Santos Palisander

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chrisb
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Santos Palisander

Beitrag von chrisb »

moin,

ich meine zu vernehmen, das in letzter zeit immer häufiger santos palisander im gitarrenbau verwendet wird?

ich kenne aus klanglicher sicht bis jezt nur rio und (ost)indischen palisander.

wie klingt nach euerer erfahrung santos im vergleich zu den beiden anderen?
chrisb
stringbender
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Santos Palisander

Beitrag von stringbender »

Mit Deiner Frage hast Du jetzt gleich 2 Experten am Hals und beide habe n unterschiedliche Meinungen, he he :)

Ich fange mal mit ostindischem Palisander an.
sehr gute neutrale Wiedergabe der einzelnen Frequenzen und einen vollen Klang, das ideale Holz für Steelstring Gitarren.

Rio Palisander
der König der Klanghölzer, dem ist nichts mehr hinzuzufügen! oder doch?
auf deutsch: es klingt wie ostinder, nur besser. Es hat einfach noch kräftigere Bäees und Höhen.

Santos Palisander
ist eigentlich gar kein Palisander, wird aber hierzulande so genannt. Es ist auch bekannt unter Bolivian Rosewood, Pau Ferro, Eisenholz oder Morado.
Es ist knallhart, extrem feinporig und klingt (jetzt kommts) leicht dumpf. Martin wird mir jetzt gleich widersprechen, wie gesagt, das ist meine persönliche Einschätzung. Die beiden anderen Palisanderarten klingen eben einen Tick brillanter. Santos klingt deswegen nicht generell dumpf, im Vergleich zu den beiden anderen Arten fehlt der entsprechende Kick, oder wie man sich auch immer ausdrückt.

viele Grüße
Armin
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H-bone
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Re: Santos Palisander

Beitrag von H-bone »

stringbender hat geschrieben: Es ist knallhart, extrem feinporig und klingt (jetzt kommts) leicht dumpf. Martin wird mir jetzt gleich widersprechen, wie gesagt, das ist meine persönliche Einschätzung. Die beiden anderen Palisanderarten klingen eben einen Tick brillanter. Santos klingt deswegen nicht generell dumpf, im Vergleich zu den beiden anderen Arten fehlt der entsprechende Kick, oder wie man sich auch immer ausdrückt.
Mein Widerspruch ist gar nicht so heftig, wobei ich "dumpf" als nicht ganz passend einstufen würde.
Ich würde Santos nicht bei einer Gitarre einsetzen, bei der ich eine hohe Fülle von Obertönen erwarte, sondern eher bei Gitarren die einen dominanten Grundton, deutliche Mitten und Durchsetzungskraft brauchen (z.B. eine typische Bluegrass-Dread).
Wenn das Santos dann entsprechend dünn verabeitet wird, dann bekomme ich einen richtig grossen Ton (allerdings sehr amerikanisch :wink: )
Ich habe eine Weissenborn komplett aus Santos gebaut, sie klingt sehr laut und unheimlich klar und durchdringend.

Santos ist tatsächlich unglaublich dicht und feinporig, es ist extrem fest, und man kann es bedenkenlos (im Gegensatz zu den meisten anderen Hölzern) auch als Fladerschnitt einsetzen.

... und der Staub beim Verarbeiten ist aggressiv wie die Hölle... :x

Der ideale Substitut für Rio ist für mich, klanglich wie optisch, Madagaskar-Palisander...

Gruss, Martin
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

danke armin und martin,

je mehr ich mich mit hölzer und deren klang beschäftige um so größer wird der dschungel für mich.
und wenn man dann noch die auswirkung der unterschiedlichen bauformen in kombination mit den unterschiedlichen hölzern bedenkt, umso schwieriger wird es wieder aus dem dschungel raus zu kommen.

fürchte ich werd mich verlaufen.........
soll heißen, das ganze theoretische zusammenstellen hilft nur begrenzt, oder?
am besten ist immer noch eine gitarre zu spielen und dann zu sagen gitarre a mit hölzer wx klingt in meinen ohren schöner als gitarre b mit yz hölzern.

wie macht ihr das eigentlich als gitarrenbauer wenn jemand zu euch kommt und seine klangvorstellungen beschreibt und euch auffordert ihm danach eine gitarre zu bauen? ich stell mir das sauschwierig vor.
chrisb
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

chrisb hat geschrieben:...wie macht ihr das eigentlich als gitarrenbauer wenn jemand zu euch kommt und seine klangvorstellungen beschreibt und euch auffordert ihm danach eine gitarre zu bauen?
Die Auswahl der Hölzer ist ja nur eine Seite der "Klangformung". Und selbst dabei ist es nicht nur das Korpusholz und die Decke die klanglich eine Rolle spielt. Auch zum Beispiel das Holz der Balken, das Halsholz und selbst das Holz der Reifchen tut das Seine zum Klang...
Viel wichtiger ist allerdings die Bauweise... wie dick werden Boden, Zargen, Decke geschliffen, wie wird beleistet, wird gescalloped, hat die Decke eine Wölbung, die Bodenwölbung ist für den Klang ebenfalls ein Faktor.
Dann die Konstruktion - Korpusgrösse, -Tiefe, Schallochgrösse usw. usw.

