Parlor? Romantik ?, ... herrichten
Moderator: RB
Parlor? Romantik ?, ... herrichten
Hallo zusammen,
ich hab letzte Woche beim Trödel für 5 Euro eine alte kleine Parlorgitarre (?) gekauft. Wie es aussieht, ist mindestens die Decke massiv. Hersteller ist keiner vermerkt. Würd mich freuen, wenn mir jemand Näheres über das Instrument sagen könnte. Bauart, Typ, Herkunft, Nylon oder Stahlsaiten...
Bilder gibts hier (Zarge schon geklebt, Decke noch nicht)
An einer Stelle löst sich die Decke etwas, in der Zarge war ein Riss von ca. 30 cm Länge. Letzterem wollte ich heute abend zu Leibe rücken. Ich hab den Riss leicht auseinandergezogen und Titebond original reinlaufen lassen. Anschließend hab ich das ganze eine Stunde ordentlich gepresst. Leider haben sich die beiden Seiten des Risses leicht verschoben. Nur in der Mitte ist alles passgenau. Meine Frage nun: Wird die Leimstelle so halten? Wenn ja, könnte ich dann den Unterschied einfach wegschleifen (0,5 mm), oder würde es mhr Sinn machen, nochmal von Vorn anzufangen. Wie löse ich den Titebond wieder ab?
Wie versorg ich die Oberfläche?
Fragen über Fragen...Danke schonmal im Vorraus für eure Antworten...
Sebastian
p.s.: war grad beim Geigenbauer, der hat gemeckert, weil ich Titebond bnutzt habe. Richtig wär wohl Heißleim gewesen...[/url]
ich hab letzte Woche beim Trödel für 5 Euro eine alte kleine Parlorgitarre (?) gekauft. Wie es aussieht, ist mindestens die Decke massiv. Hersteller ist keiner vermerkt. Würd mich freuen, wenn mir jemand Näheres über das Instrument sagen könnte. Bauart, Typ, Herkunft, Nylon oder Stahlsaiten...
Bilder gibts hier (Zarge schon geklebt, Decke noch nicht)
An einer Stelle löst sich die Decke etwas, in der Zarge war ein Riss von ca. 30 cm Länge. Letzterem wollte ich heute abend zu Leibe rücken. Ich hab den Riss leicht auseinandergezogen und Titebond original reinlaufen lassen. Anschließend hab ich das ganze eine Stunde ordentlich gepresst. Leider haben sich die beiden Seiten des Risses leicht verschoben. Nur in der Mitte ist alles passgenau. Meine Frage nun: Wird die Leimstelle so halten? Wenn ja, könnte ich dann den Unterschied einfach wegschleifen (0,5 mm), oder würde es mhr Sinn machen, nochmal von Vorn anzufangen. Wie löse ich den Titebond wieder ab?
Wie versorg ich die Oberfläche?
Fragen über Fragen...Danke schonmal im Vorraus für eure Antworten...
Sebastian
p.s.: war grad beim Geigenbauer, der hat gemeckert, weil ich Titebond bnutzt habe. Richtig wär wohl Heißleim gewesen...[/url]
Erstens: Ob ein Herstellerhinweis überhaupt drin steht, ist fraglich. So wie die Gitarre aussieht, kann die gerne im Extremfall 200 Jahre alt sein, vielleicht und wahrscheinlich aber wohl jünger, ich würde sie von der Form und den Details jedenfalls in das 19te Jahrhundert sortieren. Ich tippe einfach einmal ohne Anspruch auf wissenschaftliche Haltbarkeit auf um 1850.
Zweitens: Nylonsaiten!!!!!
