Ich bin rückfällig geworden
Re: Ich bin rückfällig geworden
Ha, die Kline misst nach Plan 214 mm, hier sind es aber 3-4 mm mehr, die habe ich eigenmächtig stehen lassen. Was für Kerben meinst Du denn ? Verzierungs-Feilung am Rücken der Klinge ? Eingeschnitzte Kerben (eine Kerbe pro Grizzly) ? An der Klinge geht nichts mehr zu feilen, so viel ist sicher. Das macht die Feilen stumpf.
- Niels Cremer
- Beiträge: 9179
- Registriert: Mo Sep 26, 2011 8:32 pm
- Wohnort: Greater Munich
- Kontaktdaten:
Re: Ich bin rückfällig geworden
Ich hab mal geguckelt, es gibt wohl welche mit Kerben auf der Schneiden-Seite und welche mit Kerben auf dem Rücken, und welche mit beidem (dass die Leute immer so übertreiben müssen), anscheinend sind das jeweils Säge-Zähne, warum man dann zwei braucht - kA!?
Schönen Abend,
Niels
Schönen Abend,
Niels
Re: Ich bin rückfällig geworden
Ich dachte immer, die Kerben wären zum Entschuppen von Lachsen.
Music is the best. (FZ)
Re: Ich bin rückfällig geworden
Hallo allerseits, ich habe ein wenig weitergemacht. Vorab der aktuelle Stand der Dinge:

Anders, als bei Messern mit einem flach-Erl ist dieses mit einen steck-Erl versehen, das bedeutet, daß der Fingerschutz, der Griff und alle weiteren Elemente, die den Griff ausmachen, von hinten über den Erl geschoben und hinten verzurrt werden, entweder geschraubt, oder vernietet. Diese Bauweise ist uralt und ist schon von den Kelten für Dolche, Messer und Schwerter verwendet worden.
Bei diesem Messer hier kommt von vorne nach hinten (1) der Fingerschutz, (2) ein aus drei Scheiben aufgebauter "Kragen", (3) der eigentliche Griff und schließlich (4) eine Verschraubung. Also gilt es, erst einmal das Parierstück und den "Kragen" vorzubereiten. Beim Handschleifen habe ich festgestellt, daß ich sämtliche der Scheiben zu "Wippen" geschliffen habe. Legte man sie aufeinander, taten sich in seitlicher Ansicht grauenvolle Lichtspalte auf, ein Albtraum eines jeden Handwerkers. Also plan schleifen. Nur wie ? Von Hand schwer zu machen, also habe ich mir eine kleine Vorrichtung gemacht, auf die ich die Teile mit doppelseitigem Höllenklebeband geklebt und sie so plan geschliffen habe:

Die Vorrichtung. Eigentlich nur ein Alu-T-Stück und eine Schraube.....

Das Ergebnis: Perfekt plangeschliffene Scheiben.
Anschließend gab es einen 20 mm hohen und 5,5 mm breiten Schlitz in ein circa 11 cm langes Stück Griff hineinzubekommen. Das ist auch ein Albtraum, denn man muß bohren und dabei genau die richtige Richtung treffen und man muß mehrfach direkt nebeneinander bohren. Das ist mit der Bohrmaschine, die ich habe (Niels, du hast dieselbe, glaube ich) nur schwerlich zu machen.
Manche Messermacher behelfen sich mit einem Trick: Großzügig viel zu groß bohren, es wird ja sowieso mit Epoxidharz verklebt. Wenn das Messer aber "take down" bleiben soll, also so, daß der Griff demontiert werden kann, dann geht das nicht. Da besteht ein weiterer Trick, viel zu groß zu bohren, den Erl mit Vaseline einzuschmieren und dann mit Epoxidharz zu verkleben AABER den Griff in dem Augenblick herunterzureißen, in dem das Harz erst halb abgebunden hat. Dann läßt man es komplett erhärten und hat eine Schön passende Öffnung im Griff.
Diese Methode habe ich modifiziert, möglicherweise ist das sogar eine neue Methode:

1. Der Erl wird in ein Stück Papier eingewickelt ....

wobei ich hier recht dickes Papier (120 q/qm) genommen habe.

2. Das so entstandene Papp-Rohr mit rechteckigem Querschnit wird durch den Griff gesteckt, der vorher großzügig aufgebohrt worden ist. Ergänzend kommt ein Stück Plastik mit den Abmessungen des Erls hinein.

3. Anschließend wird die Bohrung im Griff mit Epoxidharz aufgegossen. Das Holzstück links dient der Fixierung in der richtigen Position.


4. Nach dem Aushärten ließ das Platickstück sich herausziehen ....

5. ... und eine rechteckige (naja ungefähr) Öffnung ist geschaffen ...

Beim ersten Durchschieben des Erls wurde noch etwas vom Papier mit herausgestossen ....

