Gewissensfrage

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Antworten
jagger
Beiträge: 3
Registriert: Do Sep 13, 2007 9:57 am

Gewissensfrage

Beitrag von jagger »

Hallo zusammen,

bin eigentlich vor ca. 8 Jahren wieder zum Gitarrenspielen gekommen.
Mein Wiedereinstieg erfolgte direkt über eine Band und ich spielte
von da an E-Gitarre (Strat). Nun habe ich zwischenzeitlich das
"Bandenspiel" aufgegeben und mir zwischenzeitlich ein Blueridge 160
zugelegt. - und zunehmend Gefallen am akustischen Spiel gefallen gefunden.

Nun ja, man besucht natürlich so den einen oder anderen Gitarrenladen
und verspürt zeitweise den Wunsch sich gitarrentechnisch weiter zu
entwickeln.

Die Strat (US-Fender mit Häussel-PU/Steg) liegt eigentlich nur noch im Koffer.
Da meine finanziellen Möglichkeiten limitiert sind, spiele ich mit dem
Gedanken mein E-Equipment zu verkaufen, zu Gunsten einer Akustik-
Neuanschaffung. Hat jemand von euch schon mal eine solche Ent-
scheidung getroffen und ist glücklich damit geblieben ?

Stellungnahmen eurerseits würden mich schon mal interessieren
(ich weiss; die Entscheidung muss ich selbst treffen ;-)

Grüsse Jagger
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20406
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Hi Jagger, willkommen hier. Deine Frage kann ich mit Ja beantworten. Ich hatte eine Telecaster (52 Vintage Reissue Bj. 84) und eine Wahsburn Tele mit B-Bender, desgleichen Amp. Ich habe alles verkauft, nachdem ich keine Lust mehr hatte und habe das nicht bereut.

Nun ist das aber, wie Du schon richtig gesagt hast, eine Entscheidung, die für den einen richtig ist, das für den anderen aber nicht unbedingt. Für mich war es in Ordnung, weil

A) mein gelegentliches Bandenspiel sich erledigt hatte, die Herren haben es vorgezogen sich in alle Windrichtungen zerstreuen zu lassen. Und dann fragt man sich allmählich: "Was fange ich alleine mit einer E-Gitarre an ?" Ich habe sie mir umgehängt, eingestöpselt, alle möglichen Gerätschaften eingeschaltet, um dann ein paar Takte zu spielen, aber ohne den Rest klingt das in meinen Ohren immer unvollständig. Die E-Gitarre ist für mich eine Krücke, wenn man keine Band hat. Vielleicht ist es so, daß die akustische Gitarre eine menschliche Qualität hat, die der E-Gitarre irgendwie abgeht. Ernsthaftigkeit und Wärme im Ton. Mit der akustischen Gitarre kann ich ein konzertantes komplettes Musikstück spielen oder unter Hinzuziehung der Stimme Lieder vortragen. Mit der elektrischen ist das irgendwie anders.

B) ich habe mit akustischer Gitarre angefangen und meine ersten Bestrebungen technischer Art waren von der Begeisterung für die Musik von Donovan, Neill Young und Crosby, Stills & Nash, Arlo Guthrie und Bob Dylan, W. Lämmerhirt und Hannes Wader angetrieben. Da gab es bestimmte Techniken, die es zu erlernen galt. Dann kam eine elektrische Periode und die war nach einigen Jahren vorbei. Insofern bin ich nur zu dem zurückgekommen, was mich am Anfang gefangen nahm und das tut es mehr oder weniger immer noch. Außerdem gibt es inzwischen noch weitere Techniken und Stile auf der akustischen, die mir gefallen und immer neue und erstaunliche Spieler dieses Instruments tauchen auf.

So kommt es wohl, daß ich keinerlei Entzugserscheinungen hatte. Vielmehr wundere ich mich über mich selbst, denn das, was ich in dem letztn Band-Kontext gemacht hatte, wäre auf der akustischen genausogut oder gar noch besser gewesen, als auf der Telecaster.
Gerrit
Beiträge: 1158
Registriert: So Jan 29, 2006 1:45 pm

Beitrag von Gerrit »

Hallo.

Ich denke auch das du dieses mit dir "ausmachen" musst.

Auch ich besitze immer noch eine "Elektrische", werde diese aber jetzt quasi zu Weihnachten verkaufen, samt Zubehör.

