ich frage mich

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

Moderatoren: jpick, RB, Gitarrenspieler

Benutzeravatar
Gitarrenspieler
Beiträge: 9037
Registriert: Mi Feb 25, 2009 7:46 am
Wohnort: North German Lowland

Beitrag von Gitarrenspieler »

Ich kann mir gar nicht vorstellen in ein Konzert zu gehen in dem nur ein Gitarrist die ganze Show allein nur mit Gitarre bestreitet. Hab Kottke in den 70ern und 80ern mehrfach gesehen und mich über „Louise“ (das finde ich heute noch gut), „Pamela Brown“, „Eight Miles High“ oder „Running Up The Stairs“ immer sehr gefreut.
Gute Mischung macht es für mich, wie bei den Fingerpicker CD's. :mrgreen:
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
Benutzeravatar
wally
Beiträge: 1948
Registriert: So Dez 13, 2009 10:43 pm
Wohnort: NRW

Beitrag von wally »

Die Frage, die Du Dir stellst ist doch recht einfach zu beantworten mit einer Gegenfrage:
Für wen will ich spielen? Für mein Ego oder für das Publikum?
Benutzeravatar
scifi
Beiträge: 3358
Registriert: Do Jun 17, 2010 10:28 am

Beitrag von scifi »

wally hat geschrieben:Die Frage, die Du Dir stellst ist doch recht einfach zu beantworten mit einer Gegenfrage:
Für wen will ich spielen? Für mein Ego oder für das Publikum?
Immer für beide und das macht es ja so kompliziert.
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Keine Ahnung, die Aussage: was es heißt "für das Ego" zu spielen finde
ich ziemlich seltsam. Ich denke mal für seinen Lebensunterhalt wird keiner
hier spielen müssen. Also warum sollte man sonst einen Auftritt spielen
wollen außer fürs Ego und für Frauen, falls man denn ein Mann ist.
Und meiner Meinung nach wird das Ego auch befriedigt, wenn das Publikum
befriedigt ist, oder die Zielperson. Dafür würde ich im Fingerstyle Fall
eher Klassiker wie Windy and Warm, Anji, Vincent, Classcial Gas, the Winner
takes it all,... zu spielen, und je nach Dauer des Konzertes ein oder zwei
richtige schwierige Nummern nach eigenem Gutdünken irgendwo in der Mitte
bzw. als vorletztes Lied einbauen.
Falls du halbwegs so wie ich "heißer" oder vielleicht doch mit dem Alkoholgehalt eines oder zweier Biere singen kannst, bringt bei einem
Akustikkonzert eine simple
Pfadfinder Version von Knocking on Heavens Door oder Wicked Game,...
das Publikum auf deine Seite und wird danach jegliche anspruchsvolle
Nummer wesentlich mehr würdigen.
Selbst wenn das Publikum aus Durchschnittlich ausgebildeten Instrmental-
isten und Sängern besteht, wird so was am besten ziehen. Zumindest
wäre das meine Erfahrung.
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20394
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Wieso findest DU die Aussage "für das Ego spielen" seltsam ?
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Na ja,
man spielt doch den Auftritt hauptsächlich fürs Ego oder?
Oder man ist so sozial eingestellt, dass man den Zuhörern die besten
1,5 Stunden ihres Lebens bescheren will. Wobei das ja wieder in
Anerkennung und Aufputschen des Egos enden würde.
Also würde ich ich sagen, ab einem gewissen Level spielt man hauptsächlich
fürs Ego (also Auftritte).
Wenn ich wo auftreten würde, dann wäre es auf jeden Fall zum großen
Teil zur Selbstbestätigung. Gitarre insgesamt spiele ich allerdings um die
Welt zu vergessen, bzw. meine Freizeit sinnvoll zu verbringen oder auch
neue Kontakte zu knüpfen.
Als ich mich in Passauer Studientagen für die große "Open Stage" beworbe habe, was keine open stage im eigentlichen Sinne ist, habe ich
dort die Lieder wesentlich besser eingeübt, als für ein Youtube Video und
mir Anerkennung erhofft, also was fürs Ego und das ist auch im Endeffekt der Fall gewesen, ich habe aber das Gefühl, dass es bei den anderen
Musikern dort auch so war, teilweise noch um einiges stärker als bei mir,
weil ich mir schon übelegt habe, welche von den Liedern, die ich spiele auch beim Publikum gut ankommen.
Aber im Endeffekt würde ich aus meinem Horizont heraus sagen, dass
jeglicher Auftritt vor Publikum dazu dient sein Ego zu befiedigen, was
ja meiner Meinung nach auch legitim ist, um die harte Arbeit, sei sie nun mental oder "technisch - gitarristisch" die es
benötigt einen solchen Auftritt überhaupt spielenzu können, zu legitimieren oder
zu belohnen.
Bei manchen Künstlern, wie z.B. Tommy Emmanuel habe ich allerdings das Gefühl, dass sie sich mehr oder weniger selbst dazu verdammt haben
"perfekt" zu sein und vielleicht nicht einmal mehr den Geschmack der
"eingefleischten" Gitarristen treffen, so dass durchaus einige das Konzert
verlassen und es ihenen selber vielleicht nicht einmal mehr so viel Spaß
macht eine Show abzuliefern. Das ist zumindest teilweise meine Einschätzung dieses Sachverhaltes.

