Tabulaturen oder Noten

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

jafko hat geschrieben:Noten sind sowieso nur ein Vorschlag des Komponisten.
...
:lol: sehr schön gesagt!
In guten Noten-/Tabheften gibt es ja zusätzlich noch Kommentare des Komponisten zu den Werken (z.B. LJ zu Pass The Buck: "slightly Reggae" :wink: )
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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klaust
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Beitrag von klaust »

jafko hat geschrieben:Noten sind sowieso nur ein Vorschlag des Komponisten.
das habe ich bei den Hardcore-Klassikern aber schon das Gegenteil gelesen... :wink: :lol:

...aber das ist ja auch ein ganz anderer Film. 8)
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Ohne das alles gelesen zu haben - nur auszugsweise... - ich lebe mittlerweile nicht nur mehr mit sondern auch von der Musik - gottlob ;) - und kann gut und gerne behaupten, dass ein halbwegs ernsthafter Spieler eines Bundsaiteninstruments auf gar keinen Fall auf das Blattspiel nach Standardnotation angewiesen ist - ohne mich damit auch nur ansatzweise aus dem Fenster zu lehnen, ich könnte namentlich sicher fünf mir bekannte Berufskollegen nennen, die allesamt - wie ich - des Notenlesens mächtig sind, jedoch den Schritt vermeiden, ihre Gitarre oder ihren Bass nach Noten zu spielen.

Schlimmstenfalls gehen einige jobs flöten, ok - das war´s dann aber auch schon. Und bei diesen jobs handelt es sich eh idR um einmalige Aufnahmeprojekte bei denen man wenig Vorbereitungszeit im Studio hat, die Partitur hingeknallt bekommt und gefragt wird, wie lang man denn bräuche...; denen man aus meiner Sicht nicht nachweinen sollte; oder anders ausgedrückt: wer sowas nachweint ist selber schuld.

Ich kann mir für das Endergebnis (= das, was aus der Gitarre rauskommt / bestenfalls "Musik" genannt) jede relevante Information aus einer guten Rhythmus-Tab ziehen und bzgl. Ausdruck / tone eine Vorlage anhören, falls vorhanden / gewünscht.

Also - zumindest ich bin damit sehr glücklich und es langt zu einem bescheidenen Auskommen ;) Muss aber fairer Weise dazu sagen, dass meine musikalische Heimat nicht die sog. E-Musik ist und es auch nicht mehr wird.

Eine so geniale und einfache Sache wie die Tab hat aus meiner Sicht einen viel besseren Ruf verdient als ihr von einigen Musikfreunden versucht wird anzudichten.
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jafko
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Beitrag von jafko »

klaust hat geschrieben:
jafko hat geschrieben:Noten sind sowieso nur ein Vorschlag des Komponisten.
das habe ich bei den Hardcore-Klassikern aber schon das Gegenteil gelesen... :wink: :lol:
Wer so denkt, degradiert sich selbst zu einem biologischen Notenabspielgerät!
Die Interpretatorischen Aspekte eines Werkes sind durch Vortragszeichen und -Bezeichnungen nur ansatzweise zu beschreiben.
Musik ist Kunst in der Zeit! Wer strikt nach Metronom spielt, verliert Ausdruck.

Ich war mal bei einem Mozart-Konzert einer koreanischen Pianistin.
Die hat super exakt gespielt. Das war im ersten Moment schon beindruckend, wurde dann aber schnell langweilig.
Die hätte mir auch einen Zettel hinhalten können: "Ich habe fleißig geübt".

Gerade für die Klassiker gilt: Werktreue statt Texttreue!
Wie es klingt, ist wichtiger als was notiert ist! Was gemeint ist, ist wichtiger als was gedruckt ist!
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Holger Danske hat geschrieben: ... und kann gut und gerne behaupten, dass ein halbwegs ernsthafter Spieler eines Bundsaiteninstruments auf gar keinen Fall auf das Blattspiel nach Standardnotation angewiesen ist
...
Jeder Studiomusiker, egal ob E oder U, bekommt ohne diese Fähigkeit keine Jobs. Damit verdienen auch viele ernsthafte Bühnenmusiker gutes Geld.
Im Zusammenspiel mit anderen ist es für mich, selbst im Hobbybereich, angenehmer, wenn ich die Noten mitlesen kann oder etwas notiertes spielen kann, ohne Übersetzung der Kollegen. Klar, geht das auch ohne aber pauschal "ja" oder "nein" zu Noten zu sagen und das noch mit "Ernsthaftigkeit" zu verbinden halte ich für unpassend.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Jeder Studiomusiker, egal ob E oder U, bekommt ohne diese Fähigkeit keine Jobs.
Nu ja - zumindest ich kenne einen der wohl irgendwas an sich haben muss, dass ihm diese Fähigkeit nicht abverlangt wird. Ist aber auch nicht wirklich mein Bereich und umfassenderer Aussagen kann ich dazu nicht machen. Ich find´s nur immer nett, seine Schilderungen der Aufnahmesessions, teilweise mit Orchester...da sagt er von sich selbst, dass er sich da teilweise als fehl am Platz fühlt - doch am Ende ist man wohl mit seiner Arbeit zufrieden und er wird wieder eingeladen...sei´s drum.
Klar, geht das auch ohne aber pauschal "ja" oder "nein" zu Noten zu sagen und das noch mit "Ernsthaftigkeit" zu verbinden halte ich für unpassend.
Ich spreche mich ja nicht pauschal dagegen aus. Ich rechtfertige lediglich die Existenzberechtigung der Tab und untermauere meine Meinung, dass die S.Notation für einen Gitarrero u.ä. überflüssig ist. Ich beherrsche ja das Notenlesen als solches und bespiele ab und an verschiedene Saiteninstrumente - das geht ohne Noten. Also - kam ich so zu meiner Meinung. Pauschal zu sagen "Noten sind absolut für jedermann schlecht..." - nee, das sicher nicht.

