Tabulaturen oder Noten

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Kann mir mal jemand erklären, wie man Anhand eines Videos Rückschlüsse auf die Qualität der vom Spieler verwendeten Noten/Tabs schließen kann?

Ich glaub bei keinem der Videos stand bei, auf welche Art es eingeübt wurde.
Man kann jetzt alles mögliche spekulieren von wegen "er spielt abgehackt, weil es so in den Tabs stand", aber das kann dermaßen weit hergeholt sein.. keiner kann es beweisen oder nachvollziehen.

Wenn ich mir den Typen aus dem Video angucke, (http://www.youtube.com/watch?v=y5t-vi_E2Ok ) dann würd ich spontan sagen: Er hat an manchen Stellen Probleme mit dem Tempo, er hat auch Probleme mit Temposchwankungen, aber generell hab ich eher das Gefühl, dass er sich da durchaus Gedanken gemacht hat.
Das "abgehackte Spiel" macht er meiner Meinung nach aus Absicht. Er dämpft da sehr viel mit Rechts und Links und das Arrangement ist sehr darauf ausgelegt leere Saiten zu vermeiden.

Aber vllt hab ich auch einfach keine Ahnung.. ich erkenn ja auch nicht, ob er das nach Gehör, nach Tabs oder nach Noten gelernt hat..

Gut find ich persönlich auch solche Aussagen wie "hier ist's richtig gespielt", im Zusammenhang mit Bluesmusik.
Die ursprünglichen Bluesr waren vmtl froh, wenn ihre Gitarren überhaupt 6 Saiten hatten und halbwegs ne saubere Stimmung (die auch oft nicht heutige Standardstimmung war) hinbekamen.
Jetzt davon zu sprechen das Abgehackte wäre "richtig" oder "nicht richtig" finde ich persönlich doch etwas fragwürdig.

Interessant finde ich hingegen die Frage "wo beginnt Interpretation und bis wohin ist es nur einem Griffmuster geschuldet?"
Dazu ein kleines Zitat von threiter: "denn er interpretiert ja wirklich, und hangelt sich nicht nur an seinem schlechten griffmuster entlang.
vereinfacht: der kann das stück. dass die basslinie vereinfacht ist, ist bestandteil seiner Interpretation."

Wo ziehst du da konkret die Grenze?
Für mich sind Griffmuster Teil der Interpretation und andersrum. Eine Interpretation kann einem Griffmuster geschuldet sein, wenn ich technisch nicht in der Lage bin das anders zu spielen. Ebenso kann ein Griffmuster einer Interpretation geschuldet sein, wenn ich z.B. bestimmte Töne liegen lassen will.
Deswegen ist Interpretation manchmal durchaus Frage des technischen Könnens. Da dann letztlich den perfekten Mittelweg zu finden ist halt schwierig.

Ansonsten würde ich auch gerne mal eine Version von dir (threiter) hören, am besten mit Erklärung wieso deine Interpretation die einzig Wahre ist und alle anderen nicht ;-)
Gast

Beitrag von Gast »

bookwood hat geschrieben:Mensch TR, Du hast offenbar noch nicht gerafft, dass der Gitarrist im Video mit der Sängerin
Joe "stringbound" himself ist (...)


hallo,
woher soll ich das denn wissen?
ich finde es übrigens unfair, über sowas länger im unklaren gelassen zu werden bzw. nachträglich versteckte andeutungen zu finden, die mir jetzt erst klar werden.
danke dass du dich überwunden hast, mich aufzuklären.

ich hab mir aus diesem anlass mal auf youtube eine halbe stunde lang stringbound reingezogen.
da aufgrund des mississippi blues meine erwartungen nicht besonders hoch waren, wurde ich umso mehr überrascht, hier einen versierten leidenschaftlichen gitarristen/musiker vorzufinden.
ich nehme meine äusserung betreff "der andere ist um klassen besser" mit gutem gewissen zurück.

meine (schlechte) einschätzung der grossman tabs muss ich wohl auch revidieren, denn mir ist eines klar geworden:
stringbound hat bezüglich blues enormes verbesserungspotential.
es gut so, dass das mississippi-blues video nur für eingeweihte per direktlink aufrufbar ist. (übrigens ist das arrangement gitarre-gesang auch nicht toll, denn die beiden kommen sich ständig ins gehege).

