Ich wechsle nie wieder Saiten!

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Lutz

Ich wechsle nie wieder Saiten!

Beitrag von Lutz »

Hallo,

ich gehöre ja auch zu denen, die höchst ungern die Saiten wechseln. Ich denke dann immer: muss es wirklich sein? Halbes Jahr, 1 Jahr ist in etwa normal bei mir. Früher bei meiner Ersten, einer Nylon, waren sie mehrere Jahre lang drauf, die Diskantsaiten hatten schon Kerben halb so groß wie der Durchmesser und mir ist damals (70er Jahre) da kein Mangel bewusst geworden.

Nun wäre es wieder fällig. Und ich frage mich: Warum werden beim Klavier eigentlich nie die Saiten gewechselt? Jedenfalls doch nicht alle paar Monate. Warum nicht? Weils wahnsinnig aufwendig ist, oder? Also geht es doch ohne???

Weiss das einer?

Vielleicht die Saitenmafia, die absichtlich fragile empfindliche Saiten verkaufen will?
Vielleicht könnte man Saiten herstellen, die 10 Jahre halten?
Vielleicht ist es auch nur ein urban myth, das mit dem Wechseln sollen? Reine Hörgewohnheit?

Wenn ich hier manchmal lese: "Nach 1 Woche sind die eigentlich schon tot", dann denke ich "hääh?? Bin ich taub?"

Nein, ich weigere mich, ich ziehe keine neuen Saiten auf!
Oder täusche ich mich da und mir kann einer erklären, warum beim Klavier die Saiten Jahrzehnte draufbleiben können?

Lutz
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berndwe
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Re: Ich wechsle nie wieder Saiten!

Beitrag von berndwe »

Lutz hat geschrieben: Warum werden beim Klavier eigentlich nie die Saiten gewechselt? Jedenfalls doch nicht alle paar Monate. Warum nicht? Weils wahnsinnig aufwendig ist, oder? Also geht es doch ohne???
Klaviersaiten werden üblicherweise nicht angefasst und kommen von daher nicht mit Fingerschweiß und Schmutz in Berührung. Eine andere Erklärung fällt mir jetzt nicht ein.
The Fake Dirk
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Beitrag von The Fake Dirk »

Ich spiele täglich etwa drei Stunden. Nach spätestens 6 Wochen klingen die Saiten so dumpf als würde ich gegen eine Heizung treten - Elixier-Saiten wohlgemerkt, die ja recht langlebig sind. Nach einer gewissen Zeit mag ich einfach nicht mehr, weil der schöne perlende Klang meiner Gitarre versumpft ist.

Aber wenn Dich das nicht stört, lass die Saiten halt drauf. Ist ja auch günstiger.

Anekdote am Rand: Vor Jahren habe ich in Cordoba einige Wochen in einer Unterkunft gehaust, in der Studenten der dortigen Musikakademie wohnten. Die haben im Patio der Pension geübt und alle zwei, drei Stunden die Saiten gewechselt. Das fand ich dann doch etwas extrem.
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RB
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Beitrag von RB »

Ich bin auch überzeugt davon, daß das davon kommt, daß die Saiten mit den Fingern berührt werden. Man muß sich doch nur eine ältere Fernbedienung anschauen, um zu wissen, was die Hand über die Zeiten für ein merkwürdiges Pastenzeugs absondert.
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Das mit der Haltbarkeit von Klaviersaiten habe ich mich auch schon gefragt, ebenso was Kontrabasssaiten betrifft, die dermaßen teuer sind, dass ein häufiger Wechsel eben nicht erschwinglich wäre.

Bei Klaviersaiten erkläre ich es mir, dass sie eben nur mit einem Filzhämmerchen angeschlagen werden, während Gitarrensaiten eben an 2 Stellen gleichzeitig mit den Fingern oder Plektren bearbeitet werden. Die Sache mit dem Schweiß kommt wohl noch hinzu.

Bei Basssaiten trifft aber genau das zu, was bei der Gitarre auch zutrifft. Hier nehme ich an, dass die Saiten eines Kontrabasses eben wesentlich dicker und auch robuster sind und von Kontrabassisten auch besonders gepflegt werden müssen, damit sie lange halten.

