Hallo,
die Beschäftigung mit Musiktheorie ist wirklich schwierig, insbesondere ohne Anleitung. Das ist ein Irrgarten, den es so weit zu erkunden gilt wie man muss, ohne sich zu verirren oder von durchgeknallten Nerds in immer entferntere Ecken gezogen zu werden. Kurz gesagt: Man muss das nicht verkomplizieren.
Das berühmte Buch von Haunschild wird immer wieder erwähnt und empfohlen. Dieses Druckwerk halte ich beispielsweise für völlig irreführend und ich warne auch dringend davor, sich zu viel von Gitarristen erklären zu lassen.
Erstmal lernen, wie Dur-Tonleitern aufgebaut sind. Mit dem ollen Quintenzirkel und "Geh du alter Esel Hechte Fischen" und "Fiebrige Buben Essen Aspirin Dessert Geschwind" erhellt sich das Dunkel schnell. Was die parallele Molltonart ist, lernt man quasi nebenbei.
Ich sage Dur und Moll. An dieser Stelle nichts von harmonisch oder melodisch oder mikadoisch Moll erzählen lassen. Das ist an dieser Stelle nur was für Nerds.
Dann lernen, dass ein Dreiklang mit 1, 3 und 5 aufgebaut ist. Wenn der Lehrer oder Buchautor an dieser Stelle "maj7" erwähnt, ohne vorher über Umkehrungen gesprochen zu haben, schnellstens die Flucht ergreifen.
Jetzt die Cowboygriffe C, A, G, E und D auf der Gitarre greifen und jeweils mal die 1, 3 und 5 suchen. Und wieder geht hier eine Lampe an - das "CAGED-System" wird im Regelfall viel komplizierter erklärt als es eigentlich ist.
Danach begreifen, dass ein Slash-Chord keine Spezialität des GnR-Gitarristen ist sondern nur ein Akkord mit einem anderen Basston.
Dann kann man mal herausfinden, wie ein 7er, 9er oder 11er Akkord aufgebaut. Bei Diskussionen über Unterschiede von beispielsweise A9 oder Aadd9 besser aussteigen, wenn ein + oder aug auftaucht und jemand mit leuchtenden Augen von vermindert faselt, werden meistens schon wieder eher Probleme als Lösungen gesucht. Ich versuche an diesen Stellen einfach herauszufinden, welche Töne gewünscht sind und lasse den theoretischen Unterbau beiseite.
An dieser Stelle empfehle ich die Beschäftigung mit dem Nashville-Number-System und Spielen mit Kapodaster. Transkription und Transposition sollten dann immer weniger Transpiration hervorrufen.
Kurz gesagt, ist man an dieser Stelle mit genügend Training in der Lage, einfache Songs aus dem Radio per Gehör nachzuspielen. Und wenn die Sängerin um die Ecke kommt und darum bittet, den Song doch mal zwei Ganztöne höher oder niedriger zu spielen, geht das auch - sogar ohne Kapo.
Und wenn jemand mit Modes und Kirchentonleitern um die Ecke kommt, bevor dieses Basics sitzen, ist das ein Irrweg. Ja, Frank Haunschild, ich rede unter anderem von dir.
So würde ich das heute vermitteln - ich bin aber auch kein Musik- oder Gitarrenlehrer.
Viele Grüße
erniecaster