Ich kämpfe auch seit Jahren mit dem Thema. Angefangen habe ich mit den schon beschriebenen Metallpicks. Damit bin ich in meinen Anfängerjahren auch ganz gut klargekommen (hatte allerdings von richtigem Fingerpicking noch keine Ahnung). Zwei unangenehme Begleiterscheinungen hatten die Metallteile aber: Einerseits war mir, wie schon von anderen berichtet, kein Downstroke möglich. Und andererseits habe ich anscheinend eine etwas vehemente Zupftechnik, bei der die Picks ab und an die Decke der Gitarre berühren, was bei meiner damaligen Gitarre zu sehr deutlichen Abschürfungen (noch kein Loch, aber Lack und Holz weg) geführt hat.
Dann habe ich es mit reinen Fingern versucht. Dabei habe ich festgestellt, dasss meine Nägel leider nicht optimal dafür sind. Zudem scheinen meine Fingerkuppen so "wulstig" oder "fleischig" zu sein, dass ich die Nägel sehr lang wachsen lassen muss, damit sie über sie hinwegstehen. Auf eine anständige Begleitlautstärke (habe damals meistens zum Gesang in größeren Runden gespielt) bin ich auch nie gekommen.
Vor einigen Jahren bin ich dann auf Alaska-Picks gestoßen. Nachdem ich die Dinger erst für Mist erachtet und in meine Völlig-unnützes-Gitarrenzbehör-Kiste verbannt hatte, traf mich die Erkenntnis, dass man die Picks erst zurechtfeilen muss, wie einen Fingernagel

Seitdem komme ich, wenn es um etwas lauteres Zupfen geht, sehr gut damit zurecht.
Und dennoch ist man als Gitarrist ja immer auf der Suche nach noch besserem Zubehör. Daher sind mir auch die Fred-Kelly-Picks irgendwann unter bzw. auf die Finger gekommen, wobei der Preis auch aus meiner Sicht echt happig ist. Von der Idee her sind die gar nicht schlecht, was mich stört ist eine gewisse "Klobigkeit", gerade im Vergleich zu den Alaska-Picks. Ich kann z.B. kaum 2 oder 3 Saiten mit den Fingern gleichzeitig zupfen, weil sich die Picks dabei immer im Wege sind. Mit einer Feile habe ich sie zwar ein wenig bearbeitet, so richtig warm werde ich damit aber nicht. Apropos "warm": Ich habe die Version aus Delrin, die klingt für mich sehr warm, manchmal sogar ein wenig dumpf. Interessant wär hier noch mal die Variante aus Polycarbonat, die soll ja heller klingen. Bisher haben mich aber die Kosten davon abgehalten. Vielleicht hat ja von Euch jemand Erfahrungen damit?
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote. Darf man eigentlich keinem erzählen, aber wir sind ja unter uns.
Mittlerweile spiele ich Fingerstyle meistens ohne Fingerpicks und habe bei der Nagellänge einen ganz guten Kompromiss gefunden. Und dann höre ich als Tipp, man könnte so Nägel ja feilen und polieren. Also habe ich mir entsprechendes Zubehör im Drogeriemarkt zugelegt und beim Bearbeiten der Nägel ist mir aufgefallen, dass die doch einige Rillen haben. Also munter mit der Feile den ganzen Nagel flächig von oben bearbeitet, bis alles schön glatt war. Optisch auch einwandfrei. Nur nach ein paar Tagen musste ich feststellen, dass ich wohl ganz gehörig Substanz weggenommen habe und die Nägel nun wie Papier sind und ständig abbrechen. Und das nach 30 Jahren Gitarrenerfahrung.

Jetzt muss ich halt ein paar Wochen warten, bis sich das ausgewachsen hat.
Daher in diesem Zusammenhang eine Frage an erfahrene Polierer und Feiler: Macht Ihr das nur am Nagelrand oder wie kann ich mir das vorstellen?
Ein schönes Wochenende
Christian