Ich halte durchaus für passend von "Ernsthaftigkeit" zu sprechen, in dem Kontext wie ich es tat:
und kann gut und gerne behaupten, dass ein halbwegs ernsthafter Spieler eines Bundsaiteninstruments auf gar keinen Fall auf das Blattspiel nach Standardnotation angewiesen ist
Ich habe ja keinen Bereich eingegrenzt und in einigen Bereichen der sog. U-Musik verdienen viele Leute mit dem Spiel ohne S.Notation ihren Lebensunterhalt; und das gewiss "besser" als manch redlicher Arbeiter. Das ist dann - aus meiner Sicht - schon "ernst", wenn es um den Umsatz von vll. 3000 Kohle / Monat geht, allein durch das Bespielen eines Bundsaiteninstruments ohne die Fähigkeit, vom Blatt nach S.Notation spielen zu können.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Jeder Studiomusiker, egal ob E oder U, bekommt ohne diese Fähigkeit keine Jobs.
Nu ja - zumindest ich kenne einen der wohl irgendwas an sich haben muss, dass ihm diese Fähigkeit nicht abverlangt wird. Ist aber auch nicht wirklich mein Bereich und umfassenderer Aussagen kann ich dazu nicht machen. Ich find´s nur immer nett, seine Schilderungen der Aufnahmesessions, teilweise mit Orchester...da sagt er von sich selbst, dass er sich da teilweise als fehl am Platz fühlt - doch am Ende ist man wohl mit seiner Arbeit zufrieden und er wird wieder eingeladen...sei´s drum.
Klar, geht das auch ohne aber pauschal "ja" oder "nein" zu Noten zu sagen und das noch mit "Ernsthaftigkeit" zu verbinden halte ich für unpassend.
Ich spreche mich ja nicht pauschal dagegen aus. Ich rechtfertige lediglich die Existenzberechtigung der Tab und untermauere meine Meinung, dass die S.Notation für einen Gitarrero u.ä. überflüssig ist. Ich beherrsche ja das Notenlesen als solches und bespiele ab und an verschiedene Saiteninstrumente - das geht ohne Noten. Also - kam ich so zu meiner Meinung. Pauschal zu sagen "Noten sind absolut für jedermann schlecht..." - nee, das sicher nicht.

Ich halte durchaus für passend von "Ernsthaftigkeit" zu sprechen, in dem Kontext wie ich es tat:
und kann gut und gerne behaupten, dass ein halbwegs ernsthafter Spieler eines Bundsaiteninstruments auf gar keinen Fall auf das Blattspiel nach Standardnotation angewiesen ist
Ich habe ja keinen Bereich eingegrenzt und in einigen Bereichen der sog. U-Musik verdienen viele Leute mit dem Spiel ohne S.Notation ihren Lebensunterhalt; und das gewiss "besser" als manch redlicher Arbeiter. Das ist dann - aus meiner Sicht - schon "ernst", wenn es um den Umsatz von vll. 3000 Kohle / Monat geht, allein durch das Bespielen eines Bundsaiteninstruments ohne die Fähigkeit, vom Blatt nach S.Notation spielen zu können.
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Gast

Beitrag von Gast »

OV1667 hat geschrieben:

Jeder Studiomusiker, egal ob E oder U, bekommt ohne diese Fähigkeit [noten lesen] keine Jobs. (...)


das darf nicht so missverstanden werden, dass der grund darin besteht, dass im studiobereich ein notenzwang "an sich" besteht.
der grund ist -neben der einfacheren kommunikation mit andersartigen instrumenten- der, dass noten schlichtweg das bessere system sind um musikalische inhalte aufzufassen / wiederzugeben / zu transportieren.
es ist ja gerade die visualisierte darstellung des klanges, die das ermöglicht.
vorlagen der art "den finger dorthin" wirken sich nur störend auf effizienz und effektivität aus, weil sie in dem bereich einfach überflüssig sind...von seltenen ausnahmen abgesehen.

wenn notenlesen nicht den nachteil hätte, schwerer erlernbar zu sein als tabulatur, dann würde auch im hobbybereich fast jeder nur noch nach noten spielen wollen.