Ich habe das Gefühl, dass so etwas der Albtraum von vielen Fingerstylern wäre, der ihnen wie ein Damokles Schwert über den Köpfen hängt und das viele vergessen, das es bei Musik eben nicht immer um Perfektion geht. https://www.youtube.com/watch?v=KXD7WQAeWrw
Benutzeravatar
Herigo
Beiträge: 4328
Registriert: Sa Apr 03, 2010 11:23 pm

Beitrag von Herigo »

ich finde was toni schreibt ist sehr realistisch und nicht widersprüchlich, ich brauche da nix zu wiederholen.

anfügen möchte ich, dass es noch etwas mehr gibt, was ich als kommunikation bezeichnen will die über die bestätigung des egos ein wenig hinaus geht. es gibt momente bei auftritten, da spürt/beobachtet man wie das publikum oder nur einer davon auf einer welle mit dir schwingt. das passiert meistens nicht bei den populärsten liedern, eher bei welchen die einem besonders am herzen liegen und die in dem moment auch erkennbar so von dir vorgetragen werden.

erlebte ich öfters bei 1-2 stücken in einem cover-prgramm.

in so fern würde ich tomis frage beantworten mit: "spiel das was du am besten, am sichersten und davon das was du mit der größten begeisterung vortragen kannst."
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
kostenlos CD runterladen: www.mydrive.ch user: guest@current password: Burro01
tbrenner
Beiträge: 3800
Registriert: Mi Mai 02, 2007 12:26 pm
Wohnort: Mötzingen
Kontaktdaten:

Seltsam...

Beitrag von tbrenner »

..wie hier zum Teil über das Publikum gedacht + geurteilt wird.... :roll:

Wenn ich mich zu einem Konzert von einem Richie Arndt hinbewege (..und um das geht´s hier nun wohl in tomis konkretem Falle..)und dafür Eintritt bezahle, würde ich mir von einem support act, der mit Lagerfeuerversionen von "Knocking on heaven´s door" u.ä. aufwartet, ziemlich verarscht vorkommen.
Man sollte nicht -wie Kollege Toni - mit Erfahrungen von irgendwelchen Studentenparties auf einen etwas anspruchsvolleren Kontext schließen.

Vielleicht reden+ schreiben wir hier von ziemlich unterschiedlichen gedachten
Gigsituationen. Ich erlebe es aber z.B. bei den Konzerten im Bürgerhaus Vaihingen (Wolf + Co), z.b. bei Rolli´s Kulturgut oder auch bei uns in BB daß sehr wohl auch Nicht-GitarristInnen der Faszination eines hochklassigen Gitarrenkonzerts eines J.Stotzem, Tony McManus,Clive Carroll, Tim Sparks u.v.m. verfallen, dann auch mal 1 3/4 Std. und länger konzentriert zuhören können + am Ende hochbegeistert sind (..und beim nächsten mal wiederkommen..). Ich würde also weder den Kulturpessimismus teilen, der hier in einigen Beiträgen durchschien, noch ein Konzertpublikum so abqualifizieren.