Drittens: Risse werden nach meiner unmaßgeblichen Kenntnis vorsichtig behandelt, ein Verschieben spricht für zu viel Druck. Sollte viel Druck erforderlich sein, um die beiden zu verklebenden Flächen überhaupt in Kontakt zu bringen, sollte der Riß ausgesägt und mit einem passend gemachten Span gefüllt werden, so daß die Klebeflächen spannungsfrei aneinander sitzen. Die Haltbarkeit läßt sich - und sollte im Einzelfall auch - mit kleinen Pflasterstücken gleichartigen Holzes verbessern, die von der Innenseite des Korpus rißüberbrückend angeklebt werden. Vielleicht sollte das ein Fachmann sich einmal anschauen.
Zweitens: Nylonsaiten!!!!!
Drittens: Risse werden nach meiner unmaßgeblichen Kenntnis vorsichtig behandelt, ein Verschieben spricht für zu viel Druck. Sollte viel Druck erforderlich sein, um die beiden zu verklebenden Flächen überhaupt in Kontakt zu bringen, sollte der Riß ausgesägt und mit einem passend gemachten Span gefüllt werden, so daß die Klebeflächen spannungsfrei aneinander sitzen. Die Haltbarkeit läßt sich - und sollte im Einzelfall auch - mit kleinen Pflasterstücken gleichartigen Holzes verbessern, die von der Innenseite des Korpus rißüberbrückend angeklebt werden. Vielleicht sollte das ein Fachmann sich einmal anschauen.
Danke für die fixe Antwort. Super!
Ich schäm mich ja schon n bissle, für meinen diletantischn Reperaturversuch. Das gute Stück hat mich 5 Euro beim Trödel gekostet und ich hab gedacht "das mach ich kurz. Vermutlich war der Riss wirklich schon älter und das Holz etwas verzogen... Ich denke ich lasse die "Reperatur" wie sie ist...
Denkt ihr dass diese Gitarre ein ernst zu hehmender Wetgegenstand ist? Ich hätt sie eigentlich gerne bei Gelegenheit einem meiner Kinder verpasst oder als Wandergitarre genutzt.
Wieso Nylonsaiten? - die Aufhängung sieht ja eher nach Stahl aus. Das hätt ich eigentlich auch gern... Mach ich da mit extra light Stahlsaiten was kaputt?
Gräßle
Ich schäm mich ja schon n bissle, für meinen diletantischn Reperaturversuch. Das gute Stück hat mich 5 Euro beim Trödel gekostet und ich hab gedacht "das mach ich kurz. Vermutlich war der Riss wirklich schon älter und das Holz etwas verzogen... Ich denke ich lasse die "Reperatur" wie sie ist...
Denkt ihr dass diese Gitarre ein ernst zu hehmender Wetgegenstand ist? Ich hätt sie eigentlich gerne bei Gelegenheit einem meiner Kinder verpasst oder als Wandergitarre genutzt.
Wieso Nylonsaiten? - die Aufhängung sieht ja eher nach Stahl aus. Das hätt ich eigentlich auch gern... Mach ich da mit extra light Stahlsaiten was kaputt?
Gräßle
Ob das ein Wertgenstand werden kann, kann ich nicht einschätzen, denn ich kenne den Markt nicht. Mir scheint aber sehr wahrscheinlich, daß es sich bei Deinem Schnäppchen um eine richtige Gitarre handelt, die sich vielleicht einmal um 18XX irgend jemand mit großer Erwartung und Freude gekauft hat, um darauf Carulli zu üben. Das ist nach meiner Ferndiagnise nicht etwa eine Wanderklampfe und für Kinder oder Wandern wäre mir sie dann zu wertvoll, jedenfalls in einem ideellen Sinn.
Nylonsaiten. Laß Dich nicht davon täuschen, daß die Brücke (Moustache-Bridge) Pins aufweist. Das war bei Gitarren aus der Zeit weithin üblich und ist nicht etwa eine moderen "Stahlsaiten-Erfindung". Selbst mit ganz dünnen Stahlsaiten wird Schaden gestiftet, einmal abgesehen davon, daß das nicht klingt und die Längenkompensation nicht stimmt. Es wäre außerdem schlicht ein Frevel an einem solchen Instrument.
