Lackierung
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- whitywhiteman
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Lackierung
Hallo,
ich möchte gerne wissen, welcher Lackierung Ihr den Vorzug bei Euren akustischen Instrumenten gebt?
Ihr könnt gerne auch Vor-/Nachteile diskutieren.
Danke.
ich möchte gerne wissen, welcher Lackierung Ihr den Vorzug bei Euren akustischen Instrumenten gebt?
Ihr könnt gerne auch Vor-/Nachteile diskutieren.
Danke.
Gruß
Whity
Whity
Re: Lackierung
Ich hab' spontan für Nitro gestimmt... soll nicht heissen, dass Schellack nicht von der Oberfläche die Königin der "Beschichtungen" ist, aber höllisch empfindlich und von daher höchstens wohnzimmertauglich.
Meine Gründe für Nitro: Nitrozellulose wird extrem hart und schwindet über viele Jahre immer noch nach, wird im Laufe der Zeit extrem dünn und ist federleicht.
Das bringt zum einen hervorragende akustische Eigenschaften mit, auch weil es sich vom Grundmaterial sehr wenig vom Holz unterscheidet, ist ja Zellulose wie Holz auch. Zum anderen altert die Nitrolackierung einfach wunderschön, je älter der Lack wird um so angenehmer wird Haptik und Optik. Das ist bei all den anderen "Plastik"-Lacken nicht der Fall. Und Plastik gehört - jedenfalls in meinen Augen - an keine edle Gitarre.
Just my 2 cents...
Meine Gründe für Nitro: Nitrozellulose wird extrem hart und schwindet über viele Jahre immer noch nach, wird im Laufe der Zeit extrem dünn und ist federleicht.
Das bringt zum einen hervorragende akustische Eigenschaften mit, auch weil es sich vom Grundmaterial sehr wenig vom Holz unterscheidet, ist ja Zellulose wie Holz auch. Zum anderen altert die Nitrolackierung einfach wunderschön, je älter der Lack wird um so angenehmer wird Haptik und Optik. Das ist bei all den anderen "Plastik"-Lacken nicht der Fall. Und Plastik gehört - jedenfalls in meinen Augen - an keine edle Gitarre.
Just my 2 cents...
Re: Lackierung
Unter was würde den der UV-härtende Lack fallen, den Lakewood benutzt. Von dem bin ich sehr überzeugt, auch wenn ich Nitro und Schellack nicht kenne.
Re: Lackierung
Ich habe auch für Nitro gestimmt; ich hatte an meiner OM 21 SP einen üblen Lackschaden vom Gitarrenständer, den die Techs vom MusicStore so perfekt behoben haben, daß man selbst mit starker Lupe absolut nichts sieht, auch wenn man genau weiß, wo man suchen muss. So weit ich informiert bin, wäre das bei den anderen Lacken so nicht möglich gewesen.
Liebe Grüsse - Sam
Re: Lackierung
UV-Lack ist ein Zweikomponenten-Lack (Harz), der als Härter UV-Licht benützt. Im Endeffekt ist er dasselbe wie Epoxy, also im eigentlichen Sinne "Plaste & Elaste"...scifi hat geschrieben:Unter was würde den der UV-härtende Lack fallen, den Lakewood benutzt. Von dem bin ich sehr überzeugt, auch wenn ich Nitro und Schellack nicht kenne.
Re: Lackierung
UV-härtende Lacke finde ich auch in Ordnung. Wenn Leute wie Larrivée und Seeliger sie benutzen, kann das akustisch so schlecht nicht sein, das Zeug. Mir gefällt die Zähigkeit, die Schweiß- Laugen- und Säurefestigkeit. Mir ist klar, daß schadhafte Stellen schlecht und nur unter erheblichem Aufwand zu reparieren sind. Aber die gibt es doch bei diesen Beschichtungen nicht.
Ich erinnere mich an die D-05 von Larrivée, die ich aus einem Anfall unbegreiflicher Dummheit verkauft habe. Der Lack hatte einen bald überirdischen Glanz und wenn im Bereich, wo der rechte Arm aufliegt, eine matte Stelle und ein Rand entstanden waren: Feuchtes Tuch, abwischen, der Glanz war wieder da. Keine Bedenken nötig, beim Belassen auf einem Gitarrenständer mit Weichmacher-Ausdünstungen.
