Diese ganzen wissenschaftlichen Abhandlungen und technischen Erklärungen sind sicher sehr informativ, bringen mir als technisch nur mäßig interessierten Musiker gar nichts.
Für mich geht es hier nur nach sehr einfachen Kriterien:
1. Was kann ich mir leisten?
2. Was will ich damit anfangen (Pub, Carnegie Hall, Woodstock)?
3. Wie oft brauche ich das Zeug?
4. Was kann ich bedienen, ohne ein Seminar besuchen zu müßen?
5. Was kann ich transportieren?
6 Wie klingt die Anlage für mich?
Das ist auch ganz einfach erklärt:
zu 1:
Was nützt mir eine große und professionelle Anlage, wenn ich sie mir nicht leisten kann? Motto - erst mal etwas, mit dem ich Geld verdienen kann. Den Zuhörern sind kleine Qualitätsunterschiede in der Regel wurscht.
zu 2:
Wenn ich zu 99% in kleinen Pubs spiele, sind alle PAs, die größer als ein Akustikamp sind, i.d.R. völlig überdimensioniert. Was für einen Eindruck macht es denn, wenn da ein Musiker eine 5000-Euro Mittelklasse-PA (4 100-liter-Boxen und 2 Subwoofer) in einem 75m² Pub aufbaut und die 28 angetrunkenen Stammgäste mit 1250 Watt niederdröhnt?
zu 3:
Wenn man nur 3 Gigs im Jahr hat, ist eine PA reines Hobbie. Man sollte sich die Option einer Leihanlage wirklich durch den Kopf gehen lassen. Viele Musikgeschäfte verleihen zu günstigen Konditionen gute Anlagen in allen Größen.
Sollte man sich trotzdem - oder gerade wegen Hobbie - eine Anlage kaufen wollen, sind Ratschläge und Erklärungen von anderen eh völlig sinnlos und alle Logik und Vernunftsgründe in den Wind geschrieben.
zu 4:
Was nützen mir Anlagen, die man mit 10275 Parametern einstellen kann, wenn ich einfach nicht das Know-How habe, diese auch richtig und optimal einzustellen? Wir reden hier von Anlagen, die wir "mal eben" unter den Arm nehmen wollen, um uns in kleinem Rahmen Gehör zu verschaffen. Und das wohl eher nicht jedes Wochenende, sondern eher alle 3 Monate oder so. Also - je einfacher, desto Spaß!
zu 5:
Die Logistik ist ein enormer Faktor. Ich schleppe schon mein Kleinzeug in einer Tasche, ein anderes Köfferchen mit Texten, Harps, Fußbänkchen und sonstigen Gerödel und die Gitarre(n). Und nun noch die Anlage, die aus einer Menge Teilen besteht. Da sind die Boxen, die Ständer, die Kabeltasche, die Mikroständertasche, der Mikrokoffer, der Verstärker, das Mischpult und so einiges andere. Spätestens, wenn man aus Parkplatzmangel 2 Straßen weiter den Wagen stehen hat, es leicht nieselt und die Helfer gerade nur gering motiviert oder tief im Gespräch sind, wünscht man sich seinen alten Akustikamp zurück.
Und ganz davon abgesehen - wer hat denn schon so einen Klein-LKW, um das Zeug zu transporieren? Und - wer hat denn in seiner Dreizimmerwohnung Platz das Zeug zu lagern?
zu 6:
Natürlich möchte man gut rüberkommen. Gut, es gibt Musiker, da spielt die Übertragungsqualität kaum eine Rolle; dies kann sein, dass es vor dem Mikrophon schon nicht so dolle ist, oder dass die "Zuhörer" so unter Dröhnung stehen, dass ein gegröltes "Wild Rover" besser ankommt, als ein gesungenes "Amazin Grace". In beiden Fällen ist eine Hightec-PA wie Perlen vor die Säue schmeißen.
Aber hier gibt es eine einfache und befriedigende Lösung. Jeder, der eine PA kaufen will, hat eine Aufnahme von sich. Da bin ich mir mal ganz sicher. Also nimmt er seine CD, einen CD-Player oder Discman (Kabel nicht vergessen), seine Gitarre und ein oder mehr gute Freunde und geht in das Fachgeschäft seines Vertrauens.
Es geht nichts über das Testen der Anlage. Man spielt sich seine CD auf der Anlage vor und stöpselt sich selber ein. Ein kleines Konzert für den Fachberater und die mitgebrachten Freunde ist sicher deutlich effektiver und ergiebiger als das stundenlange Studieren von Datenblättern und Zeitschriften. Wenn Tester Alfred B., seines Zeichens DJ und Hipp-Hopp-Fan, eine Kleinanlage für akustische Instrumente testet, dürfte das Resultat katastrophal ausfallen. Das gilt sicher auch für den Tester Olaf H. der Fachzeitschrift "Stradivari heute", wenn er eine Disco-Großanlage mit 2500 Watt und 7 Subs testet. Also muss man sich selber ein Bild (Ton) machen. Da geht kein Weg umhin, die Zeit muss man sich nehmen.
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Ich habe in den Jahren nun zusammen gesammelt:
1 Roland Acoustic AC100
Für draußen: Yamaha Powermixer 5014 mit 2 HK Pro-12er Boxen
Für Drinnen: 1 Lucas Smart mit kleinem Yamaha-Mixer.
Damit kommen wir bei 3 Stimmen, 2 Gitarren, 1 Mandoline und einem Gast-/Ansagemikro gut aus. Zusätzlich können wir in den Pausen noch eine CD laufen lassen.
Und ehrlich? Bis etwa 20 Zuhörer lassen wir die ganze Chose weg und singen so.