Die Schäden an der Gitarre deuten darauf hin, daß sie ein strukturelles Problem haben wird, solange sie nicht vernünftig instand gesetzt sind. Ich sage jetzt in vollem Ernst, daß ich die Gitarre einem Zupfinstrumentenbauer in die Hand drücken und über die Kosten und Optionen der Instandsetzung befragen würde. Vielleicht würde er sagen: "Hau ab, Spinner", aber das wäre nicht das erste mal, daß ich soetwas höre.
PS: Kannst Du ein Bild von der Kopfplatte zeigen ?
Nylonsaiten. Laß Dich nicht davon täuschen, daß die Brücke (Moustache-Bridge) Pins aufweist. Das war bei Gitarren aus der Zeit weithin üblich und ist nicht etwa eine moderen "Stahlsaiten-Erfindung". Selbst mit ganz dünnen Stahlsaiten wird Schaden gestiftet, einmal abgesehen davon, daß das nicht klingt und die Längenkompensation nicht stimmt. Es wäre außerdem schlicht ein Frevel an einem solchen Instrument.
Die Schäden an der Gitarre deuten darauf hin, daß sie ein strukturelles Problem haben wird, solange sie nicht vernünftig instand gesetzt sind. Ich sage jetzt in vollem Ernst, daß ich die Gitarre einem Zupfinstrumentenbauer in die Hand drücken und über die Kosten und Optionen der Instandsetzung befragen würde. Vielleicht würde er sagen: "Hau ab, Spinner", aber das wäre nicht das erste mal, daß ich soetwas höre.
PS: Kannst Du ein Bild von der Kopfplatte zeigen ?
Hier noch Kopfplatte und Griffbrett:



Zuletzt geändert von soapone am Fr Okt 02, 2009 11:47 am, insgesamt 2-mal geändert.
Hallo Sebastian,
ich glaube, du bist ein Glückspilz. Ich verstehe zwar leider nicht wirklich etwas von alten Gitarren, aber die sieht richtig gut aus (in der Substanz) ... Bloß nicht selber repaprieren und schon gar nicht leimen. Ich bin auch ziemlich sicher, dass es sich lohnt, da etwas hinein zu investieren.
Hach, davon träume ich schon lange, dass mir mal so was passiert ...
Wolfgang
ich glaube, du bist ein Glückspilz. Ich verstehe zwar leider nicht wirklich etwas von alten Gitarren, aber die sieht richtig gut aus (in der Substanz) ... Bloß nicht selber repaprieren und schon gar nicht leimen. Ich bin auch ziemlich sicher, dass es sich lohnt, da etwas hinein zu investieren.
Hach, davon träume ich schon lange, dass mir mal so was passiert ...

Zuletzt geändert von WolfF am Fr Okt 02, 2009 11:34 am, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe allmählich den Verdacht, daß das tatsächlich eine Gitarre aus der Romantik sein könnte. Der Schnurrbart deutet auf "französische Schule" hin, so viel habe ich inzwischen gelesen. Hier eine Seite, in der der Gitarrenbauer Kresse beschreibt, wie er eine Gitarre von 1835 (mutmaßlich französisch) restauriert: http://www.kresse-gitarren.de/Restaur_frame.html
Da sieht man diese Brücke erneut, wiewohl die anderen Details, wie Ende des Griffbretts und Kopfplatte wiederum anders gestaltet sind. Im Ziel muß man auf Roudlhoff klicken, ich linke mal auf das Bild der Gitarre inder Hoffnung, daß das geht:

Da sieht man diese Brücke erneut, wiewohl die anderen Details, wie Ende des Griffbretts und Kopfplatte wiederum anders gestaltet sind. Im Ziel muß man auf Roudlhoff klicken, ich linke mal auf das Bild der Gitarre inder Hoffnung, daß das geht:

top forum. Ihr seid echt fit...
