
Diese Sache ist absolut viel zu subjektiv, als dass überhaupt ein wirklich brauchbarer Kommentar dabei heraus kommen könnte. Vielleicht könnte man sagen, dass mit steigendem spielerischem Können und ständigem intensiven Befassen mit dem "Objekt Gitarre" auch die Ansprüche an eben diese steigen können. Natürlich - es gibt immer Puristen, die sich sagen: "Spielen tun sie ja irgendwie alle...". Und dann gibt es Genießer, die kleinste Nuancen aus dem Klang heraushören zu können glauben. Kann man nicht immer "Alles" in "Alles" hinein interpretieren, wenn man es sich nur richtig zurechtdreht?

Wenn wir uns als Parallele einmal Autos ansehen, ist doch auch dort der Anspruch an das Fahrzeug, die Vorstellung von "angenehmer Erscheinung", der Vorstellung von Mindestausstattung und die Bereitschaft von finanziellem Einsatz von Nutzer zu Nutzer verschieden. Einer sagt, sein zwölfjähriger Toyota hat zwar seine Macken, fährt aber noch recht gut - mehr braucht man doch nicht. Ein anderer meint, dass man gut mit einem Golf Jahreswagen bedient ist. Letztlich bleiben die Genießer, die bereit sind, sich Bequemlichkeit und einen Hauch Luxus auch etwas kosten zu lassen und reisen in Ledersitzen, 3-Zonen-Klimaautomatik und den neuesten elektronischen Gimmicks.
So ja nun auch bei den Gitarren. Einer liebt seine Crafter für 500 oder 600 Euro, ein anderer behauptet, man kann nur mit dieser Martin für 3680 Euro wirklich gut musizieren. Wobei ich doch hin und wieder feststellen musste, dass besonders hochpreisige Instrument von Leuten gelobt und gehudelt wurden, die sich spieltechnisch auf einem eher - wie soll ich sagen - noch nicht ganz ausgereiftem Niveau (?) befanden und deren finanzielle Kaufkraft ihr gitarristisches Können um ein Vielfaches überstiegen.
Ich bin wohl dafür bekannt, dass ich immer die Auffassung vertreten habe, dass sich das Instrument den Spieler sucht und es vollkommen egal ist, was da oben am Kopf aufgedruckt ist oder was da auf dem Preisschild hängt. Wenn es passt, dann passt es. Man kann sicher versuchen, aus den unzähligen Faktoren eine Formel aufzustellen, oder eine umfassende Statistk heran zu ziehen, um sich schon vorab ein Instrument auszuwählen. Aber bei einer so subjektiven Entscheidung, welche Gitarre es nun wird, ist dieses Vorgehen eher kontraproduktiv.
Ich bilde mir mittlerweile ein, dass ich für mich nach fast 40 Jahren zu der Entscheidung gekommen bin, dass ich mir für die letzten Jahre meines Gitarristendaseins noch zwei, bestenfalls drei Gitarren bauen lassen möchte. Das hängt natürlich viel von meinen Finanzen und der Restzeit ab. Aber der Entschluss kam, als ich eine Gitarre anfasste, von der ich sagen konnte: diese Gitarre hat jemand gebaut, der genau die Musik liebt, die ich auch liebe und spiele. Ich hatte Gitarren in der Hand, bei denen ich sofort spührte: diese hat jemand gebaut, der sich eigentlich der Klassischen Gitarre verschrieben hat; bei einer anderen konnte ich deutlich fühlen, dass das Herz des Gitarrenbauers eigentlich ganz nah an der Elektrischen liegt. So hat jeder Gitarrenbauer eben seine Vorlieben und überträgt dieses Feeling auf sein Instrument - wie ja auch jeder Spieler. Bei mir war es halt so, dass ich durch den Klang, das Gefühl in der Hand, ja, allgemein die "Aura" der Gitarre wahrnehmen konnte, dass hier ein "alter Folkie" für einen "alten Folkie" sein Herz in den Bau des Instruments gelegt hat...
Wo wir wieder bei "subjektivem Empfinden" sind. Witzig, gell???

Also los. Jeder, wie er mag. "Teure" Gitarren können genau so schlecht sein, wie "billige" gut sein können. Zwischen gut und schlecht muss halt jeder selbst entscheiden.

Herzliche Grüße aus Bremen, der olle