Tabulaturen oder Noten

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stringbound
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Re: Tabulaturen oder Noten

Beitrag von stringbound »

Thirty Strings hat geschrieben:Warum sind eigentlich Tabs so populär? Was sind die Vorteile? Ich persönlich kann damit nämlich so gut wie nichts anfangen. Ich kann sie lesen, aber danach ein Stück (vom Blatt) zu spielen ist für mich unmöglich. Mit Noten bin ich "groß geworden", die lese ich und höre dabei die Musik im Kopf und ich kann unendlich viel gleich mal so vom Blatt weg spielen.
Ich bin sehr auf Antworten gespannt.
Sobald man ein Saiteninstrument in offenen und alternativen Stimmungen spielt sind Tabulaturen sehr sinnvoll

Die Tabulatur ist eine Art Musik aufzuschreiben, die bei uns im Abendland seit dem 14 Jhd. eingesetzt wird.
Meist bei Instrumenten, die verschiedene Stimmungen nutzen und polyphon spielbar sind.
Auch für polyphone Instrumente wie Orgeln und Harfen waren zuerst Tabulaturen üblich.

Bei der Notenschrift wurden anfangs nur zwei Notenlinien verwendet, um einfache Melodien festzuhalten.
Die Verwendung der Notenschrift für das Aufschreiben polyphoner Musik kam erst nach und nach, durch das Hinzufügen weiterer Notenlieninen, und hat die Tabulatur, als Schrift für polyphone Instrumente, mit der Zeit abgelöst.

Ein Vorteil der Notenschrift ist, dass es ein übergreifendes System für alle Instrumente darstellt, das von jedem Musiker im Ensemble gelesen werden kann.
Der Nachteil ist, dass sie nicht auf die speziellen Möglichkeiten eines Instruments eingehen kann.
stringbound
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Beitrag von stringbound »

threiter hat geschrieben:für gitarre geschriebene "herkömmliche" noten sind hinsichtlich informationsgehalt vollständig und daher der tabulatur überlegen, da sie gitarrentypische informationen hinsichtlich linker und rechter hand sowie bundlage standardmässig enthalten.
Diese Aussage ist falsch.
Standardmässig ist in der Notenschrift, abgesehen von Angaben zu Höhe und Dauer der erklingenden Töne, für Gitarristen nichts enthalten.
Alle spezifischen Informationen für den Gitarristen sind in Form von Sonderzeichen festgehalten.
Die Sonderzeichen stellen den Versuch dar, die Komplexität der Tabulatur (für ein Saiteninstrument) auf die Notenschrift zu übertragen.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

bin wie stringbound absolut pro tabulatur, noten hätte ich in der zwischenzeit lernen können, bei guten tabs stehen die ja oben drüber, bei sehr guten tabs braucht man die aber kaum.
noten allein helfen/halfen mir nicht weiter, gerade wenn man mal den stil von bekannten gitarristen studieren will.
schon beim erlernen der gitarre sind tabs eine riesige hilfe, da bringen noten nicht viel. ein c1 ist auf dem klavier ein c1 das nur einmal vorkommt, bei einer gitarre kommt ein gleiches e auf dem 12 bund der E-saite, dem 7 bund der A-saite und dem 2 bund der D-saite vor. die note sagt darüber nichts, die tabulatur schon, wir wissen wie verschieden der klang sein kann.
außerdem ist die gitarre eine oktave höher notiert als sie klingt. zu dem erlernt man durch die tabulatur viel schneller "die richtigen" fingersätze. fehlen sonderangaben sucht man allein deshalb mit noten unnötig auf dem griffbrett herum, klar routine bekommt irgendwann jeder, aber warum so umständlich?
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

berndwe hat geschrieben:
Pida hat geschrieben: Ohne Notenkenntnisse wäre ich regelmäßig aufgeschmissen.
Genau - sobald man sich nicht nur mit Gitarrenmusik beschäftigt, versagt die Tabulatur. Man ist dann ohne Notenkenntnisse gewissermaßen Analphabet.
ja bernd das stimmt, genau genommen ist man das aber auch in china wenn man zeitung lesen will, selbst wenn man studierter germanist ist und sogar einen doktortitel hat.
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Remarc
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Beitrag von Remarc »

Hallo zusammen,

um meine Ausführungen einmal zu verdeutlichen:

Bild

Es handelt sich hier um einen Auszug aus dem Printmedium zu einem Video (Thema wird gerade an anderer Stelle hier im Forum besprochen), an dem ich gerade arbeite.

