Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Moderator: RB
Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Geschätzte Forums-Kollegen und Kolleginnen
Ein guter Freund schenkte mir seine - die letzten 20 Jahre als Wandschmuck dienende - 'Wandervogelgitarre'; entweder zum spielen, basteln oder für die Mülltonne.
Leider ist kein Hersteller erkennbar, aber meiner kurze Web-Recherche deutet auf eine 'Meinel und Herold'-Gitarre der 1920/30er Jahre, hergestellt in Klingenthal (oder einen vergleichbaren Hersteller des vorher genannten, und zwar scheint die Gitarre bereits als Stahlsaitengitarre konzipiert und gebaut worden zu sein. Die Gitarre zeigt zwar deutliche Gebrauchsspuren, jedoch keine Risse, der Hals ist gerade, die Bünde noch gut,die Mechaniken drehen ohne Spiel, die Saitenlage beim 12. Bund ist etwas hoch, könnte aber durch einen niedrigeren Steg in die üblichen Bereiche optimiert werden. Einen Halseinlage / TRuss Rod scheint sie nicht zu besitzen resp. ist zumindest nicht sichtbar.
Ich werde sicher die Gitarre reinigen und versuchen, dünne Bronzesaiten (Light - 10 - 48 für eine nicht zu starke Saitenspannung) aufzuziehen und eben den Steg etwas tiefer legen. Viel investieren mag ich nicht, aber es reizt mich zu prüfen was da drin steckt.
Nun denn: es nimmt mich einfach wunder ob jemand von euch eine ähnliche Gitarre besitzt UND auch spielt? Falls ja, was sind eure Erfahrungen damit? 'Taugt' das was für Fingerstyle-Countr-Blues / Ragtime? Hat jemand evt. Tipps, welche Saiten speziell geeignet sind oder was sonst noch förderlich für eine gute Bespielbarkeit resp. annehmlichen Klang sein könnte? Oder wer weiss mehr über das Instrument resp. den Hersteller?
Ich freue mich auf eure kurzen Rückmeldungen und danke im Voraus dafür. Ich werde mich sicher nach erfolgter Auffrischungsaktion mit einem kurze Erfahrungsbericht melden.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Chris
Ein guter Freund schenkte mir seine - die letzten 20 Jahre als Wandschmuck dienende - 'Wandervogelgitarre'; entweder zum spielen, basteln oder für die Mülltonne.
Leider ist kein Hersteller erkennbar, aber meiner kurze Web-Recherche deutet auf eine 'Meinel und Herold'-Gitarre der 1920/30er Jahre, hergestellt in Klingenthal (oder einen vergleichbaren Hersteller des vorher genannten, und zwar scheint die Gitarre bereits als Stahlsaitengitarre konzipiert und gebaut worden zu sein. Die Gitarre zeigt zwar deutliche Gebrauchsspuren, jedoch keine Risse, der Hals ist gerade, die Bünde noch gut,die Mechaniken drehen ohne Spiel, die Saitenlage beim 12. Bund ist etwas hoch, könnte aber durch einen niedrigeren Steg in die üblichen Bereiche optimiert werden. Einen Halseinlage / TRuss Rod scheint sie nicht zu besitzen resp. ist zumindest nicht sichtbar.
Ich werde sicher die Gitarre reinigen und versuchen, dünne Bronzesaiten (Light - 10 - 48 für eine nicht zu starke Saitenspannung) aufzuziehen und eben den Steg etwas tiefer legen. Viel investieren mag ich nicht, aber es reizt mich zu prüfen was da drin steckt.
Nun denn: es nimmt mich einfach wunder ob jemand von euch eine ähnliche Gitarre besitzt UND auch spielt? Falls ja, was sind eure Erfahrungen damit? 'Taugt' das was für Fingerstyle-Countr-Blues / Ragtime? Hat jemand evt. Tipps, welche Saiten speziell geeignet sind oder was sonst noch förderlich für eine gute Bespielbarkeit resp. annehmlichen Klang sein könnte? Oder wer weiss mehr über das Instrument resp. den Hersteller?