TR
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

threiter hat geschrieben:meine (schlechte) einschätzung der grossman tabs muss ich wohl auch revidieren, denn mir ist eines klar geworden:
stringbound hat bezüglich blues enormes verbesserungspotential.
es ist gut so, dass das mississippi-blues video nur für eingeweihte per direktlink aufrufbar ist. (übrigens ist das arrangement gitarre-gesang auch nicht toll, denn die beiden kommen sich ständig ins gehege).
TR
ich muss jetzt doch mal fragen ob es dir wegen des hier überwiegend vorherrschenden diletantismus nicht dauernd schlecht wird, ich würde mich mit menschen unter meinem niveau nicht abgeben.

übrigens ist die kopfplatte deiner 7 string alles andere als ergonomisch. ich wollte da nicht die mittlere saite in die enge rein frimmeln müssen. na ja ob fehlkonstruktion oder nicht, hauptsache eine saite mehr als der durchschnitt.

gut finde ich, dass du mich jetzt wenigstens nicht wegen meiner eigenart klein zu schreiben anpflaumen kannst. außerdem, habe ich sogar noch 5 saiten mehr als du. :lol:

8)
Salud a Familia
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Hallo threiter,

um nochmal klar zu sagen, warum ich das von dir gewaehlte Beispiel fuer schlechte Tabulatur, bzw einem schlechten Spieler, fuer ungluecklich halte:

Eine exakte Notation fuer ein Bluesstueck waere naehzu der Tod dieser Musik. Der Blues wird interpretiert und nicht Note fuer Note nachgsepielt. Der Blues ist eine tradierte Musik. Leute wie Grossman haben durch Zuhoehren und Zuschauen (z.B. bei G. Davis) gelernt, von Musikern, die weder Tabs noch Noten lesen oder schreiben konnten und das auch nicht brauchten. Gerade von Davis sagt man, dass er ein Stueck nie auf dieselbe Art wiederholte.

Grossmans Tabulaturen erfuellen voll und ganz den von ihm angedachten Zweck: Eine Orientierung zu geben, wie man ein Stueck spielen kann. Er will kein stumpfes Nachspielen, das umso besser ist, je naeher man sich an das Taulaturmaterial haelt. Das waere eine Reduktion auf eine reine Fleissaufgabe. Er verlangt Mitdenken und auch ein Reinfuehlen in die Musik. Das bekommt man vor allem durch Zuhoehren und weniger durch Mitlesen. Daher sind bei seinem Audiokursen (die ich besser als seine Videos finde), bestehend aus 3 Kassetten (heute wohl mit CDs) und einem duennen Heft, zwischen 3 und 5 Stunden Stunden Audiomaterial dabei, waehrend die Tabulaturhefte haeufig nur einige Seiten hatten.

Ich personelich habe daraus gelernt, mehr als wenn ich perfekt ausnotierte Bluesstuecke (wie bereits geschrieben, ein Widerspruch in sich) vor mir gehabt haette.

Joe

edit: tbreiter schnell in threiter geaendert :wink:
Zuletzt geändert von tired-joe am Mi Sep 21, 2011 10:47 am, insgesamt 1-mal geändert.
---
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Ralle
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Beitrag von Ralle »

tired-joe hat geschrieben:Hallo tbreiter,

um nochmal klar zu sagen, warum ich das von dir gewaehlte Beispiel fuer schlechte Tabulatur, bzw einem schlechten Spieler, fuer ungluecklich halte:

Eine exakte Notation fuer ein Bluesstueck waere naehzu der Tod dieser Musik. Der Blues wird interpretiert und nicht Note fuer Note nachgsepielt. Der Blues ist eine tradierte Musik. Leute wie Grossman haben durch Zuhoehren und Zuschauen (z.B. bei G. Davis) gelernt, von Musikern, die weder Tabs noch Noten lesen oder schreiben konnten und das auch nicht brauchten. Gerade von Davis sagt man, dass er ein Stueck nie auf dieselbe Art wiederholte.