Bei den Nitrolackierten muß ich schon erheblich mehr Aufwand treiben, um die Stelle und auch diejenige am Rücken, wo der Bauch des Spielers anliegt, wieder glänzend zu bekommen. Nitrolack hat die Tendenz mit Substanzen aus der Umgebung zu reagieren und im ungünstigesten Falle weich zu werden. Ganz zu schweigen von Schelllllack. Der wäre mir schlicht zu empfindlich.
Ich erinnere mich an die D-05 von Larrivée, die ich aus einem Anfall unbegreiflicher Dummheit verkauft habe. Der Lack hatte einen bald überirdischen Glanz und wenn im Bereich, wo der rechte Arm aufliegt, eine matte Stelle und ein Rand entstanden waren: Feuchtes Tuch, abwischen, der Glanz war wieder da. Keine Bedenken nötig, beim Belassen auf einem Gitarrenständer mit Weichmacher-Ausdünstungen.
Bei den Nitrolackierten muß ich schon erheblich mehr Aufwand treiben, um die Stelle und auch diejenige am Rücken, wo der Bauch des Spielers anliegt, wieder glänzend zu bekommen. Nitrolack hat die Tendenz mit Substanzen aus der Umgebung zu reagieren und im ungünstigesten Falle weich zu werden. Ganz zu schweigen von Schelllllack. Der wäre mir schlicht zu empfindlich.
Re: Lackierung
Wo bekommt man Nitrozelluloselacke und gibt es beim Verarbeiten etwas Besonderes zu beachten ?H-bone hat geschrieben: ... Meine Gründe für Nitro: Nitrozellulose wird extrem hart und schwindet über viele Jahre immer noch nach, wird im Laufe der Zeit extrem dünn und ist federleicht. ...
lg
HR
www.hr-guitarmusic.at
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CD "Fingastail" auf soundcloud
Mein YT-Kanal HR guitar music
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Re: Lackierung
Ich habe spontan Schellack angegeben und freue mich immer wieder über meine schellackierte Konzertgitarre (und ärgere mich über die Macken). War ein Kaufkriterium, wenn auch nicht das einzige. Schellack ist einfach edler, auch wenn er technisch gesehen nur Nachteile hat.
Viele Grüße, Stephan
Viele Grüße, Stephan
-
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Re: Lackierung
Ich habe zwar keine eigene Stahlsaitengitarre, aber ich würde mich auch für Nitro entscheiden. Den Grund hat H-Bone gut beschrieben. Was den Kontakt mit Weichmachern betrifft, bspw. an Gitarrenständern, das sollte man natürlich wissen und kann dann ganz einfache Vorkehrungen treffen.
Liebe Grüße
Bernd
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Bernd
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- Angorapython
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Re: Lackierung
Ich hätte gerne ein hochwertiges Instrument mit Schellak. Wenn das dann gleich mal aussehen würde, wie nach 100Jahren Misshandlung wäre mir das auch egal. Instrumente ohne Macken mag ich nicht. Ich würde auch eine D45 zum Lagerfeuerklampfen mitnehmen.
Meine Nachbarn hören oft Bluegrass, ob sie wollen oder nicht!
Re: Lackierung
Es ist nicht so einfach, eine Lackierung zu kategorisieren. Manche Gitarrenbauer füllen die Poren z.B. mit Epoxy. Wenn dann mit "Nitrolack" (der heutzutage eine vollkommen andere Zusammensetzung also vor 50 Jahren hat) lackiert wird, ist das dann immer noch eine "Nitro"-Lackierung?
- Gitarrenmacher
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Re: Lackierung
Aus Sicht eines Anwenders, der 4-6 Gitarren pro Jahr baut:
Für Schelllack Übung fehlt mir die Übung, meine Handgelenke sind eh schon überbelastet und die Oberflächen sind mir etwas zu empfindlich. (Der erste und zweite Aspekt sind ausschlaggebend)
Moderne 2K-PUR Lacke erfordern einen sehr stringenten Arbeitsablauf, weil die Schichten innerhalb einer vorgegebenen Zeit aufgetragen werden müssen. Hält man sich nicht an die Zeiten, verbinden sich die Schichten nicht gut, und beim Polieren gibt es Hologramme bis hin zu Schlieren, im schlimmsten Fall lösen sich die Schichten voneinander. Das zwingt den Ungeübten oder Minderbegabten zu dickeren Schichten. Nicht gut. Der Reinigungsaufwand der Pistolen ist wesentlich höher, die Staubfilter in der Lackierkabine setzen sich schneller zu.