Mir ergeht es ähnlich wie Reinhard, auch ich probiere immer wieder mal ein wenig mit der Gitarre, aber es bleibt unkomplett. Eine E-Gitarre ist für den Bandeinsatz gemacht, finde ich zumindest. Eine Akustische dagegen kann ein richtiges Orchester sein, je nach Spielweise.

"Back to the Roots" ist für mich somit das Motto..Dylan, Baez, Stevens, Young, Wader, Cohen, Watson, Lämmerhirt, und viele, viele andere waren meine Inspiration zur Musik achon als Kind. Darum habe ich akustische Gitarre gelernt ursprünglich und bin nach langer vielseitiger Reise durch den Musikdschungel dorthin zurückgekehrt...


Gruessli, Gerrit
jagger
Beiträge: 3
Registriert: Do Sep 13, 2007 9:57 am

Beitrag von jagger »

Hallo Reinhard und Gerrit,

im Kern trifft es genau das, wie ich über das Thema denke. Hatte mich
bisher einfach nicht getraut den Schritt zu gehen.
Danke für die Antworten.

Gruss Jagger

Ach ja, will jemand ne Strat kaufen ? ;-)
Gerrit
Beiträge: 1158
Registriert: So Jan 29, 2006 1:45 pm

Beitrag von Gerrit »

Ich verstehe dich nur zu gut...

Bei mir ist auch immer noch ein wenig "Wehmut" wegen vergangener Tage dabei. Unsere Übungsstunden waren immer sehr lebendig und wir haben viel zusammen gemacht, also hängen noch viele schöne Erinnerungen an die E-Zeit...

Wenn du wirklich verkaufen willst und es dich noch schmerzt, so würde ich mal in ein paar Läden gehen und mir ein paar feine "Akustische" antesten, damit man mal einen genaueren Eindruck für das Neue, was dann möglich ist, bekommt... :wink:


Gruessli, Gerrit
Gast

Re: Gewissensfrage

Beitrag von Gast »

Wenn ich eine alternative Meinung anbieten darf: ich würde eine gute Strat nach Möglichkeit behalten, denn sie eignet sich prima zum stillen Üben. Wenn mir danach ist, mal in der Nacht etwas zu spielen, ich keine Zuhörer mag oder die Familie die Nase voll von Gitarrenmusik hat, ist die Strat meine Übungsgitarre der Wahl. Manche Akustikspieler Leute kaufen sich dafür extra stille Spezialgitarren (z.B. in Form von besaiteten Rahmen), aber eine gute Strat klingt auch ohne Verstärkung noch wie eine richtige Gitarre. Außerdem macht es Spaß und man bleibt in der Übung, wenn man zum Radio immer mal wieder ein paar lockere Riffs und Soli auf der Strat spielt. Würde ich mich also elektrisch zur Ruhe setzen, so könnte ich wohl ohne viel Gewissensbisse Verstärker, Boxen und überflüssige Gitarren verkaufen, aber meine Lieblingsstrat würde ich schon behalten. Tipp: steigt man voll auf Akustikgitarre um, zieht man natürlich auch entsprechend stärkere Saiten auf die Übungsstrat auf, der Hals hält das locker aus. Ich verwende auf meiner "stillen Strat" als Kompromiss 11er.
Benutzeravatar
chrisb
Beiträge: 1893
Registriert: Mi Apr 20, 2005 11:33 am

Beitrag von chrisb »

Vielleicht ist es so, daß die akustische Gitarre eine menschliche Qualität hat, die der E-Gitarre irgendwie abgeht. Ernsthaftigkeit und Wärme im Ton.
sehr schön gesagt reinhard!
chrisb
stringbender
Beiträge: 245
Registriert: Mi Mär 28, 2007 2:03 pm
Wohnort: Schorndorf
Kontaktdaten:

akustik

Beitrag von stringbender »

Eine Fender Strat mit Häussel PU's :D
Das kommt mir so bekannt vor. Ich habe auch mal so eine gehabt und sie dann gegen eine Häussel Akustikgitarre eingetauscht. Ich hab's nicht bereut, zumal diese Entscheidung dann auch damit geendet hat, dass ich den Gitarrenbau angefangen habe. :lol:

Trotzdem, die E-Gitarre ist jahrelang doch geblieben. Mal hab' ich eher Akustik gespielt, dann wieder E-gitarre. Seit 7 Jahren zu 99% nur noch Akustik und Flamencogitarre.

Wenn Du von der E-Gitarre kommst musst Du die Akustikgitarre erst einmal neu für Dich entdecken. Dann entwickeltst Du Deinen eigenen Stil darauf.

