Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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Jack Isidore
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Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von Jack Isidore »

Dass eine Gitarre eingespielt werden muss, um ihren optimalen Klang zu entfalten, steht für mich außer Frage. Mir ist nur nicht ganz klar - um welche Zeiträume geht es da eigentlich? Ich denke, damit eine fabrikneue Gitarre nicht mehr nach einem Stück Holz, sondern nach einer Gitarre klingt (danke für diesen schönen Vergleich...) bedarf es vielleicht nur ein paar Tage intensiven Spielens. Aber dann - wie geht es weiter? Was ändert sich noch klanglich, und wie lange dauert das? Wochen? Monate? Jahre? Würde mich über ein paar persönliche Erfahrungen Eurerseits freuen ...
Viele Grüße,
Jack

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JazzDude
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von JazzDude »

Also, ich glaube dran. Ich bilde mir ein, zu hören, wie sich der Klang meiner Collings OM in den letzten Monaten geändert hat (ich spiele sie seit April 2013 viel).
Andere neue Gitarren hatte ich bisher kaum. Ach doch: bei der Gibson J-45 hat sich auch nach 2 Jahren ziemlich wenig getan.
Der Hanika 58PF höre ich an, wenn ich sie mal wieder 6 Wochen oder länger nicht gespielt habe. Nach ner halben Stunde scheint sie sich dann wieder zu öffnen.
Meine alte Tama, der ich nach ca. 18 Monaten des quasi-nicht-Spielens mal für ne Woche das Tone-Rite aufgeschnallt hatte, kam danach (und natürlich nach der Neubundierung) wieder so richtig in Fahrt.
Das ist alles sehr schwer zu quantifizieren. Vielleicht spielt sich das auch alles nur im Kopf ab.
Zuletzt geändert von JazzDude am Di Dez 08, 2015 12:56 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Gitarrenspieler
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von Gitarrenspieler »

Ein wenig „off topic“ das gebe ich zu, ich hoffe man verzeiht mir das.
Nicht die Werbung ist gemeint... was danach kommt!
https://www.youtube.com/watch?v=sLptVEiG-NY#t=4m48s" onclick="window.open(this.href);return false;
Das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen, sorry.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
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Jack Isidore
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von Jack Isidore »

JazzDude hat geschrieben:Also, ich glaube dran. Ich bilde mir ein, zu hören, wie sich der Klang meiner Collings OM in den letzten Monaten geändert hat (ich spiele sie seit April 2013 viel).
Andere neue Gitarren hatte ich bisher kaum. Ach doch: bei der Gibson J-45 hat sich auch nach 2 Jahren ziemlich wenig getan.
Der Hanika 58PF höre ich an, wenn ich sie mal wieder 6 Wochen oder länger nicht gespielt habe. Nach ner halben Stunde scheint sie sich dann wieder zu öffnen.
Meine alte Tama, der ich nach ca. 18 Monaten des quasi-nicht-Spielens mal für ne Woche das Tone-Rite aufgeschnallt hatte, kam danach (und natürlich nach der Neubundierung) wieder so richtig in Fahrt.
Das ist alles sehr schwer zu quantifizieren. Vielleicht spielt sich das auch alles nur im Kopf ab.
Das mit der Collings interessiert mich: ich hatte auch mal eine neue OM2H im Laden gespielt, da waren mir die Höhen viel zu hart/metallisch, gerade im Vergleich zu Santa Cruz oder Martin. Da hat mir das glockenähnliche "Singen" ziemlich gefehlt. Der Verkäufer meinte, genau das würde sich im Lauf der Zeit ändern. Siehst Du das auch so?

Die Erfahrung mit den Nylonstrings habe ich auch schon gemacht. Manchmal muss man sie einfach nur "warmspielen", dann klingen sie wieder. Bei meiner Juan Hernandez habe ich zudem das Gefühl, dass sich mittlerweile nach knapp zwei Jahren der Bass noch weiter entwickelt hat ("größer", tragfähiger...)
Viele Grüße,
Jack

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Jorma55
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von Jorma55 »

Hallo Jack,

nach meiner Erfahrung muss jede Akustik-Gitarre, die über längere Zeit nicht gespielt wurde, erst ein bisschen " aufgeweckt" werden. In Bezug auf die Collings stehe ich der Aussage des Verkäufers allerdings sehr skeptisch gegenüber. Was Du als "viel zu hart/metallisch" bezeichnest (ich empfinde das übrigens ganz ähnlich), entspricht dem Klangideal von Bill Collings, mit dem er sich von Anfang an vom typischen Martin Klang absetzen bzw. mit dem er eine klangliche Alternative anbieten wollte. Dieser von bösen Zungen als "klinisch" abqualifizierte Klang hat ja auch durchaus seine Anhänger, jedenfalls ist er genau so gewollt. So warm wie eine Martin oder eine Santa Cruz wird eine Collings also wahrscheinlich nie klingen, auch wenn sie im Laufe der Zeit vermutlich etwas an Wärme gewinnt.