Auch ein Nicht-Notenleser hat hier alle erforderlichen Informationen zur Hand; inclusive exakter Rhythmik, Fingersätzen für beide Hände und harmonischen Zusammenhängen.

Nach wie vor ist aber, bis auf den Schlussakkord, nicht erkennbar, wie lange die mit dem Daumen gespielten Noten zu klingen haben.

Liebe Grüße
Remarc
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Genau aus diesem Grund versuche ich Noten und Tabs zusammen immer zu finden,und das findet man ja auch fast immer.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Remarc hat geschrieben:Nach wie vor ist aber, bis auf den Schlussakkord, nicht erkennbar, wie lange die mit dem Daumen gespielten Noten zu klingen haben.
Ja mei, so lang´s halt gefällt ... :roll: :wink:
Gast

Beitrag von Gast »

stringbound hat geschrieben:
threiter hat geschrieben:für gitarre geschriebene "herkömmliche" noten sind hinsichtlich informationsgehalt vollständig
Diese Aussage ist falsch.
hallo,
schreib ich denn so undeutlich? ich betone mal:
!!!FÜR GITARRE!!! geschriebene noten sind hinsichtlich informationsgehalt vollständig.

das war während meines jahrelangen gitarrenunterrichtes so und das ist auch in sämtlicher gitarrennotenliteratur die ich gerade herumliegen habe so.
Da fehlt absolut gar nichts an info!
was allerdings sein kann ist, dass mit höherem schwierigkeitsgrad manche info zwar formal fehlt; hier wird dann aber davon ausgegangen dass es der spieler aufgrund seiner fähigkeit richtig erfasst.

und über im internet frei kursierende noten reden wir nicht, ok? , denn da gilt die gleiche argumentation wie bei (schlechten) tabs.

die argumentation mit den alternativen stimmungen wurde inzwischen mehrfach vorgebracht.
dazu kann ich nur sagen, dass dies für die *gängigen* stimmungen für uns notenleser kein nennenswertes problem darstellt.
das tolle am notenlesen ist ja, dass man per auge unmittelbar die harmonien erfasst und nicht nur einen zwischenschritt für ein bestimmtes instrument mit ganz bestimmter stimmung.
das erfordert natürlich übung, zahlt sich aber mehrfach aus.

das sich-nicht-lösen-können von tabs kann man insgesamt auffassen als grundlegendes anfängerproblem, das sich allerdings fast bis zur professionalität beibehalten lässt.

TR
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Ich finde, dass beides seine Vor- und Nachteile hat.

Den größten Nachteil von Tabs hat jafko schon angesprochen: das was man so frei verfügbar im Netz findet ist zu 90% eher Schrott. Sowohl von der Notation, als leider auch oft im Inhalt.

Aber wenn man mal die Optimalfälle vergleicht, kommt man oft auf ein ähnliches Ergebnis:
Man kann in beiden Fällen sowohl Tonhöhe, Fingersatz, Position auf dem Griffbrett (in Noten gibt es da kleine Kreise mit Zahlen für die Saiten), Rhythmus etc notieren, nur eben auf verschiedene Arten, und es ist verschieden übersichtlich.

Vorteile von Noten sehe ich diese:
- Der Melodieverlauf ist viel schneller ersichtlich. Man sieht eigentlich sofort was die Melodie ist, selbst bei komplexen mehrstimmigen Stücken.
- Harmonien sind oft auch einfacher zu erkennen
- ich persönlich find es aufgeräumter. Tabs nehmen irgendwie deutlich mehr Platz weg, und werden schnell unübersichtlich. Grad wenn man noch Rhythmus und Fingersätze etc dranschreibt
- Austausch mit einigen anderen Instrumenten ist sehr einfach (doof wird's z.b., wenn man mit Bläsern in Eb zusammenspielt..)

