Der Stellenwert von Gitarren & Co. - fast Off Topic

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Pida
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Beitrag von Pida »

Tripple xXx hat geschrieben:Das ist das was ich immer und immer wieder gerne Leuten sage die denken man braucht eine 5000 Euro Gitarre um schöne Musik zu machen;).
Wo begegnest du denn diesen Leuten? Ich habe im echten Leben noch niemanden getroffen (im Netz bin ich mir nicht sicher), der behauptet hat, mehr als ein stimmstabiles, bespielbares Instrument sei nötig, um gute Musik zu machen.
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Mokkafreund
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Beitrag von Mokkafreund »

Notenwart, ich bin da inhaltlich ganz nahe bei dir.
ich mache begeistert Fotos und besitze eine Nikon D90. Sollte mir diese Kamera geklaut werden, sollte sie runterfallen und kaputt sein oder ähnliches dann kaufe ich eine neue und gut ist (den bedauerlichen Wertverlust jetzt mal außen vor).
Bei einer Gitarre ist das (bei mir) ganz anders. Eine Gitarre erzeugt bei mir Emotionen und zwar beim Spielen. Die Art wie sie sich anfühlt (z.B. Halsform und Breite) und vor allem wie sie klingt.
Letztens hatte ich eine Furch S22CM in der Hand mit einer ungewöhnlich guten Ansprache und gepickt mit einem wunderbaren Ton, die hat mir extrem viel Spaß gemacht und Goodall, Froggy Bottom und Gallagher waren außergewöhnliche Sinneserfahrungen für mich.
Bevor hier wieder die dumme (sorry) Bemerkung kommt, dass eine andere Gitarre keinen besseren Musiker aus mir macht sei nochmal dazu gesagt, dass es darum auch gar nicht geht. Eine andere Gitarre kann mir nämlich eventuell viel mehr Spaß machen und sie kann mich vielleicht auch neu inspirieren.
Das besondere an Gitarre ist, das sie tatsächlich sowas wie eine Persönlichkeit haben. Zwei gleiche Gitarren haben keinen 100 prozentig gleichen Ton, das habe ich mehrfach erlebt, vor Kurzem noch bei verschiedenen Martin HD28.
Kameras und Gitarren sind für mich ein Vergleich wie der zwischen Birnen und Äpfeln.
Wie gesagt ich mache gerne Fotos aber ich liebe das Musikmachen!
Lutz

Beitrag von Lutz »

Ja mal ein interessanter Thread!

Ich mache es so: Ich gucke in Abständen mal in fingerpickers rein, um zu sehen, ob es was über Musik gibt. Vor allem die neuen Mp3, die ich gerne höre und manchmal kommentiere.
Threads über Equipment lese ich überhaupt nicht (mehr).
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Ich betrachte Gitarren auch als Werkzeuge, aber als magische und in den richtigen Haenden entsteht mit ihnen magische Musik.
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrenunterricht, aber nur wenn's wirklich sein muss ;)
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Pida hat geschrieben:
Tripple xXx hat geschrieben:Das ist das was ich immer und immer wieder gerne Leuten sage die denken man braucht eine 5000 Euro Gitarre um schöne Musik zu machen;).
Wo begegnest du denn diesen Leuten? Ich habe im echten Leben noch niemanden getroffen (im Netz bin ich mir nicht sicher), der behauptet hat, mehr als ein stimmstabiles, bespielbares Instrument sei nötig, um gute Musik zu machen.
Du hast wohl Recht das das oftmals nicht so ist,aber ich zb. kenne privat der immer angeben muss wieviel Gitarre er doch habe,das betont er gefühlte 100x in einem Gespäch und sowelche meine ich.
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Andreas
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Re: Der Stellenwert von Gitarren & Co. - fast Off Topic

Beitrag von Andreas »

berndwe hat geschrieben:Hi zusammen,
Andreas Feininger (1), einem Papst der Fotografie...
Moin berndwe,

Reich Ranicki ist ein Papst der Literatur
Ratzinger ein Papst der Katholiken
Sascha Lobo, ein Papst der Blogger

Die ganzen Päpste für alle Bereiche menschlichen Tuns müssen nicht unbedingt Recht haben.

Die Bilder vom Feininger-Vater mag ich sehr, die Fotos vom Sohn auch.
Dennoch glaube ich nicht an das Statement.
Das ist mir viel zu plakativ.

