Talent oder 10000 Stunden ?ben

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Spong
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Beitrag von Spong »

Technik ist ja nun nicht gleich Technik. Es gibt einen Unterschied, ob man alle Skalen in 32tel mit Metronomtempo 150 runterspielen will oder ob man Techniken wie Zupfmuster oder Barréakkorde lernt, die die rein musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten erweitern. Ich finde es immer befremdlich, Leuten zu begegnen, die von sich behaupten, sie bräuchten nur 3 Akkorde, weil sie da so unglaublich viel rausholen.

Und sicher ist es ebenso wichtig, sich mit Musik, Harmonielehre und Songschreiben auseinanderzusetzen. Manche von uns sind die reinen Spieler, und manche von uns sind Komponisten, die die Gitarre zu ihrem Instrument gewählt haben. Jeder hat andere Schwerpunkte ....

OH, vielleicht noch ein kleiner Nachtrag für alle Spieler, die lieber spielen als Zeit mit ihrer Freundin zu verbringen - ihr solltest schon trotzdem dafür sorgen, dass eure Partnerinnen mit euch sehr glücklich sind. Ich glaube, dass wir alle auf dem Sterbebett nur bereuen werden, nicht mehr Zeit mit den Menschen verbracht zu haben, die wir lieben. Oder wünscht ihr euch dann, ihr hättet mehr Wechselbass geübt? Ich habe das auf die harte Tour gelernt, und ich würde euch gerne den Katzenjammer ersparen, den es einem beschert, wenn man eine glückliche Beziehung seinen Hobbies opfert ..
Zuletzt geändert von Spong am Do Feb 05, 2009 2:19 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Harald
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Beitrag von Harald »

Spong hat geschrieben:
...Ich habe das auf die harte Tour gelernt, und ich würde euch gerne den Katzenjammer ersparen, den es einem beschehrt, wenn man eine glückliche Beziehung seinen Hobbies opfert ..


:cry: :cry: :cry:

Uneingeschränkte Zustimmung!
Zuletzt geändert von Harald am Do Feb 05, 2009 2:17 pm, insgesamt 1-mal geändert.
"... und hätte aber die Liebe nicht ..."

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Johnny
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Beitrag von Johnny »

mir gehts ähnlich.. aber das liegt an meinen fähigkeiten....
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stringbound
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Re: Talent oder 10000 Stunden üben

Beitrag von stringbound »

Virtuosität um ihrer selbst willen zu erreichen, ist ein Weg den man einschlägt, wenn man den Weg als Ziel sieht.

Das eigentliche Ziel ist nicht zu erreichen, aber auf dem Weg dahin kann man Orte von fast unvorstellbarer Schönheit kennenlernen und versuchen, das Wissen um die Schönheit dieser Orte anderen Menschen mit zu teilen.

Schnelligkeit, Präzision und Rhythmik sind nur einige der Stationen auf dem Weg zur Virtuosität.
Es ist auch nicht möglich im Laufe eines Lebens alle Stationen zu besuchen, daher kann ein Mensch sich nur Teilbereiche der Virtuosität erschließen.
Die Frage ist, welche der Bereiche er wählt und in wie weit er in der Lage ist, diesen Bereich anderen Menschen/einem Publikum zu eröffnen.
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Spong hat geschrieben:OH, vielleicht noch ein kleiner Nachtrag für alle Spieler, die lieber spielen als Zeit mit ihrer Freundin zu verbringen - ihr solltest schon trotzdem dafür sorgen, dass eure Partnerinnen mit euch sehr glücklich sind.
Meine Freundin weiß, dass ich ein (diagnostizierter und damit echter) Autist bin und das Üben wirklich brauche, um zu funktionieren.
Sie hat mich trotzdem nicht verlassen, denn sie scheint mit dem, was ich ihr geben kann, sehr glücklich zu sein.
Sonst würde sie nicht seit Jahren mit mir zusammenleben, mich heiraten wollen und beim Erlernen meines Instrumentes unterstützen.

Ich verstehe nicht, warum es sich ausschließen könnte, eine Frau glücklich zu machen und (sehr viel) Zeit mit dem Instrument zu verbringen.
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Johnny
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Beitrag von Johnny »

stringbound hat geschrieben:
Ich verstehe nicht, warum es sich ausschließen könnte, eine Frau glücklich zu machen und (sehr viel) Zeit mit dem Instrument zu verbringen.
OH JE, wenn er gleich noch erzählt, er hätte "zauberfinger", dann eröffne ich euch meine wahre identität.
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

Nee Johnny, Zauberfinger sind es nicht.
Eher die Zunge...

Und deine Identität wäre?
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Üben ist das A und O.

