Diese hier hatte ich schon mit 17 probiert und konnte mich schnell darauf einjustieren:

Abb. 1: Dunlop Picks, gibt es schon ewig (Bild Martins Musikkiste)
Nur der Downstroke mit den Fingern geht nicht, da diese Picks mit der Fläche über der Fingerbeere aufgesteckt werden, der Downstroke führt zum Verhaken und mit großer Wahrscheinlichkeit landet eines der Teile im Innern der Gitarre.
Also der normale, gewachsene Nagel. Nur hielten und halten die nicht lange durch. Es bilden sich Kerben an der am höchsten belasteten Stelle und irgendwann reißt der Nagel ein und ist im Ergebnis für das Spielen nicht mehr zu gebrauchen.
Dann besuchte ich einmal in meiner Heimatstadt ein Konzert des Ustat Uleijd Hussein Khan (oder so ähnlich), das muss in den 1970er Jahren gewesen sein, der die Sitar spielte und eine Truppe seiner Landsleute dabei hatte, die diese indischen Perkussionsgeräte spielen und sah, daß er Picks aus Draht benutzte. Die habe ich dann in einem Musikgeschäft auch ausfindig gemacht und den gesamten Vorrat aufgekauft.
Abb. 2: Mizrab
Die hielt ich lange für das Patentrezept schlechthin und veröffentlichte das auch auf meiner früheren Fingericker-Seite mit dem Ergebnis, dass mich jährlich mehrere EMails von Leuten erreichten, die wissen wollten, wo man die Dinger bekommen könne. Da Picks zu den Gegenständen gehören, die unerklärlichem Schwund unterliegen kam es dazu: I ran out of mizrabs.
Dann hörte ich von einem, der Flamenco spielt, man solle mit Sekundenkleber und Tempotaschentüchern Verstärkungen unter die Nägel kleben und glatt feilen. Heillose Panscherei, hält nicht, jedenfalls nicht bei mir. Dann der Tip, die Nägel nur recht glatt und geschmeidig zu halten: Polierfeile und Olivenöl, also glatt halten und zur Steigerung der Geschmeidigkeit einölen. Glatt halten mit der Polierfeile hat die Tragfähigkeit des Nagels tatsächlich erheblich verbessert, vor allem, wenn man bei der ersten Bildung einer ausgefrästen Delle im Nagel nachfeilt und nachpoliert und - so wie ich es zu der Zeit tat - einen Teil der Song-Begleitung mit dem Plektrum spielt.
Dann kam die Nagelstudio-Zeit. Die Nägel, auf diese Weise präpariert, erfüllten fortan zwar die Anforderungen an das Spiel auf das Feinste, nur erforderte diese Methode regelmäßige Besuche im Nagelstudio und die Nägel litten, weil sie immer dünner wurden. Das hängt mit den Nachbearbeitungen zusammen, die das flächige Feilen beinhalteten. Keine Dauerlösung.
Exkurs: Hybrid-Picking und Daumenpick-Upstroke
Vor einigen Jahren gelang der Durchbruch beim Hybrid-Picken. Damit kehrte ich zu den Blechnägeln zurück, denn das, was beim Carter-Picking die Finger taten, übernahm das Plektrum. Gleichzeitig gelang mir mit gewissen Einschränkungen auch, Daumenpicks wie ein Plektrum zu verwenden, also Melodiespiel und Flatpicking altergebracht-amerikanischer Art mit dem Daumenpick zu spielen. Situation entschärft.
Irgendwann tauchten diese Dinger hier auf dem Markt auf:

Abb 3: Kelly Picks (Quelle: Martins Musikkiste)
Die fielen mir schon beim ersten Forentreffen auf, an dem ich teilnahm. Das ist jenes Forentreffen, bei dem mir jemand eine Gibson Dreadnought in die Hand drückte, mich spielen hieß und verlangte, ich möge das Instrument bewerten. Meine Bemerkung mit dem Wortlaut "öhm ja, klingt wie Dreadnought" wird seither als Qualitätsnachweis für Gibsons mißbraucht, aber das nur am Rande. Diese Picks kosten pro Stück 4,50. Für ein (mutmaßlich) Spritzguss-Teil eine außerordentlich kühne, ja dreiste Preisgestaltung, die meinen Trotz erweckte. Daher habe ich sie erst jetzt erworben. Dadurch, daß man sie so aufsetzen kann, daß sie den natürlichen Nagel überdecken und beim Spiel so daherkommen, wie es der natürliche Nagel täte, geben sie mir sofort ein natürliches Spielgefühl, einen sauberen Ton und Downstrokes sind möglich.
Ich gebe es ungerne zu, weil die Preise - siehe oben - mit dem kaufmännischen Anstande nur schwer zu vereinbaren sind (diese Anschuldigung richtet sich an den Hersteller), aber diese Fingerpicks stellen für mich die derzeit beste Lösung für den Stahl-Spieler dar.
Wie pickt ihr ?
Wer hat einen 3D-Drucker ?