Michael
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LaFaro
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von LaFaro »

Also ich habe die Erfahrung bei eigentlich all meinen Gitarren gemacht, dass sie sich in den ersten Wochen noch deutlich verändert = verbessert haben... allerdings haben sie mir auch schon von Beginn an sehr gut gefallen... ich finde es schwer, ein "Ende" der Veränderung zu definieren, weil nach meiner Beobachtung die Veränderungen immer subtiler werden, je länger man sie spielt.... oder man gewöhnt sich einfach dran... 8)
Darüber hinaus teile ich die Erfahrung von Jorma, dass man Gitarren auch wieder "aufwecken" muss und kann, wenn sie längere Zeit nicht oder nur wenig gespielt wurden.
Nach meinen Beobachtungen fühlt und hört sich die Gitarre einfach "ausgeglichener" an, wenn sie intensiv gespielt wird... aber auch da wage ich nicht wirklich zu beurteilen, was dabei konkrete Veränderung und was dabei "Gewöhnung" ist... :oops:
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Jorma55
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von Jorma55 »

LaFaro hat geschrieben:Also ich habe die Erfahrung bei eigentlich all meinen Gitarren gemacht, dass sie sich in den ersten Wochen noch deutlich verändert = verbessert haben... allerdings haben sie mir auch schon von Beginn an sehr gut gefallen... ich finde es schwer, ein "Ende" der Veränderung zu definieren, weil nach meiner Beobachtung die Veränderungen immer subtiler werden, je länger man sie spielt.... oder man gewöhnt sich einfach dran... 8)
Darüber hinaus teile ich die Erfahrung von Jorma, dass man Gitarren auch wieder "aufwecken" muss und kann, wenn sie längere Zeit nicht oder nur wenig gespielt wurden.
Nach meinen Beobachtungen fühlt und hört sich die Gitarre einfach "ausgeglichener" an, wenn sie intensiv gespielt wird... aber auch da wage ich nicht wirklich zu beurteilen, was dabei konkrete Veränderung und was dabei "Gewöhnung" ist... :oops:
Das sehe ich ganz ähnlich. Die langfristige Klangveränderung bzw. -verbesserung ist ein schleichender Prozess, an den man sich gewöhnt bzw. den man vermutlich selbst gar nicht bewusst wahrnimmt, wenn man die Gitarre regelmäßig und intensiv spielt.

Michael
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hoggabogges
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von hoggabogges »

Ich hab meine Stoll vor 8 Jahren im Taunus abgeholt. Sie roch nach Leim und Holz und Neu :)
Getönt hat sie noch recht bedeckt, aber man konnte erahnen, dass da noch einiges schlummert und geweckt werden will.
Dieser Pozess des Einspielens streckte sich auf ca. 1 Jahr, wobei das kaum merklich vonstatten geht. Irgendwann in diesem Jahr konnte ich die Klampfe garnichtmehr ins Eck stellen ohne ein Lächeln und dem goilen Gefühl, jetzt hast du genau den Ton den du wolltest. :wink:
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Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
Taylor LKSM 12-String
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RB
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von RB »

1. C.F. Martin Ceo5: Neu vom Händler im Werk bestellt und mir zugeschickt. Auspacken, stimmen, spielen. Von "na ja" bis "unglaublich, was da herauskommt" dauerte es etwa 20 Minuten. Das Instrument war quasi ungespielt. Auch jetzt noch dauert es immer ein paar Minuten, bis das volle Potential da ist, aber das kann möglicherweise auch die Feinjustierung der Finger sein.

2. C.F. Martin D-16 GT: Von "ganz solide, aber etwas matt" bis "hervorragend, die würde mir für alle Zwecke genügen" einige Jahre. Allerdings liegen dazwischen ein Setup (der Hals war zu gerade, die Saiten am Steg zu tief am Sattel zu hoch) und ein Wechsel von lights zu .0125er Saiten.