UV-Lack finde ich von der Idee her großartig, es lassen sich wunderbar dünne Lackierungen damit realisieren, der Prozess ist enorm Zeitsparend und der Lack ist sehr stabil. Je nach Einstellung der Lacke lassen sich damit elsastische und glasharte Oberflächen herstellen. Eine UV professionelle Lackieranlage ist teuer. und eigentlich nur ab einem Output von 50+ Gitarren p.A. rechenbar. Zwischendurch mal Kaffee und Kuchen und eine Stunde ratschen iss auch nicht. Zeitabläufe sind einzuhalten.
Nitrolack ist für meine Art und Menge zu bauen optimal. Ich kann mir die Zeit so gestalten, wie es mir passt. Es ist egal, ob die Gitarre zum Zwischentrocknen 2Tage oder 2Wochen abhängt. Nach dem Lackieren lasse ich 10ml Verdünner durch die Pistole laufen und sie ist sauber. Die Oberflächen sind nach sehr kurzer Zeit staubtrocken, das reduziert die technischen Ansprüche an die Lackierkabine. Nachteil, die Zeit vom ersten Lackauftrag bis zur Politur ist mit mindestens 4 Wochen anzusetzen, esser sind 6-8Wochen. Der Zeitaufwand für bis zu 15 Schichten Lack mit Zwischenschliff etc ist enorm.
Die tiefen Poren bei Hölzern wie Palisander, Magagonie u.ä. müssen gefüllt werden. Dazu kann man allerlei Zeug nehmen, auch EP-Harz. Nur muss es dann bitteschön auch wieder bis auf die haftende Holzoberfläche abgeschliffen werden. Mit dem Begriff "Nitrofinish" verbinden viele noch immer die "gute alte Zeit" das trifft aber imho nur auf einen Schichtaufbau zu, der von der ersten bis zur letzten Schicht auf in Schwabbel-und Polierfähigem Nitrozelluloselack ausgeführt ist. Eine sehr große Lackfirma empfiehlt eine 2-3Schichtgrundierung mit 2-K PUR Lack und dann eine Endlackierung mit Nitro-Kombinationslack. Das dann als Nitrolackierung zu verkaufen, finde ich grenzwertig.
Wenn z.B. die Grundierung mit einem eingefärbten 2K-Harz gemacht ist, mit dem der Nitrolack keine ordentliche Bindung eingeht und dann eventuell abblättert -Ne Holgi
- kann man sich das nur erlauben, wenn man..........
Seit der harmonisierung der VOC Verordnung (Lösemittelinhalt und so) sind gute 1K-Nitroschichtlacke immer schwieriger zu bekommen. Bei vielen Produkten, die früher einwandfrei funktionierten kam es in der Vergangenheit vermehrt zu Riss-und Blasenbildung. Ich kenne kaum eine kleine Werkstatt, die in den letzten fünf Jahren nicht damit zu kämpfen hatte.
Zum Klang: Da preist halt jeder sein Lackverfahren als zielführend an. Das ist legitim. Bei Nitro wird damit geworben, dass er nach langer Zeit eine Glashärte erreicht, welche den Klang befördert. Der Schelllackanwender aus der Klassikfraktion findet es toll, dass der Lack auch nach Jahrzehnten seine Elastizität behält.
Wat den nu
Einen Klangunterschied bei einer perfekt ausgeführten Lackierung festzustellen ist schon eine subtile Angelegenheit.
Für Schelllack Übung fehlt mir die Übung, meine Handgelenke sind eh schon überbelastet und die Oberflächen sind mir etwas zu empfindlich. (Der erste und zweite Aspekt sind ausschlaggebend)
Moderne 2K-PUR Lacke erfordern einen sehr stringenten Arbeitsablauf, weil die Schichten innerhalb einer vorgegebenen Zeit aufgetragen werden müssen. Hält man sich nicht an die Zeiten, verbinden sich die Schichten nicht gut, und beim Polieren gibt es Hologramme bis hin zu Schlieren, im schlimmsten Fall lösen sich die Schichten voneinander. Das zwingt den Ungeübten oder Minderbegabten zu dickeren Schichten. Nicht gut. Der Reinigungsaufwand der Pistolen ist wesentlich höher, die Staubfilter in der Lackierkabine setzen sich schneller zu.
