Halseinstellung

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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Halseinstellung

Beitrag von Admin »

Halseinstellung wirkt Wunder!

Immer wieder einmal war ich ansatzweise unzufrieden mit der Martin D-16GT, die ich in leicht zerbeultem und farbfehlerhaften Zustand recht günstig bekommen habe. Leise klang sie sehr gut, so wie ich es haben wollte, aber ab einer gewissen Lautstärke schien sie "zuzumachen". Vor allem Obertöne und die hohen Saiten klangen nicht richtig.

Nun habe ich den üblichen Test gemacht und festgestellt, daß der Hals so gerade war, wie ein Lineal. Darauf habe ich den Einstellstab im Halse eine drittel-Umdrehung gelockert, so daß eine leichte Biegung entstand. Dabei war interessant zu beobachten, daß es eine gewisse Zeit gedauert hat, bis der Hals sich bewegt hatte. Und siehe da: E ganz anner Dier (hess. für "Ein ganz anderes Tier"). Das, was ich meinte, bisher nur bei leisem Spiel zu hören, ist jetzt auch in größerer Lautstärke möglich.

Dieser halbe mm (oder so), der auf der Griffbrettmitte jetzt zwischen Saiten und Bund auftaucht, macht eine Menge aus. Wenn man bedenkt, daß ich schon die neue Stegeinlage (Knochen) höher gemacht habe, als die ursprünglich vorhandene, dann dünkt es mich, als sei der Unglkückselige, der sie mir verkaufte, ein E-Klampfer gewesen, mit all den verqueren Vorstellungen, die in diesem Genre über Saitenlage vorherrschen.
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Mr. Magic Takamine
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Beitrag von Mr. Magic Takamine »

Hallo Reinhard,

ein gutes Thema, die Halseinstellung!

Frage hierzu: Du schreibst, dass der Hals gerade wie ein Lineal war. Wie hast Du "gemessen"? Ich kenne die Variante, dass man (am besten mit einem Kapo) die Saiten am ersten Bund niederdrückt und am Hals-/Korpusübergang (von Hand). Dabei sollte am 7. oder etwa 8. Bund noch "etwas" Luft sein.

Habe auch mal ein langes Stahl-Lineal (500mm) auf die Bünde gelegt, um zu schauen, ob die Hälse meiner Gitarren bzw. die Bundstäbchen alle auf exakt einer Ebene liegen...

Gruß Dietmar
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H-bone
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Re: Halseinstellung

Beitrag von H-bone »

Admin hat geschrieben:Dieser halbe mm (oder so), der auf der Griffbrettmitte jetzt zwischen Saiten und Bund auftaucht, macht eine Menge aus.
Wie wahr, wie wahr... meistens sind's die Zehntel :wink:

Wir hatten ja mal diesen Thread über die Saitenlage und den Obertönen bzw. Dynamik...

Gruss, Martin
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Beitrag von Admin »

Ich habe die übliche Methode gewählt: Capo an Bund 1 und dann habe ich die Saiten am Hals-Korpus-Übergang heruntergedrückt, wahlweise auch am 12ten Bund. Sie lagen durchweg auf den Bünden auf. Dann habe ich in der Mitte (4-5-6-7 Bund mit dem Finger auf die Saiten getippt, um zu erspüren, ob noch ein minimales Spiel vorhanden wäre, aber das war nicht der Fall.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Wenn ein gutes langes Lineal vorhanden ist kann man auch gleich den Halswinkel mal kontrollieren - das Lineal, das auf den Bünden aufliegt, sollte ganz knapp über (0,5 mm) oder direkt mit der Oberkante des Steges (nicht der Stegeinlage) abschliessen.
Spätestens wenn es 1/3 unterhalb dieser Oberkante liegt muss was passieren (Neck-Reset)
Ganz hilfreich z.B. beim Kauf von älteren Gitarren.

Bild
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Beitrag von Admin »

@Martin: Da bin ich auf der sicheren Seite. Ich schaue immer danach, wie hoch die Stegeinlage bei gut eingestelltem Sattel und guter Saitenlage herausschaut. Wenn es recht viel ist

Bild

dann gibt mir das ein gutes Gefühl. Die Knocheneinlage habe ich übrigens selbst geschnitzt, darfst mich mal loben.

