Unlackierte Gitarren und Luftfeuchtigkeit

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mbern
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Unlackierte Gitarren und Luftfeuchtigkeit

Beitrag von mbern »

Ich habe in einem Buch gelesen (da der Trend zum Zweitbuch geht, weiß ich nicht mehr in welchem es stand), dass Gitarren unter Anderem lackiert werden, weil sie sonst zu schnell die Luftfeuchtigkeit annehmen. Dort stand, dass die Luftfeuchtigkeit in gut besuchten Konzertsälen so hoch wäre, dass der Klang einer unlackierten Gitarre innerhalb kurzer Zeit (während des Konzertes) dumpf werden würde. Bei lackierten Gitarren würde dies viel länger (als das Konzert) dauern.

Was halten die Besitzer von unlackierten Gitarren von dieser Aussage? Und was halten die Anderen davon :) ?

Neulich hatte ich eine Gitarre der Lakewood Natural Serie auf dem Schoß und fand sie ganz nett anzuhören. Sind diese Instrumente vielleicht doch irgendwie behandelt, so dass der oben beschriebene Effekt ausbleibt? Oder gibt es den Effekt in der starken Form gar nicht?
Bei Lakewood steht, sie wären "fast naturbelassen" - hmmm
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Davon halten auch die Besitzer lackierter Gitarren nichts :wink:
Zumindest meine Gitten sind innen nicht lackiert, und die Luftfeuchtigkeit mach auch vor'm Schalloch nicht halt...
mbern
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Beitrag von mbern »

jay-cy hat geschrieben:Davon halten auch die Besitzer lackierter Gitarren nichts :wink:
Zumindest meine Gitten sind innen nicht lackiert, und die Luftfeuchtigkeit mach auch vor'm Schalloch nicht halt...
Stimmt ....
dann ist das was im Buch steht also schierer Unsinn?
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

stringbound hat mir auf eine von mir ähnlich gestellte frage geantwortet, dass auch lackierte gitarren unlackiert sind.

:?: :shock: :idea: 8) :!: :arrow:

oder habt ihr schon mal gitarren gesehen die auch innen lackiert sind?
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notenwart
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Beitrag von notenwart »

es gibt auch innen lackierte Gitarren; der Lack ist allerdings nicht so stark wie außen ander Gitarre.
ist aber die Ausnahme
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Stimmt;ich hatte mal 'ne Hopf Concierto von 75, die war auch innen lackiert. Superteil; so, wie die innen verarbeitet war und aussah, würden viele andere Gitarren außen gerne sein. Hatte eine shersehrgute Projektion. Ob das jetzt an der Innenlackierung lag, vermag ich nicht zu sagen. Und stimmt auch, die Lackschicht innen war deutlich dünner als außen; aber Lackschicht ist Lackschicht für die Feuchtigkeit, wenn sie deckend ist.
B.t.w., Schellackpolituren dürften dann auch nicht als "lackiert" angesehen werden...
mbern
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Beitrag von mbern »

Und ihr meint, Gitarren, die außen lackiert und innen unlackiert sind, reagieren wie völlig unlackiert?
Da bin ich mir eben nicht sicher.
notenwart
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Beitrag von notenwart »

ich meine, dass man in einem Tropenhaus nicht Gitarre spielen sollte; in normalen Räumen ist doch durch die Belüftung eine extreme Luftfeuchte evtl auszuschließen.

Bei einem gelöffelten HighEndGehör kann natürlich auch schon 5% Schwankung etwas ausmachen :-)
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

Stimmt;ich hatte mal 'ne Hopf Concierto von 75, die war auch innen lackiert. Superteil; so, wie die innen verarbeitet war und aussah, würden viele andere Gitarren außen gerne sein. Hatte eine shersehrgute Projektion. Ob das jetzt an der Innenlackierung lag, vermag ich nicht zu sagen. Und stimmt auch, die Lackschicht innen war deutlich dünner als außen; aber Lackschicht ist Lackschicht für die Feuchtigkeit, wenn sie deckend ist.
B.t.w., Schellackpolituren dürften dann auch nicht als "lackiert" angesehen werden...
jo, ich hab ne 89er concierto s, die auch innen lackiert ist.
nehme an boden und zargen wurden innen einmal mit schellack bepinselt. frag mich grad, ob die decke innen auch lackiert wurde. reicht mir bitte jemand mal nen spiegel.........
chrisb
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

mbern hat geschrieben: Neulich hatte ich eine Gitarre der Lakewood Natural Serie auf dem Schoß und fand sie ganz nett anzuhören. Sind diese Instrumente vielleicht doch irgendwie behandelt, so dass der oben beschriebene Effekt ausbleibt?
Die Gitarren der Natural Serie sind auch lackiert: offenporig seidenmatt
mbern hat geschrieben:Und ihr meint, Gitarren, die außen lackiert und innen unlackiert sind, reagieren wie völlig unlackiert?
Mach dir doch einfach klar, was da überhaupt passiert:

Das Holz deine Gitarre hat innen eine gewisse Feuchtigkeit. Wenn in deinen Räum konstant 50% Luftfeuchtigkeit sind, darfst du davon ausgehen, dass das auch für die Gitarre gilt.
Jetzt bringst du die Gitarre in eine Raum in dem meinetwegen 70% sind, was schon recht viel ist.
Dann herrscht ein Gefälle in der Feuchtigkeit im Holz im Vergleich zu außen. Aufgrund der Entropie, Stichwort Braunsche Molekularbewegung, findet aber ständig ein Austausch statt, der dafür sorgt, dass sich die Feuchtigkeit ausgleicht.
Bei Gasen und Flüssigkeiten geht das recht zügig, je nach Viskosität, bei festen Körpern (wie Holz) ist folgendes besonders:
Der Austausch kann nur über die Oberfläche stattfinden. Je mehr Oberfläche, desto schneller geht der Austausch.
Natürlich spielt auch die Art der Oberfläche eine Rolle, und hier kommt der Lack ins Spiel. Denn der versiegelt im Optimalfall die Gitarre ja nicht völlig. Schellack zum Beispiel reagiert durchaus stark auf Feuchtigkeit, und löst sch dann an. Deswegen spielen auch einige Leute da mit Schutztücher, oder langen Ärmeln, damit der Schweiß nicht den Schellack ablöst.

Es kommt also zum einen auf die Art des Lackes an, natürlich dessen Dicke, dann wieviel der Lack von der Oberfläche bedeckt, die Struktur der Oberfläche (bei offenporiger Lackierung ist eben auch wesentlich mehr Oberfläche da), dann auf das Gefälle der Feuchtigkeiten (30% zu 90% wird größere Veränderungen bringen als 50% zu 55%), auf die Raumtemperatur (hat Einfluss auf die Braunsche Molekularbewegung), auf die Art des Holzes, dessen Dicke, dessen Dichte etcetc.

Also ziemlich viele Faktoren.
Insgesamt ist der Austausch an Feuchte aber ein eher langsamer Vorgang.

Wenn du nen Eimer Wasser in den Raum stellst, vaporisiert der ja auch nicht innerhalb weniger Stunden, und da ist das Gefälle eben die Luftfeuchtigkeit im Raum, also vllt 50% Durschnitt zu 100% im Wasser.

Es ist dann eben eine Frage wieviel Wasser die Gitarre aufnehmen muss, um den Klang zu verändern. Das kommt aber immer auf die Gitarre an. Siehe oben genannte Faktoren.
Thirty Strings

Beitrag von Thirty Strings »

Hochwertige Konzertgitarren sind mit Schellack behandelt. Dadurch ist deren Feuchtigkeitsaufnahme so gut wie nicht behindert. Dass sich in Räumen, die mit Personen gefüllt sind, aufgrund der Luftfeuchtigkeit leider ziemlich rasch klangliche Einbussen ergeben, das kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Bei meinen Steelstrings ist dies bei weitem nicht so markant, aber ich glaube dass dies weniger an deren Nitro-Lackierung liegt als eben an der Besaitung.
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Interessante Vermutung.

Wie kommst du auf die Besaitung?
Die Saiten nehmen ja eigentlich keine Feuchtigkeit auf...
Thirty Strings

Beitrag von Thirty Strings »

Stahlsaiten klingen a priori klarer und heller und durch die ungleich höhere Saitenspannung bedingt ist auch der Output stärker. Ich schrieb ja auch, dass sich der Einfluss steigender Luftfeuchtigkeit nicht so stark bei Steelstrings auswirkt wie bei einer Konzertgitarre und nicht, dass es gar keinen Einfluss gäbe.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

@thirty strings

ich muss dich in deiner meinung und erfahrung bestätigen. und auch das die klimatischen auswirkungen auf den klang der saiten und stimmstabilität einfluss hat.

die lautstärke nehme ich etwas anders wahr. vielleicht ist es aber der tatsache geschultet, das ich flamencas spiele.

zumindest mit den fingern gespielt erscheinen mir die nylons lauter und leichter ansprechend. mit picks oder flatpicks gespielt erreichen aber die nylons nicht mehr den output der steelstrings (macht man ja eigentlich auch nicht), aber hier gilt durch höheren input erst der höhere output, da merkt man das stahlsaiten eine größere anschlagskraft vertragen und auch benötigen.
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Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
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mbern
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Beitrag von mbern »

Danke,
mein erster Fehler war also schon zu glauben, die Naturals wären nicht lackiert.
Bei den Klangeinbußen durch hohe Luftfeuchtigkeit in Konzertsälen gibt es aber unterschiedliche Meinungen.
Übrigens @Herigo, mir geht es auch so, dass ich jedesmal zucke wenn ich lese, Konzertgitarren wären leiser als Western. Meine Zeder-Nylon ist deutlich lauter und voller als meine 000.
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