Klar gibt es Gearheads; Leute, die sich in dem ganzen Equipment Bereich bestens auskennen und das zu einem Lebensmittelpunkt erheben.
Ich halte es da aber eher mit Martin oder Pida.

Seit vielen Jahren arbeite ich im Bereich Kunst und Grafik, Musik spielt eine ebenso grosse Rolle. Durch die Beschäftigung mit den Dingen will ich einfach mehr über die Dinge wissen; was tut sich am Markt…

Meine erste Gitarre war eine Klira Wanderklampfe, fand ihr unrühmliches Ende am Kamin in unserem Hause, weil mein Vatter mich beim Rauchen erwischt hat und ich grad' mal fuffzehn war.

Da hat sich die Entwicklung im Instrumentenbereich, auch durch genaues Beobachten des Marktes und meiner finanziellen Möglichkeiten, weiter entwickelt. (Klar, die Stratocaster bei Omma Sonntag im Schaufenster war für mich so weit weg wie der Mond, aber ich wußte genau welche PUs eingebaut waren und wie welches Holz klingen soll).

Es wurde aber eine Pearl LesPaul Kopie vom Paul Baron in Gelsenkirchen.
Die hatte einen Schraubhals, aber den hatten die Fenders auch.
Heute, viele Jahre später stehen hier neben mir relativ hochpreisige SerienInstrumente.

Bei der Fotografie ist es ähnlich. Begonnen mit einer Praktika, dann Lomos, eine Hasselblad, heute sind es Nikon und Leica die mich auf meinem Weg begleiten.

Ich weiss viel über Kameras und Equipment. Ich kann mit analoger Mittelformatkameras ganz andere Bilder machen, wie ich es mit Digitalen mache.

Bonmot: Steve White, ganz großer Bluesgitarrist war vor ein paar Jahren auf meiner Geb-Party. Da stand eine 'ostgotische Klangpappe'; wahrlich nix Besonderes, aber er hat toll darauf gespielt.

Reine Gearheads sind glaube ich, eher selten.

groetjes

andreas

Aktuelles GASWerk: Fuji X100.
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Manati
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Beitrag von Manati »

Ob der Gitarrist, der gute Musik macht, ein eher nüchternes oder ein emotionales Verhältnis zu seinen Instrumenten hat, ist mir ziemlich schnurz.

Selber habe ich ein durchaus emotionales Verhältnis zu meinen Gitarren, und ich bin der Meinung, dass dies zur Qualitätssteigerung beiträgt.

Ein Instrument, das ich liebe, weil ich es spüre (erst seit ich meine vollmassiven besitze, ist mir richtig bewusst, wie deutlich die Schwingungen der am Körper anliegenden Gitarre zu fühlen sein können) und eine Beziehung zu ihm aufbaue, macht definitiv (mit mir zusammen) bessere Musik, als ich es mit einem reinen Werkzeug könnte.

Natürlich gibt es auch Menschen, die mehr über ihre Gitarren reden und mehr Zeit mit GAS und Kauf verbringen als mit dem eigentlichen Spielen, aber die sind m. E. sowieso "außen vor".
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
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notenwart
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Beitrag von notenwart »

Manati hat geschrieben:Natürlich gibt es auch Menschen, die mehr über ihre Gitarren reden und mehr Zeit mit GAS und Kauf verbringen als mit dem eigentlichen Spielen, aber die sind m. E. sowieso "außen vor".
Eine Haltung, die ich entweder falsch interpretiere oder nicht verstehe.
Warum ist ein Mensch "außen vor", dem das Anhäufen von Gitarren und Zubehör Spaß macht?
Oder was bedeutet "außen vor"?
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Um mal eine Anekdote abzuwandeln: Als Gustav Heinemann gefragt wurde, ob er seine Gitarre liebe, antwortete er: "Nein, ich liebe meine Frau."

Gitarren sind aus abgestorbenen (im biologischen Sinne) Baeumen zusammengesetzt, das kann mit viel Kenntiss, Sorgfalt und handwerklichem Geschick geschehen. Das weiss ich zu schaetzen und dafuer zahle ich auch. Ansonsten sind es fuer mich Werkzeuge, mit denen ich gerne arbeite, aber zu denen ich keine emotionale Beziehungen aufbaue.