Übrigens habe ich manchmal das Gefühl, als ob die Stege unterschiedlich hoch ausfielen, kann das sein ?
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Admin hat geschrieben:Die Knocheneinlage habe ich übrigens selbst geschnitzt, darfst mich mal loben.
Noch bevor ich hochgescrollt habe, hab ich schon gedacht: "Ui, schöner Knochen, sieht gar nicht nach Martin aus..." 8)

Tatsächlich... wirklich sehr schön (vorausgesetzt er ist unten auch gerade :twisted: )
Admin hat geschrieben:Übrigens habe ich manchmal das Gefühl, als ob die Stege unterschiedlich hoch ausfielen, kann das sein ?
Ja, das kann schon sein, manchmal werden selbst bei Seriengitarren entweder die Zargen nicht ganz hundertprozentig senkrecht am Hals/Korpusübergang oder der Halswinkel selbst ist ein wenig anders.

Ausser natürlich bei Taylor, da kommt sowas nicht vor... :twisted:
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Mr. Magic Takamine
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Beitrag von Mr. Magic Takamine »

@Martin:
Wenn ein gutes langes Lineal vorhanden ist kann man auch gleich den Halswinkel mal kontrollieren - das Lineal, das auf den Bünden aufliegt, sollte ganz knapp über (0,5 mm) oder direkt mit der Oberkante des Steges (nicht der Stegeinlage) abschliessen.
Spätestens wenn es 1/3 unterhalb dieser Oberkante liegt muss was passieren (Neck-Reset)
Ganz hilfreich z.B. beim Kauf von älteren Gitarren.
Ähmm - darf ich Dir da widersprechen? Ist das nur eine Richtlinie, oder "muß" das bei allen Gitarren so sein. Neulich war hier mal ein Link zu einer englischen Seite zu finden, wo das genau so beschrieben war. Daraufhin habe ich bei meinen beiden Guilds und meiner Takamine den Halswinkel überprüft. Bei meiner Takamine komm' ich knapp über dem Steg raus, bei meinen Guilds hingegen bei beiden genau gleich etwa 1,5-2 mm unterhalb?! Daraufhin habe ich vor lauter Panik dort nachgefragt, wo ich sie auch gekauft habe, ob das so in Ordnung wäre... Bei Guild muß das wohl so sein, die haben von Haus aus eine sehr niedrige Stegeinlage und da scheppert auch nichts... Ich hab' dann nicht mehr weiter gefragt, aber jetzt interessiert es mich doch wieder!

Gruß Dietmar
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Mr. Magic Takamine hat geschrieben:Bei Guild muß das wohl so sein, die haben von Haus aus eine sehr niedrige Stegeinlage und da scheppert auch nichts...
Hallo Dietmar, ein "Muss" ist es sicherlich nicht... wobei ich obiger Aussage mit etwas Skepsis begegne.
Eine sinnvolle Richtlinie ist das jedoch allemal, denn wenn schon neu kaum der Knochen aus dem Steg steht, was passiert denn dann später, in 25 - 30 Jahren ? Das ist der Zeitraum in der eine Martin ca. 3 mm ihrer Stegeinlage "verbraucht", sprich der Neck Reset nicht mehr weit ist.
Sicherlich ist das "nur" eine Richtlinie, und Toleranzen gibt es immer, aber 1,5 - 2 mm wären mir (neu) zu heftig.
Bei einer 20 Jahre alte Guild würde ich's für normal halten...