Dabei spielt aber ein gewisses Maß an Talent und Willen, sowie aber auch ein kleines Quantum an Mut zur Selbstkritik und vor allem kein überzogener Ehrgeiz eine nicht geringe Rolle. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines oder zwei Jahren der Beste der Besten der Besten zu werden, ist eigentlich verschwindend gering :wink:
Und man muß den Unterschied zwischen Üben und eisernem Drill wahrnemen können.

Wie ich bereits in einem anderen Threat schrieb: Man kann einfach nicht allein durch das Lesen von Fachlektüre, dem interessierten Ansehen von DVDs oder Anhören von Musikstücken zum angehenden Meister werden. Diese Mittel können bestenfalls unterstützen. Nein, es geht kein Weg daran vorbei, das Instrument auch in die Hand zu nehmen und geduldig über einen angemessenen Zeitraum ernsthaft zu lernen ( im weitesten Sinne ). Und mit Lernen meine ich nicht das ständige Daddeln und Rumschrummeln der drei Grundakkorde und sich dann zu wundern, dass man noch immer nicht wie TE spielen kann...

10.000 Stunden hören sich viel an. Aber es ist ja nicht so, dass diese Zeit nur auf ein einziges Stück bezogen, sondern vielmehr auf das allgemeine Kennen des Instruments bezogen sind. Gehen wir von einer durchschnittlichen Begabung und durchschnittlichen Ehrgeiz aus, gepaart mit einem guten Unterricht, möchte ich diese Rechnung aufmachen:

Unterricht
Zunächst für zwei Jahre eine Stunde pro Woche - 90 Stunden
Übungsstunden dazu ( 6 Woche + 6 aus Lust ) - 600 Stunden
dann
über drei Jahre zwei Unterrichtsstunden pro Woche - 300 Stunden
Übungsstunden dazu ( 12 Stunden + 6 aus Lust ) - 900 Stunden
dann Förderung und Orientierung
über fünf Jahre 4 Stunden Unterricht - 1000 STunden
Übungsstunden mindestens 20 + 10 aus Lust - 1800 Stunden

Ich komme in den acht Jahren auf etwa 3800 Stunden. Das ist aber nur eine grobe Schätzung bei normalem Verlauf. Es ist nicht unrealistische, dass ein begabter Schüler / ein ehrgeiziger Spieler es locker auf das Doppelte oder mehr bringen kann.

Es gibt Ausnahmen, die bereits nach 12 Monaten auf dem Stand eines "normalen" Schülers spielt, der im dritten oder vierten Jahr ist. Es gibt aber auch Leute, die es nach 5 Jahren noch nicht gerafft haben, und das Instrument aus irgendwelchen Gründen nutzen ( müssen ), die nichts mit der Musik oder dem Instrument speziell zu tun haben.

Ich glaube, dass man bereits nach 1 oder 2 Jahren passabel Gitarre für den Hausgebrauch spielen kann. Und ich bin davon überzeugt, dass ein Gitarrist, der sich bereits 5000 Stunden hingebungsvoll seinem Instrument gewidmet hat, das Zeug zu einem großen Musiker hat. 10.000 Stunden sind viel, aber diese Zahl ist relativ.

In meinem Alter habe ich keinen überhöhten Ergeiz mehr. Wozu auch. Ich kann es mir leisten, das zu spielen, was ich mag, das abzulehnen, was ich nicht mag, das zu lernen, das ich möchte, und manches einfach nur schön zu finden, ohne es sofort 1 zu 1 nachspielen zu wollen. Keine Ahnung, ob ich schon 10.000 auf dem Wecker habe. Das ist mir auch vollkommen egal, da es nicht mit professionellem Nutzen zusammenhängt und direkten Einfluss auf mein Leben hat. Ich kann, was ich kann und was ich nicht kann... so what? :lol:

Sicher, ich habe mir hin und wieder vorgestellt, was aus mir musikalisch geworden wäre, hätte ich rechtzeitig mit qualifiziertem Unterricht begonnen und jemand hätte mich an die Hand genommen, um mir die große Welt des Bühnenlebens nah zu bringen.

Aber - ehrlich - aus heutiger Sicht ist mir das, was ich jetzt habe lieber :wink:

So denkt Euer oller
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
_______________________________________________
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Johnny
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Beitrag von Johnny »

@stringbound:
ich bin der kaiser von china. aber nur nachts... 8)
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Harald
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Beitrag von Harald »

stringbound hat geschrieben:Nee Johnny, Zauberfinger sind es nicht.
Eher die Zunge...

Und deine Identität wäre?
:rotfl:
"... und hätte aber die Liebe nicht ..."