Das mit der französischen Schule hab ich auch wo gelesen...
hierhttp://www.earlyromanticguitar.com/erg/gallery.htm
Das mit der französischen Schule hab ich auch wo gelesen...
hierhttp://www.earlyromanticguitar.com/erg/gallery.htm
hi sebastian,
ich finde sie schaut schon sehr übel und mitgenommen aus.
ich würde in jedem fall zu einen gitarrenbauer gehen der erfahrungen mit restaurierungen hat.
wahrscheinlich willst du aber nicht mehrere hunis ausgeben?
dann kannst du vielleicht zumindest nach ein paar tipps zur eigenreparatur fragen.
hier bekommst du vielleicht auch einige infos zur gitarre:
http://www.studia-instrumentorum.de/
ich finde sie schaut schon sehr übel und mitgenommen aus.
ich würde in jedem fall zu einen gitarrenbauer gehen der erfahrungen mit restaurierungen hat.
wahrscheinlich willst du aber nicht mehrere hunis ausgeben?
dann kannst du vielleicht zumindest nach ein paar tipps zur eigenreparatur fragen.
hier bekommst du vielleicht auch einige infos zur gitarre:
http://www.studia-instrumentorum.de/
chrisb
Alles richten würd ja auch das Griffbrrett Bünde, kleinere Risse und fehlende Teile am Deckenrand einschließen.
Selber Repaieren würde wohl der Zerstörung von Kulturgut nahe kommen...
Tatsächlich werd ich das gute Stück eher veräußern... denn meinen Zweck als Zwischendurchgitarre mit Stahlsaiten für bluesige Momente wird diese Gitarre eher nicht erfüllen. Vielleicht tausch ich sie auch einfach mit ner Kollegin - die hat auf ähnliche Weise ne Jazzgitarre in ähnlichem Zustand gekriegt...
Selber Repaieren würde wohl der Zerstörung von Kulturgut nahe kommen...
Tatsächlich werd ich das gute Stück eher veräußern... denn meinen Zweck als Zwischendurchgitarre mit Stahlsaiten für bluesige Momente wird diese Gitarre eher nicht erfüllen. Vielleicht tausch ich sie auch einfach mit ner Kollegin - die hat auf ähnliche Weise ne Jazzgitarre in ähnlichem Zustand gekriegt...
Parlor wäre ohnehin der unpassende Begriff, sollte
es wirklich eine Gitarre aus der Epoche sein. Parlors
sehen zwar hinsichtlich der Korpusform- und Größe
ähnlich aus, der Begriff meint aber eigentlich Gitarren
für Stahlsaiten.
Die Gitarren aus der Romantik werden zwar gelegentlich
auch als "Parlor" bezeichnet, im Grunde sind das aber
die Konzertgitarren "vor Torres". Wie ich inzwischen ge-
sehen habe, gibt es eine Szene von Leuten, die diese
Gitarren wertschätzen und als Original oder Replik auch
spielen.
es wirklich eine Gitarre aus der Epoche sein. Parlors
sehen zwar hinsichtlich der Korpusform- und Größe
ähnlich aus, der Begriff meint aber eigentlich Gitarren
für Stahlsaiten.
Die Gitarren aus der Romantik werden zwar gelegentlich
auch als "Parlor" bezeichnet, im Grunde sind das aber
die Konzertgitarren "vor Torres". Wie ich inzwischen ge-
sehen habe, gibt es eine Szene von Leuten, die diese
Gitarren wertschätzen und als Original oder Replik auch
spielen.
ja, warte mal ... doch, fünf Euro habe ich noch ... Deal?soapone hat geschrieben: Tatsächlich werd ich das gute Stück eher veräußern...


»A painter paints pictures on canvas.
But musicians paint their pictures on silence.«
Leopold Stokowski
-----
http://www.nonoise-online.de
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