Ich freue mich auf eure kurzen Rückmeldungen und danke im Voraus dafür. Ich werde mich sicher nach erfolgter Auffrischungsaktion mit einem kurze Erfahrungsbericht melden.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Chris
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Bin gerade auf Städtetour mal wieder in Leipzig in war vorhin im Musikinstrumentenmuseum des Grassi-Komplexes. Da stehen wirklich ähnliche Exemplare und deren Vorformen herum. Vieles aus DDR-ZEITEN. Recht interessant sind die Weißgerber-Instrumente, die von Wandergitarren bis zum Torres-Modell reichen und sie selbst der Biermann extrem geschätzt hat.
Übrigens, mir gefällt der Steg Deines Instruments. Liegt der noch völlig auf der Decke auf?
Übrigens, mir gefällt der Steg Deines Instruments. Liegt der noch völlig auf der Decke auf?
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
Lowden O 35 (Zeder/Blackwood)
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Das ist eine sehr schöne Gitarre mit einer Form, wie sie bereits im 18ten Jahrhundert anzutreffen war. Auch wirkt die so, als sei sie recht gut erhalten.
Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Schöne Gitarre, Wiener Bauart. Hat Christian Martin nach USA mitgenommen. Kannst du rausfinden, wie die Verbalkung innen ist?
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Viele Grüße
Martin
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Eastman E1-OM
Recording King RP1-626c
Sheeran S1
Lakewood M-18
Viele Grüße
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Ich tippe auf Leiter, das ist natürlich nur Spekulation.
Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Vielen Dank für eure Rückmeldungen, geschätzte Formuskollegen
Ein zweiter Blick heute morgen bestätigt mir, dass die Gitarre in einem für ihr Alter (was immer das sein mag, wohl 20/30er Jahre oder doch eher 50/60er?) in einem sehr guten Zustand ist:
- keine Risse, keine offenen Fugen
- Hals ist gerade, Griffbrett zeigt nur leichte Spielspuren, Bünde sind ok (Bundenden stehen leicht über, müssen bündig (!) geschliffen werden))
- der Steg sitzt fest auf der Decke, keine Risse, keine 'Luft' sichtbar
- ob die Decke massiv oder gesperrt ist ist nicht eindeutig feststellbar. Sieht eher nach gesperrt aus, es könnte aber auch nur die eingesetzte Rosette sein welche diesen Eindruck erweckt (siehe Bild)
- Bebalkung: nix Leiter-, nix X-, V- oder A-Bracing - einfachste und recht kräftige Querbalken
Nachdem gestern meine 000-18 fertig geworden ist (Baubericht im gitarrebassbau.de-Forum folgt) werde ich mich als Nächstes dieser Parlour widmen:
- reinigen
- Machaniken fit machen
- Bundenden bündig feilen/schleifen
- Steg- / Stegeinlage etwas tiefer legen um die Saitenlage etwas niedriger zu legen (zzt ca. 3.7mm / 12. Bund)
- neue XL-Saiten aufziehen
Sollte sie unerwarteretweise gut zu spielen sein und 'nach etwas' klingen, überlege ich mir weitere Massnahmen wie Griffbrett plan schleifen (oder vielleicht sogar einen geringen Radius schleifen?), den Steg zu kompensieren, vielleicht sogar ein zierliches Tortoise-Schlagbrett anzubringen, neu zu bundieren.......Das Ganze mehr zum Spass, ohne Ansprüche oder dem Ziel, daraus eine 'MEGA-Gitarre' zu machen (war sie nie, wird sie auch nie werden - aber vielleicht ok um im Urlaub darauf zu picken).
Bin gespannt, was da alles drin steckt und sich möglicherweise frei setzen lässt. Ich halte euch über meine Aktionen auf dem Laufenden.
