Aber im Ernst: Ich hab nix zu sagen.

Herzlichen Gruß, Uwe
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Moderator: RB
Da hast du sicher recht, so wie jeder sein Umwelt vielleicht ein wenig unterschiedlich wahrnimmt liest und versteht natürlich jeder auch Texte anders, stellt unterschiedliche Beziehungen her, hat abweichende Erfahrungen die das Gelesene evtl. in anderem Licht erscheinen lassen etc.; dagegen ist, wie du schon sagst, nichts auszusetzten!wuwei hat geschrieben:Unsere voneinander abweichenden Interpretationen halte ich allerdings gar nicht für widersprüchlich. Mir scheint, der Unterschied beruht lediglich darauf, daß Du den Text ausschließlich novellistisch auffaßt (woran absolut nichts auszusetzen ist), während ich geneigt bin, ihn zugleich und darüberhinaus als Seelendrama zu lesen.
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Daß ein Text mehrere Verständnisebenen bei jeweils hinreichender Konsistenz zuläßt, scheint mir dabei nicht merkwürdig, sondern eine unabdingbare Eigenschaft guter Texte zu sein (sonst wären's ja Bedienungsanleitungen geworden).
Wie wahr! Ich grüble schon seit ein paar Jahren (wenn auch nicht ununterbrochenRB hat geschrieben:Das ist das Kreuz mit der Lyrik, aber auch das Schöne daran. Sie kann die Vorstellungswelt des Zuhörers ansprechen und - ähnlich abstrakter oder surrealer Malerei - einen Eindruck schaffen, sozusagen ein Bild malen.
So was wie "jetzt schlägts dreizehn"? Ich finde es eine coole Zeile, kann ich mir sofort was drunter vorstellen. Erinnert mich an "The Weight" von The Band: "Pulled into Nazareth, I was feeling about half past dead". "Half past dead" ist vermutlich genau das, was auch Mickey Newbury meint.WolfF hat geschrieben:Wie wahr! Ich grüble schon seit ein paar Jahren (wenn auch nicht ununterbrochenRB hat geschrieben:Das ist das Kreuz mit der Lyrik, aber auch das Schöne daran. Sie kann die Vorstellungswelt des Zuhörers ansprechen und - ähnlich abstrakter oder surrealer Malerei - einen Eindruck schaffen, sozusagen ein Bild malen.) über den Refrain eines Songs von Mickey Newbury nach:
"It’s the 33rd of August, Lord, and I’m finally coming down,
Eight days from sunday finds me saturday bound."
Was mag uns der Künstler damit sagen wollen? Hat irgendjemand irgendeine Idee?
Wolfgang
Finde den Text von "The 33rd Of August" insgesamt interessant und mit durchaus eigenständigem "taste and feel". Würde ihn thematisch im Bereich Sinn-/Heilssuche verorten. Von daher tendiere ich zu der Auffassung, "It's the 33rd of August, Lord, and I'm finally coming down" drückt etwas wie die (bisherige) Vergeblichkeit dieser Suche aus (von wegen Zeitüberschreitung), was durch "Eight days from sunday finds me saturday bound" nochmal bekräftigt wird (acht Tage, von Samstag (= Werktag) an gerechnet, haste schon einen Sonntag (= Tag des Herrn) passiert und bist wieder an 'nem Sonntag angekommen, ohne doch das Heil gefunden zu haben - s.a. erste Textzeile: "Well, today there's no salvation").WolfF hat geschrieben:"It’s the 33rd of August, Lord, and I’m finally coming down,
Eight days from sunday finds me saturday bound."
Was mag uns der Künstler damit sagen wollen? Hat irgendjemand irgendeine Idee?
Vielen Dank schon mal für das Mit-Überlegen! Ich finde den Text auch sehr spannend (sonst würd’ er mich ja auch nicht so "verfolgen") und cool – wie den ganzen Song, vor allem in der Version von David Allen Coe. Das mit der "Dreizehn, die geschlagen hat", wäre ja so etwas wie eine Redensart, aber da nehme ich doch an, dass Google die dann auch in einem anderen Zusammenhang gefunden hätte? Ich denke eher in die Richtung wie du, Uwe: Es hat irgendwas mit Erlösung, Ewigkeit, Relativität von Zeit und Raum zu tun, mit außerhalb von Raum und Zeit sein. So etwas wie die Vergeblichkeit des Bemühens, bestimmte Dinge in festen Zeitbegriffen zu fassen. Zu den "eight days": Wir sagen ja auch "in acht Tagen", wenn wir eigentlich eine Woche meinen. Aber von Sonntag bis Samstag sind’s nur sechs Tage … Also auch irgendwie außerhalb der "normalen" Zeitbegriffe …wuwei hat geschrieben:Finde den Text von "The 33rd Of August" insgesamt interessant und mit durchaus eigenständigem "taste and feel"...WolfF hat geschrieben:"It’s the 33rd of August, Lord, and I’m finally coming down,
Eight days from sunday finds me saturday bound."
Was mag uns der Künstler damit sagen wollen? Hat irgendjemand irgendeine Idee?
Ja, tiefgründig ist der Text sicher nicht, aber er regt die Phantasie an. Und obwohl manche Verse den Eindruck erwecken, sie wären eher des Reimes als des Sinnes wegen da, finde ich schon, daß er auch 'ne stringente Geschichte erzählt. Er spielt halt 'n bißchen mit der Assoziation Portobello (Road) - Belle - Belladonna und der Doppeldeutigkeit von Belladonna (schöne Frau und Tollkirsche: "Die Schwarze Tollkirsche gilt als alte Zauberpflanze mit der Fähigkeit Erregungszustände auszulösen."). Eine interessante Kurzinterpretation hab ich auf songmeanings.com gefunden:RB hat geschrieben: Extrem in diesem Sinne auch "Portobello Belle" von Mark Knopfler, ein Text, der ähnlich dem Still'schen eben Bilder zeichnet, Vorstellungen und Assotiationen weckt, aber mehr nicht.