..snip
Er verlangt Mitdenken und auch ein Reinfuehlen in die Musik. Das bekommt man vor allem durch Zuhoehren und weniger durch Mitlesen.

Joe

danke dir, Joe

ich hatte schon fast befürchtet mein Verhälnis zum Blues sei gestört.
Wenn mir jemand erzählen würde "Hör mal, den Blues xyz spielst du aber nicht richtig, der geht so und so und da und da sind die Pausen länger, und wo überhaupt kommen die schrägen Noten ab min 1:30 her ......." , mann aber ehrlich ....

liebe Grüsse
Ralle
Gast

Beitrag von Gast »

Tripple xXx hat geschrieben:Genau,und deswegen ist es auch mein Ziel das [noten lesen] die naeshsten Jahre zu lernen.


hallo,
das gilt auch für pappenheim:

so schwer ist das gar nicht. wer schon ein instrument spielen kann, der kann auch schnell noten lernen. innerhalb weniger wochen sollte es soweit "klick" gemacht haben, dass man freiwillig weiter dran bleibt.
nehmt einfach mal stücke in *standardstimmung* her die ihr schon könnt, und spielt die langsam note für note, bzw. griff für griff.
was die # und b bedeuten und wie der quintenzirkel funktioniert, kann man sich nebenher anlesen/erklären lassen. das meiste vom rest geht intuitiv.
(wie gesagt: vorausgesetzt man kann schon ein instrument)
irgendwann macht es den grossen "klick", wo einem bewusst wird, dass noten nix anderes sind als visualisierte tonaufnahmen.

wenn ihr euch dafür jahre zeit nehmt, dann wird das eher nichts.
also: dran bleiben.

TR
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Ich konnte vor gut 2-3 Jahren sehr sehr gut Noten lesen,hab dann nur trauriger weise 1 Jahr Gitarren Pause gemacht,und alles verlernt,aber die Grundstrucktur is noch da,aber mir reichen aktuell Tabs vollkommen aus.
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ripean
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Was geht denn hier ab...

Beitrag von ripean »

Du meine Güte,
hier geht’s ja knallhart zur Sache..

selbst ernannte Schlaumeier und Besserwisser lassens nur so krachen
und zeigen oft recht humorlos, der blassen, noten-UN-kundigen Gemeinde,
wie Fremdwörter richtig geschrieben werden und wo der Notenschlüssel hängt ; -)

… bei dieser starren Ernsthaftigkeit wird mir arg kalt ums bluesige Herz...

ganz bescheiden grüßt
Richard
OK, search for Jazzbox is over.
Now search for cash begin.
stringbound
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Beitrag von stringbound »

bookwood hat geschrieben:Mensch TR, Du hast offenbar noch nicht gerafft, dass der Gitarrist im Video mit der Sängerin
Joe "stringbound" himself ist und Ihr jetzt eine Diskussion mit persönlicher Betroffenheit führt... :idea: :roll:
Das ist irrelevant.
Musik ist immer eine Sache des Geschmacks und dass ich nicht zu den guten Gitarristen dieses Forums gehöre ist mir bewusst.
Da ich als Freizeitmusiker nur zu meinem Vergnügen spiele, ist das auch nicht zu erwarten.

Ich fand es einfach nicht richtig den Bezug zu ändern und da habe ich mir erlaubt meinen Unmut zu äußern.
Das ist, denke ich, legitim.
Gast

Beitrag von Gast »

stringbound hat geschrieben: (...)
dass ich nicht zu den guten Gitarristen dieses Forums gehöre ist mir bewusst.


ich muss dir schon wieder widersprechen.
hört das denn nie auf?