Sonntägliche Grüsse aus der Schweiz
Chris
Ein zweiter Blick heute morgen bestätigt mir, dass die Gitarre in einem für ihr Alter (was immer das sein mag, wohl 20/30er Jahre oder doch eher 50/60er?) in einem sehr guten Zustand ist:
- keine Risse, keine offenen Fugen
- Hals ist gerade, Griffbrett zeigt nur leichte Spielspuren, Bünde sind ok (Bundenden stehen leicht über, müssen bündig (!) geschliffen werden))
- der Steg sitzt fest auf der Decke, keine Risse, keine 'Luft' sichtbar
- ob die Decke massiv oder gesperrt ist ist nicht eindeutig feststellbar. Sieht eher nach gesperrt aus, es könnte aber auch nur die eingesetzte Rosette sein welche diesen Eindruck erweckt (siehe Bild)
- Bebalkung: nix Leiter-, nix X-, V- oder A-Bracing - einfachste und recht kräftige Querbalken
Nachdem gestern meine 000-18 fertig geworden ist (Baubericht im gitarrebassbau.de-Forum folgt) werde ich mich als Nächstes dieser Parlour widmen:
- reinigen
- Machaniken fit machen
- Bundenden bündig feilen/schleifen
- Steg- / Stegeinlage etwas tiefer legen um die Saitenlage etwas niedriger zu legen (zzt ca. 3.7mm / 12. Bund)
- neue XL-Saiten aufziehen
Sollte sie unerwarteretweise gut zu spielen sein und 'nach etwas' klingen, überlege ich mir weitere Massnahmen wie Griffbrett plan schleifen (oder vielleicht sogar einen geringen Radius schleifen?), den Steg zu kompensieren, vielleicht sogar ein zierliches Tortoise-Schlagbrett anzubringen, neu zu bundieren.......Das Ganze mehr zum Spass, ohne Ansprüche oder dem Ziel, daraus eine 'MEGA-Gitarre' zu machen (war sie nie, wird sie auch nie werden - aber vielleicht ok um im Urlaub darauf zu picken).
Bin gespannt, was da alles drin steckt und sich möglicherweise frei setzen lässt. Ich halte euch über meine Aktionen auf dem Laufenden.
Sonntägliche Grüsse aus der Schweiz
Chris
Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Wieso sind jetzt die Bilder wieder nicht sichtbar?
Ich versuchs erneut......
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Nach den Innenaufnahmen zu urteilen, bin ich mir nahezu absolut sicher, dass es sich um eine massive Fichtendecke handelt und was die Bebalkung betrifft, so bezeichnet man eine solche mit zwei drei Querbalken als Leiter-Bebalkung, neudeutsch ladder bracing.segerc hat geschrieben:..
- ob die Decke massiv oder gesperrt ist ist nicht eindeutig feststellbar. Sieht eher nach gesperrt aus, es könnte aber auch nur die eingesetzte Rosette sein welche diesen Eindruck erweckt (siehe Bild)
- Bebalkung: nix Leiter-, nix X-, V- oder A-Bracing - einfachste und recht kräftige Querbalken...
Also alles in allem kein schlechter Fund, bei dem mich nur die Aussparungen am Steg bei der hohen e und g Saite etwas stutzig machen!?
Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Danke, ES335, wieder was gelernt
Ich war immer der Meinung, es bräuchte auch Längsbalken um die Zugspannung aufzunehmen, so wie das auf beiliegendem Bild zu sehen ist.
Die 'Aussparungen' am Steg sind keine solchen, sondern Überreste von Woll- oder anderen Fasern, welche wohl als Schutz der Saite beim Knick über den Steg gedacht waren. Die Stegeinlage ist lediglich ein Bunddraht, welcher in einen Schlitz des Holzsteges eingelegt ist. Schnurgerade, keine Art von Kompensation. Naja, wenn die Gitarre wie von mir vermutet als 'Wandervogelgitarre' gedacht war und somit v.a. Akkorde in den ersten/untersten Lagen gespielt wurden wird das nicht wirklich gestört haben.
