Adirondack Decke ?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

Guitar Romeo Whisky
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Beitrag von Guitar Romeo Whisky »

Ich finde das Thema "Fichtendecke" auch sehr interessant; zunächst klingt die Decke ja mit dem Kasten zusammen, aber wenn man mal die Kombination gefunden hat, die einem geil klingt (bei mir Fichte+Palisander), kann man schon etwas mehr in die Tiefe gehen. Auch optisch (das Auge hört mit) gibt es da Phänomene. Ich kann zum Beispiel, obwohl das klasse Gitarren sind für´n mehr als fairen Preis, bei STEVENS denen ihre bevorzugte Hamsterpfote-Haselmaus oder wie die heisst Fichte überhaupt nicht ab. Da hör ich nicht hin, die sieht für mich -------- aus.

Andererseits: ich habe eine Martin "Bellezza Nera", mit Cremoneser Geigenfichte, von der man garnix sieht (ist ja schwarz), die aber sagenhaft klingt.

Wenn ich mal im Custom shop asen dürfte, würde ich sagen: Cremoneser Geigenfichte. Sie müsste aber auch gut aussehen...

Also da spielt mehr rein, in die Empfindung, als die reine Ratio. Es bleibt schwer....
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:Wenn ich mal im Custom shop asen dürfte, würde ich sagen: Cremoneser Geigenfichte. Sie müsste aber auch gut aussehen...
Was ist denn bitte Geigenfichte ? Picea abies violinensis ?

Steht bestimmt im Wald neben den Mondfichten... :wink:
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Ach Martin,

das ist doch nur angelehnt an die in Cremona gebauten Geigen. :wink:

In Cremona lebten und wirkten Geigenbauer, wie Stradivari, Amati, Guarneri usw. Ich denke mal, dass die Besonderheit dieser Instrumente auch ein wenig mit dem dort und dann benutzten Fichtenholz zusammenhängen mag. Und GRW ist wohl der Meinung, es währe vielleicht nicht schlecht, ein paar Geigen dieser Meister aus dieser Zeit aufzukaufen, diese fachmännisch zu zerlegen und zu einer Gitarre neu zusammen zu leimen.

Oder verstehe ich das jetzt miss? :roll:
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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kulte
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Beitrag von kulte »

Cremoneser Geigenfichte?

Was das wohl ist? Ich tippe mal Alpenfichte.
Bin immer wieder erstaunt was an Namen dazukommt.

Aber wenn die Gitarre klingt, was solls? Dann könnte es von mir aus auch alles andere sein.

grüße,
k.
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"Many people would sooner die than think; In fact, they do so." - Bertrand Russell
Guitar Romeo Whisky
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Beitrag von Guitar Romeo Whisky »

Ist sinnvoll Deutsch für "Italian Alpine Spruce", wer lieber Englisch mag....
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:Ist sinnvoll Deutsch für "Italian Alpine Spruce", wer lieber Englisch mag....
Gut, die wörtliche Übersetzung "Italienische Alpenfichte" hätte mich auch in keinster Weise stutzen lassen... wobei sich in USA die Bezeichnung "Italian Alpine Spruce" als Synonym für "Europäische Alpenfichte" durchgesetzt zu haben scheint... klingt halt gut nach Dolce Vita und Chianti... :wink:

Wie auch immer, aber wie kommst du auf die Region Cremona ?
Cremona ist rotzflach und liegt 50 m über Null, unwahrscheinlich dass von dort Alpenfichte stammen soll, die den Namen verdient.

Und wenn ich zu meinem Tonholzhändler gehe und "Geigenfichte" möchte (die ich im Übrigen massenhaft für Leisten verarbeite), dann bekomme ich zwei kleine, keilförmig geschnittene Brettchen, die nie und nimmer als Decke für eine 000 ausreichen. Und bevor der Baum nicht in dieses Brettchenformat zerkleinert ist, ist es ganz einfach Alpenfichte, da kannste auch Stühle und Schränke d'raus machen.

Mein "Gemecker" ist eigentlich nur dahingehend, dass all diese "Phantasiebezeichnungen" es den Kunden und Herstellern manchmal verdammt schwer machen und durch nichts begründet sind.