Bei der Gitarre kann man es aber nach einer Weile schon hören, dass die Saiten schlechter werden. Ich höre es zwar noch nicht nach einer Woche, aber nach 2 Monaten merke ich es schon sehr und wenn ich bei Leuten, die eben nicht viel klampfen so eine staubige Gitarre mit ewig alten Saiten anzupfe, dann liegt der Vergleich zur billigen Ukulele schon sehr nahe.
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RB
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Beitrag von RB »

Die Masse der Saite wird auch eine Rolle spielen und die ist bei Bass-Saiten doch bedeutend höher. Vielleicht sind auch die Frequenzen unterschiedlich betroffen. Ich finde, daß das langsame Siechen der Saiten bei der Gitarre am ehesten mit dem Verlust des "Obertongeflechts" beginnt. Die Saite klingt flacher, banaler und schließlich erstirbt das Nachschwingen, bis es nur noch "plop" macht. Wenn die Saiten schwarz sind, ist Auskochen angesagt. Das haben wir als mittellose Jugendliche gemacht und es bringt durchaus etwas Leben zurück. Das könnte die Fingerschmodder-These bestätigen, denn der Schmodder wird durch das Kochen wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grad entfernt.
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string
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nn

Beitrag von string »

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Nein, ich weigere mich, ich ziehe keine neuen Saiten auf! 
Muß man ja nicht. Wenn die eine oder andere Saite mal durchrostet kann man auf zwei Saiten oder einer auch ganz dolle Melodien spielen. :wink:
Viel Spaß!!
Klaus
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"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
Lutz

Beitrag von Lutz »

Saitensprung hat geschrieben:ebenso was Kontrabasssaiten betrifft, die dermaßen teuer sind, dass ein häufiger Wechsel eben nicht erschwinglich wäre.
Ja genau. Angenommen, die Gitarrensaiten würden das Set 50 Euro kosten, würden wir dann noch das Obertongeflecht hören oder hätten wir dann andere Hörgewohnheiten??

Aber ich gestehe: ich habe soeben ja doch die Saiten wechseln müssen, da sogar ich höre, dass es schon ganz schön mulmig klingt mttlerweile :(
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troubadix
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Beitrag von troubadix »

Hallo Lutz,

natürlich hängt das maßgeblich von deinen Spielgewohnheiten ab. Wenn du wenig spielst, halten die Saiten auch länger. Bei mir sind die Saiten nach ca. 2 Monten auch abgespielt ( ca. 2 Stunden täglich )
Ich denke, dass das mit dem Handschweiß zusammenhängt und mir dem Fett, dass wir an den Händen haben. Das greift die Saiten an.

Ich finde, dass die Saiten zwar nicht ganz so preiswert sind, aber mit neuen Saiten macht es doch gleich viel mehr Spaß und das ist es doch allemal wert, oder?
Ich wechsele auch nicht gerne, aber der Klang danach lohnt es doch auf jeden Fall.
Gruß, Troubadix
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Ewert
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Beitrag von Ewert »

hey,

die erklärung, warum klaviersaiten so viel länger halten wurde ja schon genannt. kein fingerfett, kaum oxidation und ein saitenanschlag mit einem sauberen und trockenen filzhammer. ist doch logisch, dass die so lange halten.

ich finde ien saitenwechsel ist generell unerlässlich. ich kann kaum glauben, dass dich der dumpfe klang nicht stört. kontrabass saiten halten auch deswegen länger, weil sie viel dicker sind, als gitarrensaiten, ist auch logisch.

unlogisch finde ich, dass jemand, der in den 70ern schon gitarre spielte, soetwas nicht gleich beim ersten ton hört. auch das sustain ist viel kürzer.

die argumente sind endlos. wenn du aber so anspeuchslos bist, dann spar dir die 20€. ich finde, die wären es allemal wert, alle 6 wochen...:)
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Crafters
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Beitrag von Crafters »

Es ist ja nicht nur das Wechseln; da kommt noch hinzu, das man manchmal auch noch andere holt, als vorher d'rauf waren. Und Spass macht es auch, neue + "unbekannte" Saiten zu bespielen. 8) Find ich jedenfalls.
Mfg. Peter, der noch lange üben muss....
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comandante
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Beitrag von comandante »

Hallo Lutz,

ich spiele ja noch nicht sehr lange A-Gitarre und komme vom E-Bass (auf dem lasse ich aus Kostengründen die Saiten auch mindestens ein Jahr :? ), aber ich muss Dir recht geben: zwar werden die Saiten auf meiner Akustik relativ schnell dumpf-mulmiger, aber ab der 2. Woche merke zumindest ich keine Veränderung mehr hin zu noch mehr Mulm... vielleicht liegts auch an meinen Ohren, keine Ahnung, aber ich mags eigentlich gar nicht so silbrig flirrend, wenn die Dinger neu sind und schon gar nicht mit dem Plek! Und in einem Interview mit Jakob Dylan habe ich mal gelesen, dass er erst dann die Saiten wechselt, wenn sie reißen. Und der Kollege müsste eigentlich ganz gute Ohren haben, oder?

Ich habe gerade John Pearse aufgezogen und find die richtig gut, da wird so schnell nix gewechselt.

Mulm on! :lol:
Begin at the beginning and go on till you come to the end; then stop.
(Lewis Carroll)
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Rainman
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Beitrag von Rainman »

Es geht auch anders.