Das ist sicher im Gegensatz zu vielen hier. Ich mache mir aber keine Sorgen deswegen :wink:

Joe
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clone
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Beitrag von clone »

tired-joe hat geschrieben: Ansonsten sind es fuer mich Werkzeuge, mit denen ich gerne arbeite, aber zu denen ich keine emotionale Beziehungen aufbaue.
Joe
Bist du dir da ganz sicher?

Zumindest bei mir ist es so, dass ich z.B. bein Antesten eine Gitarre sofort mag, eine andere sofort nicht. Nur der Optik und Haptik wegen. Dann kommt das Spielgefühl. Die eine Top, die andere Flop. Und der Ton. Bei manchen berührt das mein Herz, bei anderen nicht.

Alles Emotionen... . Aber natürlich nicht von dem Stellenwert wie zu einem Lebewesen, sei es Partner, Kind oder Tier.
rwe
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Beitrag von rwe »

... es sind Werkzeuge, und zu guten Werkzeugen kann man sicherlich eine "Beziehung" aufbauen, die aber nicht die gleiche Klasse hat, wie die zu Personen. Es macht einfach Spaß auf einer guten Gitarre zu spielen (was sicherlich auch ein Stück Motivation darstellt), es macht aber auch Spaß, mit gutem Schleifpapier oder einem guten Schraubenschlüssel zu arbeiten.

Unabhängig davon finde ich die physikalischen Zusammenhänge beim Bau von Musikinstrumenten sehr spannend. Allerdings lotet (akustische) Gitarrenmusik nur relativ wenig Fällen das Thema "Klangfarben" systematisch (!) aus.
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Manati
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Beitrag von Manati »

notenwart hat geschrieben: Warum ist ein Mensch "außen vor", dem das Anhäufen von Gitarren und Zubehör Spaß macht?
Oder was bedeutet "außen vor"?
Mit "außen vor" meine ich, dass das offenbar ein Gitarrensammler und -liebhaber ist, aber eben kein Musiker, wenn seine Beschäftigung mit den Instrumenten vor allem darin besteht, sie anzuhäufen, zu sammeln, was auch immer.

Das muss man keineswegs negativ werten, aber es ist nun mal eine andere "Baustelle".

Zur emotionalen Beziehung: Natürlich kann ich zu einem toten Gegenstand eine emotionale Beziehung haben. Zum Glück sind das bei mir die Gitarren - andere hingegen sind vernarrt in ihr Auto ... nein, das ist nicht mein Ding.
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Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

rwe hat geschrieben:... es sind Werkzeuge, und zu guten Werkzeugen kann man sicherlich eine "Beziehung" aufbauen, die aber nicht die gleiche Klasse hat, wie die zu Personen. Es macht einfach Spaß auf einer guten Gitarre zu spielen (was sicherlich auch ein Stück Motivation darstellt), es macht aber auch Spaß, mit gutem Schleifpapier oder einem guten Schraubenschlüssel zu arbeiten.

Unabhängig davon finde ich die physikalischen Zusammenhänge beim Bau von Musikinstrumenten sehr spannend. Allerdings lotet (akustische) Gitarrenmusik nur relativ wenig Fällen das Thema "Klangfarben" systematisch (!) aus.
Schön ausgedrückt,solche Sätze sollte man echt mal wo anpinnen finde ich :gute: .
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

clone hat geschrieben:
tired-joe hat geschrieben: Ansonsten sind es fuer mich Werkzeuge, mit denen ich gerne arbeite, aber zu denen ich keine emotionale Beziehungen aufbaue.
Joe
Bist du dir da ganz sicher?
Du hast recht, da habe ich mich falsch ausgedrueckt, bzw. der Satz ist nicht zu Ende gedacht. "Emotionale Beziehung" ist ein allgemeiner Ausdruck. Genauer muss es heissen "...sind es fuer mich Werkzeuge, zu denen ich keine emotionale Beziehung aufbaue wie zu einem Menschen." Ich liebe meine Gitarren nicht. Das ist alles, was ich sagen wollte. Eine Gitarre ist ein Gegenstand, der sich ersetzen laesst, obwohl manchmal nur nach laengerer Suche, zumindest ist das so in meiner begrenzten Erfahrung.

Joe
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Beitrag von Frankytaylor »

Liebespartner oder Haustiere lassen sich ebenfalls prima "ersetzen" und ich bin oftmals verblüfft, wie schnell so was vonstatten geht.
Gruß
Frank
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