Grüssle,

tbrenner :wink:
http://www.souled-out-band.com" onclick="window.open(this.href);return false;
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Na ja, nur aus betrunkenen Studentenpartys würde ich meine Erfahrungen
nicht unbedingt ziehen, wobei ich zugegebenermaßen noch auf keinem
reinen Fingerstyle Konzert war.
Es wurde aber auch schon erwähnt, dass man eben auf einem selbigen nicht das spielen
solle, was der Hauptact bietet, ein wenig Differenzierung wäre da schon
hilfreich.
Natürlich dann 1,5 Stunden etwas derartiges (Pfadfinderakkorde und Knocking on Heavens Door) zu bieten wäre dann doch
auch nicht in meinem Sinne, wobei ich schon sagen muss, dass derartige
Lieder in simpler Form vorgetragen bei einem Durchschnittspublikum
das nicht in der Materie ist meiner Meinung nach besser ankommen, als
technisch versierter Fingerstyle. Tomis könnte das ja durchaus in
anspruchsvollerer Weise mit Fingerpicking Begleitung darbieten, falls er den wolle. Slash von Guns`N Roses hat ja die 3 Akkorde in einen Picking Riff "umgewandelt", der sich dann schon nach mehr anhört. Und so kann man es mit mehr oder weniger jedem Lied machen.
Ich persönlich finde es zu anstrengend technisch anspruchsvollen "Sachen"
über längere Zeit zuzuhören. Jazzkonzerte oder derartiges schaue ich im
Fernsehen gerne mal an, aber nach 30 Minuten ist da das Ende bei mir
erreicht, es geht aber nicht nur mir so. Selbst ein Joe Bonamassa Konzert
überfordert einige schon.
Bei den Jazzfestivals, die ich im Fernsehen schaue, sind auch viele Bluesbands dabei oder etwas was ich als jazzig bluesig angehauchte Singer Songwriter Kunst bezeichnen würde, weil mir hier die Fachkentnis fehlt.
Oh Gott, jetzt muss ich nochmal kurz aus den "Sitzweil" Konzerten der Stubnmusi meiner Mutter erzählen. Da wird ja auch hauptsächlich rein instrumental gespielt. Normalerweise sind so 6 Gruppen, die jeweils nacheinander in Runden ihr Programm spielen, jede Gruppe in jeder Runde 1-2 Stücke. Da gibt es aber auch immer eine Gruppe, die Gesangsstücke präsentiert. Und 2-3 "Gassenhauer" werden aufgeführt,
bei denen der Liedzettel auf den Tischen aufliegt und alle mitsingen können, falls dies gewünscht ist.
Benutzeravatar
Herigo
Beiträge: 4328
Registriert: Sa Apr 03, 2010 11:23 pm

Beitrag von Herigo »

@tbrenner

toni hat meiner meinung nach nicht über das publikum sondern über die motivation des musikers einen auftritt zu machen, geschrieben. vor diesem hintergrund finde ich das was er schreibt ok. man sollte nicht unbedingt den ausdruck "fürs ego spielen" zu negativ besetzen.

ich finde das ganz natürlich, deswegen ist man noch lang kein egomane oder extrem egozentrisch.

es geht doch hier auch darum das publikum nicht für blöd zu verkaufen. man würde bei tomis bestimmt nicht anfragen, wenn man ihn für einen "drei akkorde schrammler" hielt. es wurde also bereits eine vorauswahl getroffen.

es geht meiner meinung nach um die auswahl im detail.

Edit: ich sehe gerade toni hat in der zwischenzeit noch was neues geschrieben, auf das beziehe ich mich def. nicht, sondern auf seinen vorhergehenden beitrag.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
kostenlos CD runterladen: www.mydrive.ch user: guest@current password: Burro01
Benutzeravatar
string
Beiträge: 4917
Registriert: Di Okt 30, 2007 9:26 am
Wohnort: Regensburg

Beitrag von string »

Wenn jeder Musiker nur das spielen würde,
was das Publikum (zum Mitklatschen) erwartet,
tja, gäb`s dann noch wirklich etwas Neues zu entdecken???
Ein Musiker soll das spielen, hinter dem er steht.
Ob er da ein großes oder eher ein kleines Publikum erreicht,
ist sein Risiko.
Bei einem Alleinunterhalter dürfte das allerdings kein Problem sein.

