Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

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Gitarrenmacher
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Ich habe mir den Faden nicht ganz durchgelesen, wenn das schonmal verlinkt war, bitte ich um Nachsicht.
Klassik auf der Stahlsaitengitarre geht sogar mit Plektrum, ohne Riopalisander und Italienischer Fichte.

https://www.youtube.com/watch?v=6aHjYT4-x70" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Das finde ich großartig.
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Harald H. Morton
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von Harald H. Morton »

... als Urheber dieses Beitrages freut mich natürlich diese große Resonanz zu diesem Thema.

Der von "Gitarrenmacher" angebotenen Link ist schon beeindruckend. Zeigt es doch, dass Klassik auch auf Stahlsaiten sehr gut darstellbar ist.

Danke "Gitarrenmacher"!

Schönen Feiertag noch.

Harald
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tele
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von tele »

Und wenn man mal bedenkt, dass z.B. "Asturias", welches ja eindeutig eines der bedeutendsten und bekanntesten Stücke für klassische Gitarre ist, ursprünglich für Klavier und gar nicht für Gitarre komponiert wurde, relativiert sich die Frage Gitarre mit Nylon oder Stahlsaiten vielleicht etwas...
Von dem Repertoire, das heute als klassische Gitarrenmusik angeboten wird, wurde ohnehin nur ein kleiner Teil für die moderne Konzertgitarre komponiert.
Renaissancemusik ist hauptsächlich für die Laute komponiert.
Barockmusik für Barocklaute(Weiss), Streicher(Bach), Cembalo(Scarlatti) oder Barockgitarre(Sanz, de Visée).
In der klassischen Phase wurde eine romantische Gitarre gespielt, die sich klanglich auch von der modernen Gitarre unterscheidet.
Erst seit Tarrega gibt es Kompositionen, die im Hinblick auf die klanglichen Möglichkeiten der Konzertgitarre, wie wir sie heute kennen, komponiert wurden.
Da wird es dann spieltechnisch auf Stahl etwas schwerer, Appoyando z.B finde ich auf Nylonsaiten irgendwie angenehmer zu spielen. Oder bei den geschlossenen Akkorden in höheren Lagen von Adelita würde mir bei Stahlsaiten etwas die Wärme fehlen.
Aber Dowland, Bach(auch mit Plektrum,wie das Video beweist) oder Scarlatti sind auf Stahl genauso gut aufgehoben wie auf Nylon.

Für das Präludium 1006 braucht man auch nicht unbedingt eine Martin. Das geht auch auf einer
Lyon&Healy oder einer
Gibson F5 oder einer
Hendrik van den Broek oder
einer unverstärkten Jazzgitarre.
Alles Stahl. :guitar1:
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Harald H. Morton
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von Harald H. Morton »

... sehr gute Beispiele.
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JazzDude
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von JazzDude »

Die Beispiele von Hugh Stuckey und besonders Chris Newman (der Ton!) inspirieren mich, mir auch mal wieder was von Bach anzueignen. Die Solo-Sachen für Violine sind ja geradezu prädestiniert für Flatpicking. :gute:
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Gitarrenmacher
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Für Solovioline geschriebene Stücke zwingt sich die Mandoline ja förmlich auf.

Chris Thile ist schon ein großartiger Interpret.
Béla Fleck spielt ja auch Bach auf´m 5-Stringbanjo. Etwas befremdlich
Aber wir weichen ab.
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Aläx
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von Aläx »

Hallole Gitarrengemeinde :guitar1: ,

da mische ich mich jetzt auch mal ein :bide:

