Bitte um Rat (klangliche Entwicklung einer Fichtendecke)

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Henry
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Bitte um Rat (klangliche Entwicklung einer Fichtendecke)

Beitrag von Henry »

Hochgeschätze Zupfgeiger,

ich bin höchst unschlüssig und brauche einmal eueren Rat/euere Meinung:

Soeben ist meine bestellte Höfner HM 88 geliefert worden:

http://www.hofner.com/index.php/compone ... 3/lang,de/

Spezifikationen siehe Link.

Jetzt spiele und teste ich sie abwechselnd mit meiner Almansa (massive Zederndecke, Boden:laminiertes indisches Palisanderholz Zargen:laminiertes indisches Palisanderholz Hals: verstärktes Zedernholz Griffbrett: Ebenholz) mit Cutaway und Pickup (nicht die "ThinBody" Version vom Store).

Eines vorweg: der Unterschied haut mich nicht um. In den Bässen klingt die Höfner strammer und voller. Die drei Nylonsaiten etwas "edler" aber auch irgendwie leicht "silbrig" "zirpend" wohingegen im direkten vergleich die Almasa in den hohen Saiten etwas "topfig" klingt.

Aber allgemein fehlt mit den der Höfner noch ein wenig das Leben und daraufhin zielt meine Frage ab. Fichtenholz soll sich ja im Gegensatz zu Zeder noch entwickeln. Was ist zu erwarten? Geht irgendwann die Sonne auf oder ist der Unterschied eher marginal? Was mit momentan noch ein wenig fehlt sie die mitschwingenden Obertöne und dass alles irgendwie "harmonischer" (hmmm ich weiß nicht, ob das jetzt verständlich ist. Vielleicht eher "homogener"?) klingt.

Ich ziehe da immer so einen Vergleich zwischen ein Paar neuer, noch steifer und etwas drückender Schuhe und einen ausgelatschen (besser eingelatschtem) Turnschuh, wo man direkt "zu hause" ist. Die Almansa kommt mir irgendwie reifer vor ...

Falls irgendwer hier versteht, was ich damit ausdrücke/fragen wollte ;-) .... ich wäre für Ratschläge dankbar. Derweil werde ich dann weiter ein wenig auf den Gitarren rumdribbeln und gleich meine Freundin probehören lassen ...

Lieben Gruss

Henry
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guitar-hero
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Re: Bitte um Rat (klangliche Entwicklung einer Fichtendecke)

Beitrag von guitar-hero »

Henry hat geschrieben:... Was ist zu erwarten? Geht irgendwann die Sonne auf oder ist der Unterschied eher marginal? ...

... Ich ziehe da immer so einen Vergleich zwischen ein Paar neuer, noch steifer und etwas drückender Schuhe und einen ausgelatschen (besser eingelatschtem) Turnschuh, wo man direkt "zu hause" ist. ...

Falls irgendwer hier versteht, was ich damit ausdrücke/fragen wollte ;-) .... ich wäre für Ratschläge dankbar. ...
*träller_on* "Es gibt eine Chance, oh Henry, oh Henry, es gibt..." *träller_off

... die Möglichkeit, das "Einlaufen der Schuhe" erheblich zu optimieren!

Jedes Instrument braucht einmal Entspannung.

Darüber habe ich hier schon ausführlich berichtet.

8)
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"Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur zu selten dazu."
Bernd C. Hoffmann
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Re: Bitte um Rat (klangliche Entwicklung einer Fichtendecke)

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hallo Henry,

der Vergleich Fichte mit Zeder kommt dem Vergleich von Äpfel mit Birnen gleich. Die Beschaffenheit des Deckenholzes, wie Du es beschreibst, "verstärkte Zederndecke" sagt rein gar nichts aus. Zum einen stellt sich die Frage nach der Preisklasse, zum anderen die Frage nach dem Alter des Holzes und deren Status als Massiv- oder Laminatversion, denn dies bedingt den Preis.

Die Fichtendecke klingt beim Neuinstrument ziemlich gewöhnungsbedürftig. Darum muss sie eingespielt werden. Am besten macht man das mit kräftigen Apoyandoanschlägen bis zum letzten Bund, z. B. durch Fingersätze 1-2-3-4 von (1) bis (6), dann Lagenwechsel. Jeden Ton jeweils jeweils ca. eine Drei- oder 4viertelnote klingen lassen. Das ganze mache ich zwischen 5 und 10 Minuten. Daneben das Repertoire spielen. Nach einer Woche solltest im Vergleich zur Ausgangssituation einen deutlichen Unterschied hören. In der Regel sind Fichtendecken nach 3 Monaten eingespielt.