Wenn jetzt ein Kunde zu mir kommt, der deinen Beitrag gelesen hat und möchte ausdrücklich keine Alpenfichte, sondern Cremoneser Geigenfichte, ja, da hab' ich dann alle Mühe deutlich zu machen, dass das ein und dasselbe ist. Dito mit der hochgehypten "Mondfichte"... da redet man sich dann den Mund fusselig, dass es sowieso gang und gäbe in der Holzwirtschaft ist, den besten Fällzeitpunkt zu ermitteln, und dass dieser von weitaus mehr Faktoren abhängig ist, als vom Mond.

Jede europäische Alpenfichte, ob Italien, Schweiz, Deutschland, Österreich, ist ein und diesselbe Spezies (Picea abies var. alpestris).

Und, ach ja, letztendlich kommt es auf den einzelnen Baum an und nicht auf die Region.

Gruss, Martin
Guitar Romeo Whisky
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Beitrag von Guitar Romeo Whisky »

Na und? Ist doch in jedem Bereich so- Die Marketingleute suchen Begriffe, die von den ernsthaften Handwerkern entweder nicht gefunden würden oder die ihnen zu peinlich wären. Aber Marketing ist alles. <ich bin kein Marketing-Mann, aber ich weiß, dass es wirkt und es macht mir als sprachbegabtem Vielschreiber auch Spaß. Ich haue doch niemand übers Ohr damit. Du willst doch nicht im Ernst behaupten, jemand käme zu Dir und sagt: "GRW hat im Forum geschrieben..."

Ich habe diesen Begriff gehört, als (blumige) Übersetzung für "italian alpine spruce" goutiert und wende den deswegen selber an. Cremona deshalb, weil die ganzen alten Geigenbauer dort gewirkt haben. Der alte Stradivari hat sich wahrscheinlich für seine ganze Laufbahn da in der Nähe eine (ich denke, damit kam der aus) Fichte gefällt und davon seine ganzen Instrumente gebaut. Sozusagen ein heiliger Ort des Instrumentenbaus, egal ob Vollmond oder Sonnenfinsternis oder wann der die gekloppt hat.

Das kannst Du dem Kunden genau so sagen; "ist ein blumiger Begriff für Alpenfichte". Wer sollte sich da beschwert fühlen? Heisst ja auch inzwischen "SALE" anstatt Schlussverkauf und und und.

Und das mit "im Custom Shop asen" meine ich ernst. Ich bin davon überzeugt, nach 40 Jahren Picking, dass meine Traumkombination von Gitarre die folgende ist: Palisander für Boden und Zargen (Rosewood, ist das nicht der sprachlich umgekehrte Fall?), Fichte für die Decke (wenn möglich, Cremoneser Geigenfichte wie bei Martin 000-28 Bellezza Nera
(Daher weht nämlich der Marketing Wind, es geht um italienische Namen!)

Und kein "slotted Headstock" (oder ist Dir das sperrige "durchstochenes Wirbelbrett" lieber? Das geht mir nämlich nur auf die Nerven beim Saitenwechseln.

Und wenn Du bereit bist, mir diese Kiste für bis €3.000 zu bauen, ist sie hiermit bestellt.

Aber bitte mit Cremoneser Geigenfichte, die klingt nämlich nicht nur dem Namen nach geil!

GRW

P.S. Hast Du die Bellezza Nera mal gehört? Das macht schon was her!
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:Aber Marketing ist alles.
Mag schon sein, nur hat jeder seine eigene Marketingstrategie... meine heisst "spielen lassen...", der Rest erledigt sich dann meist von selbst... :wink:

Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:Der alte Stradivari hat sich wahrscheinlich für seine ganze Laufbahn da in der Nähe eine (ich denke, damit kam der aus) Fichte gefällt und davon seine ganzen Instrumente gebaut..
Stimmt, so sagt es die Legende...
"In einer kalten Januarnacht im Jahre 1707 machen sich zwei Männer auf den Weg. Der dichte Wald des Val di Fiemme verschluckt das Knirschen ihrer Holzschule auf der dünnen Schneeschicht ... Nach zweistündigem Fußmarsch nähern sie sich dem Baum: einer schwarzen Fichte mit hohem Astansatz ..."
Aus: Frédéric Chaudière - Geschichte einer Stradivari

Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:Und wenn Du bereit bist, mir diese Kiste für bis €3.000 zu bauen, ist sie hiermit bestellt.
Aber gerne doch... schick' mir eine Mail, noch ein paar Angaben mehr und ich schicke dir ein Angebot...

Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:Aber bitte mit Cremoneser Geigenfichte, die klingt nämlich nicht nur dem Namen nach geil!
Du bekommst die feinste und leichteste Cremoneser Geigenfichten-Decke, die du dir vorstellen kannst... federleicht und wunderbar steif, durchgehend stehende Jahresringe und ein Silking von dem man träumt... und nix Hamsterpfote... :wink:
Und natürlich ein Bracing aus 30 Jahre alten Geigendecken...
Und feinstes Switenia für den Hals.
Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:P.S. Hast Du die Bellezza Nera mal gehört? Das macht schon was her!
Ich hab' eine in der Werkstatt hängen... über die klanglichen A/B-Vergleiche kann sich unser Saitenheimer gerne mal auslassen... gell, Stefan ? :wink:

Gruss, Martin
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Macht weiter...ich mach mich nass*LOOOL*
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hogga, was gibt's zu lachen ?? Das ist eine ernsthafte Kommunikation zwischen erwachsenen Menschen...

Alles ernst gemeint...
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

H-bone hat geschrieben: Ich hab' eine in der Werkstatt hängen... über die klanglichen A/B-Vergleiche kann sich unser Saitenheimer gerne mal auslassen... gell, Stefan ? :wink:

Gruss, Martin
Jo, das Thema hatten wir ja schon mal.
Wir haben damals zu dritt den Vergleich zwischen der Bellezza Nera und der Alegria gestartet. Zwar haben beide einen OM-Korpus, Holzauswahl und Halsansatz sind aber völlig unterschiedlich. Das macht sich dann aber auch klanglich sehr bemerkbar. Das Koa der Alegria sorgt für einen samtigeren Ton, der Halsansatz am 12. Bund für mehr Volumen und Wärme.
Da kommt´s halt darauf an, für was man die Gitarre verwendet und welchen Ton man mag. Für meine Picking-Geschichten wäre mir das Klangbild der Bellezza Nera einfach zu flach. Aber das ist - wie immer - natürlich Ansichtssache.
Viele bevorzugen halt auch diesen typischen "Martin-Sound".


Stefan
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

moin,

tschuldigung wenn ich mich hier einmische in die schöne diskussion.
möchte nochwas zur hamsterpfote-haselnussmaus-decke sprich haselfichte sagen. ein gewisser jacobus stainer (der östereichische stradivari) hat für seine geigen haselfichte verwendet. dies sind auch als tiroler hamsterpfötchen-geigen bekannt. natürlich wurde der name für werbezwecke gewählt.

aber mal im ernst GRW. lass dir einfach vom h-bone drei gitarren bauen: eine in geigenfichte, eine in haselfichte und eine in koa. und wenn dir eine davon nicht gefällt, gibst du sie hier im forum ab.
chrisb
Guitar Romeo Whisky
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Beitrag von Guitar Romeo Whisky »

Hamsterpfote-Haselmaus kann von mir aus klingen wie Bolle, mir gefällt es einfach optisch nicht. Sehe ich ja an der Gibson, dass es nicht gut funktioniert, also das toll klingen+doof aussehen.
Koa will ich nicht, das ist von Hawai und da gibt´s kein Bier.

Ich komme vom Blues+Ragtime her, also von mir aus kann so´n Kasten auch mal richtig krachen, dass man auch hört: die Klampfe lebt.
Die Klangsorte esoterischer Eierschneider ist nix für mich, also die Produkte, die mit L anfangen und mir owden, arrivee oder akewood aufhören.

Ich brauch´n Klavier! Also in etwa D35S mit ordentlich Schmackes...
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Guitar Romeo Whisky hat geschrieben:Ich brauch´n Klavier! Also in etwa D35S mit ordentlich Schmackes...
Jau !! Genauso eine baue ich gerade für Helt Oncale.. Alpenfichte vom wirklich Feinsten, wunderschönes Palisander und heftig Country-Bums unter der Haube...

Wenn du sowas suchst, kann im Preisrahmen gemacht werden...

Gruss, Martin
Guitar Romeo Whisky
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Beitrag von Guitar Romeo Whisky »

Geht in Ordnung! Aber möglichst schlicht, wie ne Norman Blake D18S. Ich melde mich per e-mail. Danke!
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