Als gelernter Klassiker der sich jetzt mit Akkustikgitarren beschäftigt kann ich sagen, dass es wahrlich hart ist da ein Urteil zu fällen.
Ich besitze eine tolle Klassikgitarre der Spitzenklasse (Choard) eine tolle Klassikgitarre mit Tonabnehmer (Takamine) ne wunderbare Flamenca, und ne Spitzen E-Gitarre und habe mir eben jetzt auch eine , bzw. zwei Akkustikgitarren (Duke und Ovation)dazu gegönnt.
Der Grund war, dass ich diesen Sound einfach liebe und es eben bei manchen Stücken genau das ist was es ausmacht.
Tja meine Erfahrung sagt:
eine Gitarre mit Stahlsaiten ist grundsätzlich schwerer zu spielen;
wenn ich dann Klassikstücke darauf spiele hat das seinen ganz eigenen Reiz :wink:
es ist allerdings fast nicht möglich eine Bach Lautensuite auf einer Akkustikgitarre zu spielen weil es einfach zu anstrengend ist.
Abgesehen davon hat man grundsätzlich auch ein Problem mit den Nägeln.
Nixdestotrotz liebe ich diesen Sound und insbesondere bei südamerikanischen Stücken hat das einen ganz besonderen Reiz.
Vor allem wenn viele Leersaiten gefragt sind.
Mein Fazit: Erlaubt ist was Spaß macht.
Ich liebe sowohl den Klang einer Klassischen wie auch den Sound einer Akkustik und je nachdem mir zumute ist nehme ich die ein oder andere.
Ich habe übrigens in Zusammenarbeit mit meinen geneigten Hörern festgestellt (mein Hasi + Freundinnen), dass die Klassischen meistens besser ankommt und insbesondere Stücke von Ulli Bögershausen auf der Klasssichen super klingen.
Zurzeit spiele ich gerne Two Bridges von Jaques Stotzem und es klingt auf beiden Gitarrentypen super.
Geschmackssache aber auf der Akkustikgitarre eindeutig anstrengender.
Ich liebe beides aber wenn ich sehe wie wirklich tolle Gitarristen die Lautensuiten mit Plektron spielen oder ich den Vergleich des Capriccio 5 zwischen Tillman Hopstock und Edward Dobson shen, dann gewinnt klangtechnisch ganz klar die Klassische.
Wobei ich die technische Leistung bei diesen Darbietungen grandios finde.
Ich denke, dass es genauso schwer ist diese Leistungen zu bringen wie es Tillman macht, auch wenns bei ihm schneller und schöner ist.
Ich habe festgestellt, dass im Prinzip ein Spitzen E- Gitarrist, ein Spitzen Klassikgitarrist und ein Spitzen Akkustikgitarrist einen ähnlichen Übungsaufwand betreiben müssen oder dürfen.
Ich versuche gerade eine vernünftige Plektrontechnik zu erarbeiten und das ist wahrlich hart, macht aber richtig Spaß :guitar1:

Gruß Aläx

tschau aläx
Harald H. Morton
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von Harald H. Morton »

... Frage an Aläx:

Was ist eine Akkustikgitarre? Gitarre mit Akku?
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tele
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von tele »

Die Solo-Sachen für Violine sind ja geradezu prädestiniert für Flatpicking. :gute:
Oder auch die für Cello. (Nette Martin!)
Nixdestotrotz liebe ich diesen Sound und insbesondere bei südamerikanischen Stücken hat das einen ganz besonderen Reiz.
Interessant! Gerade Stücke wie Jorge Morels Danza Brasiliera verbinde ich doch eher mit dem dunkleren Klang von Nylonsaiten.
Vor allem wenn viele Leersaiten gefragt sind.
Wie zum Beispiel bei Andrew Yorks Sunburst.
Andrew York scheint im Gegensatz zu den meisten Klassikern keine Berührungsängste zu anderen Saitenmaterialien zu haben, und hält selbst eine sperrige Dreadnought in klassischer Haltung.
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tele
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von tele »

So bis vor ein paar Wochen waren Stahlsaitengitarren für mich ja bloß schnöde Werkzeuge um damit Swing-oder Bluegrasssongs mit Plektrumanschlag zu begleiten.
Aber inspiriert durch diesen Faden habe ich mir gedacht, jetzt versuche ich mal meine rudimentären klassischen Zupffähigkeiten auf die Westerngitarre zu übertragen.
Dazu habe ich mir erst mal ein paar Daumenpicks bestellt. An solche Fingerpicks habe ich mich dann doch nicht getraut, meine Nägel sind auch einigermaßen stabil.
Um meiner Umwelt nicht mit meinen dilettantischen ersten Gehversuchen auf den Geist zu gehen, habe ich eine Squier Tele mit 11er Saiten bespannt und über Kopfhörer geübt. Als Übungsmaterial habe ich mir das Buch "Sor-16 easiest Pieces for absollute Beginners" vorgenommen. Bin ja absoluter Anfänger im Stahlsaitenzupfen.
So klingt Fernando Sor auf ner Tele mit P-90 s. Wenn man auf Zerre verzichtet, klingen kleine Klassikstücke auf der Elektrischen doch soo verkehrt nicht.
Nachdem ich mich einigermaßen an den Daumenpick gewöhnt habe, habe ich das Ganze auf meiner Dreadnought gespielt.
Macht auf jeden Fall Laune.