Was Du mit "silbrig zierpend" und "topfig" in dem Zusammenhang meinst - keine Ahnung. Sehr wahrscheinlich hast Du noch nicht viel Erfahrung mit unterschiedlichen Konzertgitarren aus qualitativ besseren Preisregionen sammeln können. Es gibt aber ein paar Grundeigenschaften, die Fichte und Zeder unterscheiden. Die Zeder ist meist lauter als die Fichte und hat einen perkussiveren Ton. Die Fichte hat mehr Brillianz im Oberton und entwickelt sich klanglich im Laufe der Zeit durchs Einspielen (s. o.), während man bei der Zeder weiss, wie sie nach 20 Minuten die nächsten 20 Jahre klingt. Außerdem trägt die Fichte den Ton besser als die Zeder.

Ich denke, dass Dir meine Antwort den Zugang zur Problematik "Fichte oder Zeder" ein wenig erleichtert hat.

Viel Spaß mit Deinem neuen Baby!
Liebe Grüße
Bernd
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Henry
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Beitrag von Henry »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Die Beschaffenheit des Deckenholzes, wie Du es beschreibst, "verstärkte Zederndecke" sagt rein gar nichts aus. Zum einen stellt sich die Frage nach der Preisklasse, zum anderen die Frage nach dem Alter des Holzes und deren Status als Massiv- oder Laminatversion, denn dies bedingt den Preis.

Hi Bernd,

von "verstärkter Zederndecke" war nicht die Rede, es ging da mehr um den Hals. Die Almansa hat ein massive Zederndecke. Gekostet hat sie mich einen Straßenpreis von 675,00 EURO. Die Höfner hat einen empf. VK von 1.320,00 und ich habe 844,00 bezahlt ...

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: Sehr wahrscheinlich hast Du noch nicht viel Erfahrung mit unterschiedlichen Konzertgitarren aus qualitativ besseren Preisregionen sammeln können
Das ist richtig. Ich hatte bisher meine erste Konzertgitarre viel gespielt und arg lieb gehabt. Mittlerweile ist sie gute 20 Jahre alt – und so lange spiele ich auch. Qualitativ bessere Preisregionen kenne ich eher aus dem Bereich der E-Gitarren, meine aber auch – zumindest ein gutes Musiker-Durchschnittsgehör zu haben um den Klang einer Gitarre beurteilen zu können. Auch wenn mir dabei das passende Vokabular fehlen sollte.

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: Viel Spaß mit Deinem neuen Baby!
Danke!

Auch wenn mich weiterhin niemand versteht: Die Höfner ist für mich ein VW Golf – perfekt, deutsche Wertarbeit, ein bisschen langweilig aber trotzdem über jeden Zweifel erhaben.

Die Almansa: sie lebt, klingt nicht perfekt, aber inspiriert, macht an, weckt den Spanier in mir, mir fehlt aber was ... aber was .... ein wenig von ... s.o.

Ich glaube, ich begebe mich besser noch einmal auf die Suche ...

Henry wünscht allen eine tolle Nacht!
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Henry
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Re: Bitte um Rat (klangliche Entwicklung einer Fichtendecke)

Beitrag von Henry »

guitar-hero hat geschrieben:
... die Möglichkeit, das "Einlaufen der Schuhe" erheblich zu optimieren!
Finde ich durchaus interessant und es ist in dem Thread ja auch schon einiges dazu gesagt worden. Aber ich schließe mich mal der Meinung einige hier an: nett, aber ein wenig zu teuer.

Wie sich Holz entwickelt und verändert, ja irgendwie "lebt" finde ich echt spannend. Was ich öfters beobachten konnte war, dass eine Gitarre, welche ich eine zeitlang nicht gespielt hatte, beim ersten anfassen etwas verhalten klangt. Nach ca. einer guten Stunde Spielzeit "öffnete" sie sich und klang plötzlich um Welten besser.

Ein befreundeter Gitarrenbauer erklärte mir, dass es daran liegt, dass das Holz - auch nach 20 Jahren - immer noch "ausharzt" und dieses dann den Klang verändert. Ein kleines bisschen hatte ich das Gefühl gestern auch, nachdem ich die Höfner so ca. 3 Stunden bearbeitet hatte.

Euch einen schönen Tag!

Henry
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Henry
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Beitrag von Henry »

Nur für den Fall, dass es jemanden interessiert:

Ich war gestern in einen wirklich tollen (!) und gut (!) sortierten kleinen, aber feinen Laden:

http://www.tommys-music-shop.de/home.html


Dort habe ich dann, nachdem ich gestern ausgiebig gestestet hatte, mein neues Baby abgeholt: eine Juan Hernandez "Professor"

Sie hatte genau dass, was mir bei der Höfner gefehlt hatte. Eine richtig tolle Klangfülle, sie verleitete mich zum spielen, der Hals fast sich gut an und natürlich klingt sie (für mich) auch noch toll.

Kontrahenten waren unter anderem auch Stoll und Hanika. Tollen Gitarren, wirklich, aber wie bei der Höfner "zu" perfekt, zu "deutsch". Ich hatte noch ein paar ander "Spanier" getestet, alle hatte sie mir besser gefallen.

Jetzt werde ich doch noch glücklich und hoffe, dass die Rückabwicklung mit der Höfner reibungslos verläuft.

Viele Grüße

Henry
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