3. C.F. Martin HD-16 RLSH: Fand ich von allem Anfang an sehr gut, zeigt keine großen Veränderungen über die Jahre

4. Larrivee L 03 R: Wie 3

Ein einheitliches Bild zeichnet sich nicht ab.
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JazzDude
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von JazzDude »

Jack Isidore hat geschrieben: Das mit der Collings interessiert mich: ich hatte auch mal eine neue OM2H im Laden gespielt, da waren mir die Höhen viel zu hart/metallisch, gerade im Vergleich zu Santa Cruz oder Martin. Da hat mir das glockenähnliche "Singen" ziemlich gefehlt. Der Verkäufer meinte, genau das würde sich im Lauf der Zeit ändern. Siehst Du das auch so?
Ja, das kann ich bestätigen, der Klang in den Höhen ist wärmer geworden, sie klingt bei Weitem nicht mehr so steif.
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Andreas Fischer
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von Andreas Fischer »

Ich höre nichtmal nen Unterschied wenn ich nach Monaten neue Saiten drauf mache (vor allem erinnere ich mich ja nicht daran wie vor Monaten die Alten klangen als die neu waren) Liegt das jetzt an meinem Gehör, an meinem ungeschulten Gehör oder bilde ich mir einfach nichts ein das ich "hören könnte"?
Obwohl eine habe ich, die klang am Anfang anders als heute, klang ein wenig wie ein Blecheimer und ich fand das "charmant". Heute höre ich das nicht mehr, habe ich die jetzt eingespielt? Oder liegts an der anderen Saitenstärke? ... Oder doch nur Einbildung? ... Ich bin da überfordert und staune über das was ich hier lese.
Andreas Fischer
Versucht seit 2012 nach 30 Jahren zum 2. Mal Gitarre zu lernen
* Blog
* My Music Community(Engl)
* Deutsches Dulcimer-Forum
fatfinger

Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von fatfinger »

Andreas Fischer hat geschrieben:Ich höre nichtmal nen Unterschied wenn ich nach Monaten neue Saiten drauf mache
Wow. Ich spiele grundsätzlich unbeschichtete Saiten, im Mittel so zwei bis vier Stunden täglich. Wenn ich nach spätestens zwei Wochen die Saiten wechsle ist der Unterschied dramatisch. Mal ganz abgesehen davon, daß die Intonation der Saiten auch nicht mehr das Gelbe vom Ei ist.

Das Einspielen einer Neuen ist eher so ein Langzeitding; steile Anfangskurve dann geht´s langsamst weiter. Soll bei Zederndecken anders sein, da habe ich allerdings keine eigene Erfahrung.
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Rolli
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von Rolli »

JazzDude hat geschrieben:
Jack Isidore hat geschrieben: Das mit der Collings interessiert mich: ich hatte auch mal eine neue OM2H im Laden gespielt, da waren mir die Höhen viel zu hart/metallisch, gerade im Vergleich zu Santa Cruz oder Martin. Da hat mir das glockenähnliche "Singen" ziemlich gefehlt. Der Verkäufer meinte, genau das würde sich im Lauf der Zeit ändern. Siehst Du das auch so?
Ja, das kann ich bestätigen, der Klang in den Höhen ist wärmer geworden, sie klingt bei Weitem nicht mehr so steif.


Dito, obwohl meine Collings ja in den ersten Lagen schon eingespielt wurde. Ich finde die Collings klingt wie eine auf röhrentechnik basierende High-End-Hifianlage:)
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrenunterricht, aber nur wenn's wirklich sein muss ;)
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uwesemmelmann
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von uwesemmelmann »

fatfinger hat geschrieben:
Andreas Fischer hat geschrieben:Soll bei Zederndecken anders sein, da habe ich allerdings keine eigene Erfahrung.
Ich stehe auf Zeder (s.u.) und hatte wirklich nie den Eindruck, dass die nicht von Anfang an gut klingen. Gerade klanglich waren meine Gitarren immer gleich voll da
und das "steife Gefühl", das mich bei Fichtendecken immer stört (komischerweise auch oft bei bereits lange gespielten Exemplaren), gab es nicht.

Ich habe eher das Gefühl, dass "Einspielen" sich wesentlich auch auf den Spieler bezieht (Gewöhnung an anderes Griffbrett, Saitenabstand etc.).
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
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tele
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Re: Eure Erfahrungen beim Einspielen von (neuen) Gitarren

Beitrag von tele »

Ich finde, der Einspieleffekt hat was vom Augen-gewöhnen-sich-an-die-Dunkelheit-Effekt.
Man geht in den Musikladen, um da die lange auf Internetfotos bewunderte Neue auszuprobieren.
Mit Hilfe von GAS-Adrenalin klingt sie im Showroom phänomenal.
Zu Hause angekommen und wieder im hormonellen Normalzustand, erscheint der Klang erst mal ziemlich dünn.
Die Ohren akzeptieren den dünnen Klang dann als neuen Standard und entdecken darin täglich neue Nuancen.
Anpassung der Spieltechnik, der Saiten-und eventuell Plektrenwahl tun ihr Übriges.
Wenn der Gewöhnungsprozess nicht erfolgreich verläuft, erscheint die Neue in den Kleinanzeigen.
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Clatronic WK 3462 Wasserkocher
Androni 7131362 Rasenmäher
Invacare P452E/3 Banjo Rollator
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