Vorteile von Tabulator:
- Griffbrettposition ist schneller erfassbar
- Stimmung ega
- Man kann auch ohne jegliches Wissen um Töne oder Harmonien eine Melodie spielen
l

Letzteres ist aber eher so ein kurzfristiger Vorteil. Man sollte auf jeden Fall die Töne auf dem Griffbrett kennen, sonst ist man echt extrem eingeschränkt, grade was das Zusammenspiel mit anderen angeht.
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Pida
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Beitrag von Pida »

Herigo hat geschrieben:genau genommen ist man [Analphabet] aber auch in china wenn man zeitung lesen will, selbst wenn man studierter germanist ist und sogar einen doktortitel hat.
Richtig, allerdings (i) kommem Gitarristen häufiger mit Noten in Berührung als Germanisten nach China und (ii) brauchen zwar Musiker gelegentlich Noten zum Musizieren, Germanisten aber keine chinesischen Zeitungen für ihre Arbeit.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Pida hat geschrieben:
Herigo hat geschrieben:genau genommen ist man [Analphabet] aber auch in china wenn man zeitung lesen will, selbst wenn man studierter germanist ist und sogar einen doktortitel hat.
Richtig, allerdings (i) kommem Gitarristen häufiger mit Noten in Berührung als Germanisten nach China und (ii) brauchen zwar Musiker gelegentlich Noten zum Musizieren, Germanisten aber keine chinesischen Zeitungen für ihre Arbeit.
umgekehrt könnte man auch wieder sagen, hätte ein Dr. der germanistik ähnliche fähigkeiten wie ein gitarrist könnte er wenigstens etwas aus der chinesischen zeitung entziffern. :lol:
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

threiter hat geschrieben:hallo,
schreib ich denn so undeutlich? ich betone mal:
!!!FÜR GITARRE!!! geschriebene noten sind hinsichtlich informationsgehalt vollständig.

das war während meines jahrelangen gitarrenunterrichtes so und das ist auch in sämtlicher gitarrennotenliteratur die ich gerade herumliegen habe so.
Da fehlt absolut gar nichts an info!
was allerdings sein kann ist, dass mit höherem schwierigkeitsgrad manche info zwar formal fehlt; hier wird dann aber davon ausgegangen dass es der spieler aufgrund seiner fähigkeit richtig erfasst.
Wie du selber schon festgestellt hast: ein ausgebildeter Gitarrist wird einen großen Teil der für Anfänger und Mittelstufe angegebenen Informationen nicht mehr benötigen.
Vieles erschliesst dem Fortgeschrittenem sich aus dem Notenbild und zusätzliche Informationen werden nur noch da verwendet, wo sie unabdingbar scheinen.
Einer der Vorteile der Notation ist daher auch die Freiheit des Erarbeitens eigener Fingersätze, was bei einer Tabulatur sehr schwierig ist.

Ich empfehle, einen Blick in das "Pat Metheny Songbook", ein Buch für Gitarre.
Ein Buch nur mit Noten, lediglich Akkordbezeichnungen werden zur Unterstützung oberhalb des Notensatzes verwendet.
Dieses Buch gehört in die Kategorie Bücher, welche sich an Gitarristen wenden, die solche Informationen nicht mehr brauchen.

Damit du mich nicht als Idiot abstempelst, ich arbeite im Musikalienhandel in der Abteilung für Noten und denke, dass ich genügend Notensätze für Gitarre gesehen habe, um zu wissen, was ich hier schreibe.
Viele, wenn nicht sogar die meisten, der Gitarrennoten, die ich zu sehen bekomme, sind vom Informationsgehalt alles Andere als vollständig.
threiter hat geschrieben:das sich-nicht-lösen-können von tabs kann man insgesamt auffassen als grundlegendes anfängerproblem, das sich allerdings fast bis zur professionalität beibehalten lässt.
Ich finde es spielt keine Rolle, welches der Systeme man bevorzugt, aber ich finde es arrogant eins der Systeme als das Schlechter anzusehen und auf den der es benutzt herabzusehen.

Im Grunde genommen geht es immer nur darum, Musik für den Menschen unabhängig von Raum und Zeit, zugänglich und reproduzierbar zu machen.
Es hat vor der Verwendung von Noten und Tabulatur Musik gegeben, den Musik ist auf beides nicht angewiesen.
Umgekehrt sieht es etwas anders aus...
Zuletzt geändert von stringbound am Do Sep 15, 2011 9:30 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Orange
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Beitrag von Orange »

Frage: "Tabulaturen oder Noten ?"

Meine Antwort: "Akkorde !" :mrgreen:
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Kaindee hat geschrieben:Frage: "Tabulaturen oder Noten ?"

Meine Antwort: "Akkorde !" :mrgreen:
Und, wie schreibst du den Anschlag auf?
Als Tabulatur, oder als Notensatz? :roll:
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Ich schätze mal so wie ich,garnicht^^ :P ich merke mir sowas im Kopf,oder versuche es zumindestens.
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