UV-Lack finde ich von der Idee her großartig, es lassen sich wunderbar dünne Lackierungen damit realisieren, der Prozess ist enorm Zeitsparend und der Lack ist sehr stabil. Je nach Einstellung der Lacke lassen sich damit elsastische und glasharte Oberflächen herstellen. Eine UV professionelle Lackieranlage ist teuer. und eigentlich nur ab einem Output von 50+ Gitarren p.A. rechenbar. Zwischendurch mal Kaffee und Kuchen und eine Stunde ratschen iss auch nicht. Zeitabläufe sind einzuhalten.
Nitrolack ist für meine Art und Menge zu bauen optimal. Ich kann mir die Zeit so gestalten, wie es mir passt. Es ist egal, ob die Gitarre zum Zwischentrocknen 2Tage oder 2Wochen abhängt. Nach dem Lackieren lasse ich 10ml Verdünner durch die Pistole laufen und sie ist sauber. Die Oberflächen sind nach sehr kurzer Zeit staubtrocken, das reduziert die technischen Ansprüche an die Lackierkabine. Nachteil, die Zeit vom ersten Lackauftrag bis zur Politur ist mit mindestens 4 Wochen anzusetzen, esser sind 6-8Wochen. Der Zeitaufwand für bis zu 15 Schichten Lack mit Zwischenschliff etc ist enorm.
Die tiefen Poren bei Hölzern wie Palisander, Magagonie u.ä. müssen gefüllt werden. Dazu kann man allerlei Zeug nehmen, auch EP-Harz. Nur muss es dann bitteschön auch wieder bis auf die haftende Holzoberfläche abgeschliffen werden. Mit dem Begriff "Nitrofinish" verbinden viele noch immer die "gute alte Zeit" das trifft aber imho nur auf einen Schichtaufbau zu, der von der ersten bis zur letzten Schicht auf in Schwabbel-und Polierfähigem Nitrozelluloselack ausgeführt ist. Eine sehr große Lackfirma empfiehlt eine 2-3Schichtgrundierung mit 2-K PUR Lack und dann eine Endlackierung mit Nitro-Kombinationslack. Das dann als Nitrolackierung zu verkaufen, finde ich grenzwertig.
Wenn z.B. die Grundierung mit einem eingefärbten 2K-Harz gemacht ist, mit dem der Nitrolack keine ordentliche Bindung eingeht und dann eventuell abblättert -Ne Holgi

Seit der harmonisierung der VOC Verordnung (Lösemittelinhalt und so) sind gute 1K-Nitroschichtlacke immer schwieriger zu bekommen. Bei vielen Produkten, die früher einwandfrei funktionierten kam es in der Vergangenheit vermehrt zu Riss-und Blasenbildung. Ich kenne kaum eine kleine Werkstatt, die in den letzten fünf Jahren nicht damit zu kämpfen hatte.
Zum Klang: Da preist halt jeder sein Lackverfahren als zielführend an. Das ist legitim. Bei Nitro wird damit geworben, dass er nach langer Zeit eine Glashärte erreicht, welche den Klang befördert. Der Schelllackanwender aus der Klassikfraktion findet es toll, dass der Lack auch nach Jahrzehnten seine Elastizität behält.
Wat den nu

Einen Klangunterschied bei einer perfekt ausgeführten Lackierung festzustellen ist schon eine subtile Angelegenheit.
Zuletzt geändert von Gitarrenmacher am Fr Feb 24, 2017 11:31 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
Re: Lackierung
Super auf den Punkt gebracht! Abgesehen von möglichen Auswirkungen auf den Klang sollte man sich auch mal vor Augen halten, welchen Zweck eine Lackierung eigentlich hat: Sie soll das Holz vor Umwelteinflüssen schützen. Für diesen Zweck wäre - rein technisch gesehen - ein Lackfilm ideal, der eine höhere Bruchdehnung als das Holz hat und eine ähnliche Wärmedehnung - also EPGitarrenmacher hat geschrieben:[...] Einen Klangunterschied bei einer perfekt ausgeführten Lackierung festzustellen ist schon eine subtile Angelegenheit.
