Hallo,
ich will hier vieles nicht wiederholen und dass ich ein fast militanter Verfechter der Dichtung in der Sprache, die der Dichter beherrscht bin, brauche ich auch vielen nicht mehr zu sagen (das soll nicht heißen, dass ich die deutsche Sprache beherrsche, aber doch besser als jede andere).
Ich empfinde viele Versuche auf Englisch Lieder zu schreiben (also von nicht gut englisch Sprechenden) als Alibi, um sich so ein bisschen darum herum zu drücken, seine Gefühle in verständliche (auch für sich selbst verständliche) Worte zu packen. Vielleicht auch aus Angst, seine Gefühle anderen sichtbarer zu machen als man/ frau eigentlich will. Mit Collin Wilkie habe ich eine lange Diskussin darüber geführt. Collin lebt nun schon seit vielen Jahren in Deutschland, würde aber nie auf die Idee kommen ein deutsches Lied zu machen. Ganz im Gegenteil, er hat sogar schon deutsche Texte in seine Muttersprache übersetzt, um das Gefühl, was darin lag auch wirklich ausdrücken zu können.
@mitra und @H-bone, euer Argument kann ich gut verstehen, aber versucht es einfach mal, vielleicht kommt ja irgendwann der Punkt, wo im Gesang und mit der Musik plötzlich auch die deutsche Sprache eine (euch) wohlgefällige Ausdrucksweise schafft.
@rancid: deiner Argumentation kann ich nun gar nicht folgen, was sollen denn englische Texte sein, wenn nicht labbrig oder ernsthat oder intellektuell????
Und die instrumentale Unterlegung muss weder irische noch marschmusikmäßig sein. Ich halte es dabei so, dass sie mein Gefühl mit ausdrücken soll. Z.B. habe ich viele Lieder, die sehr bewußt in der musikalischen Gestaltung etwas anderes vermuten lassen, als der Text aussagt - in diesen Fällen gewollte reine Provokation.
Wer sich ein wenig mit deutscher Volksmusik (nicht volkstümmliche Musik) beschäfftigt, wird sehen, dass in der alten Kultur sehr viele ebenso ansprechende Lieder existieren, wie in Irland oder sonstwo. Lieder, die in unterschiedlichsten Tempi oder musikalischen Ausdrucksformen momentane Emotionen, verklausolierten Protest etc. ausdrücken. Aber deutsche Volkslieder darf man ja auch heute noch nicht als ernstzunehmende Musik bezeichnen
Vergleiche mal einfach die beiden Lieder "Drei Zigeuner" und "des Schneiders Höllenfahrt"
wieder @alle:
Ist der folgende Versuch wirklich labberiger oder unspezifischer oder oder oder...
Vor vielen Jahren lebte ich
Mit dir und alles schien normal
Oft fragt’ ich mich, was stimmt hier nicht
In jeder Nacht war’n Zweifel meine Qual.
Als Vogel eingesperrt zu sein
War mein Gefühl mit dir zusammen
Und immer Streit und lautes Schrein
Wär’ gerne stark gewesen und weggegangen
Ref.:
Frei, frei, frei wie ein Vogel so frei
doch hab ich’s mich niemals gewagt
Frei, frei, frei wie ein Vogel so frei
Die Kraft zu fliegen hab’ ich nie gehabt
@ mitra:
Ich find deinen Versuch super und rate dir weiter zu machen. Mach es ruhig auf englisch, um ein Gefühl für den Gelichklang der Syntax und der Musik zu bekommen, denn einen Vorteil hat die englische Sprache tatsächlich - vieles kann in kurzen Sätzen ausgedrückt werden, wozu die deutsche Sprache lange Sätze benötigt. Aber knie dich richtig rein und überlege dir, ob du dein Gefühl fühlen willst, dann ist die Musik der wichtigere Part und es ist egal, ob dein Text so aufgebaut ist, dass ein anderer dein Gefühl nachvollziehen kann, oder ob du dein Gefühl mitteilen willst, dann solltest du dir wirklich bei dem "Hineinhören in deine Texte" die Frage stellen, ob es auf Dauer in einer "fremden" Sprache geht.
Mario