Noch mal zurück zu den Daumenpicks. Mein Favorit ist ein Dunlop M. Größe L ist mir doch zu large.
Deshalb biete ich ein kleines Thumb-Pick Giveaway an.
Der erste Dickdaumen, der weiß. wie die englische Bezeichnung ist für das, was Thomann als "Multicolor" bezeichnet, bekommt den Daumenring plus ein Plektrum in der gleichen Farbkombination frei Haus zugesandt.
Bild

Kleiner Tipp:
Bild
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von JazzDude »

Clown's barf?
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tele
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von tele »

Clown's barf?
Der Genitiv ist für die Katz aber im Prinzip liegst du richtig: Clown Barf
Wenn dir an meinem kleinen Givaway gelegen ist, bräuchte ich deine Koordinaten per PM.
Ich packe auch noch ein paar von meinen Lieblings-Dunlop-Ultex-Plektren dazu...
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docsteve
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von docsteve »

Auf 'ner Tele kann man halt alles spielen - deshalb steht eine ganz oben auf meinem Wunschzettel. Dass der Sor so gut funktioniert, hätte ich aber nicht erwartet. Gut gemacht! Ein bisschen viel Hall/Sustain vielleicht - Brettgitarren bringen das nun mal so mit sich. Hatte ich dieses Video eigentlich hier schon mal verlinkt?

Viele Grüße, Stephan
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tele
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von tele »

Nachträglich noch Danke für das telegene Lob, Stephan!
Jetzt hast du ja auch eine. Schon mal Sor probiert?

Ich finde ja, besonders gut auf Stalsaiten kommt Renaissancemusik.
Jens Komminck zum Beispiel spielt auf seiner Lowden Dowland.
Rob MacKillop entlockt seiner Taylor Mahagoni Steelstring im Anschlag ohne Fingernägel einen etwas weicheren Klang. Auch Dowland.
Anscheinend gab es damals ein Saitenistrument mit dem Namen Orpheoreon oder Orpharion, das auch Metallsaiten besaß.
Davon inspiriert habe ich letztens ebenfalls Dowland auf Steel probiert.
Ich habe meine Furch Dreadnought neu besaitet und mit Mr.Dowland's Midnight ein eher leichtes Stück für diese Premiere ausgesucht.
Hat Laune gemacht, werde ich jetzt öfter tun.
Wahrscheinlich aber eher mit 11 er Saiten... :wink:
Oder ich besorge mir gleich ein Orpharion.
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docsteve
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Re: Klassik auf Stahlsaitengitarre - geht das?

Beitrag von docsteve »

Hallo Tele,

Sor habe ich auf der Tele noch nicht probiert, müsste ich mal tun. Gute Idee! Villa-Lobos Prelude Nr. 3 macht aber viel Spaß.

Meiner völlig unbescheidenen Meinung nach klingt Renaissancemusik auf Stahl nicht so wirklich toll. Man bekommt zwar den charakteristischen Attack der Laute ganz gut hin, aber dafür (leider auch bei deiner ansonsten schön gespielten Version) stört mich das Sustain der Stahlsaiten. Jens Kommick macht ja aus der Not eine Tugend, aber damit klingt Dowland bei ihm wie Fingerstyle.

Deshalb spiele ich Dowland lieber auf der Konzertgitarre.

Rob McKillop macht das allerdings sehr schön, aber der darf ja auch alles. Der hat mich ja auf eine ganz neue Spur gesetzt mit seinen Stücken für Plektrum-Gitarre. Hier mal ein Beispiel, das ich inzwischen auch selbst spiele (das Buch ist bei Mel Bay erschienen):

Rob McKillop: Lamento para mi madre

Das hier macht auf der Telecaster auch viel Spaß, v.a. mit etwas Tremolo.

Freitag abend spiele ich dann meine eigenen Bearbeitungen mit Plek auf einer Martin.

Viele Grüße, Stephan
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