Mit all diesen "Werkzeugen" hat man immens viele Möglichkeiten den Klang in die eine oder andere Richtung zu schieben...

Gruss, Martin
stringbender
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Klang und Bauweise

Beitrag von stringbender »

Sagen wir's mal so. Wenn Du mit verschiedenen Hölzern arbeitest, bringt das die Erfahrung so mit sich. Nehmen wir z.B. Ahorn. Eine Ahorngitarre kann konstruiert sein wie sie will, man hört das Holz raus. Klar kann ich mit der Decke den Klang beeinflussen, die Grundtendenz ist aber durch Boden und Zargen gegeben.
Wenn jemand eine gitarre haben möchte frage ich immer erst nach seinen Klangvorstellungen. Dann nach der Korpusform. Wenn ich diese Infos habe, richte ich alle Parameter daran aus. Da spielt die Wahl des Boden/Zargen Holzes eine Rolle, sowie die Konstruktion, Korpustiefe, usw.

Eigentlich ist es gar nicht so schwierig. Für Dich als Musiker sollen Aussagen wie "Palisander klingt brillant", "Mahagoni warm und voll", lediglich Anhaltspunkte sein um die Grundcharakteristik darzustellen.

noch Fragen oder ist jetzt die Verwirrung komplett :wink:
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mass
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Beitrag von mass »

Moin,

sehr interessant :D
meine frage zu palisander: gibt es "coral" palisander? eine meiner dreads soll aus coral-palisander sein!! irgendjemand sagte humbug, gibts gar nicht.. :?

gruß mass
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

mass hat geschrieben:...irgendjemand sagte humbug, gibts gar nicht.. :?
Ich fürchte fast dieser jemand hat recht... :?

Ich warte eh' schon auf die erste Gitarre aus Bio-Palisander... :mrgreen:
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

moin,
noch Fragen oder ist jetzt die Verwirrung komplett
danke, alles klar. wenn das so einfach ist, sollte ich mir selbst eine bauen.
nee schmarrn, jeder gute gitarrenbauer verdient meinen respekt, wenn er die klangvorstellungen und wünsche des gitarristen genauso umsetzten kann.
Ich warte eh' schon auf die erste Gitarre aus Bio-Palisander...
bio-gitarren :idea: eine marktlücke :?:
chrisb
stringbender
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coral

Beitrag von stringbender »

Na ja, jedes Holz wird in jedem Land anders bezeichnet. Der Mensch ist bei der Namensgebung sehr erfinderisch. Coral kenne ich von den Spaniern. Hierzulande sagt man Padouk dazu. Hat mit Palisander botanisch gesehen nix zu tun, klingt aber auch sehr gut :D

Und zu Bio Palisander,... dne gibt's gewissermassen schon. ostindischer Palisander wird als Auflockerung gerne in Teak Plantagen gepflanzt. Die Qualität des Holzes ist allerdings nur Standard, breite Jahresringe, usw.

Gruß
Armin
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Beitrag von mass »

yo, danke für die aufklärung :wink:

das nennt K.yairi coral-palisander! auf den fotos sieht es viel dunkler aus!
:arrow:


http://cgi.ebay.com/Alvarez-Yairi-DY-59 ... dZViewItem

gruß mass
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Und gibts noch keine PEFC und FSC Hölzer für Gitarrenbau ?
stringbender
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FSC

Beitrag von stringbender »

FSC?
nix für ungut, war die Frage ernst gemeint?
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

stringbender
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Bio Holz

Beitrag von stringbender »

o.k., dann gibts auch eine richtige Antwort :D
Es gibt einige Holzhändler die FSC zertifiziertes Holz anbieten. Das sind dann allerdings oft keine Tonholzarten. Es handelt sich dann um die klassischen Möbelhölzer wie Teak, usw.
FSC Tonholz gibt es kaum. Wenn es angeboten wird halte ich die Papiere für äusserst fragwürdig. Wenn es Dir auf eine möglichst geringe Umweltbelastung ankommt musst Du das Holz schon fast selbst schlagen. Ich hab' das mal eine Weile durchexerziert. Es ist aber mehr als unrentabel. Es gibt einige Sorten die relativ "ökologisch" sind. Ostindischer Palisander, der von den Plantagen z.B. ist so ein Beispiel. Die Qualität kommt aber kaum in den Tonholzhandel, weil zu schlecht.

viele Grüße
Armin
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