Gruß
Klaus
________________________________
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
Benutzeravatar
Gitarrenspieler
Beiträge: 9037
Registriert: Mi Feb 25, 2009 7:46 am
Wohnort: North German Lowland

Beitrag von Gitarrenspieler »

Herigo hat geschrieben:...
anfügen möchte ich, dass es noch etwas mehr gibt, was ich als kommunikation bezeichnen will die über die bestätigung des egos ein wenig hinaus geht. es gibt momente bei auftritten, da spürt/beobachtet man wie das publikum oder nur einer davon auf einer welle mit dir schwingt...
Das ist dann die Belohnung fürs Spielen/Singen finde ich, einer spürt offensichtlich etwas was man durch sein Tun ausgelöst hat. Einen Nerv getroffen..., gibt es aber bei mir nicht nur in der Musik.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Ja, aber diese Momente, in denen das Publikum mitgeht, hat man die bei sehr komplexen oder eigenen Sachen? Die finden meiner Erfahrung nach wesentlich mehr bei den simpel gestrickten Sachen, die eine Coverband
präsentiert statt, als bei selbstgeschriebenem oder übermäßig Komplexen.
Außer man ist so gut wie TE oder Ulli Bögershausen, Sungha Jung und hat
eine entsprechende Fanbasis. Als "Vorband" würde ich da eher vorsichtig sein.
Natürlich ist Tomis keine Coverband und das Konzert keine Tanz-
veranstaltung, aber die Frage war ja Anfangs ob es Sinn macht
etwas komplexes Fingergestyltes zu spielen, ich kenne nicht die
Arrangements von Lasse Johannsson im Detail hab einige angehört
und enige von Ton Van Bergeyk.
Aber ich finde erstens, dass man mit einigen davon das Publikum bestimmt
begeistern kann, wenn man sie denn auf die richtige Weise spielt.
Aber das man zweitens das Publikum damit zum "mitgehen bringt", kann ich mir
schwer vorstellen. Da gibt es andere Lieder dafür, sei es nun mit Gesang
oder rein fingergepickt.
Dies ist natürlich nur meine Meinung, die muss nicht absolut sein.
Aber wie oft habe ich hier schon öfter als einmal gelesen, dass auf einem Konzert von TE,
oder vor allem diesen Modernen Fingerstylern jemand gegangen ist, der
eigentlich ein eingefleischter Fan war.
Ich würde kein TE Konzert aushalten und auch keines von Sungha Jung,
oder gar Andy McKee,....
Auch wenn ich mir auf Youtube relativ viel Fingerstyle, auch von den
genannten anhöre.
Und zu der Aussage auf Jazzfestivals und deren Besetzung kann ich sagen, dass ich meine Meinung aus den Aufnahmen, die manchmal
nach Mitternacht im den dritten Programmen gesendet werden gewonnen habe.
Und bei uns in der Gegend gibt es ein Festival, das hieß bis 2012 Jazz an
der Donau und seit 2012 BlueTone Festival und da spielen beileibe nicht
nur Jazz oder Bluesbands, sondern auch "ganz normale".
Wer 4 Stunden Jazz oder reinen Fingerstyle am Stück anhören kann, den
halte ich für gesegnet und ein seltenes Exemplar.
Benutzeravatar
Herigo
Beiträge: 4328
Registriert: Sa Apr 03, 2010 11:23 pm

Beitrag von Herigo »

tonidastier hat geschrieben:Wer 4 Stunden Jazz oder reinen Fingerstyle am Stück anhören kann, den
halte ich für gesegnet und ein seltenes Exemplar.
vielen dank!

was ich nicht aushalte, ist 4 stunden mitgröhl musik und anmach pop oder rock, in verschärfter form noch volksdümmlich. alleinunterhalter laufen bei mir schon unter seelischer grausamkeit.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
kostenlos CD runterladen: www.mydrive.ch user: guest@current password: Burro01
Benutzeravatar
laschek
Beiträge: 1430
Registriert: Sa Mai 22, 2010 3:21 am
Wohnort: Eisenach

Beitrag von laschek »

Herigo hat geschrieben:
tonidastier hat geschrieben:Wer 4 Stunden Jazz oder reinen Fingerstyle am Stück anhören kann, den
halte ich für gesegnet und ein seltenes Exemplar.
vielen dank!

was ich nicht aushalte, ist 4 stunden mitgröhl musik und anmach pop oder rock, in verschärfter form noch volksdümmlich. alleinunterhalter laufen bei mir schon unter seelischer grausamkeit.
:pro: Richtig :wink:
Hübenbecker C1
Larrivee L03R
Avalon S200 Lorida
Takamine EF 408
Antworten