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stringbound
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Beitrag von stringbound »

Ist schon richtig Dieter, aber ich lerne einfach anders, als "normale" Menschen.
Wenn mich etwas interessiert und ich es schaffe, einen eigenen Zugang dazu zu finden, kann ich in sehr kurzer Zeit sehr viel Stoff bewältigen.
Dazu kommt, dass ich Routinen brauche und dementsprechend schnell entwickle.

Ich verbringe so viel Zeit mit dem Instrument, weil ich den Alltag sonst nicht bewältigen kann.
Ich tue das, weil ich es tun muß, um die Kontkakte zu anderen Menschen (als meiner Freundin) ertragen zu können.
Meine Freundin findet das auch besser, als wenn ich die Zeit des Kompensierens mit Computerspielen, Fernsehen oder anderen (in ihren Augen) sinnlosen Tätigkeiten verbringe.

Mit dem Gitarrenspiel kompensiere ich auch, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe und dadurch auf einen Schlag sämtliche meiner, für mich lebenswichtigen, Routinen verloren habe.
Interessant ist, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe, um mir (ausgelöst durch den Wunsch meiner Freundin) meine erste Akustische zu kaufen.

Wenn ich dabei, quasi als Nebeneffekt, lerne einigermaßen gut Fingerstyle zu spielen, ist das mehr, als ich mit mit meiner exessiven Überei erreichen will. :wink:

@Johnny, ni hao ma?
Zuletzt geändert von stringbound am Do Feb 05, 2009 3:49 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Harald
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Beitrag von Harald »

Das war eine sehr gute Anregung Deiner Freundin.... wenn man hört, was Du inzwischen draus gemacht hast, kann man nur staunen.
"... und hätte aber die Liebe nicht ..."

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Spong
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Beitrag von Spong »

Stimmt da war was ....

Dein Autismus scheint aber nur leicht ausgeprägt zu sein, SB. Du kommuniziert ja sehr gekonnt und viel Interesse und Sensibilität.

Habe übrigens nie gesagt, dass glückliche Beziehung und die Liebe zu Instrumenten sich ausschliessen - wieviel Kinder hatte Bach nochmal, bei ca. 500 Stücken Output? - aber es kann eine Gratwanderung sein. Männer kriegen schnell einen Tunnelblick und sehen ausser ihrem Ziel rechts und links nichts mehr. Sie erreichen ihr Ziel, aber manchmal ist der Preis weitaus höher als man dachte ....
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stephan
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Beitrag von stephan »

Also ich finde die Offenheit von Stringbound sehr gut. Respekt dafür !
Noch dazu ist sie für mich lehrreich.

Auch ich habe mit dem Rauchen aufgehört um mir meine erste "richtige" Akustische zu kaufen.
Die war damals so teuer (noch zu D-Mark-Zeiten), dass ich mehrere Anläufe brauchte.
Die Gitarre habe ich immer noch, Rauchen tue ich auch nicht mehr und durch das über die Jahre gesparte Nichtrauchergeld hat sich der Anschaffungspreis amortisiert. Ich hab' sie also quasi umsonst gekriegt und meiner Gesundheit merklich gut getan.

Das nur mal so nebenbei.

(Auf meinem Avatar ist eben jenes Instrument zu sehen...)

Grüße an alle und vor allem an Stringbound


Stephan
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Spong hat geschrieben:Dein Autismus scheint aber nur leicht ausgeprägt zu sein, SB. Du kommuniziert ja sehr gekonnt und viel Interesse und Sensibilität.
Wirkt so, es ist aber ein wenig anders.
Ich bin kein Asperger Autist, ich habe eine Abart des frühkindlichen Autismus.

Mein Ziel ist mich unter "normalen" Menschen bewegen zu können, ohne aufzufallen.
Daran arbeite ich, mehr oder weniger bewußt, seit 42 Jahren, denn Menschen, ihre Kommunikation und Interaktion interessieren mich.

Ein Mensch (abgesehen von einigen Ausnahmen) interessiert mich nicht mehr oder weniger als ein anders Lebewesen.
Ich begegne einem Mensch mit der gleichen Unvoreingenommenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, mit der ich jedem Lebewesen begegne.
Das ist mehr, als viele Menschen, denen ich begegnet bin, von sich behaupten können.

Ich habe zwar weder einen Schulabschluß, noch eine Ausbildung, aber ich habe es geschafft, mein Leben selbstständig führen zu können, einer Arbeit nachzugehen, die mir Spaß macht und glücklich mit einer Frau zu leben, die mich weder geistig, noch körperlich langweilt.
Das ist ebenfalls mehr, als viele Menschen, denen ich begegnet bin, von sich behaupten können.

Sorry, war etwas sehr "Off Topic".

Äh, könnte die Diskussion wieder aufgenommen werden, bitte?
Biiiiitteeeeeeeee!!!!
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