.... aber egal, es passt und der Griff läßt sich ohne Spiel aufschieben und wieder herunterziehen.
Jetzt kam der große Moment, in dem die Teile - abgesehen von der Verschraubung am Ende des Griffes - einmal zusammengesetzt werden konnten und heraus kam das da:

Der Hirsch passt zum Messer, denn diese Messerform heißt seit alter Zeit "long hunter", vermutlich, weil die Jäger mit den Longrifles sie durch die Wälder führten.

Als Verschraubung dient einstweilen eine gewöhnliche Mutter M6 nebst Unterlegscheibe.
Jetzt kommt die Fein- und Endbearbeitung. Zwischen dem Hirsch und der angrenzenden Metallscheibe ist ein derber Lichtspalt, das muß am Hirsch angeglichen werden. Die Ringe und das Parierstück sind nur grob bearbeitet. Sie sollen glatter werden und (da aus dem Carbonstahl C60 bestehend) auch gehärtet sein. Dabei werden sie grauschwarz und so wollte ich sie auch haben. Dann fehlt noch eine schicke Verschraubung, die wie ein zierendes Element aussehen soll, da fehlt mir noch eine richtige Idee.
Und dann die Lederarbeit.

Anders, als bei Messern mit einem flach-Erl ist dieses mit einen steck-Erl versehen, das bedeutet, daß der Fingerschutz, der Griff und alle weiteren Elemente, die den Griff ausmachen, von hinten über den Erl geschoben und hinten verzurrt werden, entweder geschraubt, oder vernietet. Diese Bauweise ist uralt und ist schon von den Kelten für Dolche, Messer und Schwerter verwendet worden.
Bei diesem Messer hier kommt von vorne nach hinten (1) der Fingerschutz, (2) ein aus drei Scheiben aufgebauter "Kragen", (3) der eigentliche Griff und schließlich (4) eine Verschraubung. Also gilt es, erst einmal das Parierstück und den "Kragen" vorzubereiten. Beim Handschleifen habe ich festgestellt, daß ich sämtliche der Scheiben zu "Wippen" geschliffen habe. Legte man sie aufeinander, taten sich in seitlicher Ansicht grauenvolle Lichtspalte auf, ein Albtraum eines jeden Handwerkers. Also plan schleifen. Nur wie ? Von Hand schwer zu machen, also habe ich mir eine kleine Vorrichtung gemacht, auf die ich die Teile mit doppelseitigem Höllenklebeband geklebt und sie so plan geschliffen habe:

Die Vorrichtung. Eigentlich nur ein Alu-T-Stück und eine Schraube.....

Das Ergebnis: Perfekt plangeschliffene Scheiben.
Anschließend gab es einen 20 mm hohen und 5,5 mm breiten Schlitz in ein circa 11 cm langes Stück Griff hineinzubekommen. Das ist auch ein Albtraum, denn man muß bohren und dabei genau die richtige Richtung treffen und man muß mehrfach direkt nebeneinander bohren. Das ist mit der Bohrmaschine, die ich habe (Niels, du hast dieselbe, glaube ich) nur schwerlich zu machen.
Manche Messermacher behelfen sich mit einem Trick: Großzügig viel zu groß bohren, es wird ja sowieso mit Epoxidharz verklebt. Wenn das Messer aber "take down" bleiben soll, also so, daß der Griff demontiert werden kann, dann geht das nicht. Da besteht ein weiterer Trick, viel zu groß zu bohren, den Erl mit Vaseline einzuschmieren und dann mit Epoxidharz zu verkleben AABER den Griff in dem Augenblick herunterzureißen, in dem das Harz erst halb abgebunden hat. Dann läßt man es komplett erhärten und hat eine Schön passende Öffnung im Griff.
Diese Methode habe ich modifiziert, möglicherweise ist das sogar eine neue Methode:

1. Der Erl wird in ein Stück Papier eingewickelt ....

wobei ich hier recht dickes Papier (120 q/qm) genommen habe.

2. Das so entstandene Papp-Rohr mit rechteckigem Querschnit wird durch den Griff gesteckt, der vorher großzügig aufgebohrt worden ist. Ergänzend kommt ein Stück Plastik mit den Abmessungen des Erls hinein.

3. Anschließend wird die Bohrung im Griff mit Epoxidharz aufgegossen. Das Holzstück links dient der Fixierung in der richtigen Position.


4. Nach dem Aushärten ließ das Platickstück sich herausziehen ....

5. ... und eine rechteckige (naja ungefähr) Öffnung ist geschaffen ...

Beim ersten Durchschieben des Erls wurde noch etwas vom Papier mit herausgestossen ....

.... aber egal, es passt und der Griff läßt sich ohne Spiel aufschieben und wieder herunterziehen.
Jetzt kam der große Moment, in dem die Teile - abgesehen von der Verschraubung am Ende des Griffes - einmal zusammengesetzt werden konnten und heraus kam das da:

Der Hirsch passt zum Messer, denn diese Messerform heißt seit alter Zeit "long hunter", vermutlich, weil die Jäger mit den Longrifles sie durch die Wälder führten.

