverständlich nimmst Du erst die Begleitung und dann den Gesang auf.

Alles Gute

Wally
Das Forum kann zu. Hopf, dreißig Euro - reicht. (RB)
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scifi
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Beitrag von scifi »

MattesD hat geschrieben:Wie ist es denn, wenn ich Instrument und Gesang gleichzeitig über zwei mics aufnehmen. Hat man dan nicht so ne Art Dopplung drin, da das Gesangsmicro ja auch die Gitarre mit aufnimmt - zwar nur im Hintergrund, aber sie wird trotzdem auf der Vocal-Aufnahme zu höhren sein ...
Die Übersprecher müssen bei der Bearbeitung meiner Erfahrung nach gar nicht so relevant sein (bin da aber weder Experte noch gar Profi). Wenn du es schaffst über zwei Mikros aufzunehmen, diese von der Richtcharakteristik recht eng sind (Niere), dann ist der jeweilige Input so dominant, dass du das ganz gut getrennt abmischen kannst. Problematisch wird es, wenn du extremere Sachen machst (z.B. Phaser oder fettes Delay auf die Gitarre). So lange du dich auf EQ, Compressor und Reverb beschränkst, klappt das finde ich gut. So wird das glaube ich auch öfter im Studio gemacht. Voraussetzung ist aber wahrscheinlich, dass du deinen Kopf nicht auf der Zarge der Gitarre hängen hast, sondern schon mögl. weit weg streckst. Bequem ist das nicht. Aber was ich in deinen Videos gesehen habe, scheinst du eh nicht groß hinschauen zu müssen, was auf dem Fingerbrett passiert.
Juan
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Registriert: Mi Okt 21, 2009 11:11 am

Beitrag von Juan »

just my 50 cents:

Ich mache es immer so wie Vauge beschreiben hat. Ist sauber und man kann dann hinterher die Spuren so bearbeiten, wie man sich das vorstellt, ohne auf irgendeinen Übersprechungseffekt Rücksicht nehmen zu müssen. Der Nachteil ist halt, dass es dann vielleicht ein bißchen - wie soll ich sagen - steril klingt.

Auf der anderen Seite kannst Du auch Gitarre und Stimme gleichzeitig einspielen, hast dann zwar einen Übersprechungseffekt, der muss aber nicht störend sein, wenn Du die Mikros so positionierst, dass Du schon beim Einspielen möglichst das richtige Lautstärkenverhältnis und die richtige Räumlichkeit erzielst und daher hinterher nicht mehr so viel mit Pan etc. machen must. Übersprecheffekte kann man im Übrigen im Nachhinein auch noch mit dem Noisegate bearbeite. Da habe ich neulich mal mit einer Schlagzeugaufnahme mit mehreren Mikros etwas experimentiert und war da eigentlich ganz zufrieden mit. Es ließ sich auf diese Weise ausreichend Trennschärfe zwischen die Spuren bringen, dass man die einzelnen Spuren richtig schön im Stereobild plazieren konnte.

Zwei Dinge scheinen mir aber noch wichtig, die hier noch nicht angesprochen wurden:

1. wenn Du mit mehreren Mikros arbeitest must Du sehr auf die Positionierung achten, da es leicht zu Phasenauslöschungen kommen kann. Das ist ein ziemlich komplexes Thema. Da sollte man sich richtig kundig machen. ich habs selbst auch noch nicht so drauf und schaue dazu immer mal gerne in die einschlägigen Homerecordingforen oder in die Literatur.

2. ich nehme Stimme und Gitarre immer ganz trocken auf, d.h. ohne jeden Effekt. Was man mit aufnimmt kann man im Mix nur noch bechränkt bearbeiten. Die Könner haben meistens bei den Aufnahmen schon einen Kompressor dabei, aber das ist mir bislang noch immer zu riskant gewesen. Ich ziehe es vor nach den Aufnahmen mit den Effekten zu beginnen.

Jedenfalls viel Spass beim Aufnehmen wünscht

Jens
http://www.myspace.com/jensitos
http://www.youtube.com/user/jewe321?feature=mhee
Martin J-40 (2008)
Ovation Legend Electric (1981)
LeVoi Oval Hole Selmer-Type (2005)
und noch einiges mehr
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