TR
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Danke TR, so war es prinzipiell gemeint.
Natürlich gibt es Musiker, die durch andere Qualitäten als fundiertes theoretisches Wissen zum Erfolg kommen. Dem sage ich dann aber auch nicht, was er zu spielen hat, sondern er wird geholt, weil das, was er ohnehin immer spielt, passt.
Aber es geht OT ... Noten als gemeinsame Sprache für alle (auch Gitarristen), Tabulaturen als leicht(er) erlernbares System für die Saitenfraktion - das klingt für mich so heraus. Wer mit dem einen oder anderen System an Grenzen stößt, spielt ohnehin schon in einer hohen Liga.
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

OV1667 hat geschrieben:Jeder Studiomusiker, egal ob E oder U, bekommt ohne diese Fähigkeit keine Jobs. Damit verdienen auch viele ernsthafte Bühnenmusiker gutes Geld.
In der U-Musik sind mir fast ausschließlich Leadsheets begegnet und meist wurden diese noch nicht einmal benutztt.
Rudimentäre Notenkenntnisse sind daher in der Regel ausreichend, wenn man sie den überhaupt benötigt.
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@stringbound
Und dahinter verbergen sich doch zumindest Grundkenntnisse über Tonarten, Harmonien usw.
Ich habe in jungen Jahren in einer Volktanzmusiktruppe Rhythmusgitarre gespielt. Irgendwann brauchte ich mir die Akkorde nicht mehr über die Noten zu schreiben (die standen ja in der Akkordeonspur) und andere Dinge wie Tonart- oder Taktwechsel, Pausen, Wiederholungen etc. konnte ich auch herauslesen ... für sowas braucht man aber auch keine Tabs. Spannend wird es doch, wenn Dir als Leadgitarrist ein Riff, Intro o.ä. in Noten vorgelegt wird mit den Worten: "Spiel das mal.". Da kannst Du doch (als Profi) nicht anfangen, erstmal in Tabs umzuschreiben oder Notenlinien zu zählen.
Wenn ich nur das spiele, was ich ohnehin immer spiele, brauche ich gar keine Noten/Tabs. Wenn ich nur für mich allein, mit viel Zeit und einer gewissen "Zen-Haltung" Stücke erlerne, reicht u.U. mein Gehör und die eine oder andere Hilfestellung a la "den Finger dorthin" aus einem Forum oder von Mitspielern. Viele Wege führen zum Ziel :wink:

Zusammengefasst: am Anfang bin ich gut ohne (auf Schulniveau bereits vorhandene) Notenkenntnisse vorangekommen. Für Begleitpickings habe ich Tabs für mich entdeckt. Die haben mich sehr lange ohne Probleme begleitet. Mit dem ersten nur in Noten notierten Gitarrenbuch habe ich das Umschreiben langsam aufgegeben, bin aber (fehlende Routine) nicht super sattelfest. Spiele ich mit anderen Instrumenten zusammen, liegt nur noch ein Notenblatt vor uns.
Wenn ich die Wahl habe, sind mir für Solostücke Tabs lieber.

Gruß, Jens
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Geli
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Beitrag von Geli »

OV1667 hat geschrieben:...............Spiele ich mit anderen Instrumenten zusammen, liegt nur noch ein Notenblatt vor uns.
Es sei denn, die Anderen spielen Saxophon, Trompete, Klarinette, Oboe oder Horn :wink:


Geli´s Hohmpäjtsch:
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@Geli
Dann ist es mehrzeilig oder jemand darf transponieren. :wink:
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

man sollte insgesamt aber nicht der falschen annahme auf den leim gehen, wenn man gut noten kann auch gut spielen zu können. da habe ich schon einiges gehört...... dann lieber keine noten. zuhören und nachspielen ist die beste musikalische lehre.
vielleicht geht auch garnicht darum, sondern nur um: sind die noten eine wertvolle hilfe oder nicht?
Salud a Familia
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Orange
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Beitrag von Orange »

Habe heute ein interessantes Zitat gelesen:

"Das größte Verbrechen eines Musikers ist es Noten zu spielen, anstatt Musik zu machen." (Isaac Stern)

Hmmm, was sagt uns das jetzt ? :?
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