Gruß
Armin
Armin Dreier Gitarrenbau
Römerstr.9
73614 Schorndorf
07181/44486
www.dreier-gitarren.de
Gast

Beitrag von Gast »

Im Leben nie würde ich meine E-Gitarren
verkaufen!
Im Leben nie würde ich meine Akustikguitarren
verkaufen!

Mir machen beide Welten sehr viel Spass, ab und zu
vermischen sie sich sogar.
Jack Johnson z.B. setzt erfolgreich Powerchords auf seinen
Akustikgitarren ein.

Ich liebe den cremigen Sound meiner Paula, das twängen meiner
Tele ,das volle, unverstärkte Singen meiner Songwriter Akustik
sowie den warmen bauchigen Ton der Zeder-Takamine...

So lange ich es nicht aus wirtschaftlichen Gründen tun muss,
was natürlich jederzeit passieren kann, erhalte ich mir diese
Vielseitigkeit.

Wobei ich dazu sagen muss, daß ich kein Fingerpicker bin - ist
mir persönlich zu wenig Rock 'n Roll.

@Jagger:
Da es bei Dir aus finanziellen Gründen nicht anders geht sage ich
aber trotzdem:
Weg mit dem Ding, wenn Du's nicht spielst - ne Strat steht schnell
wieder vor der Tür, wenn Du sie brauchst und Harry lebt vermutlich
auch noch ne Weile und wickelt seine PU's.

Viele Grüße, Nik
Gast

Beitrag von Gast »

...
Zuletzt geändert von Gast am So Jan 31, 2010 4:12 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gast

Beitrag von Gast »

T. hat geschrieben:Von dem Vorschlag, die Strat als "Silent-Übungsgitarre" zu verwenden halte ich nichts... die Dynamik und Klangentfaltung einer Akustik hat nun mal nur eine Akustik.
Aber nicht jedermann hat die Räumlichkeiten, zu jeder Tageszeit bei Bedarf die "Dynamik und Klangentfaltung" einer Akustik zu genießen. Ich hatte gerade heute wieder um 2 Uhr Nachts das Bedürfnis auf Gitarrenmusik - und wir mir etwas gehustet worden, hätte ich zu dieser Zeit zur Lakewood statt zur Strat gegriffen. Eine Strat ist wegen des geringeren Saitenabstandes für die rechte Hand übrigens schwieriger zu spielen als eine Akustik. Triplets muss man darauf viel präziser spielen.
Gast

Beitrag von Gast »

Also, wenn das Teil nur noch im Koffer liegt und du die Kohle brauchst für ein anderes Instrument, dann würde ich es mir noch eine zeitlang überlegen und dann verkaufen.
Hat jemand von euch schon mal eine solche Ent-
scheidung getroffen und ist glücklich damit geblieben ?
Ich hab schon oft Gitarren verkauft/getauscht, die ich eigentlich auch gerne behalten hätte, die aber wegen Neuanschaffungen schließlich doch gehen mussten. Bereut habe ich es selten.

Grüße, Kai
Gast

Beitrag von Gast »

...
Zuletzt geändert von Gast am So Jan 31, 2010 4:12 pm, insgesamt 1-mal geändert.
jagger
Beiträge: 3
Registriert: Do Sep 13, 2007 9:57 am

Beitrag von jagger »

Sehr interessante und hilfreiche Überlegungen !!!

Nun denn, ich werde euch berichten.

Grüsse Jagger
Fred
Beiträge: 110
Registriert: Di Mai 08, 2007 8:33 am

Re: Gewissensfrage

Beitrag von Fred »

jagger hat geschrieben:Die Strat (US-Fender mit Häussel-PU/Steg) liegt eigentlich nur noch im Koffer.
Da meine finanziellen Möglichkeiten limitiert sind, spiele ich mit dem
Gedanken mein E-Equipment zu verkaufen, zu Gunsten einer Akustik-
Neuanschaffung. Hat jemand von euch schon mal eine solche Ent-
scheidung getroffen und ist glücklich damit geblieben ?
Mir ging's genauso. Die E-Gitarre ist nun schon über ein halbes
Jahr verkauft (und lag davor ein Jahr lang fast nur im Koffer).
War für mich genau die richtige Entscheidung, spiele nur meine
Akustik und vermisse rein gar nichts...
Sachkenntnis kann eine lebhafte Diskussion nur behindern...
Antworten