Hallo Gerrit,
zunächst einmal: wenn du nur aufnehmen willst, erreichst du mit einem Mikrofon fast immer den besseren Klang. Auch die Gitarristen, die mit den besten Tonabnehmern auf der Bühne spielen, benutzen im Studio Mikrofone.
Zur Funktionsweise: ein dynamisches Mikofon wandelt den Schall, indem eine Spule in einem Magnetfeld bewegt wird. Dadurch wird eine Spannung induziert, die dem Schallsignal entspricht. Dynamische Mikrofone sind ziemlich robust, weshalb sie gerne auf der Bühne eingesetzt werden. Dynamische Mikrofone haben oft einen bestimmten Klangcharakter, was bedeutet, daß sie manche Frequenzen besser wiedergeben als andere.
Ein Kondensatormikorofon ist wie ein Kondensator aufgebaut. Durch den Schall wird eine Kapazitätsänderung bewirkt. Kondensatormikrofone benötigen generell eine Energieversorgung. Entweder mit einer Batterie oder über Phantomspeisung vom Mischpult oder Mikrofonvorverstärker. Diese Art Mikrofone ist etwas empfindlicher, was mechanische Beanspruchung angeht. Sie werden gerne im Studio eingesetzt, da sie in der Regel eine höhere Klangtreue haben, sie geben alle Frequenzen recht gleichmäßig wieder.
Das Shure könnte durchaus ein gutes Mikro sein. Da ich noch keine Aufnahme gehört habe, die damit gemacht wurde, möchte ich keine Empfehlung abgeben.
Das Elektro Voice würde ich eher nicht nehmen. Die Richtcharakteristik Superniere ist für die Bühne sinnvoll, um Nebengeräusche aus dem Signal zu entfernern. Im Studio setzt man lieber Kugel- oder Nierencharakteristik ein, die mehr vom Raum auffängt. Außerdem erkauft man sich durch extreme Richtcharakteristiken oft den Nachteil, daß die Frequenzen unterschiedlich stark wiedergegeben werden, es entsteht also wieder eine Mikrofoncharakteristik. Ganz teure Mikrofone können das zwar auch sauber, aber davon reden wir hier ja nicht. Der Frequenzgang wäre mir auch etwas zu eng, ich bin empfindlich, wenn im Frequenzbild etwas fehlt.
Ich mache meine Aufnahmen mit den
MXL 603 SPR. Ich habe davon ein Stereopaar, von dem ich ein Mikro auf den Steg richte, das andere steht in knapp 2 m Entfernung und nimmt den Raumklang auf. Später mische ich das Ganze zusammen.
Die Ausrichtung des Mikros muß man von Gitarre zu Gitarre neu ausprobieren. Nicht direkt auf das Schalloch richten, da kommt nur Gebrumme raus. Eine gute Position ist der Steg oder der Hals-Korpus-Übergang. Ich hatte dabei aber schon mal Atemgeräusche auf der Aufnahme. Um die beste Position zu finden, spiele ich von dem Mikro, das in 20-30 cm Entfernung auf einem Stativ steht. Der Ausleger des Stativs ist dabei auf maximale Länge eingestellt. Dann spiele ich etwas, bei dem ich die linke Hand nicht brauche (ein Pickingmuster auf E-Moll) und schwenke den Ausleger mit dem Mikro langsam vor der Gitarre hin und her, bis ich die ideale Position gefunden habe. Um das zu beurteilen, trage ich dabei einen geschlossenen Kopfhörer. Man muß sich Zeit nehmen, will man eine gute Aufnahme machen. Für ein 3-Minuten-Stück gehen manchmal schon ein paar Stunden ins Land.
Viele Grüße
Taylorpicker