Wir haben früher, als wir noch mit Taschengeld auskommen mussten, die umwickelten Saiten ab und zu ausgekocht. Dann löst sich der Dreck der ziemlich hartnäckig von Hautfett in den Rillen gehalten wird. Man muss nur aufpassen das der Knick bei der Wicklung an der selben Stelle ist sonst reißt die Saite.
Wenn man mal umrechnet waren 12 bis 13 Mark für gute Saiten in den 70ern ein Vermögen wenn man mit 15 Mark Taschengeld im Monat auskommen musste. Da wurden Saiten erst gekauft wenn eine gerissen ist.
Bei dem häufigen Saitenwechsel den ich heutzutage betreibe wüsste ich nicht wann mir das letzte Mal eine gerissen ist.
Locker bleiben
Andreas

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Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Ewert hat geschrieben:... ich kann kaum glauben, dass dich der dumpfe klang nicht stört. kontrabass saiten halten auch deswegen länger, weil sie viel dicker sind, als gitarrensaiten, ist auch logisch.

unlogisch finde ich, dass jemand, der in den 70ern schon gitarre spielte, soetwas nicht gleich beim ersten ton hört. auch das sustain ist viel kürzer.

die argumente sind endlos. wenn du aber so anspeuchslos bist, dann spar dir die 20€. ich finde, die wären es allemal wert, alle 6 wochen...:)
Jetzt sei bitte mal nicht ungerecht, Ewert, die Sache mit den Basssaiten kam von mir. Die ursprünglich Frage beschäftigte sich mit der sehr langen Lebensdauer von Klaviersaiten und die ist m.E. noch lange nicht beantwortet, denn hier im Forum wurde schon öfters mal erwähnt, dass sich (Gitarren-) Saiten auch ohne gespielt zu werden im Klang verschlechtern. Das träfe jetzt ja auch auf das Klavier zu, dessen Saiten keinen Fingerkontakt haben, aber dennoch der Luft ausgesetzt sind.
Und Gitarre spielen tu ich auch schon recht lange, kann aber immer noch nicht sagen, dass ich das Fachlatein beherrsche oder das nötige Know how besitze. Aber ich lasse mich immer wieder gerne belehren und lerne gerade in letzter Zeit viel über das Instrument und seine Materialien.
Auch kann man Lutz wirklich nicht nachsagen, dass seine Gitarre dumpf klingt. Die Videos auf youtube belehren einen eines besseren. Vielleicht ist das französische Klima einfach saitenfreundlicher? :wink:

Crafters hat geschrieben:Es ist ja nicht nur das Wechseln; da kommt noch hinzu, das man manchmal auch noch andere holt, als vorher d'rauf waren. Und Spass macht es auch, neue + "unbekannte" Saiten zu bespielen. 8) Find ich jedenfalls.
Das mir der Saitenwechsel mittlerweile Spaß macht ist eins, aber dass es Spaß macht neue Saiten (Fabrikat) auszuprobieren, kann ich leider nicht bestätigen. Immer wenn ich es mit einem anderen Fabrikat versucht habe, wurde ich enttäuscht. Daher bleibe ich bei Elixir und D'Addario.
Lutz hat geschrieben:
Ja genau. Angenommen, die Gitarrensaiten würden das Set 50 Euro kosten, würden wir dann noch das Obertongeflecht hören oder hätten wir dann andere Hörgewohnheiten??
Dergleichen frag ich mich auch in Bezug auf andere Sachverhalte. Manchmal finde ich es auch sehr übertrieben, aber es muss ja jeder selbst wissen.
Bei Gitarrensaiten find ich die Kosten übrigens gar nicht mal so hoch. (Ein Gitarre spielender Jugendlicher mag das jetzt anders sehen!)
Im Kosten-Nutzen-Vergleich zu anderen Dingen (Kinokarte, monatl. Kabelanschluss, Benzinpreise, Rasierklingen...) finde ich 10-15 Euro alle 4-8 Wochen noch ok.
Aber wenn einem der Klang alter Saiten auch reicht - Ich weiß nicht, ob ein Robert Johnson wöchentlich neue Saiten aufgezogen hat. An seinen Aufnahmen kann man es heute leider nicht ausfindig machen. Aber der Klang ist einfach authentisch und wenn ich manchen Straßenmusiker mit seiner rotzigen Klampfe so höre, dann denk ich mir, dass es nicht immer nur an den Saiten liegen muss, gute Musik machen zu können. Feeling ist das wichtigste!


Diesbezüglich noch ein netter Link
straßenmusiker.eu
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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

Ich habe nach über 10 Jahren meine alte Fender Telecaster
wiederbelebt, was mir aufgefallen ist, noch stärker als der Klang
Sie war nicht mehr bundrein , ich konnte Sie nicht mehr stimmen, das war eine Katastrophe, neue Saiten drauf, und Sie war wieder super, eine
ganz andere Gitarre.
Aber ob ich jetzt alle 4-8 Wochen meine Saiten wechsle, das weiß
ich noch nicht.
Gruß Rainer
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