Grüsse
Chris
Ich war immer der Meinung, es bräuchte auch Längsbalken um die Zugspannung aufzunehmen, so wie das auf beiliegendem Bild zu sehen ist.
Die 'Aussparungen' am Steg sind keine solchen, sondern Überreste von Woll- oder anderen Fasern, welche wohl als Schutz der Saite beim Knick über den Steg gedacht waren. Die Stegeinlage ist lediglich ein Bunddraht, welcher in einen Schlitz des Holzsteges eingelegt ist. Schnurgerade, keine Art von Kompensation. Naja, wenn die Gitarre wie von mir vermutet als 'Wandervogelgitarre' gedacht war und somit v.a. Akkorde in den ersten/untersten Lagen gespielt wurden wird das nicht wirklich gestört haben.
Grüsse
Chris
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Kompensierte Stegeinlagen haben erst in den 1980ern mehr Verbreitung gefunden. Auch die "großen" Marken hatten vorher in der Regel nur eine einfache Stegeinlage.segerc hat geschrieben:Die Stegeinlage ist lediglich ein Bunddraht, welcher in einen Schlitz des Holzsteges eingelegt ist. Schnurgerade, keine Art von Kompensation. Naja, wenn die Gitarre wie von mir vermutet als 'Wandervogelgitarre' gedacht war und somit v.a. Akkorde in den ersten/untersten Lagen gespielt wurden wird das nicht wirklich gestört haben.
Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
So eine Beleistung würde man als einfache Ausführung einer Gitterbeleistung bezeichnen!segerc hat geschrieben:...Ich war immer der Meinung, es bräuchte auch Längsbalken um die Zugspannung aufzunehmen, so wie das auf beiliegendem Bild zu sehen ist...
Deckenmaterial, -stärke und Beleistung stimmt man i.a. so aufeinander ab, dass ihr Zusammenspiel sowohl einen guten Klang als auch die erforderliche Stabilität ergibt. Im Klassikbereich gibt es sogar Decken-Konstruktionen ganz ohne Bebalkung, z.B. bei Jean-Luc Joie.
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Woran machst Du das fest?Es335 hat geschrieben:Nach den Innenaufnahmen zu urteilen, bin ich mir nahezu absolut sicher, dass es sich um eine massive Fichtendecke handelt
Liebe Grüße
Bernd
:
Klassik & Flamenco
Tabulaturservice auf Anfrage
=> Klassikliste anfordern
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Den stehenden Jahresringen im nachfolgenden Bild.Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Woran machst Du das fest?Es335 hat geschrieben:Nach den Innenaufnahmen zu urteilen, bin ich mir nahezu absolut sicher, dass es sich um eine massive Fichtendecke handelt
Die bestätigen zum einen das, was sich beim Aufzoomen der Decke von außen in den oberen Bildern, weniger scharf natürlich, bereits ergibt.
Außerdem ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass man sich bei einer Sperrholzdecke die Mühe gemacht haben soll, sie innen wie massiv aussehen zu lassen, oder!?
- guitar-hero
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Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
Hallo Chris.segerc hat geschrieben:... Bilder ...
.....
Egal was so manche EX_Pärten hier so von sich geben.
Framus und Co. hat so manche gutschwingende Gitarrendecke produziert,
die aus 3 Schichten aufgebaut wurde!
Wenn Du Deine Gitarrendecke, ( - aus welchen Gründen auch immer - ) testen möchtest, reibe doch einfach mal das SchallLoch ein wenig auf. !
Werner.
Re: Spielt jemand von euch SOWAS (= 'Wandervogelgitarre')?
... oder einfach mal die Decke mit einer Lampe oder einem Smartphone mit eingeschalteter Taschenlampenfunktion von innen anstrahlen! Eine massive Fichtendecke sollte dann soweit durchsichtig erscheinen, dass die Querbalken als Schatten zu erkennen sind!