Als Verschraubung dient einstweilen eine gewöhnliche Mutter M6 nebst Unterlegscheibe.
Jetzt kommt die Fein- und Endbearbeitung. Zwischen dem Hirsch und der angrenzenden Metallscheibe ist ein derber Lichtspalt, das muß am Hirsch angeglichen werden. Die Ringe und das Parierstück sind nur grob bearbeitet. Sie sollen glatter werden und (da aus dem Carbonstahl C60 bestehend) auch gehärtet sein. Dabei werden sie grauschwarz und so wollte ich sie auch haben. Dann fehlt noch eine schicke Verschraubung, die wie ein zierendes Element aussehen soll, da fehlt mir noch eine richtige Idee.
Und dann die Lederarbeit.
Re: Ich bin rückfällig geworden
Ist das edel.
Ich bin total begeistert. * * * * *
Gruß
Klaus
Ich bin total begeistert. * * * * *
Gruß
Klaus
________________________________
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
- Niels Cremer
- Beiträge: 9179
- Registriert: Mo Sep 26, 2011 8:32 pm
- Wohnort: Greater Munich
- Kontaktdaten:
Re: Ich bin rückfällig geworden
Wow, in der Tat, das sieht phantastisch aus! Ja, die Bosch Standbohrmaschine meinst du, oder? Die habe ich auch noch, mittlerweile ist sie noch ungenauer/unberechenbarer geworden beim Bohren da ich sie fast nur noch zum Schleifen, also mit Schleifzylindern als Ersatz für einen Spindelschleifer benutze, da hat sie trotz entsprechender Maßnahmen (Achsenführung des Schleifzylinders im Boden des Bohrständers) durch den Seitendruck den man mitunter ausübt doch ziemlich gelitten. Iwann muss da mal heavy-duty Ersatz her, aber bisher ging‘s noch einigermassen, es gibt ja Tricks …
Bestell Reinhild einen schönen Gruß, sie macht hervorragende Arbeit!
LG,
Niels
Bestell Reinhild einen schönen Gruß, sie macht hervorragende Arbeit!

LG,
Niels
Re: Ich bin rückfällig geworden
Das Messer ist ausgesprochen schön geworden, Reinhard!!
Sauberes Handwerk.
Sauberes Handwerk.

lg
HR
www.hr-guitarmusic.at
soundcloud - facebook
CD "Fingastail" auf soundcloud
Mein YT-Kanal HR guitar music
HR
www.hr-guitarmusic.at
soundcloud - facebook
CD "Fingastail" auf soundcloud
Mein YT-Kanal HR guitar music
Re: Ich bin rückfällig geworden
Auch wenn ich handlichere Küchenmesser und Holzgriffe bevorzuge, möchte ich mich den Vorschreibern anschließen: Sehr schöne Arbeit! Hat die Klinge einen leichten Hohlschliff oder täuscht das auf den Fotos?
Re: Ich bin rückfällig geworden
Das täuscht, es ist ein Flachschliff. Von hohlschliff bei derartigen Messern halte ich nicht viel. Da bleibt man beim Schneiden von Karotten, Äpfeln oder Zwiebeln an der "Schulter" des Anschliffs stecken.
Die Industrie bietet solche bowiemesser häufig mit einem Hohlschliff bei gleichzeitig derber Klingenstärke an. Meines Erachtens eine völlig verfehlte Geometrie.
Die Industrie bietet solche bowiemesser häufig mit einem Hohlschliff bei gleichzeitig derber Klingenstärke an. Meines Erachtens eine völlig verfehlte Geometrie.
- Holger Hendel
- Beiträge: 12509
- Registriert: Do Feb 17, 2005 7:18 am
- Wohnort: Soltau, Niedersachsen
- Kontaktdaten:
Re: Ich bin rückfällig geworden
Donnerschlag, jetzt noch´ne Schippe schöner als mit dem Pappgriff. 

www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Re: Ich bin rückfällig geworden
Also diese Klinge schützt ja vor jedem Einrecher
Das wäre ja auch ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk.
Bewundernswert, was Du da drauf hast.
Gruß
Klaus

Das wäre ja auch ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk.
Bewundernswert, was Du da drauf hast.
Gruß
Klaus
________________________________
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
Re: Ich bin rückfällig geworden
Naja, ich mache das nun seit vier Jahren (mit vielleicht insgesamt einem Jahr Pausen dazwischen), also sollte es langsam gehen. Aber es war dennoch ein ganz schöner Kampf, alles einigermaßen sauber und passend hinzubekommen. Jetzt bkommt die Schneidenbasis, die mit 0,8 -0,9 mm recht stark ist, eine derbe, also eher stumpf-winkelige Schneide. Die reicht vielleicht nicht unbedingt für die morgendliiche Rasur, behält aber eine gesunde Gebrauchsschärfe auch bei derbem Mißbrauch, Hacken und Hebeln. So ist der Plan. Dann kommt eine schöne Lederscheide, die mir vor dem inneren Auge schon vorschwebt.
Re: Ich bin rückfällig geworden
Wenn du was machst, dann machst du's richtig, wie es scheint.
Wunderschönes Messer!
Wunderschönes Messer!