TR
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Manati
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Beitrag von Manati »

stringbound hat geschrieben: dass ich nicht zu den guten Gitarristen dieses Forums gehöre ist mir bewusst.
Entweder ist das ein "fishing for compliments" (was ich nicht glaube, weil es nicht zu dir passt) oder deine Wahrnehmung ist, öhm, verschoben. Das wiederum könnte durchaus passen.

Ohne dir Honig um den Bart schmieren zu wollen: Du gehörst definitiv zu den besten Gitarristen, die ich in diesem Forum kennengelernt habe.
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
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Gast

Beitrag von Gast »

Herigo hat geschrieben: ich würde mich mit menschen unter meinem niveau nicht abgeben.

gut finde ich, dass du mich jetzt (...) nicht anpflaumen kannst. außerdem, habe ich sogar noch 5 saiten mehr als du.

übrigens ist die kopfplatte deiner 7 string alles andere als ergonomisch. ich wollte da nicht die mittlere saite in die enge rein frimmeln müssen. na ja ob fehlkonstruktion oder nicht, hauptsache eine saite mehr als der durchschnitt.
zurück zur sachebene:

die ergonomie unterscheidet sich von einer 6-saitigen so gut wie gar nicht. die schatten im bild täuschen.
nachteile einer 7-saitigen sind: a) man kann mit dem daumen schlechter greifen, b) das durchstrummen aller saiten ist eingeschränkt, bzw. man muss die 7. saite dämpfen.
die vorteile überwiegen aber ab einem gewissen grad des fortschritts bei weitem!
das interpretationsspektrum wird grösser, gerade bei alternativstimmungen tun sich richtige welten auf. ausserdem wird der klang etwas besser, man kann die 7. saite ja auch als bordunsaite verwenden. ferner lässt sich diese gitarre durch blosses umstimmen der 3. saite um einen halbton von einer standardgitarre +zusätzlicher bassaite in eine baritongitarre +zusätzlicher hoher e-saite verwandeln. das sind -mit oben genannten einschränkungen- 2 grundverschiedene vollwertige gitarren in einer. und durch die 68er mensur klingt sie in beiden varianten richtig gut. der hals ist -wenn man mit 6 saiten spielt- vom gefühl her kaum zu unterscheiden von einer 6-saitigen.
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berndwe
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Beitrag von berndwe »

stringbound hat geschrieben:dass ich nicht zu den guten Gitarristen dieses Forums gehöre ist mir bewusst.


Du gehörst zu den richtig Guten - auch außerhalb des Forums.

Ich will gar nicht von Spieltechnik reden - es hört sich bei Dir immer nach Musik an. Das bringen manchmal auch technisch sehr gute Gitarristen nicht.
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Manati hat geschrieben:
stringbound hat geschrieben: dass ich nicht zu den guten Gitarristen dieses Forums gehöre ist mir bewusst.
Entweder ist das ein "fishing for compliments" (was ich nicht glaube, weil es lsnicht zu dir passt) oder deine Wahrnehmung ist, öhm, verschoben. Das wiederum könnte durchaus passen.
Vielleicht hast du recht, als Autist ist meine Wahrnehmung verschoben.
Außerdem bringe ich mir Fingerstyle-Gitarre mit DVDs selber bei, habe also niemand, der meine Fortschritte beurteilt.
Da ich als Autist privat sehr zurückgezogen lebe, habe ich auch keinerlei Austausch mit anderen Menschen, abgesehen von der beruflichen und virtuellen Ebene.

Allerdings scheine ich dafür, dass ich mich erst seit ein paar Jahren mit Fingerstyle beschäftige, ganz gut zu sein.
Zuletzt geändert von stringbound am So Sep 25, 2011 7:42 am, insgesamt 1-mal geändert.
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Manati
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Beitrag von Manati »

stringbound hat geschrieben: Allerdings scheine ich dafür, dass ich mich erst seit ein paar Jahren mit Fingerstyle beschäftige, ganz gut zu sein.
Ich kann dir versichern, dass das ohne Wenn und Aber zutrifft, du spielst hervorragend. Und die Sache mit dem Autismus ist mir klar.
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