Gruss, H-bone
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, @H-bone danke für "das Maß". Ich habe schon immer mal
überlegt, wie das kommt, dass ältere Gitarren so sind.
Wo kommt denn nun dieser "Verbrauch" her?
Manch schwache Deckenbeleistung lässt nach.
Bei einer Martin würde ich eher nicht damit rechnen,
hatte aber nie eine in der Hand.
Oder ist es eine allgemeine Dürre, die dazu führt ?
V.H.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

V.H. hat geschrieben:Wo kommt denn nun dieser "Verbrauch" her?
Hallo V.H.,

der "Verbrauch" kommt von mehreren Faktoren und ist eigentlich über die Zeit gesehen normal. Wenn man eine Gitarre stabil wie einen Panzer baut klingt sie nicht. Eine gute Gitarre ist eigentlich eine ziemlich filigrane Kiste die durch die konstruktionsbedingte Statik im Form gehalten wird.
Wenn man nun einen Zeitraum von 20 Jahren hernimmt und das wirklich minimale Mass z.B. einer leichten Rotation des Halsblocks und der vorderen Zargen betrachtet das nötig ist um den Halswinkel um ca. 0,3 bis 0.5 Grad zu ändern (und mehr ist das nicht), wundert man sich eh' dass Gitarren so alt werden können.
Die Deckenbeleistung ist es in den seltensten Fällen, auch Trockenheit spielt nur eine Nebenrolle. Es ist einfach die Summe dieses "bisschen Arbeit" das unter dem Saitenzug im Holz passiert.
Aber ein Neck-Reset ist bei einer guten Gitarre auch keine Hexerei :wink:

Gruss, H-bone
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Beitrag von Admin »

Ich denke mal, daß die Entwicklung bei den A-frame-Gitarren abgewartet werden müßte. Die sind gerade in diesem Bereich (Halsblock bis Schalloch) "unten rum" stärker. Das, gepaart mit .012er Saiten - die Erfahrungswerte der Amis beruhen auf .013ern - , läßt mich hoffen, keine Neck-resets erleben zu müssen. Der Gedanke daran ist mir einfach äthetisch unangenehm. Aber wenn's denn sein müßte, müßte es halt sein.
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Mr. Magic Takamine
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Beitrag von Mr. Magic Takamine »

@H-Bone
Bei einer 20 Jahre alte Guild würde ich's für normal halten...
So richtig neu sind sie ja auch nicht - eher Mint und near Mint. Meine 6'er ist Baujahr 2000 und meine 12'er Baujahr 1994, aber beide weisen das exakt gleiche Maß auf, bei exakt der gleichen Saitenlage. Die Stegeinlagen schauen dabei gute 3-3,5mm heraus. Bei meiner Takamine sind es gute 5mm und die kippen leicht nach vorne. Da hab' ich neulich mal einen dünnen Streifen Papier mit Sekundenkleber an den Knochen vorne hingeklebt, damit der straffer in der Nut sitzt.
Ich hoffe mal, dass da nach bereits 6 und 12 Jahren bei den Guilds nichts oder nicht viel geht, oder?!

Das "muss" war darauf bezogen, dass die wohl eben "immer" (?) so aussehen?! - Keine Ahnung, aber so kam es bei mir rüber, als ich dort nachgefragt habe.

Gruß Dietmar
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hallo Dietmar, 3 - 3,5 mm sind absolut super.
matthiasL
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Beitrag von matthiasL »

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die heutigen Martins irgendwann mal einen N-Reset brauchen. Sie sind einfach zu 'overbuilt' (weiss nicht wie man bei uns sagt). Und das ist auch der groesste Kritikpunkt (IMHO). Ich spiele eine D-35 und eine Lowden-Jumbo. Es ist einfach unglaublich was fuer ein Unterschied zwischen beiden herrscht in Bezug auf Gewicht, Ansprache, allgemeines Schwingungsverhalten. Die Martin ist ein PANZER gegen die Lowden, die federleicht und superempfindlich in der Ansprache ist.
Zur Klarstellung, die D-35 ist keineswegs schlecht, ich werde sie nie verkaufen, fuer bestimmte Sachen einfach unschlagbar (Flatpicking, Songbegleitung), habe sie damals unter Dutzenden ausgewaehlt.
Wird interessant zu sehen wie sich ein Panzer und ein Sensibelchen im Laufe der Jahre entwickeln. Eigentlich erwarte ich das meine(ur)-Enkel noch auch der Martin spielen werden, waehrend die Lowden in 15 Jahren in eine Glasvitrine wandern muss ...

ML
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